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Veröffentlicht am 13.06.2017

Besser als der erste Band

Das Herz des Verräters
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Lia und Rafe sind von den Vedanern gefangen genommen worden und müssen sich in der neuen Umgebung zurecht finden. Der Vendanische Herrscher, der Komizar, hat ganz eigene Pläne mit Lia. Umgeben von unbekannten ...

Lia und Rafe sind von den Vedanern gefangen genommen worden und müssen sich in der neuen Umgebung zurecht finden. Der Vendanische Herrscher, der Komizar, hat ganz eigene Pläne mit Lia. Umgeben von unbekannten Menschen und einer neuen, für sie fremden Kultur, setzt Lia alles daran, einen Ausweg aus Venda zu finden.

Der erste Band, Kuss der Lüge, hat mir persönlich einiges Stirnrunzeln und Kopfzerbrechen, sowie Haareraufen eingebracht. Trotzdem fesselte mich das Ende so, dass ich wissen wollte, wie denn der Fortgang der Geschichte ist. Um es vornweg zu nehmen: Das Herz des Verräters fand ich um einiges besser als den ersten Band. Weniger Haareraufen, mehr Charakterentwicklung und ein Versprechen auf einen (im englischen) bzw. zwei (im deutschen) spannenden finalen Band.
Doch beginnen wir am Anfang. Der zweite Band beginnt genau dort, wo der erste endete. Da die Lektüre des ersten bei mir noch nicht allzu lange zurück liegt, fiel es mir nicht schwer, in das Buch hinein zu finden.
Lia, mein Problem- und Aufregcharakter im letzten Buch, begleiten wir diesmal auf ihrem Weg ins Sanctum, wir begleiten sie in ihrem neuen gefahrvollen Leben - und ich war überrascht, dass sie mich dieses Mal nicht halb so sehr aufgeregt hat, wie im letzten Buch. Sie hatte dazu gelernt. Wahrscheinlich lag es auch daran, dass sie sich nicht allzu viele Gedanken um Kaden oder Rafe machen konnte, da sie viel zu sehr damit beschäftigt war, am Leben zu bleiben und nicht im Kerker landet. Das machte sie zumindest für mich wesentlich sympathischer! Zusammen mit Lia erkundet der geneigte Leser ein fremdes Reich, eine fremde Kultur. Und das, finde ich zumindest hat die Autorin sehr gut gemacht. Aus dem feindlichen Land werden ganz langsam Menschen mit einer Vergangenheit, mit einer Geschichte und mit Einflüssen, die sie prägen. Mary E. Pearson bringt die Vedaner so nahe, dass aus der grauen Masse freundliche, bösartige oder stolze Menschen werden, die Lia entweder zur Seite stehen oder gegen sie aufbegehren. Diese Schritte von ihr haben mir persönlich sehr gut gefallen.
Auch eine sich wiederholende Handlung, an der Lia immer wieder beteiligt ist, empfand ich als eine wirklich starke bildhafte Szene, die ich immer sehr genossen habe. Zudem kommt auch etwas Licht in Gaudrels Vermächtnis. Die Linien werden klarer, die Überlieferung ein wenig verständlicher.
Einen Charakter, den ich ziemlich spannend fand, wurde im zweiten Band neu eingeführt. Der Komizar agiert als Antagonist in diesem Buch, aber als ein charismatischer mit Zielen, Wünschen und Träumen, die verständlich sind. Er bringt noch etwas Würze in die Geschichte.
War denn Würze notwendig?
Ja, leider. Dadurch, dass sich die Autorin für die minutiöse Schilderung der Kultur und der Menschen entschieden hat, blieben die Spannung und die Handlung leider in weiten Teilen des Buches auf der Strecke. Lia lernt Land und Leute kennen, aber dabei bleibt die Spannungskurve leider (für mich) recht flach. Erst der Showdown am Ende verspricht noch einmal Nervenkitzel.

Trotzdem lässt sich das Buch gut lesen. Den guten Stil, den ich auch schon im ersten Band hervorgehoben, hat sie wirklich beibehalten.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass mir dieser Band besser gefallen hat als der erste, mich aber auch nicht wirklich packen und mitreißen konnte. Über die exzellente Schilderung der Kultur war ich jedoch ziemlich überrascht. Aus diesem Grund vergebe ich knappe vier Sterne und bin gespannt auf den nächsten Band.

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Veröffentlicht am 05.05.2024

Tee, Blut und Freundschaft

A Tempest of Tea
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„Warum die Welt retten, wenn man auch einfach Tee trinken kann?“

Das war ein rasanter Auftakt, der mir a) Lust auf guten Tee gemacht hat (und das sage ich als überzeugter Kaffeejunkie) und der b) coole ...

„Warum die Welt retten, wenn man auch einfach Tee trinken kann?“

Das war ein rasanter Auftakt, der mir a) Lust auf guten Tee gemacht hat (und das sage ich als überzeugter Kaffeejunkie) und der b) coole Diebes- und Six of Crows Vibes enthielt. Konnte er mich gänzlich überzeugen - nein, nicht wirklich. Ich bin Arthie und Jin trotzdem gern durch die Gassen von White Roaring gefolgt und habe mit ihnen in ihrem Teehaus Tee und Kokoswasser geschlürft (Blut überlasse ich den Vampiren) - denn genau darin verwandelt sich Arthies luxuriöses Teehaus bei Nacht - in ein Bluthaus für Vampire. Als ihr Etablissement bedroht wird, lässt sie sich auf einen gefährlichen Handel ein. Sie soll ein Buch aus der verführerischen Unterwelt Ettenias stehlen - dafür ist natürlich eine Crew vonnöten.

Der Mischung konnte ich einfach nicht widerstehen, wirklich. Es hörte sich so sehr nach dem „Genau meins“ Stempel an, dass ich ihn schon mal vorgekramt habe. Einige Elemente haben mir wirklich gut gefallen. Nehmen wir uns zuerst mal Arthies Teehaus vor. Das hat mich fasziniert und ich hätte so gern noch viel mehr Zeit dort verbracht. Ich kann Arthie und Jin verstehen, wenn sie das Etablissement als zuhause bezeichnen - immer wieder.
Arthie selbst ist die unnahbare eiskalte Eigentümerin des Teehauses. Das wird auch über weite Bereiche des Buches so bleiben. Verletzlich und offen zeigt sie sich nur in den Rückblenden oder hin und wieder Jin gegenüber. Die Beziehung zwischen den beiden war für mich auch die stärkste Beziehung im Buch, wenngleich durchtränkt von Geheimnissen. Wenn auch nicht im Blute, verbindet die beiden ein so starkes geschwisterliches Band, dessen Charakter sich erst im Verlauf des Buches offenbart. Die Dialoge und die Stagetime der beiden habe ich wirklich gern gelesen. Ganz anders waren die Szenen von Jin und der Fälscherin Flick, einem Mädchen aus guten Hause, das sich auf die Dokumentenfälschung spezialisiert hat. Die Autorin wollte hier die starke Anziehung zwischen den beiden darstellen. Aber diese Teetasse hätte man genauso gut im Schrank lassen können, denn ich habe die Anziehung in der ersten Hälfte des Buches so gar nicht gespürt. Allenfalls war Flick in manchen Absätzen wirklich naiv Jin gegenüber. Die beiden haben mich ganz schön viel Nerven gekostet - in der zweiten Hälfte des Romans zog dann das Tempo an und sie fanden einfach nicht mehr die Zeit zum Flirten.

Der Diebesplot war spannend und blutig, der hat mir wirklich gut gefallen, selbst wenn er an schon bekannte Geschichten des selben Genres erinnert. Die Vampire fügten sich ebenso gut in die Stadt mit ein - ich mochte die Spitzzähne eigentlich echt gerne, vor allen Dingen, da sie nicht nur gefürchtet, sondern auch verachtet werden. Spannende Mischung.

Im Hintergrund spielt auch der Kolonialismus eine tragende Rolle. Ich bin gespannt, ob er im nächsten und abschließenden Band noch eine größere Rolle spielen wird.

Warum konnte mich das Buch nun nicht gänzlich für mich einnehmen? Es hat an manchen Ecken und Enden etwas gefehlt, um ehrlich zu sein. Manche Passagen musste ich zwei Mal lesen, weil sie mich verloren haben. Hinzukommt die Liebesgeschichte, die mich einiges an Leselaune gekostet hat.

Ich vergebe 3,5 Sterne - kann es aber für jeden empfehlen, der Ganovengeschichten mit einem Foundfamily Trope und spitzen Eckzähnen mag.

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Veröffentlicht am 14.03.2024

Schauer konnte es bei mir nicht erzeugen

Der Tod der Jane Lawrence
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Es klang so gut! Wann hat euch zuletzt ein Klappentext dazu verleitet ein Buch zu kaufen, das euch letztendlich enttäuscht hat?

In einem alternativen London rechnet sich Jane, die ein großes Faible für ...

Es klang so gut! Wann hat euch zuletzt ein Klappentext dazu verleitet ein Buch zu kaufen, das euch letztendlich enttäuscht hat?

In einem alternativen London rechnet sich Jane, die ein großes Faible für Mathematik hat, mehr Chancen auf Unabhängigkeit aus, wenn sie verheiratet ist. Dieser ist auch schnell gefunden - Augustin Lawrence, ein eigenbrötlerischer Arzt, der keinerlei romantisches Interesse an Jane zu haben scheint. Er verbietet ihr aber auch nur einen Fuß in sein Anwesen zu setzen, in dem er aber jede Nacht verbringt. Was für Geheimnisse birgt das Anwesen wohl?

Und der Anfang war auch noch richtig interessant. Jane wird eingeführt als eine junge Frau, die nach Unabhängigkeit strebt und dafür den Weg einer Heirat wählt, wie es wohl in diesem alternativen London in der Nachkriegszeit üblich war. Ich empfand ihre Art als erfrischend, hatte sie die große Liebe doch schon at acta gelegt, da sie der felsenfesten Überzeugung war, mit ihrer Liebe zur Mathematik verheiratet zu sein. Die Ehe zu Augustine Lawrence sollte nur Mittel zum Zweck sein, und er willigt nach halbgarer Diskussion ein, ihr Ehemann zu werden, wenn sie ihm in seiner Praxis zur Hand geht.
Das war leider schon mein erster Stolperstein. Der Mann sträubt sich im ersten Moment mit allem, was ihm zur Verfügung steht, im nächsten Moment willigt er in die Ehe mit ein paar Bedingungen ein. Da dreht sich ein Fähnchen nach dem Plotwind, so war mein Gefühl - so offensichtlich finde ich es aber etwas gewollt.

Habe ich am Anfang erwähnt, dass Jane niemals auf seinem Anwesen übernachten soll? Natürlich findet sie einen Weg über ein paar Unfälle in den Sitz des Arztes und bemerkt gleich, dass hier vieles nicht mit rechten Dingen zu geht. Allein dieses Haus bietet viel Potential für schaurige Momente - die jedoch bei mir überhaupt nicht ankamen. Jane stolpert von einer konstruierten Situation in die nächste und hat unheimliche Träume. Und sie verliebt sich natürlich unsterblich in Augustin - doch diese Beziehung kam mir zu plötzlich, für mich war sie zu unzureichend eingeführt, um den Plot wirklich zu tragen. Im einen Moment ist sie mit ihrem Faible für Mathematik verheiratet, im anderen wirft sie sich ihm praktisch an den Hals - nur um den Abgrund noch tiefer zu graben, in den sie danach fällt. Für mich stand das gesamte Konstrukt nach einem Fünftel des Buches auf ziemlich wackligen Beinen - und konnte mich wenig fesseln. Es gab einige nette Abschnitte - insbesondere das Setting in der Praxis fand ich eigentlich interessant. Aber sobald es wieder auf Augustins Herrensitz ging, entwich die Luft wie aus einem durchlöcherten Luftballon. Geister, verschlossene Türen, mysteriöse Rituale - die ohne einen großen Plan aneinander gereiht wurden, ergeben leider für mich keinen guten Roman. Er hat mich dann auch irgendwann verloren, zwischen blutigen Messern und vorhersehbaren Wendungen, die auf bei mir nicht die gruselige Dramatik entfaltet haben, die sie eigentlich entfalten sollten. Die Magie, die alsbald auftaucht, ist düster und dramatisch, wird Jane aber irgendwie gezwungen erklärt, sodass es nicht wirklich glaubwürdig wirkt …

Ab der zweiten Hälfte würde es düsterer und blutiger, beinahe las es sich wie im Fieberwahn. Dagegen bin ich nicht abgeneigt, wenn die Figuren stimmen. Aber Jane und Augustin haben mich schnöde sitzen lassen und mich nicht auf ihre wilde Party mit Skalpell und Geistern eingeladen. Unglaublich schade.

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Veröffentlicht am 08.03.2024

Spannendes Stück Geschichte, leider in einer melodramatischen Liebesgeschichte verpackt

Neunzehn Stufen
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Millie Bobby Brown hat beim Verfassen des Werkes mit der Autorin Kathleen McGurl zusammengearbeitet. Wieviel wirklich von Brown, und wie viel von McGurl stammt, kann ich abschließend nicht beurteilen. ...

Millie Bobby Brown hat beim Verfassen des Werkes mit der Autorin Kathleen McGurl zusammengearbeitet. Wieviel wirklich von Brown, und wie viel von McGurl stammt, kann ich abschließend nicht beurteilen.

Für mich ist es immer wieder spannend in historische Details abzutauchen. Wenn nur ein kleiner Punkt, eine Fußnote auf der Zeitachse beleuchtet wird, kommen Details zum Vorschein die mich meistens zu begeistern vermögen. Gerade aus diesem Grund war ich gespannt auf „19 Stufen“ - Das Buch erzählt von einer Tragödie, die sich in London in einem unzureichend gesicherten Luftschutzbunker ereignet hat während des 2. Weltkrieges. 19 Stufen hinab in die Sicherheit, die Leben verändert haben. Ich habe zwischendrin das Buch zur Seite gelegt, um nach dem realen Hintergrund zu googeln, was anzeigt, dass mich der historische Teil des Buches sehr interessiert hat.

Doch in diesem Roman steht neben der Tragödie, die sich 1942 zugetragen hat, eigentlich Nellie im Vordergrund. Die 18jährige Sekretärin ist um ein wenig Alltag in ihrer Familie bemüht. Sie geht mit ihrer kleinen Schwester Flo in den Park, hilft Georg mit den Hühnern und unterstützt ihre Mum. Das trubelige bunte Familienleben hat mir gefallen und mir den Einstieg wirklich versüßt. Er war hell und eben, obwohl zwischenzeitlich Bomben fielen. Ich habe ihr Haus und ihre Nachbarschaft kennen gelernt - ihre Beste Freundin Babs, ihren Freund seit Kindheitstagen Billy. Es fällt leicht, sie allesamt ins Herz zu schließen. Diese Lichter tun gut zwischen der allgegenwärtigen Furcht und dem Verlust. Dann kommt Ray - ein amerikanischer Pilot - ins Spiel. Für Nellie ist es die große, leidenschaftliche Liebe, bis die Katastrophe geschieht.

Ich sehe dieses Buch von zwei Seiten. Die Geschichte rund um den Luftschutzbunker in Beetle Green fand ich sehr interessant und gut dargestellt - inklusive allem Geschichtlichen, was danach kommt. Es hat mich unweigerlich auch an ein Ereignis aus unserer jüngeren Vergangenheit erinnert, das sie ähnlich abgespielt hat. Auch die Trauer und die Trauerarbeit hatte ihren Platz in der Geschichte gefunden.

Dann haben wir aber noch Nellies Geschichte - Nellies Liebe zu Ray und ihre Freundschaft zu Billy. Damit habe ich mich wirklich schwer getan. Das ineinander verlieben war süß dargestellt - man hat die Schmetterlinge in Nellies Bauch gespürt - aber all die Ereignisse, die darauf folgten glitten immer tiefer ins melodramatische ab. Ich wusste genau, welche Dramen sich in der zweiten Hälfte des Buches noch abspielen müssen - und da nahm die Autorin auch den unglücklich verliebten Billy bei der Hand. So wirkte das ganze Knochenkonstrukt doch reichlich fleischlos - was unglaublich schade ist! Wenn man in die Figuren zum Ende hin noch mehr Charakterarbeit investiert hätte, hätte die Handlung auch realer gewirkt. So hatte ich das Gefühl, dass die Autorin das Buch möglichst schnell zu Ende bringen wollte.

Es ist ein PageTurner, mit den spritzigen Dialogen und knackigen Beschreibungen erwacht das London in den 40er Jahren zum Leben. Wir erleben vieles mit - Essensrationierung und Landverschickung sind da nur zwei Beispiele. Wer sich für historische Details begeistern kann, dem kann ich dieses Buch empfehlen, obwohl die Charaktertiefe in der zweiten Romanhälfte fehlt.

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Veröffentlicht am 25.08.2023

historische Fiktion mit Abstrichen

Die Tochter des Doktor Moreau
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Ich wollte das Buch wirklich lieben, mich genauso gefangen nehmen lassen wie von „Der mexikanische Fluch“ und dieses ziehen in der Magengrube wieder spüren, das ich bei der Lektüre dieses Buches gespürt ...

Ich wollte das Buch wirklich lieben, mich genauso gefangen nehmen lassen wie von „Der mexikanische Fluch“ und dieses ziehen in der Magengrube wieder spüren, das ich bei der Lektüre dieses Buches gespürt habe. Eine Prise Horror, eine Prise mexikanische Geschichte, gewürzt mit dem fremdartigen Gewürz.

Die Bausteine hierzu lagen vor mir auf dem Boden. Aber ich war nicht in der Lage sie anständig und zu einem stimmigen Bild zusammenzusetzen. Doch beginnen wir am Anfang:

Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt: Carlotas und Montgomerys. Carlota Moreau wächst abgeschieden und fern von der zivilisierten Welt im Dschungel auf. Auf dem Anwesen, auf dem sie lebt, führt ihr Vater gemeine Experimente durch. Man kommt schnell dahinter, dass die Experimente Kreuzungen sind. Soweit ganz spannend. Carlota wirkte gleichermaßen gebildet wie naiv auf mich. Kurzum - ich wurde einfach nicht warm mit ihr. Als der Sohn von Dr. Moreaus Geldgeber ihr schöne Augen macht, stürzt sie sich sofort in die Liebe hinein, und hält und hofft bis zum dramatischen Ende, während Eduardo - der Sohn - einfach nur ein Mann der nicht so netten Sorte ist. Ich konnte mit der Anlage ihres Charakters nicht wirklich viel anfangen. Als Gegenpart hat die Autorin ihr Montgomery entgegen gestellt, ein Angestellter ihres Vaters, der von der Welt und der Liebe schon viel gesehen hat. In seinen Versuchen, sie zu beschützen, wirkt er beinahe verzweifelt. Die beiden geraten auch öfter mal in heftige Auseinandersetzungen. Zudem ist ihm die störrische Melancholie förmlich auf die Stirn tätowiert. Manchmal waren ihre Auseinandersetzungen witzig, manchmal aber auch nervig.

Die Inspiration war wiederum klasse gewählt. Vor dem realen Hintergrund eines blutigen Krieges zwischen der europäischen und gemischt mexikanischen Bevölkerung und Maya-Rebellen, gepaart mit H.G. Wells. Wells schrieb über einen Schiffbrüchigen, der, auf einer Insel voller seltsamer Kreaturen gelandet, Vivisektionsexperimente durchführte. Man strebte im 19. Jahrhundert danach, die Formbarkeit des Lebens auszuloten. Natürlich waren diese umstritten. Die Experimente, die der fiktive Dr. Moreau durchführte, sind gruselig, wollte er doch Tiere in Menschen verwandeln. Das Konzept fand ich unglaublich spannend, keine Frage. Genau mit diesen Experimenten bevölkerte Carlotas Vater sein Anwesen (einige davon habe ich wirklich lieb gewonnen).


Trotzdem konnte mich das Buch nicht abholen. Es plätscherte für mich gefühlt nur so dahin. Ich verfolgte Carlota, wie sie Liebe und Leid kennen lernt, aber der Funke sprang für mich nicht über. Ich habe das Buch zur Seite gelegt, wieder zur Hand genommen, ein paar Seiten gelesen. Wieder zur Seite gelegt. Dann lag es tagelang vernachlässigt auf meiner Couch, während ich mich durch andere Bücher fraß. Das Buch war einfach nicht meins - was ja auch mal sein kann.

Fazit? Ein spannender Ansatz, der mich aber leider nicht abholen konnte. Lest „Der mexikanische Fluch“ von der Autorin, wenn ihr euch von ihrem Talent, Geschichten mit leisen klassischen Horrorelementen zu erzählen, überzeugen wollt.

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