Cover-Bild Sekunden der Gnade
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26,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Krimi: Hard Boiled, Roman Noir
  • Genre: Krimis & Thriller / Sonstige Spannungsromane
  • Seitenzahl: 400
  • Ersterscheinung: 23.08.2023
  • ISBN: 9783257072587
Dennis Lehane

Sekunden der Gnade

Malte Krutzsch (Übersetzer)

Boston, 1974. Die Stadt kocht. Künftig sollen schwarze Kinder mit Bussen in weiße Schulen gebracht werden und vice versa. Angst geht um und Hass. Eines Nachts kehrt Mary Pat Fennessys 17-jährige Tochter Jules nicht nach Hause zurück. Mary Pat beginnt Fragen zu stellen, stößt auf Schweigen und Widersprüche, bis sie versteht: Man hat ihr das Letzte genommen, was ihr in dieser Welt Halt gab. Außer sich vor Schmerz macht sie sich auf, um Rache zu nehmen an den Verantwortlichen – und um ihre eigene Schuld abzutragen. Um jeden Preis.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.12.2024

Spannender Thriller mit Elementen einer Sozialstudie

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Sekunden der Gnade von Dennis Lehane ist ein Buch, das mich während des Lesens und darüber hinaus emotional stark beschäftigt hat.

Der Autor, ein guter Kenner der irischen Subkultur in Boston zur Zeit ...

Sekunden der Gnade von Dennis Lehane ist ein Buch, das mich während des Lesens und darüber hinaus emotional stark beschäftigt hat.

Der Autor, ein guter Kenner der irischen Subkultur in Boston zur Zeit der Aufhebung der Rassentrennung, zeichnet ein düsteres Bild von Armut, Perspektivenlosigkeit, brutaler Gewalt und mafiösen Strukturen im mehrheitlich weiß besiedelten Stadtteil South Boston (Southie).

Wir erleben dieses Umfeld beim Lesen durch die Augen von Mary Pat, einer Mutter, die alles verloren zu haben glaubt. Sie kämpft erbittert darum, die Wahrheit über das Verschwinden ihrer Tochter herauszufinden.

Währenddessen bleiben die Perspektiven des toten schwarzen Jugendlichen und seiner Familie, sowie auch generell die Sicht der schwarzen Bevölkerung, auf die Aufhebung der Rassentrennung in den Schulen und auf die Bustransfers, eher blass. Ich hätte mir gerade bei einem so heiklen, umstrittenen Thema eine vielseitigere Betrachtung aus mehreren Perspektiven gewünscht (die einzige weitere Perspektive ist die des ermittelnden Polizeikommissars).

So bleibt das Buch doch mehr Thriller und Krimi als lehrreiche, für Diversität sensible Sozialstudie. Als solches liest es sich flüssig und bleibt bis zum Ende spannend.

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Veröffentlicht am 04.06.2024

Spannend

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Es ist ein heißer Sommer in Boston 1974. Was die Gemüter jedoch noch mehr erhitzt als die Sonne ist, dass im kommenden Schuljahr zwei Schulen - eine mit Schwarzen und eine mit weißen Schüler*innen - die ...

Es ist ein heißer Sommer in Boston 1974. Was die Gemüter jedoch noch mehr erhitzt als die Sonne ist, dass im kommenden Schuljahr zwei Schulen - eine mit Schwarzen und eine mit weißen Schüler*innen - die Örtlichkeiten tauschen sollen, um die Rassentrennung aufzuheben. Das kommt bei den irischen Vorstadtmuttis nicht gut an. In all dem Trubel wird ein Schwarzer Junge tot auf den Bahngleisen gefunden. Unsere Hauptfigur Mary Pat findet langsam heraus, dass ihre eigene, seit Tagen verschwundene Tochter scheinbar darin verwickelt war...



Heute mal etwas ganz anderes - dieses Buch war die Wahl unseres Leseclubs auf der Arbeit. Thriller, Rassendiskriminierung, Hexenjagd - alles eigentlich nicht mein Thema. Der Klappentext behauptet, es handele von Rassentrennung und Diskriminierungsproblemen - in Wirklichkeit handelt es davon, wie eine Frau austicken kann, wenn man ihr alles nimmt, das sie liebt.

Etwas merkwürdig waren die seltsamen Vergleiche, die er zieht (er hatte die Gesprächsfertigkeit von gebackenem Schinken??). Ansonsten ein echt spannender Thriller mit einem überraschenden Ende, den Tarantino locker verfilmen könnte.



"[...er] erwägt die Möglichkeit, dass das Gegenteil von Hass nicht Liebe ist. Sondern Hoffnung."

~ 04.06.2024

Veröffentlicht am 11.03.2024

Spannendes Thema

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Boston, 1974. Die Stadt kocht. Künftig sollen schwarze Kinder mit Bussen in weiße Schulen gebracht werden und vice versa. Angst geht um und Hass. Eines Nachts kehrt Mary Pat Fennessys 17-jährige Tochter ...

Boston, 1974. Die Stadt kocht. Künftig sollen schwarze Kinder mit Bussen in weiße Schulen gebracht werden und vice versa. Angst geht um und Hass. Eines Nachts kehrt Mary Pat Fennessys 17-jährige Tochter Jules nicht nach Hause zurück. Mary Pat beginnt Fragen zu stellen, stößt auf Schweigen und Widersprüche, bis sie versteht: Man hat ihr das Letzte genommen, was ihr in dieser Welt Halt gab. Außer sich vor Schmerz macht sie sich auf, um Rache zu nehmen an den Verantwortlichen – und um ihre eigene Schuld abzutragen. Um jeden Preis.

Das Thema des Buches fand ich zugleich spannend und sehr interessant und wollte das Buch deshalb auch unbedingt lesen. Die Umsetzung ist gut gemacht und sehr authentisch und realitätsnah, manchmal war mir das sogar fast etwas viel, denn die Sprache war schon sehr derb teilweise und das muss man mögen oder zumindest damit klarkommen.

Die Protagonistin ist mir leider in der ganzen Zeit nicht so richtig nahe gekommen,ich wollte so gern mit ihr mitfiebern und das Thema und die Suche sind auch spannend jedoch sind mir die Personen leider eher fremd geblieben.

Fazit: Ein sehr spannendes Thema mit realistischer Umsetzung, die Protagonistin war leider nicht immer ganz meins.

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Veröffentlicht am 27.10.2023

Rassismus - leider immer noch aktuell

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REZENSION – Das amerikanische Reizthema der Rassentrennung sowie die in vergangenen Jahren wieder zunehmende Segregation an US-Schulen bilden den Hintergrund zu dem im August beim Diogenes Verlag erschienenen ...

REZENSION – Das amerikanische Reizthema der Rassentrennung sowie die in vergangenen Jahren wieder zunehmende Segregation an US-Schulen bilden den Hintergrund zu dem im August beim Diogenes Verlag erschienenen Roman „Sekunden der Gnade“ des amerikanischen Schriftstellers Dennis Lehane (58). Zwar wurde bereits 1954 nach der Klage einer afroamerikanischen Mutter die Rassentrennung an den Schulen der Vereinigten Staaten grundsätzlich aufgehoben, doch waren es erst drei Jahre später die „Little Rock Nine“, die neun schwarzen Schüler aus Little Rock (Arkansas), die unter starkem Schutz der Nationalgarde die „weiße“ Little Rock Central High School besuchen durften.
Um die unterschiedlichen sozialen Milieus in den Schulen zusammenzuführen, richteten in den nachfolgenden Jahren viele Städte – oft erst auf Druck der Bundesregierung und der Gerichte – spezielle „Busing“-Programme ein: Schüler aus überwiegend von Schwarzen bewohnten Innenstädten wurden mit Bussen in die Schulen der vorwiegend von Weißen bewohnten Vorstädte gefahren und weiße Kinder und Jugendliche in die von Schwarzen besuchten Schulen der Innenstädte. Im September 1974 wurde Boston, die Heimatstadt des 1965 in der vom Arbeitermilieu irischer Einwanderer geprägten Vorstadt Dorchester geborenen Autors Dennis Lehane, zu einem Widerstandszentrum weißer Vorstadtbewohner gegen das vom Bürgermeister angeordnete „Busing“. Lehane schreibt im Nachwort: „Ich habe die ganze gewalttätige Show hautnah miterlebt.“ Die Einwohner setzten sich vor allem aus rassistischen Gründen gegen diese Integrationsmaßnahmen zur Wehr, gaben allerdings vor, das Absinken des Bildungsniveaus an ihrer Schule zu fürchten. Hören wir nicht aktuell auch in Deutschland nach Anstieg der Schülerzahlen aus Flüchtlings- und Einwandererfamilien immer wieder gerade dieses Argument?
Vor diesem sozialpolitischen Hintergrund des Jahres 1974 spielt der Roman „Sekunden der Gnade“: Die Weißen einer Bostoner Vorstadt sind in Aufruhr aus Angst vor den angekündigten schwarzen Jugendlichen. „Weeze würde sich im Grab umdrehn, wenn sie an der South Boston High School eine Horde Darkies durch denselben Gang laufen sähe wie ihre Enkeltochter.“ Eines Nachts kommt die 17-jährige Jules Fennessy nach einem Treffen mit Freunden nicht nach Hause zurück. In derselben Nacht kommt ein schwarzer Junge ums Leben, als er von vier weißen Jugendlichen vor einen einfahrenden Zug gestoßen wird. Haben beide Vorfälle etwas miteinander zu tun? Gehörte Jules zu diesen Vier? Ihre Mutter Mary Pat sucht sie überall und fragt bei Freunden und Bekannten nach Jules. Zunächst will ihr niemand etwas sagen. Doch dann erfährt sie, dass ihre Tochter in mafiösen Verbrecherkreisen verkehrt hat. Schließlich muss sie erkennen, dass man ihr, die schon einen geliebten Mann und ihren ältesten Sohn verloren hat und vom zweiten Mann verlassen wurde, nun auch noch das Letzte genommen hat, was ihrem Leben Sinn gab. In tiefem Schmerz nimmt sie Rache.
„Sekunden der Gnade“ ist aus mehreren Gründen interessant: Einerseits beschreibt Dennis Lehane aus eigenem Erleben sehr plastisch das soziale Miteinander, die Gefühlswelt der Bewohner sowie den Lebensstandard der weißen Arbeiterschicht: „Bess ist ein zweifarbiger 1959er Ford Country. Sein Heck hängt durch wie ein alter Hundearsch … und den Auspuff halten nur zerfranstes Metzgergarn und schieres Glück.“ Zum Anderen erfährt man viel über die gesamtpolitische Stimmung zu jener Zeit in den USA sowie über das Bemühen schulischer Integration von Schwarz und Weiß. Drittens verbindet Lehane alles in einer spannenden Handlung, geschrieben in lockerer, oft bildhafter Sprache, die schon allein das Buch zu guter Lektüre macht.
Im abschließenden Nachwort warnt Dennis Lehane: „Rassismus ist ein widerwärtiges, krebsartiges Vorurteil, das von den Eltern an die Kinder weitergegeben wird. Eine Seuche, die demjenigen, der sie in sich trägt, ebenso viel Schaden zufügt wie seinen Opfern.“ Blickt man sich heute auf den Straßen unserer Großstädte um, erschrickt man, wie aktuell dieser Roman trotz seines historischen Hintergrunds auf uns wirken kann.

Veröffentlicht am 10.09.2023

Mutterliebe

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Der Stadtteil Southie in Boston ist in Aufruhr. Die Wohnviertel und Schulen Bostons sind nach Rassen voneinander getrennt, doch nun steht eine einschneidende Veränderung bevor: Weiße und schwarze Kinder ...

Der Stadtteil Southie in Boston ist in Aufruhr. Die Wohnviertel und Schulen Bostons sind nach Rassen voneinander getrennt, doch nun steht eine einschneidende Veränderung bevor: Weiße und schwarze Kinder sollen fortan gemeinsam in denselben Schulen lernen. Dies soll erreicht werden, indem ein Teil der Schülerschaft mit Bussen in ein anderes Viertel gebracht wird. Auch die 17-jährige Jules ist davon betroffen und alles andere als erfreut darüber, dass sie nun eine Schule im schwarzen Viertel besuchen soll.

Ihre alleinerziehende Mutter Mary Pat ist fest entschlossen, dies gemeinsam mit ihren Nachbarn zu verhindern. Eine Demonstration ist geplant. Doch kurz bevor es dazu kommt, verschwindet Jules. Sie war mit Freunden unterwegs, doch an diesem Abend kommt sie nicht heim. Für Mary Pat zählt nur eins: Ihre Tochter zu finden. Dafür ist ihr jedes Mittel recht. Sie ist sogar bereit gegen die scheinbar unantastbaren Bosse ihres Viertels vorzugehen. Ein Leben ohne ihre Tochter ist für sie schlicht undenkbar.

Der Anfang dieses Buchs ist etwas zäh, doch schon bald ist es hochspannend und es fällt schwer, eine Lesepause einzulegen. Die Protagonistin Mary Pat ist rau und nicht gerade liebenswürdig. Doch im Verlauf der Geschichte entwickelt sie sich zu einer bemerkenswerten Frau, die sich nicht davor scheut, sich mit einer ganzen Mafiabande anzulegen, alles aus Liebe zu ihrer Tochter. Sie geht entschlossen gegen Unrecht vor, und auch wenn sie nicht ganz von ihren Vorurteilen befreit wird, sind doch Momente da, in denen ein zaghaftes Umdenken erkennbar ist.

Das Buch bietet eine eindrucksvolle Darstellung des Zusammenlebens in einem irischen Unterschichtsviertel. Es zeigt den Zusammenhalt der Gemeinschaft, aber auch die Unterdrückung und die sozialen Probleme, die dort herrschen.

Der Protest gegen den erzwungenen Schulwechsel basiert auf tatsächlichen Ereignissen, und der Autor erzählt von seinen eigenen verstörenden Erfahrungen, als er in einen solchen Protest geriet.

Persönlich stört mich an manchen Stellen die Sprache und auch die Darstellung einiger brutalen Szenen, doch auch das passt gut zu dieser Erzählung.

Fazit: „Sekunden der Gnade" ist eine mitreißend erzählte Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht. Dieser Thriller ist äußerst empfehlenswert und macht einfach Spaß zu lesen.