Handlung: Nachdem mir "The Love Hypothesis", "Love on the Brain" und "Love, theoretically" von Ali Hazelwood so gut gefallen haben, musste ich auch unbedingt ihrem ersten Ausflug ins Fantasy-Genre unbedingt ...
Handlung: Nachdem mir "The Love Hypothesis", "Love on the Brain" und "Love, theoretically" von Ali Hazelwood so gut gefallen haben, musste ich auch unbedingt ihrem ersten Ausflug ins Fantasy-Genre unbedingt eine Chance geben. Da sich die Autorin in "Bride" auf vollkommen neues Terrain bewegt und für mich Vampyre und Werwölfe leider etwas ausgedient haben, hatte ich keine großen Erwartungen an die Geschichte. Umso mehr gefreut hat es mich, dass ich die 410 Seiten in kürzester Zeit verschlungen habe und wunderbar unterhalten wurde. Mit erfolgreichen Tropes wie Slowburn Romance, Enemies to Lovers- Elementen, Found Family, Fake Marriage und He-Falls-First war eigentlich schon zu Beginn an klar, worauf die Geschichte hinauslaufen wird. Nichtsdestotrotz habe ich diese charmant, unterhaltsam und gewitzt erzählte Geschichte mit jeder Seite mehr geliebt!
Schreibstil: Urban Fantasy im Stil einer Rom Com? Das kann nur Ali Hazelwood rocken. Mit ihrem wie immer frischen, unterhaltsamen Schreibstil und dem großartigen Humor, kann man gerne darüber hinwegsehen, dass Vampyre und Werwölfe nun wirklich nicht mehr das Top Thema des Jahrzehnts sind. Auch auf die Motive aus dem Omegaverse, die sie hier miteingebaut hat (z.B. Alphas, Mates, Knotting (?!?😂)), hätte ich gerne verzichten können, da sich einige Szenen angefühlt haben, als würde man mitten in einer Wattpad-Fanfiction stecken. Aber ansonsten? Eine einfach großartige und überraschend gut ausbalancierte Geschichte! Um ihre Romanze etwas aufzupeppen hat die Autorin einen kleinen Kriminebenhandlungsstrang eingefügt, der frischen Wind in die Geschichte bringt. Außerdem belässt sie es bei einem angedeuteten Urban Fantasy Worldbuilding, das ausreicht um die Geschichte auszuschmücken, aber nicht unnötig vertieft wird. So handelt es sich bei "Bride" genau wie ihren anderen Geschichten um eine unterhaltsame Romanze mit überraschendem Witz und emotionalem Tiefgang - nur eben vor einem Urban-Fantasy-Hintergrund.
Figuren: Auch die beiden Hauptfiguren sind mir total schnell ans Herz gewachsen und schaffen es auch, sich auf den wenigen Seiten glaubhaft weiterzuentwickeln. Besonders die Ehrlichkeit und offene Kommunikation zwischen den beiden (und ja, auch ihre unfassbare Chemie!!!) haben mir sehr gut gefallen. Generell ist die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Misery geschrieben, aber zu Beginn jedes Kapitels steht ein kurzer Satz aus Lowes Perspektive, welcher uns LeserInnen schon früh klar macht, dass hinter seinem abweisenden Verhalten eigentlich andere Gründe stecken... Auch Nebenfiguren wie Alex, Ana oder Owen haben mir sehr gut gefallen. Das Ende ist in sich abgeschlossen, deutet aber eine mögliche Fortsetzung über Serena und Koen an. Da ich das Gesamtergebnis von "Bride" sehr mochte, würde es mich freuen, noch mehr über diese Welt lesen zu können!
Zitate
"You don’t know anything about what it’s like to find your other half, I would take anything she chose to give me—the tiniest fraction or her entire world. I would take her for a single night knowing that I’ll lose her by morning, and I would hold on to her and never let go. I would take her healthy, or sick, or tired, or angry, or strong, and it would be my fucking privilege. I would take her problems, her gifts, her moods, her passions, her jokes, her body—I would take every last thing, if she chose to give it to me."
"My smell. Do I smell like…?”
“Mine.” It’s a rumble in his throat. “You smell like you’re mine, Misery."
"That was a badass speech, Misery.”
“Badass is my middle name.”
“Your middle name is Lyn.”
Shit. “Stop reading my file.”"
"Maybe you're not meant for me the way I'm meant for you, but I'm going to choose you anyway, over and over and over again."
Das Urteil:
"Bride" ist trotz etwas seltsamer Omegaverse-Motiven und dem recht ausgelutschten Vampyr-Werwolf-Thema ein unterhaltsamer und charmanter erster Ausflug der Autorin ins Fantasy-Genre. Ali Hazelwood erzählt hier wie immer eine unterhaltsame Romanze mit überraschendem Witz und emotionalem Tiefgang - nur eben vor einem Urban-Fantasy-Hintergrund.
Nachdem Sofia und ich mit "Throne of Glass - Die Erwählte" unseren Buddy-Reread der "Throne of Glass"-Reihe gestartet haben, sind wir mittlerweile bei Band 5 und 6 angelangt. Für diese beiden Bände haben ...
Nachdem Sofia und ich mit "Throne of Glass - Die Erwählte" unseren Buddy-Reread der "Throne of Glass"-Reihe gestartet haben, sind wir mittlerweile bei Band 5 und 6 angelangt. Für diese beiden Bände haben Sofia und ich uns etwas Besonders ausgedacht und zwar haben wir beschlossen, sie parallel zu lesen. Das hat drei Gründe: Zunächst sind wir beide keine großen Chaol-Fans und mussten so keine 800 Seiten am Stück nur über ihn lesen. Als zweites spielen Band 5 und Band 6 ja auf einer Zeitebene an unterschiedlichen Orten, sodass sich die Kapitel der beiden Bände wie unterschiedliche Handlungsstränge lesen. Und zuletzt müssen wir so nach dem Cliffhanger von Band 5 nicht noch ein ganzes Buch darauf warten, bis es in Band 7 endlich mit der Haupthandlung weitergeht. Ich kann diese parallele Lesart auf jeden Fall sehr weiterempfehlen! Da ich Band 6 beim ersten Lesen komplett übersprungen hatte (aus oben genannten Gründen - kein Bock auf Chaol und ich wollte gleich mit Band 7 weiterlesen), war ich besonders gespannt auf diesen für mich ganz neuen Band der Reihe!
"Er war Lord von Nichts. Lord der Eidbrecher. Lord der Lügner."
Zuerst wenige Worte zum Buchcover. Ich mochte die minimalistische Gestaltung der Reihencover mit der illustrierten Silhouette der Hauptfiguren vor einem weißen Grund schon immer sehr gerne. Auch wenn der mangaartige Stil nicht ganz so gut zu den Gesichtern der Figuren passt, ist der generelle Vibe doch sehr gut getroffen. Auf Band 6 sieht man nun Chaol, dessen Gesicht von einem Kapuzenumhang verdeckt wird, umweht von goldenem Wüstensand. Nicht ganz so zufrieden bin ich wieder mit dem Titel der Übersetzung, die an "Tower of Dawn" einfach nicht heranreicht. Dafür gibt es aber auch hier wieder eine tolle Landkarte von Charlie Bowater, die das Verfolgen der Handlung auf dem südlichen Kontinent erleichtert.
Erster Satz: "Chaol Westfall, ehemaliger Captain der königlichen Garde und jetzt rechte Hand des frisch gekrönten Königs von Adarlan, hasste ein Geräusch inzwischen mehr als jedes andere."
Auf "Throne of Glass - Der verwundete Krieger" habe ich mich bei diesem Reread besonders gefreut, da es das aktuell einzige veröffentlichte Buch von Sarah J. Maas ist, das ich noch nicht gelesen habe. Genau wie die anderen Bücher der Reihe startet dieses etwas gemächlich in die Geschichte. Da wir hier aber einen komplett neuen Kontinent mit vielen neuen Figuren kennenlernen müssen, ist das zunächst nicht weiter schlimm. In der ersten Hälfte des Buches geht es vor allem darum, die Heilung von Chaols Körper und Seele zu verfolgen und nebenbei das neue Setting samt seiner neuer Möglichkeiten zu erkunden. Denn Chaol ist nicht nur ins Großkhanat gereist, um von den Heilerinnen des Towers geheilt zu werden, sondern auch um für seine Königin Verbündete für den kommenden Krieg gegen die Valg zu gewinnen. Neben Recherchen, die interessante Informationen über die Geschichte und mögliche Schwächen der Valg zu Tage fördern, geht es also auch darum, den Großkhan und dessen Kinder mittels politischer Intrigen am königlichen Hof zu überzeugen, sich Aelins Streitkräften anzuschließen. Die Erklärung der politischen Strukturen im Großkhanat, das Einführen der neuen Figuren und Chaols neuer Alltag mit Yrene, der vor allem aus Übungen und Heilsessions besteht, bei denen sich die beiden auch langsam näherkommen, werden dabei im ersten Drittel nur gelegentlich von einzelnen Spannungselementen unterbrochen. Erst als Nesryn mit dem Prinzen Sartaq loszieht, um die Ruk-Reiter aufzusuchen und sich ein zweiter Handlungsstrang abspaltet, nimmt die Handlung mehr Fahrt auf.
"Die Schönheit der Wüste gefällt nicht jedem", sagte sie. "Aber für mich ist es irgendwie so, als sänge sie ein Lied." Dieses Meer, auf dem niemals Schiffe segeln würden - manch einer würde es betrachten und nur den sengenden Tod sehen. Er sag nur Stille - und Sauberkeit. Und langsam kriechendes Leben. Ungezähmte, wilde Schönheit."
Hätte ich Band 6 alleinstehend gelesen, wären mir wohl einige Längen im Einstieg negativ aufgefallen. In Kombination mit dem sehr epischen und hektischen Band 5 waren die langsameren, detailreicheren Kapitel allerdings eine gute Abwechslung. Schön ist auch, dass hier immer wieder der Bogen zurück zu den Haupakteuren der Reihe und dem herannahenden Krieg auf dem nördlichen Kontinent gespannt wird. So erreicht die Nachricht von Aelins Kämpfen in Skulls Bay und den Stone Marshes durch Spione in aller Welt auch den südlichen Kontinent und wir treffen hier auch alte Bekannte und neue Verwandte von liebgewonnenen Figuren der anderen Bände an. Kombiniert mit der Tatsache, dass Chaol hier wichtige Informationen und neue Beziehungen gewinnt, die für das große Finale wichtig werden, sehe ich nun rückblickend schon ein, dass sich das Lesen von Band 6 lohnt und man beim Überspringen dieses Bandes einiges verpasst.
"Da war dieser Moment, als er sein Schwert in den Avery geworfen hatte. Als er außerstande gewesen war, das Gewicht der Waffe an seiner Seite, in seiner Hand zu ertragen, und er hatte es mitsamt der Bedeutung, die ein Captain der Garde hatte, in die dunklen, strudelnden Fluten geschleudert. Seitdem sank er immer tiefer, seitdem war er am Ertrinken. Lange vor seiner Wirbelsäulenverletzung. Er war sich nicht sicher, ob er überhaupt versucht hatte zu schwimmen."
Punkten konnte Band 6 auch mit der tollen Erweiterung des bisherigen Worldbuildings. Mit den verschiedenen Ländern Erileas und dem Land der Fae in Wendlyn haben wir bisher schon einiges von Sarah J. Maas´ Fantasy Welt gesehen. Der südliche Kontinent bietet allerdings nochmal ein bisher unbekanntes Setting zum Entdecken an, das sich ganz wunderbar in die restliche Welt einfügt. Mit Ritten durch staubige Wüsten, orientalischen Märkte, Flüge über schneebedeckte Berge, Kämpfe mit Riesenspinnen und rauschenden Feste in Palästen wie aus 1001-Nacht erinnert mich der südliche Kontinent ein bisschen an Essos aus "Game of Thrones", Antica hat für mich leichte Königsmund-Viebs und die Reiterclans erinnern mich entfernt an die Dothraki. Gepaart mit den Ruks, den Heilerinnen des Towers, der Geschichte des Großkhanats und den stygischen Spinnen ergibt sich aber dennoch eine originelle, lebendige Fantasy-Welt, wie man es von der Autorin kennt.
"Sie konnte gar nicht genug kriegen, wollte alles in sich aufsaugen. Wie klein doch alles war, wie hübsch und ordentlich. Ein Land, von einer Siegernation erobert, und doch geliebt und genährt. Ihr Land. Ihre Heimat. Die Sonne und das Buschland und die hügeligen Grasebene, die in der Ferne lockte. Die üppigen Dschungel und Reisfelder im Westen. Die blassen Sanddünen der Wüste im Nordosten. Mehr als sie in einem ganzen Leben sehen konnte - weiter weg, als Kadara an einem einzigen Tag fliegen konnte. Dieses Land - eine ganze Welt."
Das ganz besondere Herzstück der Geschichte, das diese Fantasy-Geschichte von vielen anderen im High-Fantasy-Bereich abhebt, sind jedoch die Protagonisten. Im Vordergrund stehen hier Chaol, Nesryn und Yrene, welche abwechselnd in der dritten Person aus ihrer Perspektive erzählen, es wird allerdings auch eine große Anzahl an Nebenfiguren wie Borte, Falkan, Hasar oder Hafiza vorgestellt. Mit Chaol musste ich erst warm werden, da er sich in den vergangenen Bänden vor allem Aelin gegenüber nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat. Ganz loslassen, konnte ich meine Abneigung gegen ihn in diesem Band leider nicht, allerdings ist zumindest mein Verständnis für ihn deutlich gewachsen. Durch seine Heilung tauchen wir sehr tief in seine emotionalen Wunden ein und verstehen langsam, weshalb er sich in der Vergangenheit so verhalten hat. Zu sehen, wie er mit seinen hohen Erwartungen an sich selbst, seinen überhöhten Moralvorstellungen und seiner Angst zu versagen kämpft und dabei über sich hinauswächst, ist durchaus sehr berührend geschrieben. Nichtdestotrotz gab es im Laufe der 800 Seiten zahllose Szenen, in denen ich angesichts seiner geringen emotionalen Intelligenz und seiner Angewohnheit, seine eigenen Emotionen unreflektiert auf seine Mitmenschen zu projizieren, genervt die Augen über ihn verdrehen musste. Auch wenn er also nicht wirklich mein Herz gewinnen konnte, hat er deutlich an Charaktertiefe zugelegt und konnte hier ohne die dominanten Alpha-Figuren um ihn herum (aka Aelin, haha), zu einem interessanten Charakter aufblühen.
"Yrene lächelte, und dann lachte sie aus vollem Halse. Es war der schönste Laut, den Chaol je gehört hatte. Und dieser Augenblick, in dem sie gemeinsam über den Sand, durch den Wüstenwind flogen, ihr Haar ein goldener Banner hinter ihr... Vielleicht zum ersten Mal überhaupt fühlte Chaol sich wirklich wach, wirklich lebendig. Und eine tiefe Dankbarkeit erfüllte ihn."
Die meisten Credits für seine Entwicklung würde ich allerdings nicht ihm selbst, sondern Yrene zuschreiben. Die junge Heilerin tauchte zwar einmal kurz in den Novellen auf (so ein geniales Crossover kann sich auch nur SJM überlegen!!!!), ansonsten lernen wir sie hier aber von Grund auf kennen. Nachdem sie sich alleine von Fenharrow aus bis zum südlichen Kontinent durchgeschlagen hat, hat sie bei den Heilerinnen des Towers ein Zuhause und in der obersten Heilerin Hafiza eine neue Mutterfigur gefunden. Als sie ausgerechnet den Captain von Ardarlans Garde heilen soll - dem Land, das für den Tod ihrer Mutter und die Unterdrückung ihrer Heimat verantwortlich ist - ist sie alles andere als begeistert. Um ihrem Eid zu folgen, stimmt sie allerdings zu, ihm zu helfen und begibt sich damit auf eine Reise, die ihr nicht nur eine neue Liebe, sondern auch neue Erkenntnisse über ihre eigene Magie beschert. Mit ihrer Selbstlosigkeit, Charakterstärke und ihrer heilenden Ruhe konnte mich Yrene anders als Chaol von der ersten Minuten an abholen. Durch ihre Geschichte, aber auch ihr Verhalten Chaol gegenüber wird schnell klar: sie ist unfassbar stark, das aber auf eine eher sanftmütige und leise Art, was sie eigentlich zu einer eher ungewöhnlichen SJM-Hauptfigur macht - die doch sonst eher selbstbewusste, laute Figuren sind. Damit passt sie sehr gut zu Chaol, auch wenn ich die beiden (weil ja, ihr wisst es mittlerweile: ich mag ihn nicht besonders) lange nicht so sehr gefühlt habe wie andere Paare der Reihe.
"Ich werde das hier immer lieben", sagte Yrene und er wusste, dass sie nicht von dem Medaillon sprach, als sie eine Hand von seinem Gesicht auf seine Brust gleiten ließ. Auf sein tobendes Herz. "Ganz gleich, was der Welt auch zustoßen mag." Ein weiterer federzarter Kuss. "Ganz gleich, welche Ozeane, Berge oder Wälder im Weg sind."
Neben Chaol und Yrene, die in Antica verbleiben, dürfen wir ab der Hälfte der Geschichte mit Nesryn Ausflüge über den ganzen südlichen Kontinent hinweg unternehmen. Mit Nesryn habe ich mich zunächst etwas schwer getan, da sie zuvor für mich eine klare Nebenfigur war, die mich nicht besonders interessierte. Auch in diesem Band bleibt sie trotz ihrer eigenen Liebesgeschichte und Erzählperspektive deutlich mehr im Hintergrund als Chaol und Yrene. Um den sehr ruhigen Einstieg noch etwas aufzupeppen, hätte ich mir gewünscht, dass sie bereits etwas früher loszieht. Generell hat mir aber sehr gut gefallen, dass sie ihr eigenes Abenteuer bekommt, statt neben den beiden Turteltauben zu sitzen und zu warten, bis sie von Chaol abserviert wird. Ihr Handlungsstrang bietet auch die meisten Überraschungen, die den restlichen Verlauf der Reihe stark beeinflussen werden.
"Yrene krachte in die Dunkelheit und schrie. Die Dunkelheit brüllte zurück und sie stürzten sich aufeinander, rangen miteinander. Eine fremde, kalte, johle Dunkelheit voller Fäulnis und Hass. Und Yrene gab alles. Jede Faser von sich. Und oben, wie durch die Oberfläche eines nachtdunklen Meeres voneinander getrennt, brüllte Chaol vor Qual. Heute. Es endete heute. Hier und jetzt."
Ihr seht, "Throne of Glass - Der verwundete Krieger" konnte mit Schreibstil, Worldbuilding und vor allem mit Yrene für mich punkten, in anderen Punkten waren aber einige Schwächen für mich vorhanden. Das betrifft leider auch das Ende, welches zwar wieder einige spannende Actionszenen und überraschende Wendungen liefert, für mich aber etwas überhastet war. Wie gesagt kommt die Geschichte erst nach gut 500 Seiten auch auf Handlungsebene in Schwung. Für mich war das leider etwas zu spät, sodass der Showdown und die damit einhergehenden Entwicklungen etwas zu knapp waren (Achtung Spoiler(view spoiler)). Für die etwas unrunde Schwerpunktsetzung was Anfang und Ende anbelangt sowie für meine persönlichen Schwierigkeiten was Chaol angeht, ziehe ich jeweils einen halben Stern in der Gesamtbewertung ab, empfehle das Buch aber dennoch ausdrücklich weiter!!!
"Es war Qual und Verzweiflung und Furcht. Es war Glück und Lachen und zur Ruhe kommen. Es war Leben, alles davon, und als die Dunkelheit sich auf Chaol und Yrene stürzte, fürchtete er sie nicht."
Fazit:
"Throne of Glass - Der verwundete Krieger" ist ein Band, der aufgrund des anderen Settings, des ruhigeren Tempos, der anderen Figuren und des anderen Schwerpunkte etwas aus der sonstigen Reihe herausfällt. Da ich mit dem südlichen Kontinent sehr viel Spaß hatte, die neuen Informationen und Figuren für das Finale benötige und viele tolle Momente vorhanden waren, kann ich rückblickend sagen, dass sich das Lesen trotz meiner Vorbehalte (Chaol gegenüber) auf jeden Fall gelohnt hat. Zu meinem Lieblingsband der Reihe wurde es aber definitiv nicht!
Nachdem Sofia und ich mit "Throne of Glass - Die Erwählte" unseren Buddy-Reread der "Throne of Glass"-Reihe gestartet haben, sind wir mittlerweile bei Band 5 und 6 angelangt. Für diese beiden Bände haben ...
Nachdem Sofia und ich mit "Throne of Glass - Die Erwählte" unseren Buddy-Reread der "Throne of Glass"-Reihe gestartet haben, sind wir mittlerweile bei Band 5 und 6 angelangt. Für diese beiden Bände haben Sofia und ich uns etwas Besonders ausgedacht und zwar haben wir beschlossen, sie parallel zu lesen. Das hat drei Gründe: Zunächst sind wir beide keine großen Chaol-Fans und mussten so keine 800 Seiten am Stück nur über ihn lesen. Als zweites spielen Band 5 und Band 6 ja auf einer Zeitebene an unterschiedlichen Orten, sodass sich die Kapitel der beiden Bände wie unterschiedliche Handlungsstränge lesen. Und zuletzt müssen wir so nach dem Cliffhanger von Band 5 nicht noch ein ganzes Buch darauf warten, bis es in Band 7 endlich mit der Haupthandlung weitergeht. Ich kann diese parallele Lesart auf jeden Fall sehr weiterempfehlen! Da ich Band 6 beim ersten Lesen komplett übersprungen hatte (aus oben genannten Gründen - kein Bock auf Chaol und ich wollte gleich mit Band 7 weiterlesen), war ich besonders gespannt auf diesen für mich ganz neuen Band der Reihe!
"Er war Lord von Nichts. Lord der Eidbrecher. Lord der Lügner."
Zuerst wenige Worte zum Buchcover. Ich mochte die minimalistische Gestaltung der Reihencover mit der illustrierten Silhouette der Hauptfiguren vor einem weißen Grund schon immer sehr gerne. Auch wenn der mangaartige Stil nicht ganz so gut zu den Gesichtern der Figuren passt, ist der generelle Vibe doch sehr gut getroffen. Auf Band 6 sieht man nun Chaol, dessen Gesicht von einem Kapuzenumhang verdeckt wird, umweht von goldenem Wüstensand. Nicht ganz so zufrieden bin ich wieder mit dem Titel der Übersetzung, die an "Tower of Dawn" einfach nicht heranreicht. Dafür gibt es aber auch hier wieder eine tolle Landkarte von Charlie Bowater, die das Verfolgen der Handlung auf dem südlichen Kontinent erleichtert.
Erster Satz: "Chaol Westfall, ehemaliger Captain der königlichen Garde und jetzt rechte Hand des frisch gekrönten Königs von Adarlan, hasste ein Geräusch inzwischen mehr als jedes andere."
Auf "Throne of Glass - Der verwundete Krieger" habe ich mich bei diesem Reread besonders gefreut, da es das aktuell einzige veröffentlichte Buch von Sarah J. Maas ist, das ich noch nicht gelesen habe. Genau wie die anderen Bücher der Reihe startet dieses etwas gemächlich in die Geschichte. Da wir hier aber einen komplett neuen Kontinent mit vielen neuen Figuren kennenlernen müssen, ist das zunächst nicht weiter schlimm. In der ersten Hälfte des Buches geht es vor allem darum, die Heilung von Chaols Körper und Seele zu verfolgen und nebenbei das neue Setting samt seiner neuer Möglichkeiten zu erkunden. Denn Chaol ist nicht nur ins Großkhanat gereist, um von den Heilerinnen des Towers geheilt zu werden, sondern auch um für seine Königin Verbündete für den kommenden Krieg gegen die Valg zu gewinnen. Neben Recherchen, die interessante Informationen über die Geschichte und mögliche Schwächen der Valg zu Tage fördern, geht es also auch darum, den Großkhan und dessen Kinder mittels politischer Intrigen am königlichen Hof zu überzeugen, sich Aelins Streitkräften anzuschließen. Die Erklärung der politischen Strukturen im Großkhanat, das Einführen der neuen Figuren und Chaols neuer Alltag mit Yrene, der vor allem aus Übungen und Heilsessions besteht, bei denen sich die beiden auch langsam näherkommen, werden dabei im ersten Drittel nur gelegentlich von einzelnen Spannungselementen unterbrochen. Erst als Nesryn mit dem Prinzen Sartaq loszieht, um die Ruk-Reiter aufzusuchen und sich ein zweiter Handlungsstrang abspaltet, nimmt die Handlung mehr Fahrt auf.
"Die Schönheit der Wüste gefällt nicht jedem", sagte sie. "Aber für mich ist es irgendwie so, als sänge sie ein Lied." Dieses Meer, auf dem niemals Schiffe segeln würden - manch einer würde es betrachten und nur den sengenden Tod sehen. Er sag nur Stille - und Sauberkeit. Und langsam kriechendes Leben. Ungezähmte, wilde Schönheit."
Hätte ich Band 6 alleinstehend gelesen, wären mir wohl einige Längen im Einstieg negativ aufgefallen. In Kombination mit dem sehr epischen und hektischen Band 5 waren die langsameren, detailreicheren Kapitel allerdings eine gute Abwechslung. Schön ist auch, dass hier immer wieder der Bogen zurück zu den Haupakteuren der Reihe und dem herannahenden Krieg auf dem nördlichen Kontinent gespannt wird. So erreicht die Nachricht von Aelins Kämpfen in Skulls Bay und den Stone Marshes durch Spione in aller Welt auch den südlichen Kontinent und wir treffen hier auch alte Bekannte und neue Verwandte von liebgewonnenen Figuren der anderen Bände an. Kombiniert mit der Tatsache, dass Chaol hier wichtige Informationen und neue Beziehungen gewinnt, die für das große Finale wichtig werden, sehe ich nun rückblickend schon ein, dass sich das Lesen von Band 6 lohnt und man beim Überspringen dieses Bandes einiges verpasst.
"Da war dieser Moment, als er sein Schwert in den Avery geworfen hatte. Als er außerstande gewesen war, das Gewicht der Waffe an seiner Seite, in seiner Hand zu ertragen, und er hatte es mitsamt der Bedeutung, die ein Captain der Garde hatte, in die dunklen, strudelnden Fluten geschleudert. Seitdem sank er immer tiefer, seitdem war er am Ertrinken. Lange vor seiner Wirbelsäulenverletzung. Er war sich nicht sicher, ob er überhaupt versucht hatte zu schwimmen."
Punkten konnte Band 6 auch mit der tollen Erweiterung des bisherigen Worldbuildings. Mit den verschiedenen Ländern Erileas und dem Land der Fae in Wendlyn haben wir bisher schon einiges von Sarah J. Maas´ Fantasy Welt gesehen. Der südliche Kontinent bietet allerdings nochmal ein bisher unbekanntes Setting zum Entdecken an, das sich ganz wunderbar in die restliche Welt einfügt. Mit Ritten durch staubige Wüsten, orientalischen Märkte, Flüge über schneebedeckte Berge, Kämpfe mit Riesenspinnen und rauschenden Feste in Palästen wie aus 1001-Nacht erinnert mich der südliche Kontinent ein bisschen an Essos aus "Game of Thrones", Antica hat für mich leichte Königsmund-Viebs und die Reiterclans erinnern mich entfernt an die Dothraki. Gepaart mit den Ruks, den Heilerinnen des Towers, der Geschichte des Großkhanats und den stygischen Spinnen ergibt sich aber dennoch eine originelle, lebendige Fantasy-Welt, wie man es von der Autorin kennt.
"Sie konnte gar nicht genug kriegen, wollte alles in sich aufsaugen. Wie klein doch alles war, wie hübsch und ordentlich. Ein Land, von einer Siegernation erobert, und doch geliebt und genährt. Ihr Land. Ihre Heimat. Die Sonne und das Buschland und die hügeligen Grasebene, die in der Ferne lockte. Die üppigen Dschungel und Reisfelder im Westen. Die blassen Sanddünen der Wüste im Nordosten. Mehr als sie in einem ganzen Leben sehen konnte - weiter weg, als Kadara an einem einzigen Tag fliegen konnte. Dieses Land - eine ganze Welt."
Das ganz besondere Herzstück der Geschichte, das diese Fantasy-Geschichte von vielen anderen im High-Fantasy-Bereich abhebt, sind jedoch die Protagonisten. Im Vordergrund stehen hier Chaol, Nesryn und Yrene, welche abwechselnd in der dritten Person aus ihrer Perspektive erzählen, es wird allerdings auch eine große Anzahl an Nebenfiguren wie Borte, Falkan, Hasar oder Hafiza vorgestellt. Mit Chaol musste ich erst warm werden, da er sich in den vergangenen Bänden vor allem Aelin gegenüber nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat. Ganz loslassen, konnte ich meine Abneigung gegen ihn in diesem Band leider nicht, allerdings ist zumindest mein Verständnis für ihn deutlich gewachsen. Durch seine Heilung tauchen wir sehr tief in seine emotionalen Wunden ein und verstehen langsam, weshalb er sich in der Vergangenheit so verhalten hat. Zu sehen, wie er mit seinen hohen Erwartungen an sich selbst, seinen überhöhten Moralvorstellungen und seiner Angst zu versagen kämpft und dabei über sich hinauswächst, ist durchaus sehr berührend geschrieben. Nichtdestotrotz gab es im Laufe der 800 Seiten zahllose Szenen, in denen ich angesichts seiner geringen emotionalen Intelligenz und seiner Angewohnheit, seine eigenen Emotionen unreflektiert auf seine Mitmenschen zu projizieren, genervt die Augen über ihn verdrehen musste. Auch wenn er also nicht wirklich mein Herz gewinnen konnte, hat er deutlich an Charaktertiefe zugelegt und konnte hier ohne die dominanten Alpha-Figuren um ihn herum (aka Aelin, haha), zu einem interessanten Charakter aufblühen.
"Yrene lächelte, und dann lachte sie aus vollem Halse. Es war der schönste Laut, den Chaol je gehört hatte. Und dieser Augenblick, in dem sie gemeinsam über den Sand, durch den Wüstenwind flogen, ihr Haar ein goldener Banner hinter ihr... Vielleicht zum ersten Mal überhaupt fühlte Chaol sich wirklich wach, wirklich lebendig. Und eine tiefe Dankbarkeit erfüllte ihn."
Die meisten Credits für seine Entwicklung würde ich allerdings nicht ihm selbst, sondern Yrene zuschreiben. Die junge Heilerin tauchte zwar einmal kurz in den Novellen auf (so ein geniales Crossover kann sich auch nur SJM überlegen!!!!), ansonsten lernen wir sie hier aber von Grund auf kennen. Nachdem sie sich alleine von Fenharrow aus bis zum südlichen Kontinent durchgeschlagen hat, hat sie bei den Heilerinnen des Towers ein Zuhause und in der obersten Heilerin Hafiza eine neue Mutterfigur gefunden. Als sie ausgerechnet den Captain von Ardarlans Garde heilen soll - dem Land, das für den Tod ihrer Mutter und die Unterdrückung ihrer Heimat verantwortlich ist - ist sie alles andere als begeistert. Um ihrem Eid zu folgen, stimmt sie allerdings zu, ihm zu helfen und begibt sich damit auf eine Reise, die ihr nicht nur eine neue Liebe, sondern auch neue Erkenntnisse über ihre eigene Magie beschert. Mit ihrer Selbstlosigkeit, Charakterstärke und ihrer heilenden Ruhe konnte mich Yrene anders als Chaol von der ersten Minuten an abholen. Durch ihre Geschichte, aber auch ihr Verhalten Chaol gegenüber wird schnell klar: sie ist unfassbar stark, das aber auf eine eher sanftmütige und leise Art, was sie eigentlich zu einer eher ungewöhnlichen SJM-Hauptfigur macht - die doch sonst eher selbstbewusste, laute Figuren sind. Damit passt sie sehr gut zu Chaol, auch wenn ich die beiden (weil ja, ihr wisst es mittlerweile: ich mag ihn nicht besonders) lange nicht so sehr gefühlt habe wie andere Paare der Reihe.
"Ich werde das hier immer lieben", sagte Yrene und er wusste, dass sie nicht von dem Medaillon sprach, als sie eine Hand von seinem Gesicht auf seine Brust gleiten ließ. Auf sein tobendes Herz. "Ganz gleich, was der Welt auch zustoßen mag." Ein weiterer federzarter Kuss. "Ganz gleich, welche Ozeane, Berge oder Wälder im Weg sind."
Neben Chaol und Yrene, die in Antica verbleiben, dürfen wir ab der Hälfte der Geschichte mit Nesryn Ausflüge über den ganzen südlichen Kontinent hinweg unternehmen. Mit Nesryn habe ich mich zunächst etwas schwer getan, da sie zuvor für mich eine klare Nebenfigur war, die mich nicht besonders interessierte. Auch in diesem Band bleibt sie trotz ihrer eigenen Liebesgeschichte und Erzählperspektive deutlich mehr im Hintergrund als Chaol und Yrene. Um den sehr ruhigen Einstieg noch etwas aufzupeppen, hätte ich mir gewünscht, dass sie bereits etwas früher loszieht. Generell hat mir aber sehr gut gefallen, dass sie ihr eigenes Abenteuer bekommt, statt neben den beiden Turteltauben zu sitzen und zu warten, bis sie von Chaol abserviert wird. Ihr Handlungsstrang bietet auch die meisten Überraschungen, die den restlichen Verlauf der Reihe stark beeinflussen werden.
"Yrene krachte in die Dunkelheit und schrie. Die Dunkelheit brüllte zurück und sie stürzten sich aufeinander, rangen miteinander. Eine fremde, kalte, johle Dunkelheit voller Fäulnis und Hass. Und Yrene gab alles. Jede Faser von sich. Und oben, wie durch die Oberfläche eines nachtdunklen Meeres voneinander getrennt, brüllte Chaol vor Qual. Heute. Es endete heute. Hier und jetzt."
Ihr seht, "Throne of Glass - Der verwundete Krieger" konnte mit Schreibstil, Worldbuilding und vor allem mit Yrene für mich punkten, in anderen Punkten waren aber einige Schwächen für mich vorhanden. Das betrifft leider auch das Ende, welches zwar wieder einige spannende Actionszenen und überraschende Wendungen liefert, für mich aber etwas überhastet war. Wie gesagt kommt die Geschichte erst nach gut 500 Seiten auch auf Handlungsebene in Schwung. Für mich war das leider etwas zu spät, sodass der Showdown und die damit einhergehenden Entwicklungen etwas zu knapp waren (Achtung Spoiler(view spoiler)). Für die etwas unrunde Schwerpunktsetzung was Anfang und Ende anbelangt sowie für meine persönlichen Schwierigkeiten was Chaol angeht, ziehe ich jeweils einen halben Stern in der Gesamtbewertung ab, empfehle das Buch aber dennoch ausdrücklich weiter!!!
"Es war Qual und Verzweiflung und Furcht. Es war Glück und Lachen und zur Ruhe kommen. Es war Leben, alles davon, und als die Dunkelheit sich auf Chaol und Yrene stürzte, fürchtete er sie nicht."
Fazit:
"Throne of Glass - Der verwundete Krieger" ist ein Band, der aufgrund des anderen Settings, des ruhigeren Tempos, der anderen Figuren und des anderen Schwerpunkte etwas aus der sonstigen Reihe herausfällt. Da ich mit dem südlichen Kontinent sehr viel Spaß hatte, die neuen Informationen und Figuren für das Finale benötige und viele tolle Momente vorhanden waren, kann ich rückblickend sagen, dass sich das Lesen trotz meiner Vorbehalte (Chaol gegenüber) auf jeden Fall gelohnt hat. Zu meinem Lieblingsband der Reihe wurde es aber definitiv nicht!
Nachdem Sofia und ich mit "Throne of Glass - Die Erwählte" unseren Buddy-Reread der "Throne of Glass"-Reihe gestartet haben, sind wir mittlerweile bei Band 5 und 6 angelangt. Für diese beiden Bände haben ...
Nachdem Sofia und ich mit "Throne of Glass - Die Erwählte" unseren Buddy-Reread der "Throne of Glass"-Reihe gestartet haben, sind wir mittlerweile bei Band 5 und 6 angelangt. Für diese beiden Bände haben Sofia und ich uns etwas Besonders ausgedacht und zwar haben wir beschlossen, sie parallel zu lesen. Das hat drei Gründe: Zunächst sind wir beide keine großen Chaol-Fans und mussten so keine 800 Seiten am Stück nur über ihn lesen. Als zweites spielen Band 5 und Band 6 ja auf einer Zeitebene an unterschiedlichen Orten, sodass sich die Kapitel der beiden Bände wie unterschiedliche Handlungsstränge lesen. Und zuletzt müssen wir so nach dem Cliffhanger von Band 5 nicht noch ein ganzes Buch darauf warten, bis es in Band 7 endlich mit der Haupthandlung weitergeht. Ich kann diese parallele Lesart auf jeden Fall sehr weiterempfehlen! Da ich Band 6 beim ersten Lesen komplett übersprungen hatte (aus oben genannten Gründen - kein Bock auf Chaol und ich wollte gleich mit Band 7 weiterlesen), war ich besonders gespannt auf diesen für mich ganz neuen Band der Reihe!
"Er war Lord von Nichts. Lord der Eidbrecher. Lord der Lügner."
Zuerst wenige Worte zum Buchcover. Ich mochte die minimalistische Gestaltung der Reihencover mit der illustrierten Silhouette der Hauptfiguren vor einem weißen Grund schon immer sehr gerne. Auch wenn der mangaartige Stil nicht ganz so gut zu den Gesichtern der Figuren passt, ist der generelle Vibe doch sehr gut getroffen. Auf Band 6 sieht man nun Chaol, dessen Gesicht von einem Kapuzenumhang verdeckt wird, umweht von goldenem Wüstensand. Nicht ganz so zufrieden bin ich wieder mit dem Titel der Übersetzung, die an "Tower of Dawn" einfach nicht heranreicht. Dafür gibt es aber auch hier wieder eine tolle Landkarte von Charlie Bowater, die das Verfolgen der Handlung auf dem südlichen Kontinent erleichtert.
Erster Satz: "Chaol Westfall, ehemaliger Captain der königlichen Garde und jetzt rechte Hand des frisch gekrönten Königs von Adarlan, hasste ein Geräusch inzwischen mehr als jedes andere."
Auf "Throne of Glass - Der verwundete Krieger" habe ich mich bei diesem Reread besonders gefreut, da es das aktuell einzige veröffentlichte Buch von Sarah J. Maas ist, das ich noch nicht gelesen habe. Genau wie die anderen Bücher der Reihe startet dieses etwas gemächlich in die Geschichte. Da wir hier aber einen komplett neuen Kontinent mit vielen neuen Figuren kennenlernen müssen, ist das zunächst nicht weiter schlimm. In der ersten Hälfte des Buches geht es vor allem darum, die Heilung von Chaols Körper und Seele zu verfolgen und nebenbei das neue Setting samt seiner neuer Möglichkeiten zu erkunden. Denn Chaol ist nicht nur ins Großkhanat gereist, um von den Heilerinnen des Towers geheilt zu werden, sondern auch um für seine Königin Verbündete für den kommenden Krieg gegen die Valg zu gewinnen. Neben Recherchen, die interessante Informationen über die Geschichte und mögliche Schwächen der Valg zu Tage fördern, geht es also auch darum, den Großkhan und dessen Kinder mittels politischer Intrigen am königlichen Hof zu überzeugen, sich Aelins Streitkräften anzuschließen. Die Erklärung der politischen Strukturen im Großkhanat, das Einführen der neuen Figuren und Chaols neuer Alltag mit Yrene, der vor allem aus Übungen und Heilsessions besteht, bei denen sich die beiden auch langsam näherkommen, werden dabei im ersten Drittel nur gelegentlich von einzelnen Spannungselementen unterbrochen. Erst als Nesryn mit dem Prinzen Sartaq loszieht, um die Ruk-Reiter aufzusuchen und sich ein zweiter Handlungsstrang abspaltet, nimmt die Handlung mehr Fahrt auf.
"Die Schönheit der Wüste gefällt nicht jedem", sagte sie. "Aber für mich ist es irgendwie so, als sänge sie ein Lied." Dieses Meer, auf dem niemals Schiffe segeln würden - manch einer würde es betrachten und nur den sengenden Tod sehen. Er sag nur Stille - und Sauberkeit. Und langsam kriechendes Leben. Ungezähmte, wilde Schönheit."
Hätte ich Band 6 alleinstehend gelesen, wären mir wohl einige Längen im Einstieg negativ aufgefallen. In Kombination mit dem sehr epischen und hektischen Band 5 waren die langsameren, detailreicheren Kapitel allerdings eine gute Abwechslung. Schön ist auch, dass hier immer wieder der Bogen zurück zu den Haupakteuren der Reihe und dem herannahenden Krieg auf dem nördlichen Kontinent gespannt wird. So erreicht die Nachricht von Aelins Kämpfen in Skulls Bay und den Stone Marshes durch Spione in aller Welt auch den südlichen Kontinent und wir treffen hier auch alte Bekannte und neue Verwandte von liebgewonnenen Figuren der anderen Bände an. Kombiniert mit der Tatsache, dass Chaol hier wichtige Informationen und neue Beziehungen gewinnt, die für das große Finale wichtig werden, sehe ich nun rückblickend schon ein, dass sich das Lesen von Band 6 lohnt und man beim Überspringen dieses Bandes einiges verpasst.
"Da war dieser Moment, als er sein Schwert in den Avery geworfen hatte. Als er außerstande gewesen war, das Gewicht der Waffe an seiner Seite, in seiner Hand zu ertragen, und er hatte es mitsamt der Bedeutung, die ein Captain der Garde hatte, in die dunklen, strudelnden Fluten geschleudert. Seitdem sank er immer tiefer, seitdem war er am Ertrinken. Lange vor seiner Wirbelsäulenverletzung. Er war sich nicht sicher, ob er überhaupt versucht hatte zu schwimmen."
Punkten konnte Band 6 auch mit der tollen Erweiterung des bisherigen Worldbuildings. Mit den verschiedenen Ländern Erileas und dem Land der Fae in Wendlyn haben wir bisher schon einiges von Sarah J. Maas´ Fantasy Welt gesehen. Der südliche Kontinent bietet allerdings nochmal ein bisher unbekanntes Setting zum Entdecken an, das sich ganz wunderbar in die restliche Welt einfügt. Mit Ritten durch staubige Wüsten, orientalischen Märkte, Flüge über schneebedeckte Berge, Kämpfe mit Riesenspinnen und rauschenden Feste in Palästen wie aus 1001-Nacht erinnert mich der südliche Kontinent ein bisschen an Essos aus "Game of Thrones", Antica hat für mich leichte Königsmund-Viebs und die Reiterclans erinnern mich entfernt an die Dothraki. Gepaart mit den Ruks, den Heilerinnen des Towers, der Geschichte des Großkhanats und den stygischen Spinnen ergibt sich aber dennoch eine originelle, lebendige Fantasy-Welt, wie man es von der Autorin kennt.
"Sie konnte gar nicht genug kriegen, wollte alles in sich aufsaugen. Wie klein doch alles war, wie hübsch und ordentlich. Ein Land, von einer Siegernation erobert, und doch geliebt und genährt. Ihr Land. Ihre Heimat. Die Sonne und das Buschland und die hügeligen Grasebene, die in der Ferne lockte. Die üppigen Dschungel und Reisfelder im Westen. Die blassen Sanddünen der Wüste im Nordosten. Mehr als sie in einem ganzen Leben sehen konnte - weiter weg, als Kadara an einem einzigen Tag fliegen konnte. Dieses Land - eine ganze Welt."
Das ganz besondere Herzstück der Geschichte, das diese Fantasy-Geschichte von vielen anderen im High-Fantasy-Bereich abhebt, sind jedoch die Protagonisten. Im Vordergrund stehen hier Chaol, Nesryn und Yrene, welche abwechselnd in der dritten Person aus ihrer Perspektive erzählen, es wird allerdings auch eine große Anzahl an Nebenfiguren wie Borte, Falkan, Hasar oder Hafiza vorgestellt. Mit Chaol musste ich erst warm werden, da er sich in den vergangenen Bänden vor allem Aelin gegenüber nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat. Ganz loslassen, konnte ich meine Abneigung gegen ihn in diesem Band leider nicht, allerdings ist zumindest mein Verständnis für ihn deutlich gewachsen. Durch seine Heilung tauchen wir sehr tief in seine emotionalen Wunden ein und verstehen langsam, weshalb er sich in der Vergangenheit so verhalten hat. Zu sehen, wie er mit seinen hohen Erwartungen an sich selbst, seinen überhöhten Moralvorstellungen und seiner Angst zu versagen kämpft und dabei über sich hinauswächst, ist durchaus sehr berührend geschrieben. Nichtdestotrotz gab es im Laufe der 800 Seiten zahllose Szenen, in denen ich angesichts seiner geringen emotionalen Intelligenz und seiner Angewohnheit, seine eigenen Emotionen unreflektiert auf seine Mitmenschen zu projizieren, genervt die Augen über ihn verdrehen musste. Auch wenn er also nicht wirklich mein Herz gewinnen konnte, hat er deutlich an Charaktertiefe zugelegt und konnte hier ohne die dominanten Alpha-Figuren um ihn herum (aka Aelin, haha), zu einem interessanten Charakter aufblühen.
"Yrene lächelte, und dann lachte sie aus vollem Halse. Es war der schönste Laut, den Chaol je gehört hatte. Und dieser Augenblick, in dem sie gemeinsam über den Sand, durch den Wüstenwind flogen, ihr Haar ein goldener Banner hinter ihr... Vielleicht zum ersten Mal überhaupt fühlte Chaol sich wirklich wach, wirklich lebendig. Und eine tiefe Dankbarkeit erfüllte ihn."
Die meisten Credits für seine Entwicklung würde ich allerdings nicht ihm selbst, sondern Yrene zuschreiben. Die junge Heilerin tauchte zwar einmal kurz in den Novellen auf (so ein geniales Crossover kann sich auch nur SJM überlegen!!!!), ansonsten lernen wir sie hier aber von Grund auf kennen. Nachdem sie sich alleine von Fenharrow aus bis zum südlichen Kontinent durchgeschlagen hat, hat sie bei den Heilerinnen des Towers ein Zuhause und in der obersten Heilerin Hafiza eine neue Mutterfigur gefunden. Als sie ausgerechnet den Captain von Ardarlans Garde heilen soll - dem Land, das für den Tod ihrer Mutter und die Unterdrückung ihrer Heimat verantwortlich ist - ist sie alles andere als begeistert. Um ihrem Eid zu folgen, stimmt sie allerdings zu, ihm zu helfen und begibt sich damit auf eine Reise, die ihr nicht nur eine neue Liebe, sondern auch neue Erkenntnisse über ihre eigene Magie beschert. Mit ihrer Selbstlosigkeit, Charakterstärke und ihrer heilenden Ruhe konnte mich Yrene anders als Chaol von der ersten Minuten an abholen. Durch ihre Geschichte, aber auch ihr Verhalten Chaol gegenüber wird schnell klar: sie ist unfassbar stark, das aber auf eine eher sanftmütige und leise Art, was sie eigentlich zu einer eher ungewöhnlichen SJM-Hauptfigur macht - die doch sonst eher selbstbewusste, laute Figuren sind. Damit passt sie sehr gut zu Chaol, auch wenn ich die beiden (weil ja, ihr wisst es mittlerweile: ich mag ihn nicht besonders) lange nicht so sehr gefühlt habe wie andere Paare der Reihe.
"Ich werde das hier immer lieben", sagte Yrene und er wusste, dass sie nicht von dem Medaillon sprach, als sie eine Hand von seinem Gesicht auf seine Brust gleiten ließ. Auf sein tobendes Herz. "Ganz gleich, was der Welt auch zustoßen mag." Ein weiterer federzarter Kuss. "Ganz gleich, welche Ozeane, Berge oder Wälder im Weg sind."
Neben Chaol und Yrene, die in Antica verbleiben, dürfen wir ab der Hälfte der Geschichte mit Nesryn Ausflüge über den ganzen südlichen Kontinent hinweg unternehmen. Mit Nesryn habe ich mich zunächst etwas schwer getan, da sie zuvor für mich eine klare Nebenfigur war, die mich nicht besonders interessierte. Auch in diesem Band bleibt sie trotz ihrer eigenen Liebesgeschichte und Erzählperspektive deutlich mehr im Hintergrund als Chaol und Yrene. Um den sehr ruhigen Einstieg noch etwas aufzupeppen, hätte ich mir gewünscht, dass sie bereits etwas früher loszieht. Generell hat mir aber sehr gut gefallen, dass sie ihr eigenes Abenteuer bekommt, statt neben den beiden Turteltauben zu sitzen und zu warten, bis sie von Chaol abserviert wird. Ihr Handlungsstrang bietet auch die meisten Überraschungen, die den restlichen Verlauf der Reihe stark beeinflussen werden.
"Yrene krachte in die Dunkelheit und schrie. Die Dunkelheit brüllte zurück und sie stürzten sich aufeinander, rangen miteinander. Eine fremde, kalte, johle Dunkelheit voller Fäulnis und Hass. Und Yrene gab alles. Jede Faser von sich. Und oben, wie durch die Oberfläche eines nachtdunklen Meeres voneinander getrennt, brüllte Chaol vor Qual. Heute. Es endete heute. Hier und jetzt."
Ihr seht, "Throne of Glass - Der verwundete Krieger" konnte mit Schreibstil, Worldbuilding und vor allem mit Yrene für mich punkten, in anderen Punkten waren aber einige Schwächen für mich vorhanden. Das betrifft leider auch das Ende, welches zwar wieder einige spannende Actionszenen und überraschende Wendungen liefert, für mich aber etwas überhastet war. Wie gesagt kommt die Geschichte erst nach gut 500 Seiten auch auf Handlungsebene in Schwung. Für mich war das leider etwas zu spät, sodass der Showdown und die damit einhergehenden Entwicklungen etwas zu knapp waren (Achtung Spoiler(view spoiler)). Für die etwas unrunde Schwerpunktsetzung was Anfang und Ende anbelangt sowie für meine persönlichen Schwierigkeiten was Chaol angeht, ziehe ich jeweils einen halben Stern in der Gesamtbewertung ab, empfehle das Buch aber dennoch ausdrücklich weiter!!!
"Es war Qual und Verzweiflung und Furcht. Es war Glück und Lachen und zur Ruhe kommen. Es war Leben, alles davon, und als die Dunkelheit sich auf Chaol und Yrene stürzte, fürchtete er sie nicht."
Fazit:
"Throne of Glass - Der verwundete Krieger" ist ein Band, der aufgrund des anderen Settings, des ruhigeren Tempos, der anderen Figuren und des anderen Schwerpunkte etwas aus der sonstigen Reihe herausfällt. Da ich mit dem südlichen Kontinent sehr viel Spaß hatte, die neuen Informationen und Figuren für das Finale benötige und viele tolle Momente vorhanden waren, kann ich rückblickend sagen, dass sich das Lesen trotz meiner Vorbehalte (Chaol gegenüber) auf jeden Fall gelohnt hat. Zu meinem Lieblingsband der Reihe wurde es aber definitiv nicht!
"Handbuch für den genügsamen Zauberer" ist das zweite von Brandon Sandersons Geheimprojekten und feierte am 29. Februar seinen Erscheinungstermin in der deutschen Ausgabe. Schon das erste seiner Secret ...
"Handbuch für den genügsamen Zauberer" ist das zweite von Brandon Sandersons Geheimprojekten und feierte am 29. Februar seinen Erscheinungstermin in der deutschen Ausgabe. Schon das erste seiner Secret Projects - "Weit über der smaragdgrünen See" - hat mich sehr überzeugen können und so war ich riesig gespannt auf seine neue Idee: Ein Mann, der mit einem Zauberbuch im Mittelalter strandet und herausfinden muss, wie er dort gelandet ist, klang für mich schonmal nach einemvielversprechenden Konzept!
Nach dem Band 1 von Brandon Sandersons Secret Projekte ganz in Grün gehalten war, gibt es nun eine Gestaltung in Blau. Mit der Silhouette eines Mannes mit Zauberhut, Smiley-Face und moderner Waffe in der Hand, den vielen Mini-Planeten und Lichteffekte hat das Cover stark comichafte Züge. Das passt sehr gut zu dieser absurden, humorvollen Geschichte mit dem ebenfalls hervorstechenden Titel, auch wenn ich das Cover nicht unbedingt für einen Hingucker halte. Dafür ist das Innere des Buches umso mehr ein Kunstwerk! Genau wie bei "Weit über der smaragdgrünen See" hat ebenfalls Steven Argyle wieder das Innenleben des Buches mit zahlreichen Illustrationen verschönert. So sehen wir in regelmäßigen Abständen Ausschnitte aus dem Handbuch, das dem Ich-Erzähler zur Seite steht und mit kleinen Zeichnungen am Ende der Seite wird über die gesamte Seitenzahl hinweg selbst eine kleine Geschichte erzählt. Außerdem ist auch jeder der Kapitelheader ist individuell gestaltet und die Innenseiten der gebundenen Ausgabe schmücken blau-weiße Porträtzeichnungen, die in der Geschichte eine wichtige Rolle spielen! Hier lohnt sich also definitiv der Kauf einer Print-Ausgabe!!!
Erster Satz: "Ich schreckte auf, riss die Fäuste hoch, und Adrenalin schoss wie ein Stromschlag durch meinen Körper."
Mit diesem Satz beginnt ein bizarres Science-Fiction-Abenteuer mit fast schon komödienhaften Zügen, Fantasy-Elementen und einem Hauch von historischem Flair. Wir lernen einen namenlosen Helden kennen, der in einem Jason-Bourne-Setup vergessen hat, wer er ist und somit über die 432 Seiten hinweg erstmal entdecken muss, was ihn ausgemacht und was seine Mission war, bevor er dann über sich selbst hinauswachsen und eine ganze Welt retten kann. Und das mit nichts als "einem bunten Umhang, einem so gut wie leeren Kugelschreiber und einem Handbuch an, das zu neunzig Prozent Werbung enthält", wie er später treffend zusammenfasst. Addiert man dazu noch ein haarsträubenden mittelalterliches Setting, in dem Hoverbikes auf angelsächsische Götter und Wikingerschlachten treffen - möglich gemacht durch Interdimensionsreisen - erhält man eine superschräge Mischung, die kaum origineller sein könnte. So hatte ich beim Lesen durchgehend keine Ahnung was gerade passiert und worauf die Geschichte hinauslaufen wird, fand sie aber einfach köstlich zu verfolgen.
"Das Leben, das Sie gerade führen, finden Sie vielleicht unerfüllt, auf eine Bahn festgelegt. Sie beklagen sich womöglich, dass Sie so wenig zustande gebracht haben. Aber im Maßstab der Menschheitsgeschichte sind Sie eine Gottheit. Das Wissen, das Sie mit einer schlichten Highschool-Ausbildung erworben haben, ist enorm im Vergleich zu dem umfassenden Wissen einiger der größten Geister der Geschichte. Sie tragen technologische Wunderwerke in Ihrer Tasche oder eingebettet in Ihren Körper, mit denen man buchstäblich Königreiche stürzen könnte."
Über die Hauptfigur, die Hintergründe der Handlung und die Grundidee möchte ich darüber hinaus auch gar nicht viel verraten, da gerade das Entdecken und langsame Zusammensetzen dieser Informationen den größten Spaßfaktor des Buches beinhaltet. Allerdings muss man auch festhalten, dass sich der Autor hier mehr auf die Idee und das Spiel mit den Genres und Tropes konzentriert als die tatsächliche Geschichte, die Figuren oder das Worldbuilding. Demnach lesen sich manche Szenen eher wie eine Fingerübung als ein ausgereifter Roman und besonders die letzten drei genannten Aspekte - Handlung, Figuren und Worldbuilding - sind nicht ganz so ausgebaut, wie sie hätten sein können. Dafür, dass hier durch die Schwerpunktsetzung einiges an der Oberfläche bleibt, ziehe ich einen Stern ab.
"Nun, ich war der Meinung, dass ich mich an meinem ersten Tag im Mittelalter recht gut geschlagen hatte. Ich hatte Freunde gefunden (Nun ja, Gefährten). Ich hatte herausgefunden, wer ich war (zumindest meinen Namen). Ich hatte sogar herausgefunden, warum ich hier war (Um die Kerle mit den Schwerindustriekinnen aufzuhalten). Ich beschloss, meine Bewertung zu verbessern. Zweieinhalb Sterne: nicht schlecht für einen Typen ohne Bart."
Brandon Sanderson erzählt hier aus der Ich-Perspektive - klar, da sein Protagonist zu Beginn noch keinen Namen hat - und behält von Anfang bis Ende eine humorvollen Unterton bei. Egal ob Wortwitze ("Alakazam BIOS Diskografie Philadelphia á la Disco", sprach ich."), wiederkehrende Insider wie die Bewertungen der Umwelt des Protagonisten ("Ich war in der Mitte eines brennenden Ackers aufgewacht. Der optimale Trip, falls du zufällig eine pyromanische Kuh bist. Ein Stern."), selbstkritische Bemerkungen des Erzählers ("Allmählich hatte ich das mit den Pferden raus, oder? Wie wenn man ein selbststeuerndes Motorrad fuhr. Das furzte.") oder Situationskomik - der teilweise surrealistische Touch erinnerte mich stark an "Per Anhalter durch die Galaxis" von Douglas Adams. Die Absurdität, Lustigkeit und Originalität der Handlung kann auf jeden Fall damit mithalten, man sollte aber auch eine gute Toleranz für diese Art von Geschichten mitbringen, sonst wird man hiermit wenig anfangen können.
"Bäume, fiel mir auf, waren wie Teenager. Sie wurden in Masse bedrohlicher."
So fand ich es gerade zu Beginn eher schwer, in die Geschichte hineinzukommen und ich war so mit dem Enträtseln der Rahmenbedingungen des Worldbuildings beschäftigt, dass ich die Figuren und die eigentliche Handlung nur grob verfolgt habe. Mit der Zeit wachsen einem die Figuren und vor allem die Hauptfigur aber sehr ans Herz und machen eine großartige Entwicklung durch! Mit dem "Runenmeister" hat Brandon Sanderson wieder einen unfreiwilligen Helden geschrieben, der einem mit seiner gut auskalkulierten Inkompetenz und Herzensgüte sofort sympathisch ist. Seine beiden Reisegefährten, die Skopin Sefawynn und der Dorfvorstand Ealstan vervollständigen das ungewöhnliche Gespann und sorgen für viele Überraschungen. Besonders das Ende kann nochmal mit vielen Wendungen und Action, aber auch der ein oder anderen Charakterentwicklung aufwarten und hat die Geschichte für mich gut abgerundet.
"In den frühen 1960er-Jahren formulierte der Science-Fiction Schriftsteller Arthus C. Clarke, was einmal seine berühmteste Binsenweisheit werden sollte: Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden. Daraus kann man weiter Bagsworth´s Law TM extrapolieren: Jeder hinreichend ausgebildete moderne Mensch kann für Menschen früherer Epochen eine Gottheit werden. Sie mögen mittelmäßig sein nach heutigen Maßstäben. Aber in der Grundschube wurde Ihnen ein grundlegendes Verständnis von Wissenschaft, Natur und Medizin beigebracht - eine Macht, die Dynastien begründen, Millionen Menschenleben retten und die Welt wesentlich verändern kann. Und es gibt genügend Dimensionen, sodass wir alle eine eigene haben können."
Fazit:
"Handbuch für den genügsamen Zauberer" ist ein bizarres Science-Fiction-Abenteuer mit fast schon komödienhaften Zügen, Fantasyelementen und einem Hauch von historischem Flair. Absolute Leseempfehlung für Fans von "Per Anhalter durch die Galaxis" und anderen absurden und originellen Science-Fiction-Erzählungen!