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Veröffentlicht am 12.03.2024

Spannende Familiengeschichte

Das Hochzeitszimmer
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„...Bis zu ihrem Ende nicht, als sie mich in ihren letzten Atemzügen aufforderte, mich zu den Altären der Gerechtigkeit zu machen, nicht um zu richten, sondern um zu reinigen, nicht um zu rächen, sondern ...

„...Bis zu ihrem Ende nicht, als sie mich in ihren letzten Atemzügen aufforderte, mich zu den Altären der Gerechtigkeit zu machen, nicht um zu richten, sondern um zu reinigen, nicht um zu rächen, sondern um zu erfüllen...“

Diese eher kryptischen Worte ihrer Mutter begleiten die Journalistin Sally bei der Suche nach ihren Wurzeln. Zwei Familien geraten dadurch in ihren Blickpunkt. Es sind die Familie van der Meer, langjähriger Besitzer der Diamantminen in Namibia, und von Odenfeldt, denen mehrere Hotels gehören.
Das Ehepaar hat einen spannenden Roman geschrieben. Die Geschichte wird nicht chronologisch erzählt. Der fein ausgearbeitete Schriftstil folgt einer besonderen Struktur. Es ist das Jahr 2010, in dem sich Sally auf die Suche begibt. Die Handlung kehrt immer wieder in dieses Jahr zurück. Dazwischen erzählen ihre Gesprächspartner Episoden aus der Vergangenheit So baut sich die Geschichte beider Familien wie ein Puzzle nach und nach auf.
Im Jahre 1923 lernen sich Alexander von Odenfeldt und Lydia van der Meer kennen. Beide gelten als schwarze Schafe in ihrer Familie. Sie heiraten und bauen in Windhoek ein Hotel nach ihren Vorstellungen.
Der Roman ist sehr vielschichtig. Auf ihrer Reise in die Vergangenheit wird Sally mit dem deutschen Faschismus, der griechischen Militärdiktatur und dem Kolonialismus nach dem Ersten Weltkrieg konfrontiert. Macht und Gier sind häufig die Motive des Handelns. Dafür verrät man selbst seine Ideale.
Besonders beeindruckt haben mich manch gut ausgearbeitete Gespräche. So unterhält sich Alexander mit seiner Mutter Ilse über den Kolonialismus. Ihre Meinung, man habe Kultur nach Afrika gebracht, kontert er mit folgenden Worten:

„...Welche Kultur? Die einer Zivilisation, die schwarze Frauen als Freiwild betrachtet, nachdem sie ihre Männer totgeschossen hat? Die einem Schrei nach Freiheit die totale Vernichtng entgegenhält?...“

Der letzte Satz bezieht sich auf den Hereroaufstand. Während die meisten Protagonisten vielschichtig mit Ecken und Kanten gezeichnet werden, trifft das auf Carlo van der Meer nicht zu. Der Besitzer der Diamantmine nimmt sich, was er will ohne jegliche moralische Skrupel. Niederlagen kann er gar nicht vertragen. Irgendwann folgt die Rache. Für seine Minen gilt:

„...Es dreht sich alles darum, möglichst viel Gewinn mit geringsten Kosten zu erzielen. Menschen sind Maschinenrädchen. Fallen sie aus, werden sie ausgebaut, verschrottet und ersetzt...“

Die Geschichte der Familien steckt voller Intrigen. Sally trifft mit Eric und Elena auf die jüngste Generation. Die ist bereit, die Vergangenheit aufzuarbeiten.
Eine Besonderheit hat die Geschichte noch. Die Hotelgruppe verfügt in jedem ihrer Hotels über ein sogenanntes Hochzeitszimmer. Dort waren zum Teil Personen der Weltgeschichte untergebracht. Auch davon erzählt der Roman.
Ein Personenverzeichnis und Quellenangaben vervollständigen das Buch.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie ist spannend und historisch interessant.

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Veröffentlicht am 11.03.2024

Jüdisches Frauenschicksal

Annas Lied
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„...Hannah schloss die Augen und ließ den Kopf zurück auf das Kissen sinken. Sie atmete aus. Seufzte tief. Und dann kamen die Tränen...“

Die Sätze stammen aus dem Prolog, der im Jahre 1945 spielt. Für ...

„...Hannah schloss die Augen und ließ den Kopf zurück auf das Kissen sinken. Sie atmete aus. Seufzte tief. Und dann kamen die Tränen...“

Die Sätze stammen aus dem Prolog, der im Jahre 1945 spielt. Für Hannah ist es eine entscheidende Szene. Ihr Leben wird bald eine neue Wendung nehmen.
Der Autor hat einen berührenden Familienroman geschrieben. Das Buch zeichnet ein reales Leben nach.
Der Schriftstil ist sehr fein ausgearbeitet. Hier passt jedes Wort. Die Zeitverhältnisse werden genauso exakt wiedergegeben wie das Leben in der Familie.
Die Geschichte beginnt 1929. Die 8jährige Hannah lebt mit ihren Eltern und den vier Brüdern in Kopenhagen. Die Familie ist einst aus Polen gekommen und hat sich ein neues Leben aufgebaut. Der Vater ist Schneidermeister.
Schon von Anfang an wird deutlich, wie gefestigt der Zusammenhalt zwischen den jüdischen Familien ist. So nehmen sie den jüngeren Bruder des Vaters mit seiner Familie auf, als die aus Polen ausreisen.
Hannah liebt die Musik. Sie träumt davon, Pianistin zu werden. Doch das Leben im jüdischen Haushalt folgt strengen Regeln. Dem widersetzen sich allerdings Hannahs älter Brüder. Alle Vier heiraten Frauen, die keine Juden sind. Diese Freiheit wird es für Hannah nicht geben.

„...Du weißt doch, dass für das Judentum die Mütter verantwortlich sind. Die Frauen...“

Logischerweise hat in Hannahs Familie ihre Mutter Bruche das Sagen. Sie kann ganz schön ausrasten, wen es nicht nach ihrem Kopf geht.
Spannend fand ich die Diskussionen, wenn es zum Familientreffen kam. Während Lille-Moshe streng gläubig war, outet sich Abraham als Sozialist. Folgerichtig prallen hier unterschiedliche Meinungen aufeinander.
Bis zur Flucht nach Schweden wird das Leben in relativ kurzen Zeitsprüngen nachgezeichnet. Mit 15 Jahren erfährt Hannah, dass sie einen Franzosen heiraten soll.

„...Eine Weide fängt an zu wachsen, egal, wo sie in der Erde steht. Anfangs wird sie vielleicht ihre gewohnte Umgebung vermissen, aber nach einem Jahr hat sie ein neues Heim gefunden...“

Diese bildhafte Sprache gibt es an vielen Stellen. Erst einmal besucht Hannah das Konservatorium. Und dann wird Dänemark besetzt. Jetzt geht es um das nackte Überleben.
Nach dem Krieg kehrt die Familie zurück. Hannah heiratet und zieht nach Frankreich. Von den nächsten Jahren gibt es nur noch sporadische Berichte. Sie hat sich ihrem Schicksal gefügt.

„...Und dann hast du einmal gesagt, es sei besser geliebt und verloren zu haben, als niemals geliebt zu haben...“

Dies Worte stehen im letzten Brief von Hannahs größer Liebe. Sie konnte ihn nie vergessen. Doch es gab keine Zukunft für beide.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Anhand eines sehr persönlichen Schicksals gibt es Einblicke in das jüdische Leben im letzten Jahrhundert.

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Veröffentlicht am 10.03.2024

Humorvoller Krimi

Therme, Morde, Sahnetorte. Tod einer Krankenschwester
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„...An dem Wasserloch mit besonders dichtem Schilfgürtel leuchtete etwas Helles. War das ein Birkenast oder ein Baumstumpf? Nein!...“

Doro ist zur Reha. Dass sie wieder in einen Kriminalfall verwickelt ...

„...An dem Wasserloch mit besonders dichtem Schilfgürtel leuchtete etwas Helles. War das ein Birkenast oder ein Baumstumpf? Nein!...“

Doro ist zur Reha. Dass sie wieder in einen Kriminalfall verwickelt wird, konnte sie vorher nicht ahnen.
Die Autorin hat eine spannenden und abwechslungsreichen Krimi geschrieben. Der Schriftstil ist lockerleicht. Gleichzeitig blitzt ab und an ein feienr Humor auf.
Dieses Mal wird Doro nicht von ihren Freundinnen Esme und Manuela begleitet. Aber natürlich hält sie diese auf dem Laufenden. Die Reha hat so ihre Ecken und Kanten.

„...Ja, man durfte niemals den Platz in der Schlange aufgeben. Um keinen Preis, sonst ging man am Ende leer aus...“

Wie das Zitat zeigt, beginnt das schon beim Frühstücksbuffet. Auch einige der Gäste machen sich einen Spaß daraus, über Neuankömmlinge zu spotten. Nicht die feine Art!
Doch es sollte noch schlimmer kommen. Wegen der Folgen des Norovirus werden fast alle Anwendungen gestrichen. Die Patienten sind gezwungen, sich allein zu beschäftigen. Das gefällt nicht jedem.
Als Esme vorbei kommt, unternimmt Doro mit ihr einen Spaziergang. Und prompt finden sie eine Leiche. Natürlich lassen sich die beiden nicht von Ermittlungen abhalten, zumal Doro die Tote kennt. Außerdem hat Doro Bilder von der Umgebung der Leiche gemacht und sie an Manuela geschickt. Die lässt die Bilder professionell untersuchen. Dabei werden überraschende Entdeckungen gemacht.
In diesem Band gibt es zwei besondere Protagonisten. Das sind zwei Raben. Anfangs stören sie Doro beim Schlaf. Also wirft sie ihnen Futter vor die Füße. Im Laufe der Handlung taucht vor allem Rappo, wie Doro einen von ihnen nennt, immer mal wieder auf. Sein Drang, alles was glitzert, zu stehlen, wird entscheidenden Einfluss auf die Handlung haben.
Die Geschichte hat mich sehr gut unterhalten. Am Ende bleibt keine Frage offen.

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Veröffentlicht am 08.03.2024

Schönes Beschäftignungsbuch

Kreuz und quer durch die Osterzeit
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„...Hallo du, „Die Ostergeschichte kennt doch jeder“, dachte ich früher häufig, wenn wir zufällig darüber sprachen. Doch erst beim genaueren Hinsehen entdeckte ich viele spannende Details...“

Mit diesen ...

„...Hallo du, „Die Ostergeschichte kennt doch jeder“, dachte ich früher häufig, wenn wir zufällig darüber sprachen. Doch erst beim genaueren Hinsehen entdeckte ich viele spannende Details...“

Mit diesen Worten wendet sich die Autorin an die Leser. Dann folgen 40 Seiten zum Thema Ostern.
Bis zur Seite 29 beginnt jede Seite mit der fortlaufenden Erzählung der Ostergeschichte auf hellgrünen Untergrund.. Das geschieht kindgerecht und bibelkonform.
Darunter befindet sich jeweils ein passendes Rätsel. Zählaufgaben, Kreuzworträtsel, Suchgitter, Buchstabenstreichrätsel, Irrgarten und viele andere wechseln sich ab. Außerdem gibt es Ausmalbilder und Irrwege.
Die Seiten 30 und 31 enthalten 12 Fragen mit je drei vorgegeben Antworten. Dann folgen Rezepte für ein Ostermenü. Eingebunden ist auch das Herstellen von Kresseköpfen.
Ein lustiges Quiz steht am Ende des Buches, bevor die Lösungen kommen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es bietet viele Beschäftigungsmöglichkeiten für die Osterzeit.

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Veröffentlicht am 07.03.2024

Spannende Fortsetzung

Das Opernhaus: Rot das Feuer
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„...Weiter rechts ragte der Turm der Hofkirche auf, dahinter das Schloss. Und daneben lag, nein, thronte die Königliche Semperoper. Ihre goldenen Verzierungen schimmerten in der schwachen Frühlingssonne...“

Elise ...

„...Weiter rechts ragte der Turm der Hofkirche auf, dahinter das Schloss. Und daneben lag, nein, thronte die Königliche Semperoper. Ihre goldenen Verzierungen schimmerten in der schwachen Frühlingssonne...“

Elise ist mit ihrer kleinen Tochter an den Elbwiesen unterwegs, als ihr Blick über den Fluss schweift. Es sind Erinnerungen, die in ihr hochkommen.
Die Autorin hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Es ist der zweite Teil einer Reihe. Der Schriftstil ist ausgereift. Er passt sich gekonnt den Gegebenheiten an.
Wir schreiben das Jahr 1849. In Dresden brodelt es. Viele sind mit den halbherzigen Reformen nicht zufrieden.
Am Dirigentenpult der Semperoper steht seit einiger Zeit Richard Wagner. Man spielt vor allem die Opern von Mozart. Richard aber möchte eigene Werke schreiben. Das äußert er gegenüber Bakunin.

„...Alter Freund, ich arbeite gerade an einem neuen Stoff, den Nibelungen – die Komposition ist für mich das Wichtigste! Aber ich will die ganze Welt revolutionieren, die der Politik und die der Musik!...“

Deutlich wird, dass die Unzufriedenheit in den unterschiedlichen Ständen der Gesellschaft herrscht. Auch die Frauen nutzen die neue Freiheit. Im Mittelpunkt steht Louise Otto, die die Frauen dazu aufruft, Artikel für eine Zeitung zu schreiben. Sie kümmert sich um eine Druckmöglichkeit. Elises jüngste Schwester Barbara engagiert sich im Frauenverein.
Elise ist in ihre arrangierten Ehe gefangen. Zwar lässt ihr Adam, ihr Mann, die Freiheit, als Geigerin in den Salons Dresdens auftreten zu dürfen, doch es fehlt an Gefühl und Zuneigung.
Dann sieht sie eines Tage Christian wieder. Der hat sich einen festen Stand als Kulissenmaler an der Semperoper erarbeitet. In Elise flammen alte Gefühle auf. Soll sie ihre Ehe aufs Spiel setzen?
Sehr gut werden die Verhältnisse in der Oper wiedergegeben. Hier herrscht harte Konkurrenz.

„...Oft war die Oper nur ein hübsches Spiel aus Masken und Illusionen, doch manchmal gerieten die Räume auf und hinter der Bühne durcheinander, schoben sich schier ineinander, sodass niemand mehr sagen konnte, was das wirkliche Drama war...“

Doch dann kochen die Emotionen hoch. Der Landtag war überraschend aufgelöst worden. Bald fallen die ersten Schüsse.
Eingebunden in den Roman sind kursiv Briefe und Dokumente aus der Zeit. Ein inhaltsreiches Nachwort ergänzt die historischen Fakten. In der vorderen Umschlagseite befindet sich eine Karte von Dresden.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Hier werden historische Ereignisse gekonnt mit persönlichen Schicksalen verknüpft. Gleichzeitig wird die Musik als besondere Ausdrucksform eingebunden.

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