Spannende Hintergrundstory mit irritierendem Stil
Austrian Psycho Jack UnterwegerDas Buch beleuchtet vorrangig die Zeit, in welcher der verurteilte Mörder im Gefängnis war, die Literaturszene für sich eingenommen und schließlich auf Drängen dieser die Freiheit erlangt und weitergemordet ...
Das Buch beleuchtet vorrangig die Zeit, in welcher der verurteilte Mörder im Gefängnis war, die Literaturszene für sich eingenommen und schließlich auf Drängen dieser die Freiheit erlangt und weitergemordet hat.
Man folgt der Erzählung aus der Perspektive eines Autoren/Journalisten, der von J.U.s literarischem Talent ganz angetan ist und den kritischen Recherchen des Autoren Malte Herwig skeptisch gegenübersteht. Dessen Argumente kommen beim Ich-Erzähler nicht an und der Autor wird als überheblich und rechthaberisch dargestellt. Warum die Literaturszene komplett ausgeblendet hat, dass J.U. ein Mörder war, ist mir auch nach der Lektüre nicht klar geworden. Ich kann es mir nur so erklären, dass ein Gefängnisinsasse, der nun geläutert seine (teilweise erfundene) Herkunftsgeschichte literarisch verarbeitet, zufällig in den Zeitgeist der 1980er Jahre gepasst hat und Anklang in einem sonst eher gutbürgerlichen Milieu gefunden hat, welches sich als besonders fortschrittlich darstellen wollte.
Inhaltlich startet der Fall also bereits zu einem Zeitpunkt, in dem J.U. bereits seit 15 Jahren in Haft ist. Auf die Morde, die davor stattgefunden haben, wird nur als Rückblick kurz eingegangen. Anhand des Themas hätte ich eigentlich eher eine chronologische und faktenbasierte Dokumentation erwartet. Da jedoch der Ich-Erzähler nur mit seinen Befindlichkeiten argumentiert, werden die Fakten des Autors im eher nebensächlichen Konjunktiv erwähnt. Beim lesen war das mehr als irritierend, da der Stil sprunghaft und abgehackt war und das Verhältnis von Ich-Erzähler zu Autor unterwürfig/überheblich/distanziert, auf jeden Fall sehr unstimmig ist. Ebenso war mir nicht klar, ob es den Ich-Erzähler nun wirklich gab oder es nur ein stilistisches Mittel Herwigs ist.
Aufgrund der Beschreibung hatte ich eher eine psychologische Untersuchung erwartet, stattdessen hat mich der Stil beim lesen gestört und verwirrt. Zudem ist das Buch aufgrund der geringen Seitenanzahl wirklich sehr dünn und hat dennoch den Preis einen normalen Hardcover-Buches.