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Veröffentlicht am 10.03.2024

Wer war Rosalind Franklin ?

Das verborgene Genie
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Ich gebe es offen zu, der Name sagte mir nichts, was meine Neugierde auf das Buch verstärkt hat. Wusste ich doch, dass die Autorin der Verdienst gebührt, bedeutende Frauen, die zu Unrecht im Dunklen der ...

Ich gebe es offen zu, der Name sagte mir nichts, was meine Neugierde auf das Buch verstärkt hat. Wusste ich doch, dass die Autorin der Verdienst gebührt, bedeutende Frauen, die zu Unrecht im Dunklen der Geschichte verschwunden sind, ins Scheinwerferlicht des Interesses zu holen und dadurch starke weibliche Vorbilder sichtbar zu machen.
Rosalind Franklin stammt aus einer alten, bedeutenden und wohlhabenden jüdischen englischer Familiendynastie. Die Männer haben wichtige Stellungen in Unternehmungen. Die Frauen widmen sich der Wohltätigkeit. Rosalind wird 1920 geboren und brennt für die Wissenschaft, besonders für die Physik. Sie sah sich nie als Ehefrau und Mutter, sehr zum Leidwesen ihrer Familie, die sie deshalb unter Druck setzt. Die konservativen wissenschaftlichen Kreise in England nahmen Rosalind als Forscherin nicht ernst trotz brillanter Ergebnisse. Deshalb nimmt sie 1947 eine Stelle in Paris an und wird zur anerkannten Expertin für Röntgenkristallographie. In Paris kann sie in einem kollegialen Umfeld forschen und hat einen großen Freundeskreis.
Dann geschieht, was Rosalind nicht für möglich gehalten hat. Sie verliebt sich - leider in den falschen Mann und verlässt Paris, um eine Stelle am Londoner Kings College anzutreten. Hier wird sie mit der Erforschung der DNA beauftragt. Rosalind ist begeistert und stürzt sich in die Arbeit - erfolgreich. Das weckt den Neid der männlichen Kollegen. Was dann passiert, hat mich einfach nur wütend gemacht. Ich kann das Ausmaß ihrer Wut, Enttäuschung und Verletztheit nur erahnen. Erneut wechselt sie die Stellung. Hier zumindest findet sie kollegiale Anerkennung und lernt einen Mann kennen, den sie lieben könnte. Rosalind stirbt 1958 an Krebs.
Sie hat nie eine wissenschaftliche Auszeichnung erhalten. Männer haben den Nobelpreis für ihre Forschung verliehen bekommen. Ehrlich gesagt, verstehe ich nicht, warum man sie nicht posthum ehren kann. Rosalind war keine einfache Frau, die schnell Freundschaften schloss. Ihr Leben war die Wissenschaft. Dementsprechend findet normales Privatleben auch in diesem Buch kaum statt. Aber ihre wissenschaftliche Arbeit und ihre Hingabe erregen zu Recht Bewunderung. Gleichzeitig erfüllt mich unbändige Wut auf den Teil der männlichen Kollegen, die den Frauen ihren Erfolg nicht gönnen.
Das Buch hat mich sehr bewegt und dabei sehr gut unterhalten. Die wissenschaftlichen Aspekte, die eine große Rolle spielen, sind verständlich dargestellt und ich habe einiges gelernt.

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Veröffentlicht am 02.03.2024

Eine wahre Geschichte und dabei so unglaublich wie ein Märchen

König von Albanien
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Im März 1913 wird in die Salzburger Heilanstalt für Gemütskranke Otto Witte eingeliefert, der der sich selbst als König von Albanien bezeichnet. Mit seinen phantasievollen Geschichten zieht er alle in ...

Im März 1913 wird in die Salzburger Heilanstalt für Gemütskranke Otto Witte eingeliefert, der der sich selbst als König von Albanien bezeichnet. Mit seinen phantasievollen Geschichten zieht er alle in seinen Bann und weckt die Aufmerksamkeit des Arztes Schilchegger . Otto erzählt dem Arzt seine Lebensgeschichte.

Otto und sein Freund Max leben 1912 in Konstantinopel. Die beiden halten sich mit Varietekunststücken und kleineren Gaunereien über Wasser. Richtige Arbeit lehnen beide strikt ab. Otto ist der führende Kopf, der durch Improvisationstalent und unglaubliches Glück brilliert. Max ist ihm ein treuer Freund und Wegbegleiter. Zu ihren Freunden zählt der osmanische Hauptmann Arzim, der mächtig in Rage ist, weil das das osmanische Reich an allen Fronten seinen Krieg verliert. Er hält seine Vorgesetzte für unfähig und ist der festen Ansicht, den idealen Plan zu haben, um doch noch das Ruder rumzureißen. Diese Idee fällt bei Otto auf fruchtbaren Boden und führt zu Ereignissen, die an mancher Stelle an den Hauptmann von Köpenick erinnern. Kleider machen Leute und wenn der Schein den eigenen Interessen dient, ist jeder nur allzu bereit, es auch zu glauben. So gelingt Otto der Coup seines Lebens, aber weil wir uns in der realen Welt befinden, lebte er nicht glücklich bis ans Ende seiner Tage, sondern muss um sein Leben fürchten.

Im Grunde erzählt der Autor für mich zwei Geschichten, die jede auf ihre Weise unterhält und berührt. Schilchegger beginnt seine Arbeit durch die Bekanntschaft mit Otto mit anderen Augen zu sehen. Waren die Patienten bisher lediglich Fälle, sieht er sie nun als Menschen. Das führt zu gravierenden Änderungen in seiner Arbeitsweise. Dieser Handlungsstrang hat mich sehr berührt. Die Zustände in der Heilanstalt haben mich entsetzt, weil es so völlig unseren heutigen Vorstellen widerspricht. Schilchegger wurde zu meinem Helden.

Die Ereignisse rund um Otto und Max waren zu Beginn pure Unterhaltung. Ich fand deren Lebensweise nicht lobenswert. Auf jeden Fall war ich von seinem Einfallsreichtum fasziniert. Auch seine Fähigkeit Dinge, die stören, auszublenden, war beindruckend. Die Stimmung kippt für mich mit ihrer Ankunft in Albanien. War es vorher ein Spiel, das amüsiert, wird nun bitterer Ernst daraus. In meinen Augen hat Otto hier den Bezug zur Realität verloren und die Gefahr nicht richtig eingeschätzt. Ein Scheitern hat er nicht in Betracht gezogen. In letzter Sekunde gelingt ihm die Flucht.

Der Roman liest sich kurzweilig und ist dabei spannend. Was ich bei der Lektüre oft vergessen habe, dass die Handlung auf Tatsachen beruht , denn sie ist einfach märchenhaft.

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Veröffentlicht am 24.02.2024

Unterhaltsam, spannend und informativ

Reichenau - Insel der Geheimnisse
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Ich bin mit der Insel Reichenau vor der Nase groß geworden und habe sowohl Ausflüge dorthin als auch das Gemüse von dort immer geschätzt. Die Kirchen dort sind trotz ihrer Bescheidenheit sehenswert und ...

Ich bin mit der Insel Reichenau vor der Nase groß geworden und habe sowohl Ausflüge dorthin als auch das Gemüse von dort immer geschätzt. Die Kirchen dort sind trotz ihrer Bescheidenheit sehenswert und ich fand es richtig, sie zum Weltkulturerbe zu erklären. Nun konnte ich die historische Seite der Insel auf ausgesprochen unterhaltsame Weise näher kennenlernen, was mit daran liegt, dass sehr bekannte Autorinnen sich der Thematik angenommen haben.

Kloster Reichenau war lange ein geistiges Zentrum und eine reiche Abtei. Das Buch nimmt mich mit auf eine Reise von den Anfängen 724 bis zum Ende der eigenständigen Geschichte 1540, als das Kloster an den Bischof von Konstanz verkauft wurde. Die Schriftstellerinnen vermischen gekonnt Fiktion mit den geschichtlichen Fakten. Die Erzählungen lassen wichtige Stationen der bewegten Historie lebendig werden und geben gleichzeitig interessante Einblicke in das mönchische Leben, die politischen Verhältnisse und die Beziehungen zu der einfachen Menschen im Umfeld der Abtei. Das macht das Buch in meinen Augen auch lesenswert für diejenigen, die der Insel bisher noch keinen Besuch abgestattet haben. Ich selbst habe neue Einblicke in die Inselgeschichte gewonnen und mein Eindruck, dass die Reichenau nicht nur gutes Gemüse hervorbringt, sondern auch ein kulturelles Kleinod ist, bestätigt.

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Veröffentlicht am 18.02.2024

Tödliche Bloody Mary

Vino, Mord und Bella Italia! Folge 1: Das vergiftete Fest
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Anna hat sich von Norddeutschland nach Italien aufgemacht, um das Haus ihrer verstorbenen Nonna in Besitz zu nehmen. Sie verbindet viele schöne Erinnerungen damit. Nur befindet sich das Haus in einem desolaten ...

Anna hat sich von Norddeutschland nach Italien aufgemacht, um das Haus ihrer verstorbenen Nonna in Besitz zu nehmen. Sie verbindet viele schöne Erinnerungen damit. Nur befindet sich das Haus in einem desolaten Zustand. Da nimmt sie mit Freude, die Stelle als Aushilfsbedienung an, um etwas Geld zu verdienen. Nur blöd, dass ausgerechnet bei ihrem Einsatz drei Männer eine Vergiftung erleiden. Das Gift war in den von ihr servierten Bloody Marys . Um sich vom Mordverdacht zu befreien und ihr eigenes Gewissen zu beruhigen, macht sie sich auf Mördersuche.

Ebenfalls auf Tätersuche ist Commissario Vico, der aus Rom in das kleine Dorf Fontenaia strafversetzt wurde. Anna und Vico sind von einander nicht begeistert, aber am Ende muss Vico zugeben, dass er ohne Anna den Fall nicht hätte lösen können.

Der Krimi beginnt sehr beschaulich mit Annas Erinnerung an eine schöne Zeit mit ihrer Nonna. Am liebsten wäre ich sofort in die Vergangenheit gereist. Anna selbst ist sympathisch, wenn auch etwas anstrengend. Sie neigt zu ausufernder Spontanität.

Die drei Opfer lerne ich kurz vor der Tat kennen und ehrlich gesagt, hat das völlig gereicht, um sie nicht all zu sehr zu bedauern.

Gegen Commissario Vico hatte ich zu Beginn Vorbehalte. Er war ständig genervt, ungerecht zu seinen Mitarbeitern und hat den Römer raushängen lassen. Als ich mehr über ihn erfahren habe, habe ich innerlich Abbitte geleistet.

Wenn etwas für Anna spricht, dann ihre Hartnäckigkeit und Kombinationsgabe. Sie kommt tatsächlich auf die richtige Spur. Das führt zu einer rasanten Verfolgung mit dem Rad und bringt Anna in Lebensgefahr. Nur gut, dass die Polizei zur Stelle war, wenn man sie braucht.

Der Krimi liest sich angenehm, ist unterhaltsam und hält eine spannende Krimihandlung mit einem überraschenden und packenden Ende bereit. Anna und Vico passen mit ihren unterschiedlichen Charakteren gut zusammen und machen definitiv Lust auf mehr.


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Veröffentlicht am 17.02.2024

Liebe kommt oft unverhofft

Komplett verliebt in dich
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Violet arbeitet in einem Londoner Verlag und teilt sich eine Wohnung mit ihren besten Freundinnen Laurie und Florence. Liebe, eine feste Beziehung ? Nein, danke ! Leider sieht das ihre Familie anders ...

Violet arbeitet in einem Londoner Verlag und teilt sich eine Wohnung mit ihren besten Freundinnen Laurie und Florence. Liebe, eine feste Beziehung ? Nein, danke ! Leider sieht das ihre Familie anders und deshalb sieht Violet dem kommenden Weihnachtsfest nicht begeistert entgegen.

Jonathan hat von seiner Tante den Verlag geerbt unter der Bedingung, dass er sich an Weihnachten verlobt. Doch woher nimmt man eine Verlobte auf die schnelle ?

Violet ist von ihrem neuen Boss wenig begeistert und nimmt deshalb den Vorschlag, ihren Familien an Weihnachten, das verliebte Paar vorzuspielen , an. Schließlich besteht keine Gefahr, dass sie Gefühle für ihn entwickelt. Was zuerst nach einem guten Plan aussieht, entwickelt sich kompliziert, denn Liebe lässt sich nicht planen.

Ich habe mich von Anfang an mit dem Roman wohlgefühlt. Ich konnte Violets Frust sehr gut nachempfinden, denn ich kenne diese nervige Fragerei nach einem festen Partner nur allzu gut. Die Bedingung im Testament von Jonathans Tante fand ich ungerecht. So konnte ich die Scharade der beiden absolut gut heißen. Und dann habe ich mich einfach nur noch königlich amüsiert. Schnell war klar, dass beide für den anderen mehr empfinden, es aber tapfer ignorieren. Ich habe ständig darauf gewartet, dass es einer zugibt. Mittlerweile hatte ich auch Jonathan ins Herz geschlossen und fand ihn einfach umwerfend.

Die beiden verbringen zuerst einen Tag bei Violets Familie und fahren dann zu Jonathans. Beide Familien haben wie jede andere auch ihre kleinen Macken, sind aber sehr sympathisch. Sowohl bei mir als auch bei Violet und Jonathan stellen sich wegen der Lüge Gewissenbisse ein. Die beiden verbringen eine traumhafte Zeit und kommen sich auch sehr nahe, nur sagt keiner der beiden die Zauberworte. Zurück in London geht jeder allein nach hause.

Natürlich gibt es ein Happyend und das ist unglaublich romantisch. Alles andere hätte mich schwer enttäuscht. So war ich hin und weg und bin mir sicher, das war nicht mein letztes Buch der Autorin.

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