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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.08.2024

Was unter der Oberfläche schlummert

Genau so, wie es immer war
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Auf den ersten Blick führt Julia ein glückliches Leben: eine liebevolle Ehe, zwei tolle Kinder, Partys in ihrem Freundeskreis, ein stabiler Job. Ihr Sicherheitsgefühl wird durch ein Wiedersehen durcheinander ...

Auf den ersten Blick führt Julia ein glückliches Leben: eine liebevolle Ehe, zwei tolle Kinder, Partys in ihrem Freundeskreis, ein stabiler Job. Ihr Sicherheitsgefühl wird durch ein Wiedersehen durcheinander gebracht und es geschehen immer mehr Dinge, die sie dazu zwingen, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen und hinter die Fassade der heilen Welt zu blicken.
Mit der Erzählung gräbt man so tief in Julias Gedanken und Erinnerungen, dass es auf ganz rohe und emotionale Weise intim ist. Während ihrer Kindheit ist das Verhältnis zu ihrer engsten Bezugsperson sehr ambivalent, was die Protagonistin prägt und sie ihr Leben lang begleitet. Die Autorin schafft es, diese tief verwurzelten Muster in allen Facetten ihrer Charaktere unterzubringen. Sie zeigt, wie wir Menschen uns über die Jahrzehnte verändern und wie einige Dinge doch genau gleich bleiben; wie wir Fehler machen und verzeihen, nachtragend sind und verletzt, liebevoll und herzlich, aber auch gemein und egoistisch. Die ganze Bandbreite der Gefühle also - und das, ohne wertend zu sein, denn wer tut schon immer nur das Richtige? Trotzdem hat es auch immer einen traurigen Unterton, eine gewisse Sentimentalität, durch all die Gefühle, die unter der Oberfläche schlummern.
Durch die über 700 Seiten hat man Zeit, die Protagonistin wirklich gut kennenzulernen, was durch die vielen Rückblicke auch zu einem nuancierten Bild wird. Man sollte sich jedoch Zeit nehmen für das Buch, um richtig eintauchen zu können, ein Kapitel am Tag wird hier nicht ausreichen.
Empfehlen würde ich es Leser*innen, die gerne tiefgründige und emotionale Geschichten lesen, wobei es im Großen und ganzen vor allem um dysfunktionale Familien geht. Mir hat der Stil von Claire Lombardo richtig gut gefallen und ich werde mir ihr erstes Buch auch anschauen.

Veröffentlicht am 24.06.2024

Große Liebe, falscher Zeitpunkt

Man sieht sich
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Als Robert und Frie sich in der Schule kennenlernen, spüren sie sofort, dass diese Beziehung für beide etwas besonderes ist. Dennoch kommt ihnen immer wieder das Leben in die Quere und so folgt man den ...

Als Robert und Frie sich in der Schule kennenlernen, spüren sie sofort, dass diese Beziehung für beide etwas besonderes ist. Dennoch kommt ihnen immer wieder das Leben in die Quere und so folgt man den beiden durch die Jahre, bis sie sich schließlich im Alter von 50 Jahren wiedersehen. Ist jetzt vielleicht ihre Chance gekommen?

Die Autorin schafft es, auf berührende Art und Weise den Zeitgeist der Jahrzehnte sowie die jeweiligen Lebensrealitäten der beiden Protagonisten einzufangen. Mal aus der Sicht von Frie, dann wieder aus der Sicht von Robert und so erfährt man auch, wie sie die gemeinsamen Momente immer unterschiedlich wahrnehmen. Der Stil von Julia Karnick ist melancholisch, manchmal auch poetisch, ohne dabei kitschig zu sein. Natürlich ist es auch eine Liebesgeschichte aber vor allem geht es um die Höhen und Tiefen und Abzweigungen, die das Leben abseits des geplanten Weges nimmt. Mit Humor und wie im echten Leben begleitet man die beiden durch ihre Lebensabschnitte und findet sich wieder in ihren Gedankengängen und den treffenden Sätzen der Autorin.
Eine Geschichte zum mitfühlen und eintauchen, wunderbar geschrieben - mir hat es richtig gut gefallen.

Veröffentlicht am 27.05.2024

Atmosphärische Erzählung

Das Licht in den Birken
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Auf einem Lebenshof in der Lüneburger Heide kreuzen sich die Leben von Thea, die nach vielen Jahren in Portugal nach Deutschland zurückkehrt, Bruno, der zurückgezogen mit seinen Tieren lebt und Juli, die ...

Auf einem Lebenshof in der Lüneburger Heide kreuzen sich die Leben von Thea, die nach vielen Jahren in Portugal nach Deutschland zurückkehrt, Bruno, der zurückgezogen mit seinen Tieren lebt und Juli, die alles hinter sich lassen will. Die drei sind zwar grundverschieden, finden jedoch ineinander etwas wieder, was ihnen bislang gefehlt hat.

Nachdem mir bereits der letzte Roman von Romy Fölck (Die Rückkehr der Kraniche) richtig gut gefallen hat, hatte ich große Erwartungen an dieses Buch, die nicht enttäuscht wurden. Ein atmosphärisches Leseerlebnis, einfühlsam und differenziert beschriebene Charaktere, eine liebevoll eingebundene Natur- und Tierwelt und eine wunderbare Geschichte, die einfach herzerwärmend ist, ohne kitschig zu sein. Durch die drei Perspektiven lernt man die einzelnen Personen auf ihre Weise kennen und kann ihre Gedanken nachvollziehen. Auch wenn manches nicht unbedingt realistisch ist, die Handlung fügt sich stimmig zu einem Gesamtbild zusammen und hinterlässt ein heimeliges Gefühl. Um es in Julis Worten zu sagen, „im Leben bekommt man nie, was man will, sondern das, was man braucht“.

Auch den nächsten Roman von Romy Fölck werde ich wieder sehr gerne lesen und weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 06.03.2024

Berührende Familiengeschichte

Hallo, du Schöne
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Die vier Padavano-Schwestern haben schon immer eine enge Verbindung zueinander, auch wenn alle ganz unterschiedliche Charaktere sind. William hingegen war immer einsam, bis er Julia kennengelernt hat und ...

Die vier Padavano-Schwestern haben schon immer eine enge Verbindung zueinander, auch wenn alle ganz unterschiedliche Charaktere sind. William hingegen war immer einsam, bis er Julia kennengelernt hat und von ihrer Familie aufgenommen wurde. Aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt, folgt die Geschichte über die nächsten rund 20 Jahre dem Leben der Schwestern mit William und zeigt die sichtbaren und unsichtbaren Fäden, die sie alle miteinander verbinden.

Alle Charaktere sind umheimlich liebevoll und vielseitig dargestellt, ihre Gedanken sind roh und nachvollziehbar beschrieben. Sie werden so tiefgründig dargestellt, dass man sich ihre Positionen zu den Geschehnissen immer schon vorstellen kann, bevor sie erzählt werden. Die Handlung läuft erst eher gemächlich an, aber nach den ersten hundert Seiten konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Trotz der verschiedenen Blickwinkel und der vielschichtigen Charakterisierungen der Personen erschafft die Autorin eine ganz flüssige Stimmigkeit in ihrer Erzählweise. Man spürt die Liebe und Innigkeit der Schwestern zueinander, die auf eine unkitschige Art wie eine natürliche und selbstverständliche Gegebenheit das Fundament bilden. William agiert durch seine fehlenden Familienverbindungen als Gegenpol und muss mit seinen widerstreitenden Gefühlen kämpfen. Immer wieder behandelt das Buch die Themen Mental Health und psychische Erkrankungen, womit einfühlsam umgegangen wird.
Die Geschichte ist so schön und gleichzeitig unendlich traurig und für mich auf jeden Fall ein Jahreshighlight!

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Veröffentlicht am 25.01.2024

Fernweh

Bretagne
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Dieses Buch ist weniger ein handlicher Reiseführer und mehr ein Coffee Table Book zum entdecken und träumen. Es beinhaltet zahlreiche schöne und alltägliche Fotos, welche die natürlichen Farben der Bretagne ...

Dieses Buch ist weniger ein handlicher Reiseführer und mehr ein Coffee Table Book zum entdecken und träumen. Es beinhaltet zahlreiche schöne und alltägliche Fotos, welche die natürlichen Farben der Bretagne widerspiegeln. Das Buch ist unterteilt in mehrere Kapitel der verschiedenen Pays und man findet neben historischen Hintergründen auch Tourenvorschläge, Sehenswürdigkeiten, Portraits von Land- und Gastwirten, wissenschaftliche Erklärungen zu bretonischen Besonderheiten und vieles mehr.