Spannendes Stück Geschichte, leider in einer melodramatischen Liebesgeschichte verpackt
Neunzehn StufenMillie Bobby Brown hat beim Verfassen des Werkes mit der Autorin Kathleen McGurl zusammengearbeitet. Wieviel wirklich von Brown, und wie viel von McGurl stammt, kann ich abschließend nicht beurteilen. ...
Millie Bobby Brown hat beim Verfassen des Werkes mit der Autorin Kathleen McGurl zusammengearbeitet. Wieviel wirklich von Brown, und wie viel von McGurl stammt, kann ich abschließend nicht beurteilen.
Für mich ist es immer wieder spannend in historische Details abzutauchen. Wenn nur ein kleiner Punkt, eine Fußnote auf der Zeitachse beleuchtet wird, kommen Details zum Vorschein die mich meistens zu begeistern vermögen. Gerade aus diesem Grund war ich gespannt auf „19 Stufen“ - Das Buch erzählt von einer Tragödie, die sich in London in einem unzureichend gesicherten Luftschutzbunker ereignet hat während des 2. Weltkrieges. 19 Stufen hinab in die Sicherheit, die Leben verändert haben. Ich habe zwischendrin das Buch zur Seite gelegt, um nach dem realen Hintergrund zu googeln, was anzeigt, dass mich der historische Teil des Buches sehr interessiert hat.
Doch in diesem Roman steht neben der Tragödie, die sich 1942 zugetragen hat, eigentlich Nellie im Vordergrund. Die 18jährige Sekretärin ist um ein wenig Alltag in ihrer Familie bemüht. Sie geht mit ihrer kleinen Schwester Flo in den Park, hilft Georg mit den Hühnern und unterstützt ihre Mum. Das trubelige bunte Familienleben hat mir gefallen und mir den Einstieg wirklich versüßt. Er war hell und eben, obwohl zwischenzeitlich Bomben fielen. Ich habe ihr Haus und ihre Nachbarschaft kennen gelernt - ihre Beste Freundin Babs, ihren Freund seit Kindheitstagen Billy. Es fällt leicht, sie allesamt ins Herz zu schließen. Diese Lichter tun gut zwischen der allgegenwärtigen Furcht und dem Verlust. Dann kommt Ray - ein amerikanischer Pilot - ins Spiel. Für Nellie ist es die große, leidenschaftliche Liebe, bis die Katastrophe geschieht.
Ich sehe dieses Buch von zwei Seiten. Die Geschichte rund um den Luftschutzbunker in Beetle Green fand ich sehr interessant und gut dargestellt - inklusive allem Geschichtlichen, was danach kommt. Es hat mich unweigerlich auch an ein Ereignis aus unserer jüngeren Vergangenheit erinnert, das sie ähnlich abgespielt hat. Auch die Trauer und die Trauerarbeit hatte ihren Platz in der Geschichte gefunden.
Dann haben wir aber noch Nellies Geschichte - Nellies Liebe zu Ray und ihre Freundschaft zu Billy. Damit habe ich mich wirklich schwer getan. Das ineinander verlieben war süß dargestellt - man hat die Schmetterlinge in Nellies Bauch gespürt - aber all die Ereignisse, die darauf folgten glitten immer tiefer ins melodramatische ab. Ich wusste genau, welche Dramen sich in der zweiten Hälfte des Buches noch abspielen müssen - und da nahm die Autorin auch den unglücklich verliebten Billy bei der Hand. So wirkte das ganze Knochenkonstrukt doch reichlich fleischlos - was unglaublich schade ist! Wenn man in die Figuren zum Ende hin noch mehr Charakterarbeit investiert hätte, hätte die Handlung auch realer gewirkt. So hatte ich das Gefühl, dass die Autorin das Buch möglichst schnell zu Ende bringen wollte.
Es ist ein PageTurner, mit den spritzigen Dialogen und knackigen Beschreibungen erwacht das London in den 40er Jahren zum Leben. Wir erleben vieles mit - Essensrationierung und Landverschickung sind da nur zwei Beispiele. Wer sich für historische Details begeistern kann, dem kann ich dieses Buch empfehlen, obwohl die Charaktertiefe in der zweiten Romanhälfte fehlt.