Ein Strudel an bunten Emotionen
No Longer Lost - Mulberry MansionDie Mulberry Mansion steht vor einem großen Problem: Die Fördergelder für das Projekt, bei dem acht Studierende die Villa renovieren müssen und gleichzeitig darin wohnen dürfen, sind drastisch gekürzt ...
Die Mulberry Mansion steht vor einem großen Problem: Die Fördergelder für das Projekt, bei dem acht Studierende die Villa renovieren müssen und gleichzeitig darin wohnen dürfen, sind drastisch gekürzt worden. Um nichts unversucht zu lassen, soll May ihren Kommilitonen Wes bitten, ein gutes Wort für die Mulberry Mansion bei seiner Mutter einzulegen, die über die Verteilung der Gelder bestimmt. Der schlägt ihr jedoch einen Deal vor: Er kommt der Bitte nach – wenn May ihm bei einem Psychologieexperiment hilft. Doch nach und nach handelt es sich bei ihrer Zusammenarbeit nicht mehr nur um einen Deal und einen wissenschaftlichen Versuch…
Das Cover von No longer lost mag ich. Der pastellgelbe Farbton ist ein echter Blickfang im heimischen Bücherregal und hebt sich von anderen Büchern deutlich ab. Wie auch schon bei Teil eins der Reihe, No longer yours, sind Maulbeeren dezent in das Design mit eingeflossen, was sich bisher wie ein roter Faden durch die Geschichten zieht. Mir gefällt das Cover also, mehr aber auch nicht.
May und Wes könnten auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein. May ist eine Bewohnende der Mulberry Mansion (ist euch im Übrigen die genderneutrale Bezeichnung „Mitbewohnende“ im Roman aufgefallen? Großartig!) und studiert Psychologie. Sie lebt von außen betrachtet in ihrer eigenen Welt und kann als „gute Seele“ bezeichnet werden – doch dafür gibt sie sich oft selbst auf und stellt ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche in den Hintergrund. Wes hingegen ist privilegiert, aus einer angesehenen und reichen Familie und wird dementsprechend auf dem Campus mit Ehrfurcht behandelt. Oberflächlich entspricht er dem Bild der arroganten und herablassenden Oberschicht, doch hinter der kalten Fassade beschäftigt ihn eine ungemein große und tiefe Gefühlswelt.
Das Kennenlernen und die Entwicklung von May und Wes mag ich sehr. Die anfängliche Abneigung ist vor allem durch May spür- und greifbar sowie auch nachvollziehbar. Doch während ihrer vielen Treffen, die das Psychologieexperiment mit sich bringt, lernen sich die beiden auf ganz neuen Ebenen und in ungeahnten Tiefen kennen. Als Leser wird man in einen Strudel aus Emotionen mitgerissen. Man ist nicht nur Außenstehender, sondern verliebt sich als May in Wes und als Wes in May – nicht auch zuletzt durch die bunten und intensiven Gefühlsbeschreibungen, die einen in den abwechselnden Sichtweisen in den Kapiteln verzaubern.
Dabei ist Merits Schreibstil etwas ganz Besonderes für mich. Durch ihn lese ich nicht nur stumpf die Dialoge zwischen May und Wes und lerne ihre Gedanken kennen, sondern durch die einfühlsamen und poetischen Beschreibungen fühle ich alles mit.
No longer lost bringt für mich alles, was einen großartigen New-Adult-Roman ausmacht: Das fabelhafte und träumerische Setting in der Mulberry Mansion – die diesmal leider nicht denselben Raum bekommt wie in Teil eins –, die großen Gefühle, glaubhafte Entwicklungen der Charaktere (bei Wes bemerkbarer als bei May, meine ich), Konflikte, die natürlich wirken, und ein Schreibstil, der nicht nur 0815, sondern für New Adult schon fast next level ist.
Ein Highlight für mich? Absolut!