Cover-Bild Ein grundzufriedener Mann
Band 1 der Reihe "North-Bath-Trilogie"
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16,00
inkl. MwSt
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Familienleben
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 780
  • Ersterscheinung: 19.06.2017
  • ISBN: 9783832164058
Richard Russo

Ein grundzufriedener Mann

Roman
Barbara Först (Übersetzer)

Von Pulitzer-Preisträger Richard Russo

Donald Sullivan, von allen nur Sully genannt, führt ein bequemes Leben in der verschlafenen Kleinstadt North Bath. Obwohl er geschieden ist, sein kaputtes Knie ihm immer wieder Ärger macht und er seit Langem eine Affäre mit einer verheirateten Frau hat, ist er mit seinem Leben zufrieden. Schon immer hat er sich gründlich vor jeder Verantwortung gedrückt – ob als Ehemann, als Vater oder als Untermieter seiner ehemaligen Highschool-Lehrerin. Jetzt holt ihn der Ernst des Lebens ein: Denn nicht nur sein Enkel, der aus einer zerstrittenen Familie flieht, braucht auf einmal seine Hilfe.
Mit leiser Ironie und viel Verständnis für die Verrücktheiten seiner kauzigen Figuren erzählt Richard Russo vom Amerika der kleinen Leute.
›Ein grundzufriedener Mann‹ ist die Neuausgabe eines Klassikers: Mit diesem Buch, das unter dem Originaltitel ›Nobody‘s Fool‹ mit Paul Newman verfilmt worden ist, etablierte sich Richard Russo in der ersten Riege amerikanischer Romanciers. Jetzt liegt das Werk erstmals in vollständiger deutscher Übersetzung vor.

»Ein faszinierender Roman voll schräger Typen.« JOHN IRVING

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.05.2024

Das Feld der Kleinstadtgerechtigkeit

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In der ruhigen Kleinstadt North Bath leben allerlei skurrile Personen, eine davon ist Donald Sullivan, von allen nur Sully genannt. Wenn er nicht gerade einer Gelegenheitsarbeit nachgeht, die im allgemeinen ...

In der ruhigen Kleinstadt North Bath leben allerlei skurrile Personen, eine davon ist Donald Sullivan, von allen nur Sully genannt. Wenn er nicht gerade einer Gelegenheitsarbeit nachgeht, die im allgemeinen schwarz bezahlt wird, findet man ihn bei Hatties, während er seinen Kaffee trinkt, oder in der letzten Kneipe der Stadt an der Theke. Verantwortung ist ihm fremd, Glück ebenso und Pech sein zweiter Vorname. Als die Ehe seines Sohnes Peter zerbricht und dieser mit seinem Sohn Will bei Sullys Ex-Frau Vera Unterschlupf findet, nähern Vater und Sohn sich allmählich an.

Richard Russo hat mit dem vorliegenden Buch ein Bild von einem Amerika jenseits des Glamours gezeichnet. Eine heruntergekommene Kleinstadt, seit Jahrzehnten im Sterben begriffen, dazu ein Potpourri an Einwohnern jedes Alters und jeder Schicht, Freundschaften, Feindschaften und jede Menge spleeniger Charaktere ergeben mit der Suche nach dem großen Glück, dem manch einer der Bewohner nachjagt, eine Geschichte, die mich über 777 Seiten lang wunderbar unterhalten hat und doch kann ich nicht genug davon bekommen. Da ist Rub, der beste Freund von Sully und nicht die hellste Kerze auf der Torte, gelinde gesagt, der aber unermüdlich an dessen Seite steht und jede Arbeit verrichtet, die Sully besorgt, zufrieden damit, seinem Kumpel zu gefallen. Oder Carl, ein wohlhabender Bauunternehmer, der die miesesten Arbeiten an Sully delegiert, dessen Not er ausnutzt, der verheiratet ist mit der schönsten Frau der Stadt und trotzdem seinen Willi nicht im Hosenstall lassen kann. Der einbeinige Anwalt, starker Alkoholiker und kaum in der Lage, einen Rechtsstreit zu gewinnen, könnte das Bild abrunden, wenn es nicht noch viele andere Figuren gäbe, die ähnlich extravagant bis originell wären, allen voran Sully, der tragische Held. Sully hat viele gute Eigenschaften, aber zeigen kann er sie meistens nicht. Dennoch hat er, genauso wie die meisten Einwohner von North Bath, das Herz auf dem richtigen Fleck, denn wenn es darauf ankommt, kommt er zur Hilfe, allerdings nur, wenn er es vorher nicht vergisst.

Der großartige Schreibstil und das immense Talent von Richard Russo, der ein meisterhafter Geschichtenerzähler ist, machen das Buch zu einem Lesevergnügen der besonderen Art. Auf keiner einzigen Seite des Buches kam Langeweile auf, nie habe ich das Gefühl, eine Kürzung hätte der Story gutgetan. Im Gegenteil könnte ich weitere hundert Seiten lesen und bekäme trotzdem nicht genug. Mit einem feinen Humor und mit genügend Ironie gespickt, hält Russo der Gesellschaft einen Spiegel vor und lässt seine Figuren in Situationen schlittern, die alltäglich sind. Die Situationskomik lässt mich immer wieder auflachen, sogar wenn die Umstände eher tragisch, als lustig sind. Die Verzweiflung ist oft spürbar, wechselt sich ab mit Hoffnung und der Sehnsucht nach Glück. Am Ende bin ich traurig, dass die Reise zu Ende ist, aber auch glücklich, dass ich dabei sein durfte, und ganz besonders, dass es weitergeht mit North Bath und seinen Bewohnern, denn mit dem Folgewerk „Ein Mann der Tat“ geht es für mich dahin zurück. Ich kann es kaum erwarten und freue mich!

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Veröffentlicht am 11.10.2018

Ein Meisterwerk!

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Für mich ist ein Meisterwerk, ein Buch, welches mich mehr als nur beeindrucken konnte. Es ist eine Geschichte, die mir noch Tage lang im Kopf herumgeht, die mich zum lächeln und schmunzeln bringt, und ...

Für mich ist ein Meisterwerk, ein Buch, welches mich mehr als nur beeindrucken konnte. Es ist eine Geschichte, die mir noch Tage lang im Kopf herumgeht, die mich zum lächeln und schmunzeln bringt, und die mir bis in meine Träume folgt. Genau das war diese Geschichte für mich: ein Meisterwerk!

Wir begleiten in der Geschichte einige Personen, jedoch ist unser Mittelpunkt der alte, witzige und ein bisschen griesgrämige Sully. Wir lernen ihn nicht, wie in fast allen Büchern gleich zu Anfang komplett kennen, sondern wir erfahren nach und nach, im Laufe der Geschichte, sein Leben. So lernen wir dann auch seine Freunde und Familie kennen, denn mit jeder Seite erfahren wir etwas Neues. Dieses „Nach und Nach-Erfahren“ finde ich wunderbar, denn so entsteht eine tiefgehende und das ganze Buch über anhaltende Spannung. Der Autor hat eine solche Kreativität in die Charaktere und die Geschichte gesteckt, sodass man nicht eine Sekunde lang daran gezweifelt hat, dass diese Geschichte real ist. Wahrscheinlich ist sie dies nicht, für mich jedoch schon. Ich bin verliebt. In die Kleinstadt und in die humorvollen, liebevollen, hilfsbereiten und manchmal auch nervigen Menschen, die in ihr leben. Ich liebe jede einzelne Zeile dieser Geschichte.

Natürlich war das Buch so großartig wegen dem sensationellen Schreibstil des Autors. Er kann dem Leser alles, was er möchte, in den Kopf pflanzen. Beeindruckend fand ich, dass er es schaffte die Sichtweisen von Personen mitten im Kapitel (ohne jeglichen Hinweis) zu ändern. Eigentlich mag ich sowas nicht, da es schnell mal verwirrend werden kann, aber nicht bei Richard Russo. Man spürt den Wechsel gar nicht und man weiß, ohne sich groß zu konzentrieren, wessen Sichtweise wir da gerade lesen. So etwas habe ich noch nie in einem Buch erlebt. Überhaupt war die Geschichte schnell, flüssig und ohne große Konzentration zu lesen. Ich mag dicke Bücher nämlich nur dann, wenn man das Gefühl hat man kommt auch voran und so ist es hier auf jeden Fall.

Die Idee von der Geschichte ist weder etwas Neues, noch ist sie etwas ganz Außergewöhnliches. Jedoch ist das für mich nicht immer wichtig, denn sie wurde grandios umgesetzt, mehr brauche ich nicht. Das nächste Buch von dem Autor steht schon zum lesen bereit und ich möchte euch diese Geschichte sehr ans Herz legen. Versucht es und lest auch eines seiner Bücher!

Veröffentlicht am 06.03.2024

Stark!

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EIN GRUNDZUFRIEDENER MANN
Richard Russo

Donald Sullivan, von allen nur „Sully“ genannt, führt eigentlich ein ganz normales Leben in Bath, Upstate New York. Allerdings immer so ein bisschen am Rande der ...

EIN GRUNDZUFRIEDENER MANN
Richard Russo

Donald Sullivan, von allen nur „Sully“ genannt, führt eigentlich ein ganz normales Leben in Bath, Upstate New York. Allerdings immer so ein bisschen am Rande der Legalität, denn er arbeitet schwarz und sollte sich dabei nicht erwischen lassen. Nicht nur, dass es strafbar wäre, sondern auch die halbe Pension, die er monatlich bezieht, müsste er wieder dem Staat zurückzahlen. Wenn das geschähe, hätte er direkt das nächste Problem, denn Sully hat kein Geld. Wenn er nicht gerade umsonst für jemanden arbeitet oder Freundschaftsdienste erweist, schließt er Pferdewetten ab, verspielt sein Geld am Pokertisch oder versäuft es in der Bar.
Man könnte meinen, Sully hätte gerade eine richtige Pechsträhne, denn auch sein Auto ist völlig verrostet und springt nicht mehr an und zu allem Überfluss will der Sohn seiner Vermieterin ihn am liebsten die Wohnung kündigen.
Ja, es läuft einfach gerade nicht gut - und das im buchstäblichen Sinne, denn nach dem Sturz von der Leiter aus 5 Meter Höhe ist auch sein Knie angeschwollen und seine langjährige Geliebte scheint ihm gerade den Laufpass zu geben.
Es wird einfach nie langweilig mit Sully. Ich könnte euch jetzt auch noch etwas von eingeklemmten Registrierkassen, Schneefräsen und Dolly erzählen, aber lest das Buch doch einfach selber und dann wisst ihr, was ich meine …

Russo ist ein Meister des Geschichtenerzählens.
Liebevoll, minutiös und mit unglaublich viel Charme zeichnet der Autor seine individuellen Charaktere, beschreibt skurrile Situationen, ja ein ganzes Dorfleben, wo jeder jeden kennt, und lässt mich so als Leser an einem ganzen Leben eines grundzufriedenen Mannes teilhaben. Dabei sind die Dialoge zum Teil urkomisch, dass ich laut lachen musste.
Als ich das Buch zurück in das Regal stellte, hatte ich das Gefühl, gerade aus Bath zurückgekehrt zu sein.
Auch bei fast 800 Seiten habe ich mich nicht einmal gelangweilt, aber es muss gesagt werden, dass derjenige, der Spannung sucht, hier bei Russo falsch ist.
Für mich war es eine gelungene Unterhaltung und ich habe den #dickenschinken in nur vier Tagen beendet, alleine das spricht für sich.

Dieses Buch ist das erste von drei Bänden, wo der Autor uns in die New Yorker Vorstadt Bath schickt. Den zweiten Band „Ein Mann der Tat“ möchte ich unbedingt bald lesen, bevor der dritte Band „Von guten Eltern“ am 15. Mai hier im Dumontverlag erscheint.

Fazit:
Ein Buch, das meinen Humor widerspiegelt! Sehr gute Unterhaltung und nach diesem dicken Buch sind die Muskeln wieder gestärkt!
4½ / 5

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Veröffentlicht am 19.02.2024

Kauzige Kleinstädter und Pechvögel

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Es ist der erste Band (›Nobody’s Fool‹), der 1984 in North Bath spielt und ich empfehle, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da wir einigen Figuren in ›Ein Mann der Tat‹ (›Everbodys Fool‹) ...

Es ist der erste Band (›Nobody’s Fool‹), der 1984 in North Bath spielt und ich empfehle, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da wir einigen Figuren in ›Ein Mann der Tat‹ (›Everbodys Fool‹) wieder begegnen.

Es ist die Geschichte des 60-jährigen Donald Sullivans, genannt Sully, der vielleicht nicht der Schlauste, aber einer der gewieftesten Einwohner North Baths ist. Eine heruntergekommene Stadt, in der nur die verfallenen Fassaden imposanter Häuser von glorreichen Zeiten zeugen, Menschen, die sich am letzten Fünkchen Hoffnung und leeren Versprechungen festklammern, während Nachbarstädte längst den amerikanischen Traum leben.
Im Gegensatz zu anderen hat sich Sully mit dem Leben in der abgehängten Kleinstadt arrangiert und ist – mal mehr mal weniger – zufrieden, so wie es ist. Er haut die übers Ohr, die es verdient haben, und hilft denen, die es nötig haben. Man könnte sagen, er wurschtelt sich so durch. Auch wenn er hätte mehr aus seinem Leben machen können, wie Miss Beryl, seine ehemalige Lehrerin und jetztige Vermieterin, nicht müde wird zu erwähnen. Nach einem Arbeitsunfall hat Sully ein schmerzendes Knie, ist kaum arbeitsfähig und hofft auf eine Frührente. Doch dafür müsste er die Schulbank drücken, was so gar nicht in seinem Sinne ist und auch nicht gut für seinen ständig leeren Geldbeutel. Also schmeißt er hin und jobbt schwarz für Carl Roebuck, der ihm noch Geld schuldet für die früheren Jobs. Aber Sully nimmt sich, was ihm zusteht – nicht immer auf legalem Weg. Da fällt es ihm schwer, ausgerechnet für Will, seinen Enkel, ein gutes Vorbild zu sein. Denn er bereut es inzwischen, seinem Sohn kein besserer Vater gewesen zu sein, und gedenkt nun, es bei Will besser zu machen. Wird es wieder nur ein guter Vorsatz bleiben, wie so viele andere?

»Sein ganzes Leben lang war Sully der Prototyp eines Menschen, der mit seinen Leistungen hinter den Erwartungen zurückblieb; die Leute sagten von ihm, er spiele für niemanden den Dummkopf, ein Spruch, der Sully zweifellos gefiel, ohne dass er den zugrundeliegenden Sinn erahnt hätte – dass er mit sechzig von seiner Frau geschieden war, halbherzig eine Affäre mit der Frau eines anderen weiterführte, seinem Sohn entfremdet und schlimm verletzt war und praktisch nicht mehr arbeiten konnte. All das verwechselte Sully störrisch mit Freiheit und Unabhängigkeit.« S.40

Wie immer sind es Geschichten, die das Leben schreibt, die Außenseiter in den Mittelpunkt stellen, tragische Helden, die auf der Strecke bleiben, für die der amerikanische Traum nur die Möhre vor der Nase des Esels ist. Russo gibt ihnen auf unspektakuläre Weise und mit viel hintersinnigen Humor ein Gesicht und zeichnet fast minutiös ihren Alltag nach.
Er verzichtet auf große Dramen und Action, macht aber im Kleinen deutlich, wo die Probleme sind. Und es sind so viele, dass es unmöglich ist, sie alle anzureißen. Letztlich sind es die Fesseln der Gesellschaft, in denen sie alle feststecken, sich aufbäumen, scheitern und einen neuen Versuch starten.
Nach den 777 Seiten musste ich tatsächlich erstmal durchatmen. Diesmal hat er doch einige Längen gehabt, zu viele detaillierte Nebenschauplätze und Figuren, die es in der Ausführlichkeit nicht gebraucht hätte. Ab dem 2. Teil strafft sich allerdings die Handlung wieder.
Nun ja, es ist halt wie ein Kurzurlaub in North Bath – es passiert nichts Spektakuläres, während die Zeit dahin tröpfelt, aber man hat vielen Menschen tief in die Seele geschaut. Menschen, die mir ans Herz gewachsen sind.
Die knuffige, alte Dame Miss Beryl, die ihrem Sohn misstraut, aber den Außenseiter Sully ins Herz geschlossen hat. Sullys Geliebte Ruth, die es nicht leicht hat mit ihm. Sein Hilfsarbeiter Rub, der Stinker, dem ein paar Lichter auf der Torte fehlen. Carl, Geizhals und Schürzenjäger, Wirf, der beste einbeinige Anwalt – sie alle werden mir fehlen. Ach was solls, die Längen sind längst vergessen.

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