Platzhalter für Profilbild

Leseigel

Lesejury Star
offline

Leseigel ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Leseigel über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.03.2024

Mord auf der Schwäbischen Alb

Viel Tod um nichts
0

Nach schweren Schicksalsschlägen und dem Austritt aus dem Polizeidienst ist Surendra Sinha auf der Suche nach einem neuen Platz im Leben. Da bekommt er in Indien einen Anruf von seinem alten Freund und ...

Nach schweren Schicksalsschlägen und dem Austritt aus dem Polizeidienst ist Surendra Sinha auf der Suche nach einem neuen Platz im Leben. Da bekommt er in Indien einen Anruf von seinem alten Freund und Mentor Hasemann, er solle sofort nach Reutlingen kommen. Als Surendra dort eintrifft, will er voll Ärger sofort wieder abreisen, lässt sich dann aber zu einem besonderen Einsatz überreden, weil er schlichtweg nichts besseres vorhat. Er soll Undercover beim Naturtheater Hayingen einen alten Mordfall aufklären und einen neuen angekündigten verhindern. Dazu soll er im Theaterstück die Rolle des letzten Opfers übernehmen.

Die Ensemblemitglieder eint die Liebe zur Schauspielkunst, aber ansonsten brodelt es gewaltig. Eifersucht, Neid und Homophobie führen immer wieder zu Auseinandersetzungen, die den Erfolg des Theaters gefährden. Nach und nach sucht Surendra das Gespräch mit möglichen Verdächtigen. Geschickt bringt er sie dazu, ihm mehr zu erzählen, als sie ursprünglich wollten. Zu Beginn hilft es eher weniger. Die Zahl der Verdächtigen wächst weiter. Mögliche Motive und Vermutungen schießen ins Kraut. Und die Zeit drängt, denn der Täter hat angedroht, erneut bei der Premiere zuzuschlagen. Der Tag der Permiere kommt und bietet den Zuschauern ein Schauspiel, das sie so schnell nicht vergessen werden.

Ich mag die Krimireihe mit Surendra sehr. Die Fälle sind immer spannend und zu Beginn sehr verwirrend. Da die Autorin die Handlung gut strukturiert, ist die Auflösung am Schluss jedes Mal logisch und überzeugend. Dies ist auch hier der Fall . Gut gefällt mir zudem,. dass durch Surendras indische Wurzeln auch Dinge aus seiner Heimat Eingang in die Handlung finden . Die Spannung ergibt sich für mich durch die vielen Befragungen, die es auch mir ermöglichen, mit zu ermitteln, eigene Theorien aufzustellen und zusammen mit Surendra zu überprüfen. Auch kommt das Lokalkolorit nicht zu kurz. Vielleicht sollte ich mal einen Ausflug auf die Schwäbische Alb planen. Nach den anschaulichen Beschreibungen und Surendras Begeisterung, scheint sich eine Reise zu lohnen. Auch die Einblicke in die Arbeit des Naturtheaters verbunden mit dem Engagement der Laiendarsteller legen einen lohnenden Theaterbesuch nahe. Dreh-und Angelpunkt bleibt aber Surendra, der mit seiner leisen Art, die Fälle löst und dabei große Empathie für seine Mitmenschen zeigt, sowohl für die Opfer als auch die Täter. Damit hat er sich definitiv in mein Herz geschlichen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.03.2024

Gelungener Start einer neuen Krimireihe

Tödlicher Duft
0

Sentir, der Star des Parfümherstellers Fragonard in Grasse, schwimmt tot in einem Bottich mit roten Kamelien. Unfall, Selbstmord oder Mord ? Die Klärung der Todesumstände von Sentir bringen Kommissar Campanard ...

Sentir, der Star des Parfümherstellers Fragonard in Grasse, schwimmt tot in einem Bottich mit roten Kamelien. Unfall, Selbstmord oder Mord ? Die Klärung der Todesumstände von Sentir bringen Kommissar Campanard um das Vergnügen, seinen Lavendelgarten zu genießen. Der Fall ist knifflig. Schließlich ist Grasse berühmt für seine Parfümherstellung und nicht für spektakuläre verbrechen und Sentir war der schillernde Star der Branche. Die einen hielten ihn für ein Genie, die anderen für überbewertet.

Unterstützung erhält Campanard von seinem Mitarbeiter Olivier und der Polizeipsychologin Linda Delacours aus Paris. Sie soll Undercover bei Fragonard ermitteln. Das ist ein guter Schachzug. Zum einen erfährt Linda manches, was man der Polizei nicht erzählt hat, zum anderen bekomme ich als Leser dadurch interessante Einblicke in die Parfümherstellung.

Das Ermittlertrio ist nicht unumstritten, denn alle drei haben ihr persönliches Päckchen zu tragen, das sich möglicherweise auf den Erfolg der Untersuchung negativ auswirkt. Was das Trio auf jeden Fall hat, sind ungewöhnliche Ermittlungsmethoden, die für zusätzliche Spannung sorgen. Für mich war auch schön zu sehen, wie aus drei Fremden eine verschworene Gemeinschaft wird.

Verdächtige gibt es genug, denn das Opfer war nicht unbedingt ein Sympathieträger - selbstherrlich, egozentrisch und stets um Aufmerksamkeit bemüht. Die Zeugenbefragung beschert mir ein persönliches Highlight, als Campanard in Hercule-Poirot -Manier einen der Hauptverdächtigen vernimmt. Sentirs Hauptkonkurrent ist Duchapin, der mir nicht weniger unsympathisch war als das Opfer. Er lässt keine Meinung gelten außer der eigenen und liebt es, andere bloß zu stellen.

Gegen Ende läuft die Spannung auf ihren Höhepunkt zu. Der Mörder ist bereit, jeden zu töten, der ihm gefährlich werden kann oder der nicht mehr von Nutzen für ihn ist. Dabei gerät Linda in den Fokus. Als ich schon dachte, ich müsste Abschied von ihr nehmen, gelingt ihre Rettung in letzter Sekunde. Die Person des Täters hat mich überrascht. Die Motivation und Vorgehensweise werden in meinen Augen überzeugend dargelegt. Mitleid oder Verständnis konnte ich dennoch nicht empfinden.

Der Krimi bietet für mich spannende Unterhaltung, interessante Einblicke in die Welt der Düfte, wunderschöne bildhafte Beschreibungen von Grasse und seiner Umgebung und nicht zuletzt ein sympathisches und überzeugendes Ermittlergespann.

Lesezeichen setzen Inhalt melden

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.03.2024

Keine Gerechtigkeit für Nina

Zeit der Schuldigen
2

Die Handlung des Buches spielt auf zwei verschiedenen Zeitebenen. Am Anfang steht die Entführung des 72jährigen Volker März durch die Kriminalhauptkommissarin Anne Paulsen. Diese Handlungsweise wirft Fragen ...

Die Handlung des Buches spielt auf zwei verschiedenen Zeitebenen. Am Anfang steht die Entführung des 72jährigen Volker März durch die Kriminalhauptkommissarin Anne Paulsen. Diese Handlungsweise wirft Fragen auf, denn sie riskiert mit diesem Tun ihr berufliches Leben. Geht es wirklich nur um die Bestrafung von März, der 1982 die 17jährige Nina vergewaltigt und brutal ermordet haben soll ?

Der 2. Handlungsstrang führt mich in die Vergangenheit und schildert die damaligen Ereignisse. Ich lerne Nina, die bei ihrer alleinerziehenden Mutter lebt, als typischen Teenager voller Träume und Plänen gepaart mit Unsicherheit kennen. Zufällig hilft ihr März aus einer unangenehmen Situation, als Nina von einem betrunkenen Jungen aus ihrer Schule auf der Kirmes bedrängt wird. Nina freundet sich mit dem 17 Jahren älteren Mann an. Sie fühlt sich zum einen geschmeichelt, dass er ihr so viel Aufmerksamkeit schenkt. Zum anderen ist er auch ein wenig Vaterersatz. März war mir unsympathisch und in meine Augen auch zwielichtig. Er lebt noch bei seinen Eltern, füllt Zigarettenautomaten auf und ist Kettenraucher. Ich fand sein Verhalten gegenüber Nina nicht angemessen. Dann verliebt sich Nina in den neuen Klassenkameraden und beendet die Freundschaft mit März. Wenig später wird sie auf dem Heimweg von einer Chorprobe ermordet. Ermittlungen werden aufgenommen. Verantwortlicher ist der Kommissar Klaus Margraf. Sein Weg führt ihn auch zu Ninas Vater. Die beiden werden Freunde. Immer mehr Indizien sprechen für März Täterschaft. Es kommt zum Prozess und März wird mangels Beweisen frei gesprochen.

Die Jahre vergehen und es gibt immer bessere Ermittlungsmethoden. Durch einen DNA-Abgleich wird März Täterschaft bewiesen. Da das Gesetz keine zweite Anklage zulässt, ermutigen Klaus und Sabine, eine Journalistin, die die damalige Verhandlung beobachte hat, eine zivilrechtliche Klage einzureichen. Die Klage scheitert.

In der Gegenwart versucht Anne , März ein Geständnis abzupressen.

Was den Roman in meinen Augen besonders aufwühlend macht, die Handlung entspricht in weiten Teilen einem wahren Kriminalfall. Ich mochte Nina, die gerade dabei ist , die Welt zu entdecken. Wie hätte sie die Gefahr in Person von März erkennen sollen ? Die Verzweiflung der Mutter und die Trauer des Vaters, der sich der Möglichkeit beraubt sieht, das eigene Kind kennenzulernen, lassen mich nicht kalt. Demgegenüber März, der sein Leben weiter leben kann. Da kann man schon die Frage nach der irdischen Gerechtigkeit stellen. Die Antwort ist nicht einfach und manche zerbrechen daran. All die Emotionen , die Ninas Familie durchlebt, hat der Autor sehr eindringlich und lebendig geschildert. Ich musste sogar nach einem Taschentuch greifen.

Annes Verhalten dagegen war mir unverständlich. Gerade sie als Teil der Polizei muss solche Spannungen meiner Ansicht nach aushalten, sonst leidet das Vertrauen in die Justiz. Für mich ein lesenswertes Buch, das in unterhaltsamer und spannender Weise die Frage stellt "Was ist Gerechtigkeit ? "

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 11.03.2024

Saras erster Auftrag für die Sisterhood

Der Taliban
0

Sara ist mitten in der Ausbildung, die es ihr ermöglichen soll, erfolgreich Aufträge für die Sisterhood auszuführen. Sie ist unzufrieden, da sie weiterhin viele offene Fragen hat. Völlig überraschend erhält ...

Sara ist mitten in der Ausbildung, die es ihr ermöglichen soll, erfolgreich Aufträge für die Sisterhood auszuführen. Sie ist unzufrieden, da sie weiterhin viele offene Fragen hat. Völlig überraschend erhält sie dann ihren ersten Auftrag, der für sie eine emotionale Herausforderung bedeutet. Sara soll nach Afghanistan und dort Jaleela, die über wichtige Informationen verfügt, nach Deutschland bringen. Sara kennt Jaleela gut. Deren Mann Casim , der von den Taliban ermordet wurde, hat mit der Bundeswehr zusammen gearbeitet. Sara kennt die Familie und hat beim Truppenabzug aus Afghanistan versprochen, sie nach Deutschland zu holen. Doch Max scheint es nur um die Informationen zu gehen, nicht um die Menschen.

Sara geht nach Afghanistan, fest entschlossen, ihr Versprechen von damals zu erfüllen. Sie landet in der Hölle, in der Frauen im besten Fall nicht gesehen werden und ansonsten übler Gewalt ausgesetzt sind..

Ich bin in meiner Haltung gegenüber Sara ambivalent. Ich bewundere ihren Mut und ihren Wunsch, das gegebene Versprechen zu erfüllen, fordert meine Hochachtung . Was mein Bild etwas trübt, dass sie ihre kleine Tochter und ihren Mann zurücklässt, wohlwissend, dass die reale Möglichkeit besteht, dass sie nicht zurückkommt.

Erstmal in Afghanistan hatte Sara meine volle Unterstützung. Was die Bevölkerung, vor allem die Frauen und Mädchen, dort durch fanatische Taliban erleiden müssen, ist so grausam, dass ich Saras Impuls zu helfen komplett verstehe. Gut, dass Sara über eine exzellente Kampfausbildung und gute Instinkte verfügt.

Wer mir in dieser Geschichte zu meiner Überraschung eher unangenehm aufgefallen ist, ist Max. Habe ich they im letzten Band selbstbewusst, empathisch und der Gerechtigkeit verpflichtet kennengelernt, zerstört they dieses positive Bild durch in meinen Augen unangemessene Wutausbrüche und dem Befehl, den Informationen vor Menschenleben höchste Priorität einzuräumen. Ich hoffe, sie fängt sie wieder.

Das Buch war ausgesprochen packend und zu meiner Freude sind Frauen die Macherinnen und nicht nur die Anhängsel männlicher Superhelden. Mit Sara habe ich am Ende meinen Frieden geschlossen. Ich verstehe sie und sie hat auch versprochen, etwas mehr Rücksicht auf die Familie zu nehmen. Jetzt warte ich zusammen mit ihr auf den nächsten spannenden Auftrag.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.03.2024

Wer war Rosalind Franklin ?

Das verborgene Genie
0

Ich gebe es offen zu, der Name sagte mir nichts, was meine Neugierde auf das Buch verstärkt hat. Wusste ich doch, dass die Autorin der Verdienst gebührt, bedeutende Frauen, die zu Unrecht im Dunklen der ...

Ich gebe es offen zu, der Name sagte mir nichts, was meine Neugierde auf das Buch verstärkt hat. Wusste ich doch, dass die Autorin der Verdienst gebührt, bedeutende Frauen, die zu Unrecht im Dunklen der Geschichte verschwunden sind, ins Scheinwerferlicht des Interesses zu holen und dadurch starke weibliche Vorbilder sichtbar zu machen.
Rosalind Franklin stammt aus einer alten, bedeutenden und wohlhabenden jüdischen englischer Familiendynastie. Die Männer haben wichtige Stellungen in Unternehmungen. Die Frauen widmen sich der Wohltätigkeit. Rosalind wird 1920 geboren und brennt für die Wissenschaft, besonders für die Physik. Sie sah sich nie als Ehefrau und Mutter, sehr zum Leidwesen ihrer Familie, die sie deshalb unter Druck setzt. Die konservativen wissenschaftlichen Kreise in England nahmen Rosalind als Forscherin nicht ernst trotz brillanter Ergebnisse. Deshalb nimmt sie 1947 eine Stelle in Paris an und wird zur anerkannten Expertin für Röntgenkristallographie. In Paris kann sie in einem kollegialen Umfeld forschen und hat einen großen Freundeskreis.
Dann geschieht, was Rosalind nicht für möglich gehalten hat. Sie verliebt sich - leider in den falschen Mann und verlässt Paris, um eine Stelle am Londoner Kings College anzutreten. Hier wird sie mit der Erforschung der DNA beauftragt. Rosalind ist begeistert und stürzt sich in die Arbeit - erfolgreich. Das weckt den Neid der männlichen Kollegen. Was dann passiert, hat mich einfach nur wütend gemacht. Ich kann das Ausmaß ihrer Wut, Enttäuschung und Verletztheit nur erahnen. Erneut wechselt sie die Stellung. Hier zumindest findet sie kollegiale Anerkennung und lernt einen Mann kennen, den sie lieben könnte. Rosalind stirbt 1958 an Krebs.
Sie hat nie eine wissenschaftliche Auszeichnung erhalten. Männer haben den Nobelpreis für ihre Forschung verliehen bekommen. Ehrlich gesagt, verstehe ich nicht, warum man sie nicht posthum ehren kann. Rosalind war keine einfache Frau, die schnell Freundschaften schloss. Ihr Leben war die Wissenschaft. Dementsprechend findet normales Privatleben auch in diesem Buch kaum statt. Aber ihre wissenschaftliche Arbeit und ihre Hingabe erregen zu Recht Bewunderung. Gleichzeitig erfüllt mich unbändige Wut auf den Teil der männlichen Kollegen, die den Frauen ihren Erfolg nicht gönnen.
Das Buch hat mich sehr bewegt und dabei sehr gut unterhalten. Die wissenschaftlichen Aspekte, die eine große Rolle spielen, sind verständlich dargestellt und ich habe einiges gelernt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere