Moralische Grauzonen
"Yellowface" von Rebecca F. Kuang ist ein Buch, das mich von der ersten Seite an überzeugt hat. Die Geschichte von June Hayward und Athena Liu bietet eine faszinierende Mischung aus Spannung, Drama und ...
"Yellowface" von Rebecca F. Kuang ist ein Buch, das mich von der ersten Seite an überzeugt hat. Die Geschichte von June Hayward und Athena Liu bietet eine faszinierende Mischung aus Spannung, Drama und tiefgründiger Charakterentwicklung. Während Athena als gefeierte chinesisch-amerikanische Autorin Erfolge feiert, fühlt sich June als "ganz normales" weißes Mädchen im Schatten. Doch als Athena bei einem Unfall stirbt, ergreift June die Gelegenheit und eignet sich Athenas neuestes Manuskript an, um es unter ihrem Namen zu veröffentlichen.
Das Buch behandelt eine Vielzahl kontroverser Themen wie kulturelle Aneignung, Rassismus, Cybermobbing, psychische Erkrankungen und die gnadenlose Natur der Buchindustrie. Trotz dieser schwierigen Themen bleibt die Geschichte gut lesbar und erschlägt den Leser nicht. Kuang behandelt die Themen so geschickt, dass sie den Leser nicht überfordern.
June's Verhalten ist moralisch inakzeptabel, und sie ist keine sympathische Protagonistin. Dennoch gelingt es Kuang, June in gewissen Momenten so darzustellen, dass der Leser sich mit ihr verbunden fühlt, auch wenn ihre Handlungen fragwürdig sind. Ihr innerer Konflikt und ihre verzweifelten Versuche, ihren Ruf zu wahren, haben mich auf jeder Seite mitgerissen. Ihre Entwicklung im Laufe des Buches ist fesselnd und voller unerwarteter Wendungen.
Der Drang von June, um jeden Preis ihren Ruf zu wahren, führt zu einem Labyrinth aus Lügen und fragwürdigen Plänen, bei denen sie keine Rücksicht auf andere nimmt. In den letzten 100 Seiten gewinnt das Buch an Fahrt, während June langsam dem Druck und ihrem schlechten Gewissen erliegt. Der Plot-Twist am Ende des Buches überrascht und fesselt den Leser bis zur letzten Seite.
Rebecca F. Kuang ist eine außergewöhnliche Autorin, die es versteht, den Leser von Anfang bis Ende zu fesseln. Ihr Schreibstil ist packend, emotional und unglaublich eindringlich. Sie schafft es komplexe Charaktere zum Leben zu erwecken und eine Atmosphäre zu schaffen, die den Leser von Anfang bis Ende gefangen hält. "Yellowface" ist definitiv eines meiner Jahreshighlights.