Cover-Bild Der rechte Pfad
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28,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Picus Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 450
  • Ersterscheinung: 13.03.2024
  • ISBN: 9783711721464
Astrid Sozio

Der rechte Pfad

Roman
Nach einem Unfall und von Schuldgefühlen geplagt flieht Benjamin aus der Stadt zu seinem Vater, in ein kleines Dorf im Sauerland. Dort verbrachte er in seiner Kindheit und Jugend die Ferien. Noch heute gelten in der Brüdergemeinde strenge, evangelikale Regeln. Als Teenager war Benjamin mit den Geschwistern Hanna, Lea und Gideon befreundet, machte seine ersten sexuellen Erfahrungen mit Gideon und verliebte sich schließlich in Hanna, die bei einem tragischen Ereignis ums Leben kam.Die traumatischen Erinnerungen an Welsum haben ihn 25 Jahre davon abgehalten, den Ort wieder aufzusuchen. Nun trifft ihn die Rigidität der Fundamentalisten umso heftiger, die in ihrer Hartherzigkeit immer neue Angst schaffen und die Nähe zu Rechtsextremen nicht scheuen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.03.2024

Kein einfaches Leben

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Nach einem Unfall reist Benjamin zu seinem Vater in ein kleines Dorf im Sauerland. Dort war er als Kind in den Sommerferien zu Gast. Er lernte dort die strengen evangelikalen Regeln der Brüdergemeinde ...

Nach einem Unfall reist Benjamin zu seinem Vater in ein kleines Dorf im Sauerland. Dort war er als Kind in den Sommerferien zu Gast. Er lernte dort die strengen evangelikalen Regeln der Brüdergemeinde kennen. Als Kind war er mit den Geschwistern Hanna, Lea und Gideon befreundet. Nun war er seit 25 Jahren nicht mehr dort gewesen, seit Hannas Tod hatte er keinen Kontakt mehr zu den damaligen Freunden. Mit den Augen des Erwachsenen erlebt er die Atmosphäre in der Gemeinschaft der Brüdergemeinde neu.

Das Buch taucht ein in Benjamins Erinnerungen und spielt so in zwei Zeitebenen, die ein gutes Abbild der Geschehnisse in der Brüdgermeinde ergeben. Es ist keine leichte Lektüre, die Geschichte wird eher langsam erzählt, sie lässt sich Zeit, eingängige Bilder zu erschaffen, so dass der Leser sich selbst seine Gedanken machen kann. Dazu passt, dass viele der Charaktere Dialekt sprechen, an den man sich als Leser sehr schnell gewöhnt. Vieles scheint sich zwischen den Zeilen zu verstecken, und hier erlebt sich der Leser genauso wie Benjamin selbst in dieser von Regeln durchgetakteten Gemeinschaft. Manches davon wirkt richtig verstörend, und doch bleibt Benjamin seltsam gelassen, als könnte er gar nicht verstehen, was hier passiert. Die Erzählung wirkt sehr authentisch.

Für mich war dies ein erster Einblick in eine derart reglementierte Gemeinschaft. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 06.03.2024

Verstörender Einblick in eine streng religiöse Gemeinde

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Der Hauptprotagonist Benjamin kehrt in „Der rechte Pfad“ nach Jahrzehnten zurück zu seinem Vater in ein Dorf im Sauerland mit einer streng religiösen Gemeinde. Dort hatte er als Kind und Jugendlicher seine ...

Der Hauptprotagonist Benjamin kehrt in „Der rechte Pfad“ nach Jahrzehnten zurück zu seinem Vater in ein Dorf im Sauerland mit einer streng religiösen Gemeinde. Dort hatte er als Kind und Jugendlicher seine Ferien verbracht. Nach einem Ereignis auf einem Weihnachtsmarkt, bei dem eine Person stirbt und für das sich Benjamin die Schuld gibt, kommt er ins Dorf zurück, um das Erlebte zu verarbeiten. In seiner Jugend kam seine Jugendliebe Hanna bei einem tragischen Ereignis ums Leben, weshalb er den Ort seitdem gemieden hat. Nun muss er beide Schicksalsschläge aufarbeiten und sieht sich gleichzeitig mit den strengen Regeln und dem immer stärkeren Rechtsruck der Gemeinde konfrontiert.

Das Buch hat mich noch länger beschäftigt. Die Autorin beschreibt die Gewalt, den religiösen Fanatismus und die rechten Tendenzen so eindringlich, dass ich beim Lesen ständig das Gefühl hatte, als wäre die nächste Katastrophe nicht weit. Benjamin dagegen scheint manchmal nicht wirklich begreifen zu wollen, wie sich seine Kindheitsfreunde mittlerweile verändert haben. Er nimmt viele Geschehnisse einfach hin oder ignoriert sie, ohne richtig darauf zu reagieren.

Die Erzählung wechselt zwischen der Gegenwart und Benjamins Jugendzeit vor 25 Jahren. Die einzelnen Charaktere werden teilweise im Dialekt bzw. mit ihren sprachlichen Eigenheiten dargestellt, was einen einerseits noch mehr in die Geschichte zieht, andererseits die Lesbarkeit erschwert. Gerade die Haushälterin seines Vaters ist hier ein Extrembeispiel. Dennoch hat mich das Buch schnell in seinen Bann gezogen, allein weil man das teilweise seltsame Verhalten der Dorfbewohner nachvollziehen möchte.

Ich hatte beim Lesen oft das Gefühl, etwas zwischen den Zeilen finden zu müssen, was ich aber nicht finden konnte. Einige Aspekte wie Benjamins familiäre Situation und das distanzierte Verhalten seines Vaters bleiben ungeklärt. Positiv fand ich die Thematisierung von Homosexualität, die in der Gemeinde natürlich absolut tabu ist. Insgesamt bietet das Buch einen erschreckenden Einblick in eine fundamentalistische Gemeinde und ist durchaus fesselnd!

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Veröffentlicht am 05.03.2024

Ein bedrückendes Szenario und es lebt in unserer Zeit

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Vor 25 Jahren geflüchtet von diesem Ort, einem Dorf irgendwo in der Abgeschiedenheit des Sauerlands, kehrt Benjamin nun zurück, in diese von einer sektenähnlich struktierten abgeschotteten Gemeinschaft ...

Vor 25 Jahren geflüchtet von diesem Ort, einem Dorf irgendwo in der Abgeschiedenheit des Sauerlands, kehrt Benjamin nun zurück, in diese von einer sektenähnlich struktierten abgeschotteten Gemeinschaft geprägten kleine Welt. In seiner Kindheit hatte er hier Freunde, die dieser evangelikalen Christenschaft angehörten und eine von ihnen Hanna, damals tragisch ums Leben gekommen und der konkrete Grund für seine Flucht, war seine erste Liebe. Zumindest gehofft hat Benjamin darauf, dass die Dinge sich inzwischen geändert haben, abgeschwächte Strukturen, weniger mächtig das sektiererische Konstrukt. Aber eher das Gegenteil ist der Fall. Und auch eine politische Fokussierung ist hinzugekommen oder vielleicht hat sie sich auch einfach nur weiter manifestiert, sehr aktuell in unserer Zeit. Wir erfahren von damals, von der Infiltration, der sich auch Benjamin nicht vollig erwehren konnte, davon, wie die jungen Menschen dich darein ergeben haben oder eben aufbegehrt, verzweifelt, letztendlich machtlos. Und dann das Heute, schlimmer, radikal und eine politisch erlaubte Partei lässt grüßen.
Dies ist eine bedrückende, einen ganz persönlich ergreifende Geschichte, die tief hinunterzieht. Eigentlich kann man es kaum fassen, dass dieser Machtapparat im Kleinen wirklich funktioniert, dass die Menschen sich so unterjochen lassen, Gehirnwäsche inklusive. Und doch erscheint es real und gut nachvollziehbar, dass dieses System Sekte funktioniert. Und man sieht, was es tut.
Dies hier literarisch zu bewerten, fällt schwer, denn die Beklemmung und das große Unbehagen, das dieses Buch erzeugt, es steht im Vordergrund des eigenen Empfindens.
Aber es hat wohl genau das mit einem gemacht, was es sollte. Und so sollte man es lesen und seine Schlüsse daraus ziehen. Und danach, los lässt einen das vor Augen Geführte nicht so schnell.

Veröffentlicht am 02.03.2024

Einblicke in eine fundamentalistische Glaubensgemeinschaft

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Zugegebenermaßen ist mir der Einstieg in die Lektüre am Anfang etwas schwer gefallen. Das mag an dem stetigen und nicht immer deutlich gemachten Wechsel zwischen den Gegebenheiten in der Gegenwart und ...

Zugegebenermaßen ist mir der Einstieg in die Lektüre am Anfang etwas schwer gefallen. Das mag an dem stetigen und nicht immer deutlich gemachten Wechsel zwischen den Gegebenheiten in der Gegenwart und 25 Jahre zuvor gelegen haben, an der merkwürdigen, umgangssprachlich klingenden wörtlichen Rede (bei der Haushälterin sogar abgehackt) der Einheimischen des fiktiven nordrhein-westfälischen Dorfes Welsum und der häufig einen religiösen Bezug aufweisenden Kapitelüberschriften (die zugleich der am Buchende abgedruckten Playlist des Protagonisten Benjamin entsprechen). Nach und nach wurde mir die Geschichte aber zusehends zugänglicher und begann mich in ihren Bann zu ziehen, weil sie sich eines immer noch aktuellen Themas annimmt – Sekten in Deutschland, hier in Gestalt einer größeren Gruppe von Dorfbewohnern, die wohl als evangelikale Christen einzuordnen sind, also als Christen, die ihren Glauben stark betonen und ihren Alltag danach ausrichten. Als sehr bedrückend empfand ich es zu lesen, zum einen wie einzelne, besonders junge Mitglieder unter der Einstellung ihrer Gemeinschaft zu leiden haben, etwa weil sie homosexuell sind, was die Glaubensgemeinschaft verdammt, zum anderen, was für eine rechtsgerichtete Gesinnung sie haben. Da mir solche fundamentalistischen Ausrichtungen unbekannt sind, habe ich das Buch als gute Gelegenheit empfunden, mich einmal mit derartigen Denkweisen auseinanderzusetzen. Vermisst habe ich allerdings, Einzelheiten über das familiäre Umfeld des Protagonisten Benjamin zu erfahren. Insoweit war ich gezwungen, von dem stichwortartig Angedeuteten meine eigenen Vermutungen anzustellen. Ferner sollte man musikaffin sein und vielleicht die Songs der o.g. Playlist kennen, denn die Musik spielt für Benjamin und eine große Rolle.

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Veröffentlicht am 14.03.2024

Düsterer & erschreckender Roman über eine sektenartige Gemeinschaft

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Benni kehrt nach einem schlimmen Ereignis nach über 25 Jahren nach Welsum zurück. Hier hat er vor allem die Sommer bei seinem Vater verbracht – der Benni auf eine Seite sicherlich geliebt aber nicht viel ...

Benni kehrt nach einem schlimmen Ereignis nach über 25 Jahren nach Welsum zurück. Hier hat er vor allem die Sommer bei seinem Vater verbracht – der Benni auf eine Seite sicherlich geliebt aber nicht viel für ihn übrig hatte.

Und Welsum ist ein komplizierter Ort: In 25 Jahren hat ich außer ein paar neuen Häusern nicht viel verändert. Vor allem nicht die Menschen, die so streng religiös sind, dass sie wie eine Sekte erscheinen und manipulieren wo es geht – immer weitere kleine Samen in die Köpfen pflanzen zu versuchen. In der Kirche sitzen Jungs und Männer von Mädchen und Frauen getrennt. Fenster bleiben geschlossen, damit der Tod nicht reinkommen kann. Häusliche Gewalt an Frauen ist legitim, weil sie vielleicht einen eigenen Kopf haben. Hände unter der Bettdecke bringen Schmach und Schmäh. Fernseher und Musik sind verboten (und doch konsumieren es fast alle) sowie auch Jeans bei allen, Hosen allgemein bei Mädchen.

Ich denke es war Absicht der Autorin, keine cozy Atmosphäre zu schaffen, sondern eher Verblüffung, Abneigung und fast schon Ekel. Ständig stinkt es irgendwo nach Knochen, Alkohol, Feuchtigkeit, Zigaretten. Alles ist ständig nass und kalt. Die Menschen sehen überall Schrecken und geben es von Genration zu Generation weiter. Und hier ist nun Benni wieder gelandet, trifft seine alten Freunde und Bekannte, obwohl die Beziehungen für mich nicht viel von Freundschaft hatten, die nah und fern sind. Benni ist generell glaube ich ein recht einsamer Mensch, der nie seinen Wohlfühlort gefunden hat. So wie ich keine Figur gefunden habe, die mir wirklich sympathisch war. Bis auf Simon, der einfach nur lieben wollte. Als ich es schon fast aufgegeben habe, auf eine Entwicklung in der Geschichte zu hoffen, kam sie! Und wie! Ein Plot und Auflösungen, dass es mich mitgerissen hat!

Die gesprochene Rede ist komplett im Dialekt abgebildet, es sind keine Rechtschreibfehler und es ist ein gelungenes Stilmittel, mit denen die Figuren geschärft werden. Nach und nach erfahren wir, was in der Vergangenheit passiert ist und noch in der Gegenwart relevant ist. Andeutungen und offene Enden werden aufgelöst und aufgeklärt. Man muss nur dran bleiben.

In viele Geschichten kann ich mich ja reinfühlen. Hier kann ich häufig nur mit dem Kopf schütteln und bin erschrocken. Aber genau aus dieser Perspektive muss man das Buch lesen: Wie ein Beobachter von außen und dann eröffnet das Buch ganz neue Pfade und Einblicke. Es zeigt Dynamiken unter Menschen und auch denjenigen mit etwas mehr Macht. Es Geht um Glauben und Überzeugungen, Zugehörigkeit und Ängste.

Ich musste mich auch manchmal zum Lesen motivieren, eben weil es eher düster ist. Aber ich bin froh, dass ich es gemacht habe. Denn eine sektenähnliche Gemeinschaft ist kein Ding aus den USA. Und es zeigt, was diese Überzeugung aus Menschen machen kann, die darin verwurzelt sind. Gut für Benni, dass er nicht immer da war.

Der Titel hat meiner Meinung nach auch mehrere Bedeutungen:
- Der Wald spielt eine zentrale Rolle und auch hier muss der richtige Pfad gefunden werden
- Rechtes Gedankengut ist nicht immer extrem und wird in dem Buch (wahrscheinlich auch in der Realität) häufig einfach abgetan, weil jemand Alkohol getrunken hat oder gar nicht so ein schlechter Mensch ist. Benni erkennt das zum Glück und macht da nicht mit.
- Spiegelt sich wunderbar im Cover wieder – passender hätte es fast gar nicht sein können.

Fazit: Es lohnt sich bei diesem Buch dranzubleiben und zu lesen. Ich musste danach noch viel über Sachen daraus nachdenken – ein gutes Zeichen! Es ist viel vielschichtiger, als es am Anfang vermuten lässt. Eine Empfehlung für alle, die aus ihrer Komfortzone ausbrechen möchten!

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