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Veröffentlicht am 09.03.2024

Herausforderndes Miträtseln

Murder in the Family
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Was einmal Vampire oder Superhelden waren, das ist aktuell vor allem True Crime oder Whodunnit, wobei diese beiden Genres für mich einen ähnlichen Trend bedienen. Dazu lässt sich der Trend quer durch alle ...

Was einmal Vampire oder Superhelden waren, das ist aktuell vor allem True Crime oder Whodunnit, wobei diese beiden Genres für mich einen ähnlichen Trend bedienen. Dazu lässt sich der Trend quer durch alle Medien finden. Man findet ihn in Podcasts, in Büchern, in Filmen und in Serien. Bislang hat mich die Thematik vor allem seriell interessiert. Bei Büchern habe ich mich bislang vor allem auf die rein fiktionalisierten Krimis und Thriller verlassen. "Murder in the Family" von Cara Hunter erschien mir da alleine vom Klappentext wie der ideale Hybrid. Es ist zwar alles Fiktion, aber es geht um True Crime in einer TV-Sendung, wo eine Expertenrunde gemeinsam einen 20 Jahre alten Fall aufzuklären versucht. Diese Prämisse klang in meinen Augen so vielversprechend, dass ich gerne mal rein gelesen habe.

Zunächst ist mir an dem Buch die Erzählweise als besonders interessant ins Auge gesprungen. Ich musste direkt ein wenig an "Daisy Jones & The Six" von Taylor Jenkins Reid denken, da sich Parallelen entdecken lassen. Während der Roman das Drehbuch einer Dokumentation nacherzählt hat, ist der Thriller gefüllt mit den Drehbüchern der einzelnen TV Episoden sowie privat ausgetauschten Nachrichten von Hauptfiguren, Kritik in der Zeitung und Diskussionen von Fans in Social Media. Es ist hier also mit noch einmal ein paar mehr Facetten ausgestaltet und die verschiedenen Formate haben auch dazu beigetragen, dass das Buchcover nicht umsonst fragt: "Kannst du den Fall vor ihnen lösen?" Als Leserin hatte ich so das umfänglichste Bild vom Geschehen und konnte mehr Puzzleteile ineinander setzen. Wenn nicht schon der Erzählstil an sich aufgrund seiner Seltenheit reizvoll genug gewesen wäre, dann wäre es dieses offensive Einladen des Mitmachens ganz sicher gewesen. Auch wenn es nur schwerlich zu vergleichen ist, aber ich musste manches Mal an einen Escape Room denken, wo ich mich unbewusst unter Druck gesetzt sah, Rätsel zu lösen, um vor der Zeit, sprich Buchende, die Lösung parat zu haben. Da das Buch nicht mit klassischen Kapiteleinteilungen arbeitet, was das Lesen einer Folge manchmal etwas lang macht, war es durch die Stilistik raffiniert, dass ich so aufmerksam war, dass mir das Ganze wie im Flug erschien und ich auch zu 100% im Geschehen eingefangen wurde.

Spezielle Erzählstile bergen natürlich auch Gefahren und das ist bei so einem Drehbuchstil der Aufbau der Charaktere. Dafür werden am Anfang verschiedene Arten genutzt, um speziell das Expertenteam näher vorzustellen. Dennoch sind die Informationen natürlich knapp. Über alle anderen Figuren, vielleicht noch Guy Howard als Regisseur und persönlich Betroffener der Tragödie ausgenommen, wissen wir quasi nichts und es wird im Verlauf gemeinsam ergründet. Dennoch ist es schwer, sich mit einzelnen Figuren zu identifizieren. Die reine Dialogform macht es schwierig, die Gefühle dahinter zu greifen, wenn auch an manchen Stellen des Drehbuchs Gefühle der Personen durchaus auch mal festgehalten werden, wobei man dann natürlich bedenken muss, solche Drehbücher werden dennoch von einer Person mit subjektiven Gefühlen geschrieben. Dementsprechend ist man durch den Stil wirklich selbst in die Rolle eines Experten positioniert, als Detektiv. So misstraut man lieber allen Beteiligten und vertraut nur den eigenen Ergebnissen, Erkenntnissen und Gefühlen. Das hat wie gesagt auch gut funktioniert, aber es ist anderes Lesen als ich es sonst gewöhnt bin. Aber wenn man sich selbst gerne mal herausfordert, ideal. Zwischendurch habe ich mich nur mal gefragt, ob gewisse Pläne, Berichte etc., die zentral für die Ermittlung waren, besser vorne oder hinten in Buch gesammelt worden wären. Gerade wenn man sich dann so herausgefordert sieht, mitzurätseln, würde man so hektisches Hin- und Herblättern verhindern. Letztlich waren die einzelnen Sachen aus meiner Sicht nicht so entscheidend für daw Endergebnis. Dennoch ist es mir aufgefallen und wäre vielleicht für andere Bücher solcher Art für die Zukunft hilfreich.

Wenn ich jetzt den genauen Verlauf des Geschehens betrachte, dann ist pro Cliffhanger einer Episode ein Spannungsmoment geboten. Dazu merkt man aber auch deutlich, dass pro TV-Episode, und es sind letztlich acht, mehr angezogen wird. Es tauchen immer mehr mögliche Richtungen auf, die Stimmung im Team verändert sich entscheidend, es wird teilweise gegen- statt miteinander gearbeitet und das sorgt insgesamt dafür, dass es eine Spannungskurve mit kleinen Ausbrüchen zwischendurch, aber eigentlich steil nach oben gibt. Zugegeben: Das Buch schrammt stellenweise ein wenig an dem schmalen Grat der Zufälle vorbei, aber ich habe das für mich gut eingeordnet bekommen, weil es auch innerhalb einer TV-Show angeboten wird und das ist Überdramatisierung schon ewig ein beliebtes Mittel der Wahl. Das ist nämlich ein weiterer wichtiger Aspekt der Handlung, denn es ist nicht nur True Crime, es ist auch Reality TV und wie sehr dort hinter den Kulissen gesponnen und gestrickt wird, oft ohne das Mitwissen derer, die dann vor der Kamera sind, um maximale Dramatik und explodierende Gefühlslagen darstellen zu können. Das ist hier vorzüglich abgebildet worden, denn irgendwann war es eine Atmosphäre zum Durchschneiden mit einem klaren Bösewicht, der sich für die Quote und das zu verdienende Geld hervorragend in dieser Rolle fühlt. Ansonsten wird das Geschehen aber zu einem sauberen Ende gebracht. Das war mir dann auch sehr wichtig, denn es wurde zwischendurch an Möglichkeiten wirklich breit und dann ist es die Kunst, den einen Weg noch zu finden. Das wurde hier aber geliefert, um noch ein kleines Rätsel ganz zum Schluss zu bieten. Insgesamt also eine wirklich raffiniert durchdachte Struktur.

Fazit: "Murder in the Family" von Cara Hunter hat mich aufgrund der Erzählweise auf jeden Fall begeistern können, auch weil es wirklich jeden individuell einlädt, wild mitzurätseln und zu spekulieren. Es mag zwischendurch eine große Informationsfülle geben und es ist schwer, zwischendurch mal einen inhaltlichen Cut zu finden, aber die Vielschichtigkeit der Geschichte sowie die Wendungen und die steil ansteigende Spannungskurve sind einfach nicht zu schlagen, so dass ich ruhigen Gewissens eine Leseempfehlung ausspreche. Fühlt euch also gerne herausgefordert herauszufinden, ob der Mörder wirklich in der Familie ist.

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Veröffentlicht am 23.02.2024

Coldhart nimmt es mit Westwell auf

Coldhart - Strong & Weak
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Ich habe die „Westwell“-Reihe von Lena Kiefer insgesamt wirklich sehr gerne gelesen, auch wenn ich im Vorfeld skeptisch war, denn für ein Paar, drei Bände? Da besteht immer die Gefahr, dass es zu langatmig ...

Ich habe die „Westwell“-Reihe von Lena Kiefer insgesamt wirklich sehr gerne gelesen, auch wenn ich im Vorfeld skeptisch war, denn für ein Paar, drei Bände? Da besteht immer die Gefahr, dass es zu langatmig wird und zu viel künstliches Drama erzeugt wird. Auch wenn ich die Kritikpunkte bei der genannten Reihe nicht gänzlich leugnen kann, so muss ich insgesamt dennoch sagen, dass die Vorteile deutlich überwogen haben und das sind vor allem die Chemie des Paares sowie die sehr guten Spannungselemente gewesen. Deswegen war ich auch sofort elektrisiert, dass mit Reihenende gleich die nächste Reihe „Coldhart“ parat stand und das im selben Universum und zu Eli!!! ja, das war eine tolle Nachricht und ich konnte es wirklich nicht abwarten, dass es endlich losgeht.

Eli oder wie wir ihn jetzt nennen: Elijah, war in der ersten Reihe schon eine faszinierende Figur. Aber es war nicht nur seine tragische Geschichte, wegen der ich ihn so ins Herz geschlossen habe, sondern es war auch so eine sensible und empathische Seite zu erleben, die einfach berühren muss. Er war ganz eindeutig in der Jugend nicht der Bad Boy, sondern eben der, der neben seinen Traumata immer einen Blick für seine Nebenmenschen hatte. Von daher ist der Einstieg in den ersten Band von „Coldhart“ eine 180°-Wendung. Ganz eindeutig, aber im positivsten Sinne, denn diese neuen Widersprüche, die wir zu Elijah kennenlernen, sind reizvoll. Ich fand es auch gut, dass die beiden Hauptfiguren sehr lange bis zur ersten Begegnung brauchen. Das nervt mich sonst eher, aber hier war es ideal, denn für mich als Elijah-Kenner war es wichtig, das neue Bild mit dem alten übereinzubringen und da hat es geholfen, so sehr in seinen Alltag einzutauchen. Auch wenn er nun über und über tätowiert ist und offenbar eine definierte Maschine und sich damit zumindest äußerlich die Attitüde eines Bad Boys gegeben hat, so war es wunderschön, immer noch die alten Seiten unter seiner Schule zu entdecken. Es ist der Umgang mit Buddy, es sind die drei anderen, die mit ihm die Eastie Boys bilden, wo man viel Tiefgang bemerkt, aber es sind auch die Verpflichtungen, die er inzwischen auch den Westons gegenüber empfindet. Nur die Beziehung zu Jess ist natürlich ein Wehmutstropfen, aber ein vielversprechender.

Bevor ich mich zu sehr in Elijah verliere, auch wenn für mich eindeutig klar ist, dass er das größere Highlight für mich ist, will ich auch Felicity nicht vergessen. Auch sie erleben wir in ihrem Los Angeles-Leben länger und das war wichtig, um diesen Kulturschock zu erklären und warum dieses lockere, selbstbewusste, stets scherzende Mädchen, wobei natürlich junge Frau, in New York andere Gesichter zeigt. Ich fand sie auf jeden Fall gleich sympathisch und ihre kämpferische Seite und dass sie ohne Unterstützung von ihrem Vater leben will, das waren gleich Eigenschaften, die mich von ihr überzeugt haben. Leider tut der Klappentext der Geschichte keinen großen Gefallen, denn er verrät so viel mehr als dann der Inhalt des ersten Bandes. Wir wissen daher schon, dass Felicity die Tochter von dem Mann ist, der wohl seine Finger in der Entführung von Elijah drin hatte, aber der erste Band ergründet das in keiner Weise und so hat die Info mir was genommen und umgekehrt Erwartungen geschürt, die dann nicht eingetroffen sind. Felicitys Vater kennenzulernen, ohne das Hintergrundwissen, das wäre ein ganz eigenes Erlebnis gewesen. Denn auch wenn es nicht sofort die große Liebe ist, so ist seine Zuwendung aber dennoch sympathisch und es gab auch im Vorlauf Momente, die ich sehr mochte, zumindest vom Papier her, aber im Hinterkopf hatte ich immer, ach, der ist doch keiner von den Guten. Das ist echt ungünstig gelaufen und verstehe da leider auch den Verlag nicht, denn den Prolog hätte man noch ominöser schreiben können und hätte einen weiteren WTF-Moment an der Hand gehabt.

Das ist ein größerer Kritikpunkt, aber zum Glück keiner, der sich gegen die Highlights durchsetzen konnte. Denn Elijah ist wirklich immer noch ein Goldstück, auch wenn er anders ist, aber er ist anders gleich. Auch sein Umweltthema bei den Projekten, sehr lobenswert. Auch die Chemie mit Felicity passt auf Anhieb, was so wichtig ist, denn drei Bände und es ist zäh, das wäre eine Katastrophe geworden. Die alten Figuren sind noch da und im Fall von Helena und Jess so toll wie immer, wir erleben auch wirklich eine viel entspanntere Trish, dazu dann eben jeweils die Freundeskreise von den beiden Protagonisten sowie auch die Halbschwestern. Da ist also auch noch sehr viel Potenzial da. Ich mochte auch die Idee mit den Hundetouren und wie ideal es war, da Elijah und Helena zusammenzubringen. Aber auch die Thrill-Momente stimmten. Was Elijah anfängt auszugraben, wie er nach und nach auf neue Infos stößt, die mich auch schockiert haben sowie der große Moment rund um Felicity, der auch sehr sensibel inszeniert worden ist. Es war wirklich eine Wow-Lektüre in vielen Momenten und natürlich habe ich mich dann gefragt, was wird wohl der Cliffhanger sein. Dementsprechend bin ich dann doch nochmal enttäuscht worden, denn ich fand ihn zu sehr erinnert an „Westwell“, wenn da auch die Geschlechterrollen einmal getauscht worden sind. Das erschien mir dann zu einfalllos. Insgesamt aber ein starker Auftakt.

Fazit: Die Vorfreude auf „Coldhart“ war groß und erleichternd kann ich sagen, es ging gut los. Zwar gibt es handwerkliche Mängel wie den Klappentext, der das Leseerlebnis stark verändert hat sowie der eher einfallslose Cliffhanger, aber alles dazwischen, wo Charakterausarbeitung, Chemie untereinander und Thrill punkten können, das war sehr überzeugend. Ich bin positiv gestimmt auf die neue Trilogie im altbekannten Umfeld.

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Veröffentlicht am 19.02.2024

Wohlfühlender Abschlussband

Verliebe dich. Nicht.
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Fast genau sieben Jahre hat mich die „Berühre mich. Nicht“-Reihe von Laura Kneidl nun begleitet und mit „Verliebe dich. Nicht“ scheint es nun wirklich für immer vorbei zu sein. Ich habe die Reihe insgesamt ...

Fast genau sieben Jahre hat mich die „Berühre mich. Nicht“-Reihe von Laura Kneidl nun begleitet und mit „Verliebe dich. Nicht“ scheint es nun wirklich für immer vorbei zu sein. Ich habe die Reihe insgesamt sehr genossen, auch wenn ich bei April und Gavin und ihren beiden Bänden auch größere Kritikpunkte hatte. Aber mir hat es auf jeden Fall gefallen, dass auch die Andeutungen zu Megan und Cam nun ihre eigene Geschichte gefunden hat.

Megan ist mit Sage bereits im ersten Band aufgetaucht, aber da sie nicht in Nevada mit gelebt hat, war sie immer die Freundin aus der Ferne, die bei mir aber dennoch Eindruck hinterlassen hat, weil sie sich gegenüber Sage und April doch gewaltig abgehoben hat. Sie spricht alles aus, was sie denkt, sie provoziert, nicht nur mit ihrem Äußeren, sie ist einfach die, die auffällt und wohl die Lauteste im Raum ist. Cam war dagegen doch eher die unauffälligere Figur, auch wenn er als Besitzer des Le Petit durchaus präsenter war, aber diese Altersbarriere hat man doch irgendwie immer gemerkt. Aber Megans Bild an ihn, das war echt mal eine Hausnummer und ich war extrem gespannt, von dort aus zu erleben, wie die Geschichte nun weitergehen kann. Cam lernen wir viel besser kennen und auch wenn er deutlich älter als die anderen Protagonisten ist, so hatte ich in seinem Verhalten nicht das Gefühl, dass er Welten entfernt ist, gerade weil er durch den unerwarteten Tod seines Vaters in einen Lebensentwurf geworfen wurde, der nicht zu 100% seins ist. Also hat er sich im Grunde genauso wenig wie die anderen noch nicht völlig gefunden. Das kenne ich auch bestens von mir selbst, denn auch wenn ich Cams Alter habe, so ist es doch ein Phase, so das Alter nur eine Zahl ist, weswegen ich auch den Altersunterschied zwischen ihm und Megan überhaupt nicht problematisch fand und deswegen auch erleichtert war, dass es zu keinem Thema aufgebauscht wurde.

Aber nochmal zurück zu Cam, den ich immer mehr in mein Herz geschlossen habe, weil ich verstehen konnte, warum er sich seinem Vater so verpflichtet gefühlt hat. Auch wenn beispielsweise das Backen auch genau seiner Leidenschaft entspricht und ihn erdet, so hat er dennoch nicht die Chance bekommen, wirklich mal loszulassen und andere Perspektiven einzunehmen. Deswegen wirkte er eben auch eher unnahbar und roboterhaft, weil er bis zu einem gewissen Grad sich wirklich noch nicht ausprobiert hat. Megan ist da das genaue Gegenteil. Sie weiß genau, dass es die Kunst für sie ist, aber ihr fehlt noch der Erfolg, der ihr das endgültig bestätigt. Dennoch war es schon auch auffällig, dass sich Megan anders dargestellt hat, wenn man mit ihr in der Geschichte ist als nur durch die Augen anderer. Sie ist sicherlich immer noch die extrovertierte Figur, keine Frage, aber ich fand sie nicht mehr so flippig, nicht mehr so ohne Filter. Richtig vermisst habe ich das aber nicht, denn das vollumfängliche Bild hat mir gut gefallen, weil ihre sehr mitfühlende Art immer deutlicher wurde und sie hat so wunderschöne Dinge für Cam getan. Genauso ihre Leidenschaft, die sie ins Le Petit gesteckt hat. Ich fand es genial, welche große Rolle das Café eingenommen hat, es war quasi das gemeinsame Baby, was sie einmal ganz auf den Kopf gestellt hat und wieder neu aufgebaut haben und es passte symbolisch sehr gut zu ihrer Beziehung. Insgesamt mochte ich sowohl den Handlungsverlauf als auch die Beziehung der beiden sehr.

Ein Kritikpunkt ist am Ende vielleicht noch, wie die Trennung herbeigeführt wurde. Ich fand es zu dramatisch, zu endgültig und auch irgendwie zu hart, zumal es zulasten von Megan ging, während sich Cam großartig verhalten hat. Den größeren Zeitsprung habe ich aber mitgetragen, weil ich es als Botschaft auch wichtig fand, sich für sich selbst zu verwirklichen und die Partnerschaft als Bonus zu sehen, aber nicht als Minimum des eigenen Seins. Ich fand es insgesamt auch wieder großartig, wie die anderen beiden Paaren reingewoben wurde und dass es auch bei ihnen noch um die Ecke weitergeht. Es zeigt, dass hier wirklich eine kleine Welt entstanden ist, wo alles Klick macht und ich lasse es tatsächlich mit etwas Wehmut zurück, auch wenn ich zustimme, dass der Schlusspunkt hier angebracht ist.

Fazit: „Verliebe dich. Nicht“ braucht keinen zweiten Band, um die gemeinsame Geschichte von Megan und Cam in den Blick zu nehmen, denn hier hat Laura Kneidl auf den Punkt eine mitreißende und süße Liebesgeschichte erzählt, die durch das Café ein schönes Sinnbild hat. Es war für mich ein extrem runder Abschluss und auch nochmal eine Steigerung gegenüber April und Gavin.

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Veröffentlicht am 23.01.2024

Redeeming at its best

Starling Nights 2
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Den ersten Band der „Starling Nights“ von Merit Niemeitz fand ich insgesamt sehr gelungen, auch weil ich es toll fand, dass die Autorin nach der „Mulberry Mansion“-Reihe eine so andere Seite von sich gezeigt ...

Den ersten Band der „Starling Nights“ von Merit Niemeitz fand ich insgesamt sehr gelungen, auch weil ich es toll fand, dass die Autorin nach der „Mulberry Mansion“-Reihe eine so andere Seite von sich gezeigt hat, denn der Bund der Stare ist mit einer wirklich düsteren Geschichte verbunden, die auch echte Spannung zugelassen hat. Auf den zweiten Band war ich nun wirklich extrem gespannt und das aus einem zentralen Grund heraus. Bad Boys als Trope sind sehr häufig weit vorne, aber Ashton ist auf eine Art ein Bad Boy, wo es mir schwer fiel nachzuvollziehen, wie man ihn sinnig zum Helden einer eigenen Liebesgeschichte machen kann. Aber das fand ich reizvoll, denn wie macht man es als Autorin, wie kommt es an? Und wie löst man generell auf, dass das Seelenspringen nun nicht mehr funktioniert und eigentlich alle dem schnellen Tod verdammt sind?

Ashton war im ersten Band wirklich eine Hausnummer. Er war natürlich nicht schwarz-weiß-denkend rein böse, denn seine Liebesgeschichte mit Heaven und seine Freundschaft zu Cliff haben doch deutlich gezeigt, welcher Kern von Menschlichkeit durchaus in ihm steckt. Dennoch hat er eben Dinge getan und generell eine Einstellung zum Seelenspringen, die extrem problematisch sind und die man nicht einfach wegbügeln kann. Niemeitz war sich dessen durchaus bewusst, das habe ich gemerkt. Denn die ersten Kapitel gehören ganz alleine Ashton, so dass wir tief in sein Denken einsteigen können. Das war sehr hilfreich, weil es so möglich war, einige Gedankengänge besser zu verstehen. Dann kommt Zoe schließlich auch ins Bild. Sie haben wir im ersten Band noch gar nicht so wirklich kennengelernt, obwohl sie viel präsent war. Aber durch die Beeinflussung von Ashton und dass sie so irgendwann mehr Hülle als Mensch war, war es schwierig, sie als Mensch vollumfänglich kennenzulernen. Auch das wurde nachgeholt und bei ihr haben wir eben den Zwiespalt der großen Erwartungen durch die Familie, die sich vor allem auf das eigene Körperbild auswirken. Im Gesamtsinn war es aber echt passend, dass wir im Grunde zwei Figuren nochmal ganz neu kennenlernen, aber vor allem auch durch ihre gemeinsamen Interaktionen.

Auffällig war auch, dass die Geschichte viel mehr Liebesgeschichte ist als der erste Band. Auch wenn es so weniger Spannungsmomente gibt und vor allem der Murder-Mystery-Aspekt wegfällt, so hat es zu dieser Geschichte gepasst, weil viel mehr an dem Miteinander des Paares gearbeitet werden musste. Auch wenn zwischen Mabel und Cliff im ersten Band auch nicht sofort alles einfach und glasklar war, aber da alles noch ein Geheimnis war, hat an dieser Stelle besser zusammengewirkt, dass Mystery und Liebe eine Symbiose ergeben haben. Das war für den zweiten Band so nicht mehr nötig, auch wenn es durch Henrys Plan und die Wahrheit rund um Flemming natürlich auch zwei große offene Fragen gab. So war mehr Platz für die Liebesgeschichte, denn es musste einfach rüberkommen, wie Zoe einerseits Ashton so verzeihen kann, dass ihre Gefühle nicht mehr durch die Vergangenheit bedeckt sind und wie andererseits er Zoe und nicht nur ihre Seele sieht. In meinen Augen ist diese Herausforderung gut gemeistert worden und das eben auch speziell dadurch, dass Niemeitz diesen besonderen Schreibstil mit seinen poetischen Neigungen hat, der zu so einer Geschichte passt. Eine alte Seele wie Ashton, der auf Zoe trifft und wie sich dann einfach etwas ergibt, was so richtig füreinander erscheint. Es gab viele tolle Zitate, viel zum Mitleiden und eben irgendwann auch keine Zweifel, dass alles genau so richtig ist.

Ich finde den zweiten Band so nochmal ein Stück besser als den ersten. Das ist natürlich auch möglich, weil Mabel für mich etwas schwierig war und Zoe mir besser entgegenkommt. Auch wenn es weniger die spannenden Momente gab und auch das Düstere reduzierter ist, aber es war alles in sich sinnig und ich finde auch, dass ein sehr passendes Ende gefunden wurde.

Fazit: „Starling Nights 2“ legt den Fokus mehr auf die Liebesgeschichte, was hier aber passend war, da Ashton eine großartige Redeeming-Arc brauchte, die hier gelungen ist und auch wunderbar in den poetischen Schreibstil der Autorin passt. Die ganze Art ist anders als in Band 1 und dennoch werden die Kernelemente auch bedient und zu einem sinnigen Ende gebracht. Insgesamt eine löbliche Verbesserung und definitiv der Gedanke, dass ich von Merit Niemeitz nichts verpassen darf!

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Veröffentlicht am 08.01.2024

Ungewöhnliche Fantasyhandlung

Dark Rise
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Vor einigen Jahren habe ich gefühlt mehr SuB aufgebaut statt die Bücher dann auch wirklich zu lesen. Das ist schon lange nicht mehr so, aber natürlich passiert es immer mal wieder, dass gewisse Bücher ...

Vor einigen Jahren habe ich gefühlt mehr SuB aufgebaut statt die Bücher dann auch wirklich zu lesen. Das ist schon lange nicht mehr so, aber natürlich passiert es immer mal wieder, dass gewisse Bücher dann doch viel länger als geplant ungelesen im Regal stehen. Dazu zählt auch „Dark Rise“. Während sich das Programm von Lxy inzwischen deutlich wandelt, war „Dark Rise“ doch eine der ersten Fantasygeschichten, wo ich hellhörig wurde, dass sich der Wind wohl dreht. Jetzt ist Fantasy nicht unbedingt mein liebstes Genre, aber da Lxy eigentlich seit einigen Jahren konstant mein meistgelesener Verlag ist, hatte ich irgendwie das Gefühl, hier müsste ich zuschlagen und hier sind wir.

Wie es mir bei Fantasy relativ oft passiert, das ist ein recht komplexer Einstieg in die Geschichte. Die Welt von C.S. Pacat erscheint mir nicht generell zu kompliziert erschaffen, aber dennoch braucht es eben einfach etwas, um sich in die Handlungsorte und in die Figuren einzufinden. Pacat hält sich vor allem nicht damit auf, die Figuren erstmal etwas aufwendiger zu zeichnen, stattdessen geht es gleich mit Handlung los und Aufklärungen kommen erst später. Was ich eher brauche, das kann man so konkret nicht bestimmen, das ist oft auch von Buch zu Buch unterschiedlich. Hier hatte ich auf jeden Fall Probleme, Will, Violet und die anderen erstmal wirklich als Figuren zu separieren und dann mit ihnen in die Geschichte einzusteigen. Spätestens mit den Hallen der Stewards hatte die Geschichte mich dann eigentlich. Auch wenn ich länger gerätselt habe, was die Perspektive von Katherine soll, weil sie eher zufällig manchmal auftaucht und dann lange gar nicht, aber gerade mit Will und Violet, die unter sehr unterschiedlichen Voraussetzungen bei den Stewards landen, das war schon passend. Auch weil die Informationen, die sie dann jeweils gewonnen haben, sich auch gut mit ihrem eigenen bisherigen Leben ergänzt hat. Da setzte sich dann ein Puzzleteil mit dem anderen zusammen.

Nun hatte ich ja schon erwähnt, dass Fantasy wahrlich nicht mein liebstes Genre ist, dementsprechend habe ich auch noch nicht extrem viel gelesen und das merke ich immer, wenn ich in dem Genre andere Rezensionen lese und dann einen ganz anderen Horizont eröffnet kriege, wenn ich diese lese. Nun sind Rezensionen natürlich immer subjektiv, aber das ist mir hier so wichtig zu betonen, weil ich sowas wie „Dark Rise“ und seine Entwicklung noch nie gelesen habe, aber ich bin mir sehr bewusst, dass diese Aussage sehr relativ ist. Von daher vielleicht, vielleicht auch nicht, erfindet Pacat hier das Genre neu. Ich war ja schon völlig geschockt, als es zu einem wirklich großen, herben Verlust kommt. Mal eben das Figurenrepertoire drastisch eingeschränkt. Das war schon eine Hausnummer, wo ich auch sofort gerätselt habe, wie kann es jetzt von hier aus wohl weitergehen? Die ganze finale Entwicklung war dann für mich auch eine große Überraschung, denn es hat alles nochmal auf den Kopf gestellt, obwohl irgendwie das Cover natürlich auch etwas hätte verraten können. Da ich gerade erst „Fourth Wing“ gelesen habe, möchte ich natürlich als Erstes sagen, dass man die Bücher eigentlich gar nicht vergleichen kann, aber dort war eben die Ausarbeitung der Liebesgeschichte etwas ungewöhnlich, weswegen ich es hier auf jeden Fall gut finde, dass mehr eine Geschichte im Vordergrund steht, wo dann Liebe eher eine kleine Baustelle ist. Aber man lässt sich auch Raum, dass es dort noch zu einer größeren Entwicklung kommen könnte. Für den Einstieg was es so aber genau richtig.

Fazit: „Dark Rise“ zu bewerten ist so schwer, ohne zu viel verraten zu dürfen. Das Buch hat mit den Enthüllungen am Ende für mich das Genre auf jeden Fall auf den Kopf gestellt. Das lässt so viel für einen zweiten Band erhoffen, dass auch der etwas zähe und komplizierte Einstieg schnell vergessen ist.

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