Toller Erfahrungsbericht aber schlechte Informationsquelle
Die AutistinnenGut fand ich hier die Erfahrungsberichte der Autorin und anderer Frauen und die Geschichte der Autismus-Forschung. Man hört ganz verschiedene Lebensgeschichten und sieht, wie unterschiedlich Autismus sich ...
Gut fand ich hier die Erfahrungsberichte der Autorin und anderer Frauen und die Geschichte der Autismus-Forschung. Man hört ganz verschiedene Lebensgeschichten und sieht, wie unterschiedlich Autismus sich ausprägen kann. Allerdings geht es hier ausschließlich um hochfunktionalen Autismus, der erst spät erkannt wurde. Ich hätte mir zum besseren Veständnis wenigstens einmal den Abgleich mit anderen Autismusformen gewünscht, um den Unterschied deutlich zu machen. Ansonsten fand ich auch den Hintergrund zur Forschung spannend, wie es dazu kam, dass weiblicher Autismus regelrecht unter den Tisch gefallen ist.
Ansonsten hat mich das Buch leider sehr wütend gemacht! Hier werden wilde Spekulationen als Fakten verkauft und leider werden viele Leser*innen das nicht erkennen können. Völlig unwissenschaftlich, katastrophal an den Haaren herbeigezogen zum Teil. Ausgesetzte Kinder in früheren Jahrhunderten? Alle Autisten! Motive von arbeitenden Menschen in der französischen Kunst des 18. Jahrhunderts? Alle Autisten! Ein Mönch auf einem Wandfresko mit etwas größerem Zehenabstand? Auch Autist! Dazu dichtet die Autorin auch diversen bekannten Persönlichkeiten Autismus an, entweder ganz ohne alternative Erklärungen zu berücksichtigen, oder sie sagt ganz einfach: Es gibt auch diese andere Theorie, aber die Leute haben einfach keine Ahnung! ICH weiß, dass diese Person in Wahrheit Autismus hatte! Finde ich extrem schwierig. Niemand kann posthum eine Diagnose für irgendwas stellen. Nicht einmal bei Personen, zu denen es viele Zeitzeugenberichte gibt. Und ganz im Ernst: Lewis Caroll? Gibt es eigentlich noch irgendeine psychische oder psychiatrische Diagnose, die ihm noch nicht zugeschrieben wurde? Was der nicht alles gehabt haben soll, jetzt also auch noch Autismus... Weil er seinen Tee gerne eine bestimmte Zeit lang ziehen ließ. Oh ja, SEHR ungewöhnlich für einen BRITEN. Ich höre jetzt auf. Man merkt, ich war wütend. Diese vollkommen unwissenschaftliche Spekulation und Zuschreibung ohne jegliche Grundlage, geht für mich GAR NICHT! Die Autorin möchte einfach gerne, das all diese Menschen Autisten waren. Und ich sage ja nicht mal, dass das alles falsch sein muss, aber Fakt ist: niemand kann das wissen! Und dann kann man das nicht einfach behaupten.
Fazit: Als Erfahrungsbericht: Super! Als Informationsquelle: Im besten Fall unbrauchbar.