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Veröffentlicht am 05.04.2024

Das unsichtbare Opfer

Das Flüstern des Totenwaldes (Thriller)
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Eine knappe Woche weg vom Polizeidienst und dem ganzen Computerkram, so wie jedes Jahr. Das war die Prämise für Boris. Zusammen mit fünf früheren Studienkollegen will er den Grundländer Forst durchwandern. ...

Eine knappe Woche weg vom Polizeidienst und dem ganzen Computerkram, so wie jedes Jahr. Das war die Prämise für Boris. Zusammen mit fünf früheren Studienkollegen will er den Grundländer Forst durchwandern. Doch bereits im ersten Nachtlager wird klar, die Gruppe ist in Gefahr und Hilfe kann nicht informiert werden aufgrund einer mangelnden Netzabdeckung.

Einen Tag nachdem Boris mit seinen Freunden in den Wald zog, werden die Kollegen in die Nähe des Waldes gerufen. Dort ist die Leiche einer Frau aufgetaucht, verstümmelt und das Gesicht mit Lippenstift verschmiert.

Wer war die Tote? Und besteht ein Zusammenhang mit der Wandergruppe um Boris? Henning Gerlach und Lena Freyenberg beginnen zu ermitteln ...

Der Wald, und damit meine ich die richtige Wildnis, nicht die hübsch aufgeforsteten und ständig betriebenen Forste, sondern wirklich den Wald, gibt es kaum noch in Deutschland. Manche Gehölze haben aufgrund ihrer schieren Größe zumindest ein Stück weit die Wildnis bewahrt, vor der unsere Vorfahren sich gegruselt haben und aus denen der schiere Terror in Dörfer und kleine Städte zu spülen schien. Ist man in einem solchen wilden Wald erlebt man ein Stück Vergangenheit, fühlt sich besagten Vorfahren näher als in jeder, und sei sie noch so mittelalterlich anzusehenden Stadt. Der Wald lebt, und er beherbergt noch heute Tiere, die wir in unserer Zivilisation kaum noch kennen. Bären nicht mehr, und Wölfe sind rar in Deutschland, wandern aber langsam wieder ein (die Rezensentin wohnt in einer Gegend, in der gerade wieder Wölfe einwandern, und hier sind selbst die Bauern froh darüber, sie zurück zu sehen - zumindest noch). Doch natürliche Feinde des Menschen sind in den Wäldern Deutschlands keine mehr anzutreffen.

Wer ist der natürliche Feind des Menschen hier in dieser doch sehr zivilisierten Welt, in der sich gerade Wölfe wieder eine winzige Nische zu erschließen versuchen? Wölfe dann wohl kaum. Wildschweinen sollte man besser aus dem Weg gehen, sie können zu einer Gefahr werden. Aber ist nicht der größte Feind des Menschen der Mensch selbst?

Was mich vor allem interessierte an diesem Roman, neben dem Setting in einem nicht "aufgeräumten" Wald, der sich als, wenn auch durchaus überschaubare, Wildnis erschließt, ist das Konzept des Autoren. Es geht nicht, oder nicht nur, um den Serienkiller, nein. Da ist noch jemand. Jemand, der dort nicht hingehört, dem Zeit seines Lebens ein falsches Bild der Gesellschaft suggeriert wurde. Wie weit können Recht und Unrecht verdreht werden, wenn man keine Möglichkeit hat, der Wahrheit auf den Grund zu gehen? Wie sehr kann ein Mensch verschwinden, ja unsichtbar werden, wenn es um die Gesellschaft an sich geht?

Die Botschaft hier ist erschreckend, aber diverse Studien haben gezeigt, dass sie durchaus der Wahrheit entsprechen. So erinnert der Roman mit seinem "Zehn-kleine-Negerlein"-Konzept um die Wandergruppe stark an einen üblichen Slasherfilm. Erst wenn man tiefer schaut erkennt man das wahre Opfer zwischen den Toten: den Unsichtbaren, der die Gesellschaft nicht versteht, weil er so gut wie nie in ihre gelebt hat und dem die letzten zwanzig Jahre lang ein vollkommen verqueres Weltbild suggeriert wurde.

In einer Zeit, in der man reale von Fake-News kaum noch unterscheiden kann, in der man dem Journalismus nicht mehr trauen kann, wo liegt die Wahrheit? Wie verdreht ist sie wirklich? Im Fall von Robin sehr.

Die Einwohner des Dorfes hat Schwarz ausgesprochen gut skizziert mit der besonderen Art, die Dorfbewohner eben haben. Doch das wahre Potenzial kommt erst gegen Ende des Romans, in der Klimax, wirklich zum Ausdruck, und hier verbreitet sich ein Schrecken, der über jeden handelsüblichen Thriller oder Horror hinausgeht. Den Ansatz hat Schwarz hier sehr gut geschrieben, dennoch hätte ich persönlich mir am Ende etwas mehr gewünscht statt eines Berichtes. Aber ja, es ging nie um den unsichtbaren Robin, es ging um die Wandergruppe und um das Ermittlerduo Gerlach und Freyenberg. Und was das angeht, so hat der Autor seinen Job zu hundert Prozent erfüllt.

Die Wahrheit über den Schrecken, der bleibt im Wald. Dort, wo finstere Gestalten wandern, Ausgeburten unserer Phantasie - oder doch Wirklichkeit?

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Veröffentlicht am 07.03.2024

Vergeudetes Potenzial

Monster (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 11)
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Hinter einem Marienstock wird die Leiche einer 16-jährigen Schülerin gefunden. Das Mädchen wurde erdrosselt. DNA-Spuren weisen auf einen abgelehnten Asylbewerber hin. Und dann bricht die Hölle los ...

Zum ...

Hinter einem Marienstock wird die Leiche einer 16-jährigen Schülerin gefunden. Das Mädchen wurde erdrosselt. DNA-Spuren weisen auf einen abgelehnten Asylbewerber hin. Und dann bricht die Hölle los ...

Zum elften Mal lässt Neuhaus ihre Ermittler einen Mord untersuchen und ihre Leser damit miträtseln darüber, was mit der jungen Larissa passiert ist. Und dieses Mal geht es hoch her im beschaulichen RKI. Eine neue Kollegin trifft ein, jemand aus dem Team wird getötet, Bodensteins Sessel wackelt und Pias Ehemann hat die Möglichkeit, für ein Jahr nach Namibia zu gehen - natürlich mit Pia. Ach ja, und Pias Mutter leidet unter Demenz und kann nicht länger allein wohnen.

Neben all den kleinen, oder größeren, privaten Problemen nimmt sich der Mordfall als hartnäckig unlösbar heraus. Erst verschwindet der DNA-Träger, mit dem Bodenstein und Pia sprechen wollen, auf mysteriöse Weise, kurz darauf erhält die Mutter des ermordeten Mädchens einen überraschenden Besuch an ihrem Arbeitsplatz.

Während der letzten zwei, drei Romanen hatte ich das Gefühl, die Luft ist raus aus dem RKI. Der neue Plot um Pias Ex, der sich als Krimiautor einen Namen macht, wirkte auf mich abgedroschen, und tut es noch - hatten wir schon, danke. So witzig es gemeint sein könnte und sicherlich ist, es wirkte nicht, zumindest für mich. Bodenstein, dessen zweite Ehe scheiterte, Pia, die statt dessen in ihrem Zoo-Direktor einen Seelenverwandten gefunden zu haben scheint. Ja, Scheidung ist bei Polizei ein Thema, ebenso wie in einigen anderen Berufen, die scheinbar nie einen Feierabend genießen dürfen. Trotzdem wirkte das ganze etwas ... lustlos in den letzten Büchern. Der Plot war vorhersehbar, die Lösung wenig überraschend.

In "Monster" ist es anders, ganz anders. Hier überrascht wirklich, was passiert. Neuhaus scheint neue Inspiration gefunden zu haben, was dem Roman gut tut. Dennoch gerät der eigentliche Mordfall an der jungen Larissa immer und immer mehr ins Hintertreffen, während das Team sich in immer tiefere Abgründe begibt. Zu verständlich, immerhin ist es eine Person aus dem Team, das sich dieses Mal als weiteres Opfer findet. Pandoras Box wird daraufhin geöffnet und der eigentliche Mordfall gerät mehr und mehr ins Hintertreffen. Dabei ist gerade das Neuhaus' Können, die verschiedenen Charaktere der Opfer- und Täterfamilien zu beschreiben und ihnen Leben einzuhauchen. Hier wird angedeutet, dort wieder zurückgepfiffen, und die junge Nachwuchsdetektivin letzten Endes von Bodenstein aus der Trauerfeier herausgezerrt mit dem Hinweis, sie habe sich nicht zum ersten Mal geirrt.

Natürlich möchte ein Krimi-Autor seine Leser auf falsche Fährten schicken, dennoch hätte ich den Pfad, auf dem Sara da war, gern etwas näher beleuchtet gesehen. Statt dessen wird mit keinem Wort erwähnt, woher der plötzliche Stimmungswandel in Larissa gekommen ist. Es wird in den Raum gestellt, zwei Seiten später ist es wieder vergessen, weil der zweite Fall soviel mehr Aufregung und Aufmerksamkeit verdient. Irgendwie kann ich Larissas Eltern verstehen, wenn die die Polizei beschimpfen während der Trauerfeier - möchte ich an der einen oder anderen Stelle auch tun in diesem Roman.

Wo ich gerade so schön in Fahrt bin, als ex-Gerichtsangestellte (Protokollführerin in Strafsachen und Abschiebungen) darf ich zwei Dinge berichtigen: Nicht nur Richter und Staatsanwalt "verkleiden" sich bei einer Gerichtsverhandlung in Deutschland, auch die Protokollkraft trägt eine Robe und üblicherweise (es gibt Ausnahmen) auch der/die Verteidiger. Und als frühere Protokollführerin kann ich ebenfalls behaupten, dass das Herauswinken aus einem Gerichtssaal für den Protokollanten durchaus üblich ist, findet bei jeder Besprechung statt, die nicht im Richterzimmer geführt wird. Hat nix im Protokoll zu suchen, geh ins Büro, ich ruf dich an - oder - warte draußen, dauert nur ein paar Minuten. Aber das nur als kleiner Mangel am Rande.

Was mich dagegen wirklich nervte waren die vielen Fehler. Ich habe mir den Band kurz nach Veröffentlichung gekauft, sprich die 1. Auflage. Von Ullstein bin ich besseres gewohnt und wünschte mir zwischendurch wirklich den ausgestorbenen Beruf des Setzers zurück. Ehrlich, Selfpublisher haben offenbar bessere Programme als ein renommierter Verlag.

Alles in allem ist der Roman spannend, keine Frage. Und der zweite Fall ist soviel größer und bombastischer als die kleine Larissa. Besser als die letzten zwei, drei Bücher der Reihe ist "Monster", keine Frage. Aber schade um das Potenzial, einmal wieder zurückzukehren zu den Wurzeln.

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Veröffentlicht am 14.11.2023

Damals nach dem Krieg

Die Legende der Götter
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Während der Hochzeitsfeierlichkeiten der Prinzessin wird die Stadt Sueben angegriffen und in Schutt und Asche gelegt. Ein unbekannter Feind zieht weiter durch das Reich Lindao und hinterlässt eine Spur ...

Während der Hochzeitsfeierlichkeiten der Prinzessin wird die Stadt Sueben angegriffen und in Schutt und Asche gelegt. Ein unbekannter Feind zieht weiter durch das Reich Lindao und hinterlässt eine Spur der Verwüstung. Und selbst als diese unbekannte Armee sich zurückzieht, bleibt das Reich im Chaos versunken: Der König ist in seiner Burg verschwunden und scheint sich nicht darum zu kümmern, was mit den einfachen Bürgern passiert. Diese hungern und werden von marodierenden Truppen getötet, weitere Städte verbrannt. Da kommt Ole der Gedanke, den Schiffsbau zu erlernen und Fischer zu werden, um seine Wahlheimat mit den nötigen Lebensmitteln für das Überleben zu versorgen ... Die Welt, die Modd hier schildert, ist durchaus komplex und eine der besseren, wenn es um Weltenbau geht. Das Reich Lindao, in dem die Geschichte spielt, ist unterteilt in verschiedene Bereiche eines vermutlich größeren Erdteils, zu dem noch mindestens ein anderes Reich zählt. Ein drittes dagegen liegt weit entfernt im Ozean, ist aber mit Lindao verbńndet. Dieses spielt über lange Zeit in der Handlung keine Rolle, bis sich eine Gesandte von dort zeigt und den König aufklärt über das wahre Geschehen in seinem Land. Interessant finde ich das Götterkonzept, das hier Anwendung findet. Vier Elemente, vier Götter, wobei drei sich gegen den vierten gestellt und ihn verbannt haben. Nun aber, in Zeiten der Not, haben die Menschen Lindaos keinen Glauben mehr. Sie sind von den Göttern abgefallen, die dies scheinbar auch klaglos hinnehmen. Magiebegabte sind in diesem Konzept übrigens von den Göttern Erwählte, die die jeweilige Kraft als besonders starke Gabe maniüulieren können. Die Handlung ist aufgeteilt in verschiedene Erzähler und deren Sicht - oder doch zumindest meist. Einige Brüche und Charaktersprünge sind leider vorhanden. Man sollte als Leser also sehr aufmerksam sein, was sich nicht immer als einfach erweist. Damit kommen wir dann zu einem der größten Mankos des Romans: Er ist sehr langatmig. Handlungen werden immer und immer wieder beschrieben aus verschiedener Sicht, je nachdem welcher Protag gerade die Erzählebene inne hat. Man hat das Gefühl, statt voran- immer wieder zurückzugehen, weil Seiten und Seiten immer wieder das gleiche erzählt wird. Für mich vollkommen an den Haaren herbeigezogen ist allerdings der vollkommen abgehende Überlebenswillen der Bevölkerung. Oh, wir haben Angst, dass Räuber uns überfallen, also verhungern wir lieber in unserer Stadt/unserem Dorf, das dann aber auch von marodierenden Kriegern geplündert wird. Das ist schlichtweg gegen die menschliche Natur. Es gibt keine Massen-Depression, die plötzlich 90 % einer überlebenden Bevölkerung erwischt. Nach Kriegen, wenn die Nahrung knapp und das Leben unsicher ist, hat die Menschheit sich als äußerst kreativ erwiesen, wenn es darum geht zu überleben. Da scheint dieser irrwitzige Mangel an Eigeninitiave vollkommen unglaubwürdig. Zweifel an den Göttern, ja, Zweifel am eigenen Glauben, JA! Aber sich einfach hinlegen und verhungern? NEIN! Verhungern ist ein sehr schmerzhafter Tod, bei dem der Körper sich selbst kannibalisiert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die breite Masse einen solchen Tod sterben möchte. Dann besser bis zum Winter überleben irgendwie und sich in den Schnee setzen, um zu sterben. Zudem besteht die menschliche Nahrung nicht nur aus Fleisch und/oder Fisch, sondern auch aus Pflanzen und Gemüsen. Ja, die Felder sind niedergebrannt, aber es wachsen durchaus noch Wildkräuter, Pilze, Früchte, etc. Scheinbar hat plötzlich jeder Amnesie und der Weizen und die Kartoffeln sind das einzige, was noch vor dem Hungertod retten kann ... lassen wir das jetzt besser. Auf der positiven Seite kann Modd durchaus auch einen verwobenen Handlungspfad zur Zufriedenheit auflösen. Lange Zeit rätselte ich über die Identität des Mannes mit dem Ring, und die Auflösung konnte mich tatsächlich erstaunen. Damit hatte ich nicht gerechnet, da diese Figur scheinbar die ganze Zeit in der Hauptstadt anwesend war. Auch viel der Actionszenen waren gut geschrieben (wie immer, ich gucke auf so etwas). Der Schlachtverlauf am Höhepunkt allerdings hatte einige Schwächen, die ich zum Großteil entschuldbar finde (wer macht sich schon die Mühe, wahre Schlachtpläne zu studieren, es sei denn, es ist ein Hobby oder gar der Beruf?). Wo Modd mich allerdings komplett verlor, war dieser irrige Wahn, den König zu ermorden. Abdanken, ins Exil gehen, okay. Aber ehrlich gesagt habe ich bis jetzt nicht verstanden, warum es so wichtig war, ihn zu töten (abgesehen von der großen Intrige meine ich hier, die habe ich durchaus verstanden). Es wird ständig behauptet, er sei ein schwacher König, nur um im selben Wortlaut nur einige Zeilen weiter dann klar zu stellen, was für ein großer König er doch vor dem Krieg gewesen sei. Das ließ mich etwas ratlos zurück, aber vielleicht billige ich dem Normalbürger auch zu viel Intelligenz zu. ich meine, wir reden hier von einer suizidalen Masse ... So gut am Ende die Auflösung war, so unglaubwürdig war sie auch. Im vorletzten Kapitel schnauzt der König selbst seine Untergebenen an mit dem Hinweis, ob er denn nicht in den Krieg geritten sei und gekämpft habe. Ob er nicht Schlachten gewonnen und Freunde und Verwandte verloren habe im Krieg. Ein Kapitel weiter findet dann die große Enthüllung statt und ich saß, ehrlich gesagt, einmal mehr ratlos über dem Buch und fragte mich, ob ich jetzt an einer Form der Amnesie leiden würde oder der König unter einer multiplen Persönlichkeitsstörung. Die Auflösung war gut, keine Frage, und ich applaudiere Modd auch dafür. Aber im Hinblick auf das vorhergehende Kapitel stimmt da was nicht. Alles in allem ein guter Roman, der besser sein könnte als er im Moment ist. Wer verschlungene Handlungsstränge mag und verwirrende Intrigen, der ist hier bestens aufgehoben. In meinen Augen allerdings fehlt das letzte Quentchen und eine grundsätzliche Überarbeitung, um das Buch wirklich gut zu machen.

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Veröffentlicht am 08.11.2023

Blau und Grün

Sturmsucherin
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Cerala sollte glücklich sein, immerhin ist sie die Thronerbin. Doch so einfach ist das alles nicht. Cerala lebt in einem streng patriachischem Land, nicht sie wird eines Tages die Geschicke des Reiches ...

Cerala sollte glücklich sein, immerhin ist sie die Thronerbin. Doch so einfach ist das alles nicht. Cerala lebt in einem streng patriachischem Land, nicht sie wird eines Tages die Geschicke des Reiches führen, sondern ihr zukünftiger Ehemann. Und gerade als sie dabei ist, sich in den bedächtigen Souzouke zu verlieben, erklärt ihr Vater öffentlich, dass sie den Kronprinzen des Nachbarstaates ehelichen soll - in den ihre jüngere Schwester unsterblich verliebt ist. Als dann auch noch Krieg ausbricht, ist in Ceralas Welt nichts mehr, wie es scheint ...

Ich wuchs noch in einer Zeit auf, in der Fantasy an sich als ein Untergenre der Phantastik gehandelt wurde und es nicht noch diverse Unterkategorien gab, in die das und das Werk hineingestopft werden konnte (okay, zu der Zeit gehörten Werwölfe und Vampire auch noch in das Horror-Schubfach und durften selten bis gar nicht in der Fantasy wildern, erst recht nicht mit ihren eigenen Untergenres). Viel hat sich geändert in den letzten vierzig Jahren ...

Der Roman ist nicht schlecht geschrieben, beileibe nicht. Aber der Stil wirkt sehr langatmig durch die zahlreichen Ausschmückungen und überflutenden Beschreibungen. Noch nicht zu lange her, dass ich genau das Gegenteil schrieb, gelle? Hier wirken die Bilder überdeutlich beschrieben, man rückt dem Bild nicht nur mit der Lupe, sondern teilweise mit dem Mikroskop zu Leibe. Das wirkt auf Dauer etwas ermüdend für mich als Leser.

Ich bin ein Freund innerer Monologe, ich schreibe sie gern, kann ich auf diese Weise meine Figuren besser verstehen und ändere dadurch vielleicht einen Handlungsstrang, weil es ihnen sonst zu viel werden könnte. Innerer Monolog für den Autor ist gut. In diesem Roman habe ich gelernt, er ist nicht immer gut für den Leser. Ceralas ständiges Selbstmitleid und -vorwürfe gingen mit mit der Zeit auf die Nerven und ich hätte sie am liebsten in die Wirklichkeit geschüttelt.

Überhaupt ... es war irgendwie eigenartig, dass alle, allen voran Cerala selbst, ihr Egoismus und Verzogenheit vorwarfen, es aber im Roman nicht einmal ansatzweise gezeigt wurde. Im Gegenteil dachte ich nach dem ersten Kapitel an etwas, was man in der Fanfiction eine "Mary Sue" nennt. Cerala kam zu intelligent, zu mitfühlend, zu aufsässig, zu perfekt rüber. Als Leser war ich wirklich froh, als dann Souzouke auftauchte, dessen Gedankengängen ich eher folgen konnte und die gradliniger waren. Allerdings blieb es bis zum Ende bei einer gewissen Abneigung Cerala gegenüber, gerade nachdem sie ihre besondere Gabe entdeckt. Ja, auch zu viele Anläufe können wieder zur Mary Sue führen, sorry.

Den Namen nach zu schließen war ich verwirrt, denn die meisten schienen mir mehr aus dem asiatischen Raum zu stammen. Was nicht schlimm wäre, allerdings spielt der Roman für mich in einer Welt, die nichts asiatisches hat, sondern eher die typische Mittelalterwelt ist. Kein Fehler der Autorin hier, keine Frage. Es war nur eben verwirrend, da viele der Namen so oder doch sehr ähnlich tatsächlich gerade im japanischen Raum vorkommen.

Was die Handlung angeht ... Sagen wir, in der Einleitung habe ich schon das halbe Buch erzählt. Über dreihundert Seiten innere Monologe und überbordernde Beschreibungen für eine Handlung, die vielleicht knapp die Hälfte der Seiten benötigt hätte. Das rechnet sich nicht wirklich.

Die meisten Figuren bleiben sehr blass und wirken eindimensional und wie Stereotypen. Leider fällt da auch der gute Souzouke drunter, der als der erdende Loveinterest leider auch kaum etwas anderes bleibt, taucht er auch kaum auf später (logisch, es herrscht Krieg und er ist an der Front), sondern wird zusammengeknautscht zu einigen Briefen, die dann aber auch so abgefasst werden, dass sie jeder geschrieben haben könnte - eine Finte, auf die Cerala auch prompt hereinfällt.

Wer Romantasy mag mit mit sich selbst ringenden Charakteren und blumigen Beschreibungen, der mag sich hier richtig gut angekommen fühlen. Der Roman hat Potenzial, keine Frage. Schlecht geschrieben ist er nicht. Wer Romane wie von Jane Austin mag, der wird diesen sicher sogar lieben.

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