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Veröffentlicht am 07.03.2024

Wenn aus düsterem Schicksal ein gefährliches Geheimnis wird

Season Sisters – Frühlingsgeheimnisse
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FRÜHLINGSGEHEIMNISSE ist der erste Band einer Reihe rund um vier Schwestern, deren Vergangenheit nicht leicht war und deren Gegenwart und Zukunft mit Geschehnissen aus vergangenen Jahrhunderten kollidieren. ...

FRÜHLINGSGEHEIMNISSE ist der erste Band einer Reihe rund um vier Schwestern, deren Vergangenheit nicht leicht war und deren Gegenwart und Zukunft mit Geschehnissen aus vergangenen Jahrhunderten kollidieren. Der Roman wird daher auf zwei Zeitebenen erzählt, was ich grundsätzlich mag. Hier hatte ich aber meine Kritikpunkte.

Worum es geht:
Als Spring Season zu Sozialstunden bei einer alten Frau namens Sophia Fowler verurteilt wird, ahnt sie noch nicht, dass die beiden grundsätzlich verschiedenen Frauen so einiges gemeinsam haben. Sophias Wände werden von den Abdrücken abgenommener Bilder geziert, so wie Springs schwere Kindheit Narben in ihrer Seele hinterlassen hat, die sie noch heute definieren. In ihrer ungewöhnlichen Freundschaft geben sie sich gegenseitig den Halt, sich der Vergangenheit zu stellen. Denn die Tragödie, die die Familie Fowler im 19. Jahrhundert durchlebt hat, öffnet noch heute tiefe Abgründe.

Eine spannende, aber risikoreiche Idee:
Die Geschichte steigt mit einem Epilog aus dem neunzehnten Jahrhundert ein, der meine Neugier geschickt geweckt hat. Ich hatte mit einer Erzählung auf zwei Zeitebenen nicht gerechnet, mag Erzählungen aus der Epoche jedoch grundsätzlich. Danach konzentriert sich die Geschichte erstmal auf die Gegenwart und mir fiel schnell auf, dass die Handlung hier sehr zügig ablief und sämtliche Konflikte ziemlich glatt gelöst wurden. Als sich im Verlauf des Buches die Handlungsstränge der Vergangenheit und Gegenwart schließlich abwechselten, verblasste die Gegenwartshandlung geradezu. Denn das, was mir in der Gegenwart gefehlt hat, machte die Vergangenheit richtig. Die Vergangenheit ging in die Tiefe, während die Gegenwart immer oberflächlich blieb. Die Vergangenheit hatte einen roten Faden, wo die Gegenwart mit Thematik-Häppchen überfüllt wird. Im Gesamten leiden beide Erzählstränge darunter.

Ein atmosphärischer Einstieg:
Während ich meine Schwierigkeiten mit der Story an sich hatte, habe ich mich zugleich in das Setting und die Atmosphäre verliebt. Egal ob es Sophias in die Jahre gekommene Londoner Wohnung war, ein Krankenhaus im 19. Jahrhundert oder die Gegend von Nordwales – die Beschreibungen des Settings haben mir unfassbar gut gefallen und ich konnte mich auf die Wirkung dieser Orte einlassen. Die erste Hälfte des Buches las sich wie ein Wohlfühlroman, was mir sehr gefallen hat. Doch die zweite Hälfte war alles andere als einladend, was ich schade fand.

Dramatische Thematiken:
Es wird ziemlich schnell klar, dass die Geheimnisse der Familie Fowler erschütternd sind. Dass sich die Geschichte am Ende aber eher wie ein Thriller lesen würde, war dagegen überraschend. Für mich persönlich auf eine negative Art, weil ich mit dieser Art von Spannung nicht allzu viel anfangen kann. Zumal nichts an dem Buch verrät, dass es so dramatisch und düster wird. Außerdem muss ich einfach sagen, dass das Drama am Ende nichts mehr mit Spannung zu tun hatte und übertrieben wirkte, weil die Erklärungen dazu fehlten.

Der Erzählstil – mal rund, mal eckig:
Bei Geschichten, die im 19. Jahrhundert spielen, wird zumeist eine dritte Person-Erzählweise gewählt, woran ich gewöhnt bin und was in dem Fall meist gut gelöst ist. Bei Gegenwarts-Erzählungen hingegen habe ich oft so meine Probleme mit diesem Erzählstil, weil Figuren dadurch distanziert wirken und lange fremd bleiben. Leider war genau das hier der Fall. In der Vergangenheit mochte ich den Erzählstil. Er war auf eine Perspektive reduziert und hat mich mit seinen Beschreibungen eingehüllt und mitgerissen. In der Gegenwart war die Perspektive dagegen oft nicht eindeutig und alles war knapper und unpersönlicher.

Figuren voller Fragezeichen:
Vielleicht lag es am Erzählstil, vielleicht waren die Figuren schlichtweg zu flach. Jedenfalls blieben mir die Charaktere zum Großteil fremd und ich fühlte mich als Zuschauer, anstatt mitzufühlen, mitzuleiden, mitzuerleben. Die Figuren waren zwar nicht unsympathisch, im Gegenteil, aber sie sind zum Großteil keine, die mich erreichen konnten oder bleibende Erinnerungen hinterlassen.
Insbesondere Spring geht im Laufe der Erzählung unter. Der Titel legt nahe, dass sie die Hauptfigur der Erzählung ist. Doch diese Rolle nehmen drei Figuren vor ihr ein. Das ist nicht unbedingt negativ, aber nicht passend.

Mein Fazit:
FRÜHLINGSGEHEIMNISSE ist kein Buch über einer der vier Season-Schwestern, aber eine Geschichte über eine Adelslinie, deren Glück bis heute manch düsteren bis tödlichen Preis verlangt. Auch wenn die Idee anders ist, als der Klappentext vermuten lässt, gefällt sie mir. Umgesetzt wurde die Idee leider zu chaotisch. Der Roman wollte mehr, als 386 Seiten hergeben, weshalb Tiefgang zu oft durch Oberflächlichkeit ersetzt wurde. Wer an einer spannungsreichen bis düsteren Familiensage interessiert ist, sollte dem Buch eine Chance geben. Meinen Geschmack trifft es nicht ganz. Ich vergebe 3 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 02.01.2024

Ein Weihnachtsschmöker

Wenn Weihnachten so einfach wär
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Weihnachten ist das Fest der Familie. Sarahs Familie weicht zwar von dem typischen Familienbild ab, doch das ändert nichts daran, dass Weihnachten ihr alles bedeutet. Nur dass dieses Weihnachten deutlich ...

Weihnachten ist das Fest der Familie. Sarahs Familie weicht zwar von dem typischen Familienbild ab, doch das ändert nichts daran, dass Weihnachten ihr alles bedeutet. Nur dass dieses Weihnachten deutlich anders wird, als es für sie Tradition ist. Unter dem Vorsatz, ein von ihrer Reiseagentur vertretenes Resort inmitten des verschneiten Kanadas unter die Lupe zu nehmen – und im besten Fall wieder zu altem Glanz zu verhelfen – reist sie über die Feiertage über den Atlantik. Insgeheim muss sie sich aber eingestehen, dass sie ganz andere Gründe für diese Reise hatte. Es ist an der Zeit sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen – oder? Glücklicherweise liefern die vielen Baustellen im Resort und die beiden Brüder, die es betreiben, genügend Ablenkung.

Die Geschichte beginnt einige Zeit vor der Abreise nach Kanada. Man erfährt von schlechten Bewertungen des Shooting Star Resorts und Sarahs wenig erfolgreichen Kontaktaufnahmen mit dem Miteigentümer Will. Es wird schnell klar, dass Sarah ein sehr schräger Charakter ist. Sie ist wirklich ein verrücktes Huhn. Über das Buch hinweg hat sich daran auch nicht wirklich viel geändert, was die Geschichte natürlich sehr amüsant gestaltet. Manchmal waren Sarahs unendlich verzweigte Gedankengänge aber auch etwas langatmig oder unpassend, was gerade den ersten Abschnitt sehr in die Länge gezogen hat.

Angekommen in Kanada treffen wir auf Will, der schrecklich grummelig ist. Es ist also eine typische Grumpy x Sunshine-Geschichte, aber Will hat natürlich seine Gründe und eine eigene Geschichte zu erzählen. Die Dynamik zwischen Sarah und Will ist von Anfang an sehr speziell – oft explosiv, aber auf eine gute Art. Es hat Spaß gemacht zu verfolgen, wie die beiden sich langsam aber sicher annähern.

Umgeben wird die Story von einem ganz wundervollen Setting. Wer nach einem ganz typischen Weihnachtsbuch sucht, ist hier zweifelsohne an der richtigen Adresse. Die Weihnachtsstimmung ist ganz klar dar. Trautes Zusammensein mit herzlichen – und teils schrulligen – Menschen, ganz viel Schnee, Weihnachtsbäume, Zimtgeruch und leckeres Essen. Das Buch ist also perfekt zum weihnachtlichen In-die-Ferne-Träumen geeignet.

Im letzten Drittel wurde es nochmal sehr turbulent, mir persönlich war es ein wenig zu viel Klischee und etwas überzogen. Aber amüsant war das Ganze natürlich trotzdem.

Mein Fazit:
WENN WEIHNACHTEN SO EINFACH WÄR ist ein Stereotyp eines Weihnachtsbuchs – insbesondere, was die Stimmung angeht. Es ist der richtige Roman für alle, die Liebesromane mit ausschweifenden inneren Monologen, schrulligen Charakteren und schrägem Humor lieben. Das Buch hat klar seine Ecken und Kanten – über die man aber sicherlich gerne hinwegsieht, wenn man schlichtweg nach einem Schmöker für die Feiertage sucht. Von mir gibt es 3 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 12.11.2023

Eine Meditation in Geschichtenform

Lichterzauber in Schweden
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Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich persönlich liebe den Winter, die dunklen Tage und den wunderschönen Schnee. Zu einem Aufenthalt in DEM Winterwunderland schlechthin – Nordschweden – würde ich ...

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich persönlich liebe den Winter, die dunklen Tage und den wunderschönen Schnee. Zu einem Aufenthalt in DEM Winterwunderland schlechthin – Nordschweden – würde ich also nie nein sagen. Auch Lilje ist als Reisejournalistin prinzipiell sehr offen. Nur bei dieser Reise geht einiges schief. Eigentlich sollte sie nicht von der Kälte, sondern vom sonnigen Strand berichten. Und eigentlich sollte sie trotz dem ganzen Chaos wenigstens ein Hotelzimmer haben. Doch alles kommt anders und so findet sich Lilje als Zimmergenossin eines attraktiven Fremden wieder. Es ist die altbekannte Geschichte der ungeplanten Zimmergenossenschaft – doch die wenigen Tage sollten kaum ausreichen, um sich zu verlieben. Aber Lilje kann ihr Herz nicht an die Landschaft und Kultur der Sámi verlieren, ohne sich dabei auch in Juha zu verlieben …

LICHTERZAUBER IN SCHWEDEN nimmt nicht nur Lilje mit in ein Land voller Überraschungen – auch die Lesenden begeben sich von der ersten Seite an auf eine Reise. Zu Beginn wird klar, dass die Geschichte in wechselnder Perspektive und in dritter Person erzählt wird. Während das erste hilft, sich in beide Figuren besser hineinzusetzen, fällt mir beim anderen meist schwerer, mich auf sie einzulassen. Was würde bei diesem Buch also die Überhand gewinnen?

Ich muss gestehen, dass mir der Einstieg ins Buch nur holprig gelungen ist und ich einige Seiten gebraucht habe – ungefähr die ersten hundert – um mich so richtig an die Story zu gewöhnen. Ich hatte am Anfang zu wenig Zeit, Lilje und Juha so richtig kennenzulernen. Es ging einfach zu schnell, dass sie ankommen, sich noch gar nicht kennen und schon auf einem Zimmer zusammen landen. Hierbei wirkten einige Details nicht so ganz stimmig auf mich. Würde man als junge Frau wirklich einfach so die Nacht bei einem völlig fremden verbringen – auch wenn es rein platonisch ist und er enorm gut aussieht? Ich brauchte also meine Zeit, mit den Figuren warm zu werden und auch wenn ich sie schließlich besser ein- und abschätzen konnte, blieben sie mir doch bis zum Schluss etwas fern.

Eine andere Sache, dich mich zunächst verwirrt hat, war die Storyline. Was mir am Anfang zu schnell ging, entwickelte sich recht bald zu einer Geschichte, die sich sehr viel Zeit lässt und den Begriff „Entschleunigung“ neu definiert. Für mich war die Handlung eine schmale Gradwanderung zwischen entspannt und langatmig. Letzten Endes hatte das Buch nicht wirklich Längen, aber es war zwischendurch fast schon zu sehr Slow-Burn, um noch als Lovestory durchzugehen.

Ich bin mir auch nicht so ganz sicher, worin der Fokus der Autorin genau lag. War es das Liebespaar oder doch eher die Sámi-Thematik? Im Grunde ist es ja auch genau dieses Thema, was die Geschichte dann eben doch von anderen Romanen mit dieser Art von cozy Lovestory unterscheidet. Das Setting ist verzaubernd und was man im Roman über dieses sehr besondere Volk der Sámi lernt, ist spannend.
Gefehlt hat es mir aber auch hier an Stimmigkeit. Es steht außer Frage, dass Naturschutz und Diversität wichtig und aktuell sind. Der Kontrast zu der restlichen Ruhe im Roman war mir allerdings zu hoch. Und auch die Verteilung der Thematiken im Buch wirkte zu unharmonisch. Themen, die eine Zeit lang als enorm problematisch dargestellt wurden, verlaufen im Sand und werden am Ende in einem Halbsatz „geklärt“. Auch die Lovestory war mir am Anfang und am Ende je zu geballt, im Mittelteil kam da einfach zu wenig.

Mein Fazit:
Es gibt eine Sache, wofür ich das Buch wirklich geliebt habe und in meinen Augen ist es DAS Argument, um diese Geschichte zu lesen: das Setting. Das, was man auf Dänisch als „Hygge“ bezeichnet, ist nicht nur total im Trend, sondern in Buchform auch entspannender als jede Meditation. LICHTERZAUBER IN SCHWEDEN war in der Hinsicht ein wirklich angenehm zu lesendes Buch. Ich hatte einige schöne Lesestunden, aber rückblickend hat es mich einfach nicht ganz mitgenommen. Ein typisches nett-für-zwischendurch-drei-Sterne-Buch.

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Veröffentlicht am 31.07.2023

Mit und ohne Vorwissen unterhaltsam

Because It's True − Tausend Gefühle
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Tausend Gefühle erscheint im Rahmen der BECAUSE IT’S TRUE-Reihe sozusagen als dritte kurze Geschichte. Alle Geschichten stammen von einer anderen Autorin des KYSS-Verlags und hängen dementsprechend nicht ...

Tausend Gefühle erscheint im Rahmen der BECAUSE IT’S TRUE-Reihe sozusagen als dritte kurze Geschichte. Alle Geschichten stammen von einer anderen Autorin des KYSS-Verlags und hängen dementsprechend nicht zusammen. Die Thematik dieser ganz besonderen Three-Things-Challenge teilen die Geschichten, aber die Umsetzung ist jedes Mal eine ganz andere.

TAUSEND GEFÜHLE aus der Feder von Anya Omah handelt von Aminata und Alexander und wird aus wechselnder Perspektive erzählt. Vielleicht klingelt bei manchen beim Namen Alexander etwas. Nämlich bei genau denen, die bereits die Sturm-Trilogie der Autorin kennen. TAUSEND GEFÜHLE ist nun eine Art Spin-off dazu. Vorwissen ist dennoch nicht nötig – auch ich kannte die Reihe nicht und wurde trotzdem super unterhalten. Aber worum geht es nun in dieser Geschichte?

Ich möchte die Inhaltsbeschreibung möglichst kurzhalten – viele Worte verraten bei einer kompakten Geschichte schnell zu viel. Jedenfalls sind Aminata und Alexander zwei junge Menschen, die sich bislang nicht kennen. Aminata als aufstrebende Schriftstellerin hätte gar nicht daran gedacht, dass jemand wie Alex in ihrer Nähe lebt. Nur deshalb hat sie die Fotos von seinem Fitness-Kanal verwendet, um einen Buchtrailer zu gestalten. Dann sind zwei unerwartete Dinge passiert: Ersten geht der Trailer durch die Decke – und ihre Karriere gleich mit. Zweitens meldet sich Alex genervt bei ihr und fordert sie zum Löschen des Trailers auf. Was braucht es wohl, um ihn zu überzeugen, dass dieser Trailer Aminata alles bedeutet?
Der Schreibstil von Anya Omah war mir noch nicht bekannt, aber ich habe ihn direkt gemocht. Auch die Thematik rund um Aminata und wie sie dafür kämpft, eine Autorin zu sein, hat mir unglaublich gut gefallen. Alexanders Welt – das Fitnessstudio – hat mir da eher weniger angesprochen und (das mag sich blöd anhören) ich habe dadurch eine gewisse Coziness in der Geschichte vermisst. TAUSEND GEFÜHLE würde ich also eher nicht als Wohlfühlgeschichte beschreiben, aber eine herrlich witzige Unterhaltung ist die Story allemal. Auch wenn sie mich allzu mitgerissen hat, kann man die Geschichte leicht an einem Abend durchlesen – und bekommt dabei eine in sich geschlossene, runde Liebesgeschichte erzählt.

Mein Fazit:
TAUSEND GEFÜHLE ist nicht unbedingt ein Must-Read, aber für alle Fans der Sturm-Trilogie bestimmt ein willkommener Abschluss. Auch ohne Vorwissen, kann man die amüsanten Dialoge sehr genießen und wird nicht zuletzt durch eine kräftige Portion Spice unterhalten. Von mir gibt es 3 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 20.03.2023

Die Figuren leben ihren Traum – der Leser muss sich mit der Realität auseinandersetzen

Let's be wild
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Es fasziniert mich immer wieder, wenn zwei AutorInnen sich zusammenschließen und gemeinsam ein Buch veröffentlichen. Es erfordert sicherlich ein beeindruckendes Maß an Teamwork, weshalb ich stets neugierig ...

Es fasziniert mich immer wieder, wenn zwei AutorInnen sich zusammenschließen und gemeinsam ein Buch veröffentlichen. Es erfordert sicherlich ein beeindruckendes Maß an Teamwork, weshalb ich stets neugierig bin, wie das im Einzelfall funktioniert. Das war mit ein Grund, weshalb ich LET’S BE WILD lesen wollte. Der wichtigste Grund war aber eindeutig, wer dieses Autorinnenduo ist. Von Anabelle Stehl habe ich WORLDS COLLIDE absolut geliebt und von Nicole Böhm zählen die gesamte ONE LAST- und GOLDEN HILL-Reihe zu meinen Lieblingsbüchern. Neuen Lesestoff von diesen beiden Autorinnen lasse ich mir deshalb nie entgehen.
Dennoch war ich bei LET’S BE BOLD von Anfang an etwas verunsichert. Zwar wird es als New Adult zugeordnet, aber der Fokus liegt vordergründig nicht auf Liebe und Beziehungen. Das ist ungewöhnlich.
Worum geht es also in der Geschichte?
Die Frage nach dem Inhalt stellt mich ehrlich gesagt vor die erste Herausforderung. Er ist zugleich eindeutig, klar und zu umfangreich, um ihn auf den Punkt bringen zu können. Am besten schafft das wohl dieses Zitat:
„Aber was nützte es mir, ständig in Angst zu leben? Auf die Art konnte ich nichts erreichen.“
Es gibt insgesamt vier ProtagonistInnen. Obwohl die vier Protas völlig unterschiedliche Ausgangspunkte haben und manche ihrem Traum bereits näher scheinen als andere, eint sie doch eines: Alle suchen sie in New York Erfolg. Glück. Erfüllung.
Und diese Figuren lernen wir kennen: Shae und Tyler, die sich von klein auf kennen und nun gemeinsam nach New York ziehen. Evie ist ebenfalls erst vor kurzem in New York angekommen, sie kommt aus Deutschland. Ariana dagegen lebt schon ein paar wenige Jahre im Big Apple und hat sich in der Influencer-Agentur, wo auch die anderen drei nun zu Arbeiten anfangen, bereits einen Namen gemacht. Aufgrund der vielen Figuren – und den vier verschiedenen Perspektiven, aus denen das Buch geschildert wird – gibt es große Sprünge (in Zeit und Buchseiten) zwischen den einzelnen Kapiteln aus derselben Perspektive. Aus diesem Grund finde ich es schwer mehr zum Inhalt zu sagen, ohne direkt großartig zu spoilern.

Meine Meinung:
Beim Lesen des Buches hatte ich oft das Gefühl, den berühmten American Dream in Buchstabenform in den Händen zu halten. Gerade bei Evie, die ja auch Deutschland stammt, war der Eindruck besonders stark. Vielleicht gibt es auch einige Leserinnen, die gerne ihre Träume in Amerika verwirklichen würden. Da kann man sich mit Evie natürlich besonders identifizieren. Ich dagegen muss gestehen, dass ich mich mit keiner der vier Figuren wirklich identifizieren konnte. Selbstverständlich ist das auch nicht prinzipiell notwendig. Im Gegenteil – ich liebe es, in Romanen Figuren kennenzulernen, die mir selbst völlig fremd sind. Das ist dann wie ein Blick über den Tellerrand. Weil mir Evie, Ariana, Tyler und Shae aber alle so fremd waren, hat es entsprechend länger gedauert, bevor ich Zugang zu ihren Kapiteln finden konnte. Erschwert wurde dies ebenso durch die großen Abstände zwischen den einzelnen Kapiteln. Tyler zum Beispiel war sehr lange ein sehr flacher Charakter für mich, bis er auf den finalen siebzig Seiten doch noch an Tiefgang und Plastizität gewonnen hat. Auch mit Evie hatte ich meine Schwierigkeiten, weil ich es schlichtweg unlogisch fand, wie kopflos sie durch die Welt geht. Vielleicht bin ich in der Hinsicht engstirnig, aber ich glaube einfach, dass man nicht blind drauflosgeht, wenn man die Chance seines Lebens erhält und diese ausdrücklich nicht vergeigen möchte.
Alles in allem war der Einstieg ins Buch für mich sehr holprig. Es dauerte weit über hundert Seiten (meine persönliche „Schmerzgrenze“), bis sich endlich das Gefühl eingestellt hat, angekommen zu sein. Zwischendurch hatte ich echt schon daran gezweifelt, ob ich überhaupt noch ankommen würde. Was mich am Ende doch noch gepackt hat, war Arianas Geschichte.
Logischerweise ist durch die Vielzahl an Perspektiven eine enorme Vielfalt geboten. Auf der anderen Seite taucht man in keine der einzelnen Geschichten tiefer ein. Das fand ich bei manchen Themen sehr, sehr schade. Ich hatte einfach das Gefühl, es gab viele Themen, die noch mehr Aufmerksamkeit verdient hätten. Und Problematiken, die sich ewig angebahnt haben, bis sie kurz vor knapp zur Sprache gebracht wurden. Vielleicht wäre da weniger einfach mehr gewesen. Schließlich wirkten Tyler, Shae, Ariana und Evie alle so, als hätten sie noch viel mehr zu erzählen, als in diesem Format für sie möglich war.
Zugleich mochte ich die Auswahl an Themen, denn es sind Dinge, die selten angesprochen werden. Diese Ballung an unkonventionellen Themen hatte jedoch weniger von einem Buch, welches den Leser herzlich willkommen heißt. Stattdessen macht es mit dem mahnenden Zeigefinger auf sich aufmerksam. Versteht mich nicht falsch – ich finde es super, welche Aspekte die Autorinnen hervorheben. Denn diese Topics machen die Geschichte wichtig, anders, aktuell. Trotzdem habe ich es lieber, wenn die ernsteren Themen eine einladende Atmosphäre nicht überlagern. Tiefgang ist relevant, aber greifbare Gefühle und eine einladend beschriebene Atmosphäre sind es ebenso. Für mein Gefühl wurde das Potential, welches New York in Sachen Setting bietet, nicht ganz genutzt. Und auch was die Gefühle anbetrifft, kam zu wenig bei mir an.

Mein Fazit:*
Ob ich wohl zu skeptisch an die Geschichte herangegangen bin? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Aus Erfahrung würde ich eher sagen, dass ich grundsätzlich mit höheren Erwartungen an neue Bücher herangehe, wenn die Autorinnen sich bereits zuvor in mein Herz geschrieben haben. Aus diesem Grund bin ich der Meinung, dass mir so oder so der rote Faden, sowie die fesselnden Gefühle gefehlt hätten. Die Grundidee finde ich super und das letzte Drittel hat zumindest ansatzweise wettgemacht, was ich am Anfang vermisst habe. Allerdings habe ich von beiden Autorinnen bereits mehr Atmosphäre und mehr Emotionen gelesen. Ich war neugierig auf die Geschichte, weshalb ich auch froh bin, sie gelesen zu haben. Wie gesagt, es gab einiges, was mir gefallen hat. Aber über drei Sterne geht der Roman für mich einfach nicht hinaus. Wer nach einem aktuellen Roman sucht, bei dem der Fokus mehr auf der Gesellschaft als auf Gefühlen liegt, kann mit LET‘S BE WILD aber sicherlich glücklicher werden.

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