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Veröffentlicht am 06.03.2024

Spiegelbild für die Buchbranche

Yellowface
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Schon seit ihrer Kindheit träumt June Hayward davon, eine große Schriftstellerin zu werden. Deshalb studierte sie auch Literaturwissenschaften in Yale. Hier lernte sie auch Athena Liu kennen, doch während ...

Schon seit ihrer Kindheit träumt June Hayward davon, eine große Schriftstellerin zu werden. Deshalb studierte sie auch Literaturwissenschaften in Yale. Hier lernte sie auch Athena Liu kennen, doch während Junes Debütroman floppt, wird Athenas Debüt gleich ein Riesenerfolg. Nun soll eines ihrer Bücher sogar verfilmt werden und um das zu feiern, lädt Athen June ein. June verkneift sich allen Neid und begleitet Athena später sogar mit nach Hause. Doch hier geschieht ein Unfall, bei dem Athena stirbt. Trotz ihrer Panik bemerkt June allerdings eins, nämlich Athenas neues, noch unveröffentlichtes Manuskript. June nimmt dieses an sich, überarbeitet es und gibt es als ihr eigenes aus.
Mit The Poppy Wars hat sich Autorin Rebecca F. Kuang damals tief in mein Herz geschrieben und auch wenn Babel nicht ganz meine Geschichte war, so war ich nach all dem Hype rund um Yellowface doch wieder neugierig auf die Geschichte. Ohne Frage, Kuang kann erzählen und mit Worten umgehen und sie schafft es hier mal klar und direkt ihre Kritiken hervorzubringen, mal ein wenig versteckt, doch tatsächlich fühlte ich mich mit ihrer Erzählung mitten in die aktuelle Situation der Buchszene im Social Media versetzt.
Es geht darum, wer was sagen bzw schreiben darf, z. B. darf eine weiße Heterofrau eine Geschichte wie die letzte Front, die ursprünglich ja von Athena geschrieben wurde, überhaupt erzählen? Denn die letzte Front handelt von chinesischen Arbeitern und deren Taten im ersten Weltkrieg und Athena war chinesisch-amerikanisch. Da ist dann kein own Voice mehr vorhanden, wenn jemand wie June diese Geschichte erzählt. Zum Glück heißt June aber mit vollem Namen Juniper Song Hayward, da kann man wunderbar Juniper Song draus machen und schon klingt es nicht mehr nach einer weißen Frau. Auch sonst spricht sie hier Themen an, die mir selber immer häufiger auffallen, nämlich wer darf wann was schreiben? Das fand ich wirklich großartig gelungen, denn damit trifft Kuang den Nagel auf den Kopf. Viele Kommentare aus Social Media, die sie anspricht oder allgemeine Reaktionen fühlten sich nicht nur wie aus dem Leben gegriffen an, sondern waren es auch. Respekt und Höflichkeit, sich gegenseitig akzeptieren und auch mal zuhören, all das würde ein Zusammenleben so viel leichter machen. Mir schwirren auf jeden Fall tausende Gedanken dazu durch den Kopf. Ob Verlagswesen, Rezensenten, Blogger, Social Media etc., so ziemlich jeder und alles bekommt hier sein Fett weg.
Mein Manko an dem Ganzen, bzw. sind es gleich zwei Dinge, die mir nicht so gefallen haben, sind die eher etwas langatmige Erzählung über das alles. Es war auf der einen Seite absolut interessant, hoch aktuell und wirklich völlig authentisch, auf der anderen Seite zog es sich aber und ich habe häufig Pausen eingelegt beim Lesen, weil es mir einfach alles zu viel wurde. Klar, in all dem stecken jetzt nicht unzählige Möglichkeiten für mehr Tempo und es hat mich jetzt auch nicht gelangweilt, aber es war einfach wirklich viel, auch zum Nachdenken.
Der zweite Part ist die Protagonistin June, denn diese war mir in keinster Weise sympathisch. Zu Beginn von Neid zerfressen, im Grunde nur mit Schuldgefühlen behaftet, wenn sie kurz vorm Auffliegen stand und einfach furchtbar egoistisch. Mit ihr verbunden fühlte ich mich nicht, aber trotzdem fand ich, dass es Kuang hier wirklich grandios gelungen ist, diese unsympathische Figur zu zeichnen, denn auch das muss man einfach beherrschen. Trotz meiner Abneigung June gegenüber hat die Autorin aber doch eines wieder geschafft, nämlich das sehr realistische Darstellen, wie sehr eine Person in der Öffentlichkeit unter Druck steht.
Übrigens, auch das, was man hier von der verstorbenen Autorin und Nicht-Freundin Athene erfährt, macht auch diese nicht unbedingt sympathisch, so dass ich auch nicht so richtig Mitleid aufbringen konnte. Aber auch das war, meiner Meinung nach, absolut gewollt von der Autorin.
Mein Fazit: Im Grunde genommen hat Rebecca F. Kuang hier ein von der Umsetzung her gigantisches Buch geschrieben, bei dem sie mit ganz viel Ironie und Sarkasmus aufzeigt, was hier in der Buchbranche doch alles verkehrt läuft. Von Plagiaten über Diskussionen rund um Own Voices, sensual Reading, öffentlichen Vorwürfen, Rassismus etc. Kuang hat hier einfach an alles gedacht und ich kann nur sagen: hier bekommen wir selber einen Spiegel vorgehalten und ja, dieser zeigt, dass wohl einfach jeder aus dem Buchbereich mal anfangen sollte, nicht nur immer sich und seine Meinung in den Vordergrund zu stellen, sondern auch einmal anderen Verständnis entgegenzubringen. Regt zum Nachdenken an und wird lange im Kopf nachhallen.

Veröffentlicht am 05.03.2024

Interessante Idee

Instinct – Der Tod in den Wäldern
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Hundert Jahre in der Zukunft haben die Menschen alles darangesetzt, um den Klimawandel zu verhindern. Menschen leben nur noch in großen Metropolen und um diese herum befinden sich große Naturschutzgebiete ...

Hundert Jahre in der Zukunft haben die Menschen alles darangesetzt, um den Klimawandel zu verhindern. Menschen leben nur noch in großen Metropolen und um diese herum befinden sich große Naturschutzgebiete und Reservate. Diese dürfen auch nur von ausgebildeten Feldhütern betreten werden, um der Natur ihren Raum zu geben. Dreieinhalb Jahre ist es nun her, dass Ulf Thomsen, Kollektivleiter einer Feldjägereinheit, in einem der Reservate spurlos verschwand. Nun wurde Elena Mikoyan befördert und soll Thomsens Stelle übernehmen. Gemeinsam mit ihrem Team ist sie nun genau in dem Reservat im Einsatz, in dem Thomsen verschwand. Sie hat eigene Theorien, was hinter Thomsens Verschwinden steckt und als dann noch merkwürdige Spuren auftauchen, glaubt Elena zunächst an Wilderer. Doch ob das wirklich zutrifft?
Das düstere Cover wirkt gleich ein wenig unheimlich und der Klappentext macht unheimlich neugierig. Auch der Einstieg fällt dank des leichten Schreibstils recht leicht, recht leicht, weil es doch den ein oder anderen Begriff gibt, den man so nicht kennt, den man aber im Zusammenhang schnell versteht.
Die gesamte Idee dieses Zukunftsthrillers ist spannend angelegt, durch den eher ruhigen Einstieg, bei dem man die Wildhüterin ein wenig in ihrem Alltag begleitet, erfährt man, was sich von heute bis in die Zukunft auf der Welt verändert hat. Das Menschen nur noch in Metropolen leben und die gesamte Natur von Wildhütern betreut wird, fand ich hier sehr gelungen. Auch sonst denkt Autor David Gray an viele kleinere Details, die sich durch Änderungen ergeben haben. Mir persönlich war dieser Einstieg aber dann doch irgendwo etwas zu lang und zu zäh und ich habe darauf gewartet, dass es dann zu mehr Tempo kommt. Das dauert dann ein wenig, doch es gibt dann auch immer wieder Wendungen und Action, so dass es deutlich spannender wurde.
Was hier schon auf den ersten Seiten klar wird, ist das die Welt nach wie vor die Welt der Männer ist, in dieser Hinsicht hat sich auch in der Zukunft nicht viel getan. Umso interessanter, dass ausgerechnet eine Frau in diesem Buch im Mittelpunkt steht und das sogar als Vorgesetzte mehrerer Männer.
Elena fand ich als Protagonistin gut umgesetzt und authentisch. Als Frau in der Wildnis allein unter Männer hat sie es absolut nicht leicht, doch Elena lässt sich nicht leicht unterkriegen. Auch sonst bleiben die Charaktere eher im überschaubaren Bereich, immerhin sind die Wildhüter ja hier auch alleine im Urwald.
Mein Fazit: das Szenario, das David Gray hier entwirft, klingt äußerst spannend und durchdacht. Ob uns diese Maßnahmen retten würden vor dem Klimawandel? Wer weiß das schon?! Aber nichtsdestotrotz fand ich es äußerst gelungen, mit welchen Details und Ideenreichtum der Autor seine Geschichte erzählt. Der Einstieg, der einfach lange Zeit ruhig bleibt, fiel mir recht schwer, doch ab einem Wendepunkt geht es Schlag auf Schlag und es wird actionreicher. Definitiv mal etwas anderes.

Veröffentlicht am 06.03.2024

Regt zum Nachdenken an

Wir werden jung sein
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Als ein neues Medikament für Herzkranke auf den Markt kommt, wird dieses Mittel an der Berliner Charité an mehreren Probanden ausprobiert. Keiner von ihnen ahnt jedoch, mit welch ungewöhnlichen Nebenwirkungen ...

Als ein neues Medikament für Herzkranke auf den Markt kommt, wird dieses Mittel an der Berliner Charité an mehreren Probanden ausprobiert. Keiner von ihnen ahnt jedoch, mit welch ungewöhnlichen Nebenwirkungen sie zu rechnen haben. Der sechzehnjährige Jakob ist zum ersten Mal verliebt, allerding fehlt ihm jegliche Lust, die Olympiasiegerin im Schwimmen Verena, die aufgrund einer Herzmuskelentzündung zurücktreten musste, siegt unerwartet bei einem Wettkampf. Der reiche Immobilienhau, der aufgrund seiner Krankheit sich bereits von der Familie verabschiedet hat, ist wieder quicklebendig und Jenny, die seit langem verzweifelt versucht schwanger zu werden, wird es plötzlich, allerdings von ihrer Affäre. Als die Presse dann mitbekommt, was bei der Schwimmerin Verena los ist, bricht die Hölle über sie herein, denn eins ist klar, dass neue Mittel wirkt Wunder und verjüngt alle Probanden um Jahre.
Dieses doch extrem spannend klingende Thema machte mich sehr neugierig auf dieses Buch aus der Feder von Maxim Leo. Der Einstieg fällt, dank des sehr leichten und mit einer kleinen Prise Sarkasmus gewürztem Schreibstils wirklich leicht. Was den Aspekt der Wissenschaft betrifft, kam es mir, als in diesem Bereich völlig Unbedarfte, so vor, als hätte der Autor hier sehr gut recherchiert.
Die Perspektiven wechseln zwischen den einzelnen Probanden. Man erfährt, wer sie sind, mit welchen Erkrankungen sie zu kämpfen haben und vor allem, was sich nun in kürzester Zeit bei ihnen geändert hat. Denn das neue Medikament, dass die Zellen des Herzmuskels erneuern sollte, erneuert alle Körperzellen, kurz und knapp: man wird dadurch immer jünger. Was mir an diesen verschiedenen Perspektiven wirklich gut gefallen hat, ist, dass diese absolut vielschichtig angelegt sind. Von Teenager über Frau mit Kinderwunsch, von Leistungssportlerin ohne Leistung bis hin zu einem Mann, der seine letzten Tage gezählt hat, erlebt der Leser hier die Ereignisse. Die Verjüngung, die für den einen wie ein Segen wirkt, ist für den anderen ein regelrechter Fluch. Damit wirft Autor Maxim Leo auch moralische Fragen auf, was wäre, wenn dieses Medikament auf den Markt käme? Wer sollte davon profitieren?
Autor Maxim Leo hat in seiner Geschichte wirklich unheimlich viele Aspekte beleuchtet und an vieles gedacht. Damit erreicht er, dass auch der Leser immer wieder innehält und sich bei der Frage ertappt, wie man selbst handeln würde. Würde man sich verjüngen lassen wollen? Ich könnte es im ersten Moment nicht verneinen. Mit diesem Medikament hätte der Mensch das geschafft, wovon er schon ewig träumt: das ewige Leben, denn durch das Medikament, das jünger macht, kann man ja eigentlich nur noch eines unnatürlichen Todes sterben, oder? Mich konnte der Autor hier auf jeden Fall zum Nachdenken anregen.
Mein Fazit: Insgesamt hat mich Maxim Leo mit seiner Geschichte sehr gut unterhalten, aber nicht nur das, denn er hat mich auch zum Nachdenken animiert. Die Charaktere, die er hier gewählt hat, sind wie aus dem Leben gegriffen, so dass sich einige Leser gleich hier mit den Protagonisten identifizieren können. Von mir gibt es hier eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 28.02.2024

Wahrheit in ihrer reinsten Form, oder?

Honesty. Was die Wahrheit verbirgt
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Nach einer großen Pandemie und einem darauf folgenden Krieg ist das Leben, wie wir es kennen, nicht mehr möglich. Heute leben die Menschen in Sestiby, welches in 8 Ringen unterteilt ist. In Ring 1 die ...

Nach einer großen Pandemie und einem darauf folgenden Krieg ist das Leben, wie wir es kennen, nicht mehr möglich. Heute leben die Menschen in Sestiby, welches in 8 Ringen unterteilt ist. In Ring 1 die extrem Reichen und danach steigt es immer mehr ab, in Ring 7 leben die, die nicht bis zum 21. Lebensjahr verheiratet sind. Für das allgemeine Wohl sorgt AISS, eine KI und mit der Gabe von Veritas, sagen alle Menschen nur noch die Wahrheit, Emotionen werden allerdings unterdrückt. In Ring 5 lebt die achtzehnjährige Maeander, Mae, mit ihrer Familie, bestehend aus 2 Vätern, dem großen Bruder Nick und der kleinen Schwester Cara, Vain, die ältere Schwester ist bereits verheiratet. Mae hingegen ist seit Kindheitstagen mit Aiden befreundet, von dem sie hoffte, dass er sie heiraten würde. Doch dann kommt alles anders, Aiden entscheidet sich für eine andere Frau und in Mae brodeln Gefühle, die sie nicht haben dürfte, denn diese haben nur die sogenannten Liar. Als Mae sich bei der Partnerseite Eternity anmelden will, erfährt sie, dass der Staat ein neues KI Programm hat für alle Jüngeren, dieses soll den perfekten Partner für jeden finden und auch Mae nimmt daran teil. Aber in ihr wächst die Sorge, dass man ihre verbotenen Gefühle mitbekommen würde, denn ausgerechnet Grayson, dem Mae schon einmal begegnet ist, ruft diese in ihr hervor.
Mit Honesty erscheint der erste Band einer neuen Trilogie der Game Show Autorin Franzi Kopka. Cover und Klappentext erwecken umgehend Neugier, vor allem auch, weil ich Dystopien unheimlich spannend finde.
Die Grundlage der Geschichte klingt, leider, alles andere als unvorstellbar, Pandemie, Krieg, KI, da schrillen durchaus Alarmglocken. Somit schafft die Autorin schon ein sehr glaubhaftes und authentisches Szenario, das man sich vorstellen kann. Hier hätte ich mir ein wenig mehr noch dazu gewünscht, wie es außerhalb der Ringe Sestibys aussieht, aber auch da gibt es kleine Anhaltspunkte zu.
Wirklich großartig finde ich den Schreibstil der Autorin, der sich wirklich leicht und flüssig lesen lässt und vor allem unsere Protagonistin lebendig macht. Was mir unheimlich stark aufgefallen ist, ist wie die Art der Erzählung sich parallel zur Entwicklung der Protagonistin Mae ändert. Gerade zu Beginn klingt er nahezu emotionslos, genauso, wie die Menschen in Sestiby sind, da alle Gefühle durch Veritas unterdrückt werden. Allein die Vorstellung, dass es so ein Medikament geben könnte, stimmt nachdenklich. Was wie eitel Sonnenschein wirkt, hat natürlich auch Schwachpunkte parat, denn nicht bei allen wirkt Veritas, wie es soll und diese Menschen werden gnadenlos gejagt, um sie als Liar, Menschen, die noch lügen können, zu enttarnen und in Ring 8 einzusperren.
Der Beginn der Geschichte ist eher ruhig und bleibt es auch über weite Teile, im Fokus steht Mae und ihre besondere Verbindung zu ihrer Familie. Auf die ältere Schwester Vain erhält man nur einen kurzen Blick, der mich aber neugierig macht. Die Väter sind liebevoll, der Bruder verantwortungsbewusst und die kleine Schwester eine doch recht typische Elfjährige. Bei Mae spürt man auch recht schnell, dass sie anders ist, trotz Veritas. Auch das steht mit im Fokus, bis es zu einem Punkt kommt, an dem die Ereignisse sich zunehmend überschlagen, bis hin zu einem knallharten Cliffhanger am Ende. Im Großen und Ganzen fand ich den Aufbau so gelungen, da man Zeit hat, sich einzufühlen. Einziger Punkt, den ich nicht ganz gelungen fand, ist die nahezu aus dem Nichts kommende Liebesgeschichte.
Mae, die Protagonistin und Ich-Erzählerin ist natürlich sehr intensiv gezeichnet, da man ihre gesamte Gefühlswelt und Gedanken natürlich präsentiert bekommt. Ihre Entwicklung ist nachvollziehbar und ich bin gespannt, wie es mit ihr weitergeht. Von den anderen Charakteren erfährt man nur das, was Mae wahrnimmt und es fiel hier und da schwer, sich in diese hineinversetzen. Allerdings bleibt da auch noch genügend Raum in weiteren Bänden.
Mein Fazit: ein gelungener erster Band der neuen Trilogie von Franzi Kopka, der Lust auf mehr macht. Noch ist die Geschichte über weite Teile ruhig, aber das Ende lässt auf mehr Tempo hoffen. Ein toller Schreibstil, der zu fesseln weiß und eine interessante Protagonistin lassen die Geschichte authentisch wirken. Nach dem Cliffhanger würde ich gerne schon den zweiten Teil in den Händen halten. Für Dystopiefans und alle, die es werden wollen.

Veröffentlicht am 26.02.2024

Wer ermordete Luke Ryder?

Murder in the Family
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Zwanzig Jahre sind vergangen seitdem man die Leiche des ermordeten Luke Ryder in seinem Garten in einem noblen Londoner Wohnviertel fand. Niemand hatte etwas gesehen, niemand etwas geahnt und bis heute ...

Zwanzig Jahre sind vergangen seitdem man die Leiche des ermordeten Luke Ryder in seinem Garten in einem noblen Londoner Wohnviertel fand. Niemand hatte etwas gesehen, niemand etwas geahnt und bis heute konnte der Fall nicht aufgeklärt werden. Guy Howard, Lukes Stiefsohn und TV-Regisseur, möchte den Fall nun neu aufrollen. Dafür hat er für die TV True Crime Show Infamous Experten zusammengerufen, die vor laufender Kamera den Fall neu aufrollen sollen. Dabei sind unter anderem ehemalige Ermittler des Falls und Forensik Experten. Aber ob sie den Täter heute noch entlarven können?
Diese ungewöhnliche Art einen Whodunnit Thriller zu erzählen, hat mich umgehend neugierig gemacht und ich war sowas von gespannt auf die Umsetzung. Hier muss ich zugeben, dass ich mich ein wenig an den ungewöhnlichen Aufbau gewöhnen musste, denn wir verfolgen hier in den Kapiteln die TV-Sendungen in einer Art Drehbuch, während die Experten in einer Talkrunde beisammensitzen, verfolgt der Leser die Diskussion. Ich habe ein wenig Zeit benötigt, herauszufinden, wer gerade sprach und welche Funktion dieser hat und ob derjenige irgendwie mit in dem Fall involviert war. Zu Beginn des Buches erhält man aber eine Übersicht, um wen es sich da handelt, die ich genutzt habe, um mir die Personen wieder ins Gedächtnis zu rufen.
Während der Sendung werden alte Beweise unter den Experten besprochen, nach neuen Ansätzen gesucht, man erlebt Interviews mit Freunden und Familie und sonstigen Zeugen und hat dabei ganz viele Ansätze, um selbst spekulieren zu können, was mit Luke Ryder geschah. Neben diesem erhält man noch Zeitungsausschnitte, Chatverläufe zwischen den Geschwistern, sowie Kommentare im passenden Social Media Bereich. Was zunächst wirkt als bekäme man zu viele Informationen, passt hier aber im Zusammenspiel einfach perfekt.
Da die Abschnitte des Buches einzelne Episoden der Sendung Infamous wiedergeben, fühlt es sich für den Leser wirklich so an, als würde man zuschauen. Ich könnte mir dieses Buch absolut als Serie im Fernsehen vorstellen. Immer wieder gibt es neue Ansätze und es kommen immer wieder Beweise zum Vorschein, die alles bisher da Gewesene in ein neues Licht rücken. Natürlich endet dann auch jedes Kapitel, oder besser noch jede Sendung, mit einem ganz großen Knall, so dass man einfach wissen möchte, wie es weitergehen wird.
Mein Fazit: Auch wenn mir der Einstieg noch ein wenig schwerfiel, weil einfach zu viele Personen und Informationen auf mich einprasselten, nahm die Story dann so richtig Schwung auf. Tolle Plottwists und verblüffende Erkenntnisse während der Ermittlungen ließen mich hier in einen regelrechten Sog geraten. Ich habe mitgerätselt und hatte so ziemlich jeden in Verdacht, der mit dem Fall zu tun hatte. Ein unheimlich clever inszeniertes Buch, das einmal einen völlig neuen Thrilleraspekt aufleben lässt. Spannend und mit Sogwirkung!