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Veröffentlicht am 11.12.2017

Ein durchwachsener Roman mit toller Atmosphäre, dem aber die Spannung fehlt

Glück schmeckt nach Popcorn
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Nachdem Martha in ihrer letzten Beziehung eine Enttäuschung erlebt hat, glaubt sie nicht mehr an das große Glück. Deshalb sucht sie für ihr kleines Lichtspielhaus nur noch Filme aus, die frei von romantischen ...

Nachdem Martha in ihrer letzten Beziehung eine Enttäuschung erlebt hat, glaubt sie nicht mehr an das große Glück. Deshalb sucht sie für ihr kleines Lichtspielhaus nur noch Filme aus, die frei von romantischen Plänkeleien sind. Doch wie so oft hat das Leben Überraschungen im Gepäck und schon bald geschieht es, dass ihre Mitarbeiterin Susanne schwanger wird und sich Martha nach einem Ersatz für sie umsehen muss. Den findet sie zwar recht schnell und schon bald fängt der Filmstudent Erik in dem kleinen Lichtspielhaus an. Aber seine ständige gute Laune und seine Bemühungen, das Programm zu verändern, führen dazu, dass Martha bald die Reißleine zieht. Denn nicht nur seine Unbeschwertheit setzt ihr ordentlich zu, auch das Gefühl, dass er mehr als nur ein guter Freund sein will, ist ihr einfach zu viel.

"Glück schmeckt nach Popcorn" ist nach "Das Café der guten Wünsche" der zweite Roman von Maria Adams, in dem sie ihre Hauptfigur nach dem ganz persönlichen Glück suchen lässt. Dass es dabei zu einigen Verwicklungen und Missverständnissen kommt, bleibt nicht aus. Doch ganz zum Schluss reicht es immer für ein kleines Happy End und für die Erkenntnis, dass man der Liebe eine Chance geben muss. Das allerdings fällt der Lichtspielbetreiberin Martha unheimlich schwer. Immer ein wenig pessimistisch eingestellt und sich selbst im Wege stehend, pendelt sie zwischen zwei Männern hin und her und merkt nicht, wie schwer sie es sich selber macht. Eine Figur, die man als Leser gerne einmal schütteln würde, damit sie merkt, wie zerstörerisch ihr Selbstmitleid nicht nur für sie, sondern auch für ihre Mitmenschen ist.

Marie Adams versteht es wunderbar eine heimelige Atmosphäre in die Geschichte zu zaubern, indem sie den Hauptteil der Handlung in einem kleinen, altmodischen Lichtspielhaus angesiedelt hat. Hier fühlen sich die Besucher richtig wohl und auch der Leser verweilt gerne dort. Doch trotz der gelungenen Kulisse kommt das Geschehen nur langsam in Schwung. So passiert in der ersten Hälfte einfach zu wenig, was daran liegt, dass vor allem die Gedanken von Martha überhand nehmen, während spannende Dialoge viel zu knapp gesät sind. Auch gibt es weder einen ordentlichen Knall, noch sorgt eine überraschende Wendung dafür, dass der Leser regelrecht mitgerissen wird und um das Glück der Figuren bangen muss. Erst in der zweiten Hälfte lebt die Handlung merklich auf und bahnt sich ihren Weg für ein Happy End.

Fazit:
Ein durchwachsener Roman, dessen tolle Atmosphäre einfach nicht ausgereicht hat, um die fehlende Spannung zu kompensieren. Schade, denn die Idee, eine verzwickte Liebesgeschichte rund um ein Kino und dessen Besitzerin anzusiedeln, ist wirklich gut.

Veröffentlicht am 09.10.2017

Ein durchwachsener Thriller, der erst sehr spät fesselt

Der Psychiater
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Der Geschichtsstudent Timothy Warner ist süchtig nach Alkohol. Genau wie sein Onkel Ed, der als Psychiater eine gu tgehende Praxis betreibt. Nur, dass Ed es geschafft hat, dem Alkohol abzuschwören, während ...

Der Geschichtsstudent Timothy Warner ist süchtig nach Alkohol. Genau wie sein Onkel Ed, der als Psychiater eine gu tgehende Praxis betreibt. Nur, dass Ed es geschafft hat, dem Alkohol abzuschwören, während Timothy jeden Tag darum kämpft, clean zu bleiben. Doch zum Glück findet er bei seinem Onkel den Halt, den er braucht, um das Martyrium durchzustehen. Allerdings nur bis zu dem Tag, als Ed tot in seiner Praxis aufgefunden wird und die Ermittlungen der Polizei ergeben, dass es Selbstmord war. Aber Timothy glaubt nicht daran, dass sein Onkel ihn je im Stich gelassen hätte, und macht sich gemeinsam mit seiner einstigen Freundin Andy daran, den unerklärlichen Vorkommnissen nachzugehen. Dabei stößt er auf einen Killer, der eine alte Rechnung begleicht und der es auch schon bald auch auf sie abgesehen hat.

„Der Psychiater“ ist ein nur langsam in Fahrt kommender Thriller, mit dem John Katzenbach versucht, an alte Erfolge anzuknüpfen. Dass ihm das nicht gelingt, liegt wohl zum einen daran, dass der Plot nicht sehr originell geraten ist, sondern ein viel zu oft bemühtes Szenario thematisiert. Zum anderen fehlt neben der zündenden Idee auch der Funke, der die Begeisterung des Lesers entfacht. Denn die Handlung plätschert lange Zeit nur seicht vor sich hin, bis die Timothy und Andy plötzlich in das Fadenkreuz eines perfiden Killers geraten und die Spannung merklich anzieht. Bis dahin aber ist die Handlung von den Problemen des Geschichtsstudenten ausgefüllt, der neben seinen Vorlesungen auch regelmäßig eine Therapiegruppe besucht, um dort zu lernen, mit seinen Problemen umzugehen.

Erzählt wird die oftmals etwas bemüht wirkende Geschichte in mehreren Handlungssträngen, die allerdings für sich gesehen, flüssig und mit gut durchdachten Figuren angereichert, erzählt werden. So entpuppt sich zum einen die Nebenfigur Susan als überaus interessant, die ebenfalls mit einer Sucht kämpfend, als Staatsanwältin den Fall von Ed übernimmt. Zum anderen wurden auch Timothy und Andy vielschichtig dargestellt, wobei Andy nach der an ihr verübten Vergewaltigung völlig andere Probleme als ihr Ex-Freund Timothy hat. Und trotzdem gelingt es ihnen in der für sie besonderen Situation aus ihren wohlbehüteten Kokons zu schlüpfen und sich den Anfeindungen eines brutalen Mörders zu stellen. Und genau diese Wandlung ist es, die den Thriller lesenswert macht und durch die das Geschehen letztendlich noch sehr spannend wird.

Fazit:
"Der Psychiater" ist ein durchwachsener Thriller, der nach einem anfänglich verübten Mord nur schwer in Fahrt kommt, später aber dann doch noch mit einem perfiden Katz- und Mausspiel zu fesseln versteht.

Veröffentlicht am 03.10.2017

Ein schwacher letzter Teil um den schwedischen Journalisten Henning Juul

Tödlich
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Henning Juul ist noch immer auf der Suche nach den Verantwortlichen für den Wohnungsbrand, bei dem sein kleiner Sohn Jonas starb. Bisher aber hat er nicht viel Erfolg in seinen Nachforschungen verbuchen ...

Henning Juul ist noch immer auf der Suche nach den Verantwortlichen für den Wohnungsbrand, bei dem sein kleiner Sohn Jonas starb. Bisher aber hat er nicht viel Erfolg in seinen Nachforschungen verbuchen können, und wendet sich erneut einer neuen Spur zu. Denn ausgerechnet seine Schwester Trine taucht auf einem Foto auf, das konkrete Hinweise zu den Tätern enthält. Aber nicht nur er glaubt endlich, den Drahtziehern näherzukommen. Auch sein Kollege Iver ist an der Sache dran und sticht in ein wahres Wespennest. Nur kurz darauf ist Iver tot und Henning wird von einem Profikiller niedergeschossen. Wird es ihm trotzdem gelingen, die Schuldigen ausfindig zu machen?

"Tödlich" ist der fünfte und letzte Fall mit dem Journalisten Henning Juul, der unter Einsatz seines Lebens eine ganz persönliche Mission verfolgt. Und obwohl er viel zu oft am Rande der Legalität seine Recherchen anstellt, ist er dabei nicht allein. Denn neben seiner Ex-Frau Nora und ihrem neuen Freund Iver wird er auch von einer unbekannten Polizistin und dem mit ihm befreundeten Osloer Hauptkommissar Bjarne Brogeland unterstützt. Figuren, die wunderbar lebensecht geschildert sind und auf ihre ganz eigene Art und Weise den Kampf gegen Unrecht und Verbrechen führen. Vor allem durch sie erhält die manchmal etwas schwerfällige Handlung neuen Schwung und driftet nicht in eine von Depressionen und Selbstzerstörung gezeichnete Stimmung ab.

Juuls letzter Fall ist ein nachdenklicher Thriller, bei dem der Leser merkt, dass die Reihe um den mit einer schweren Schuld kämpfende Journalisten dem Ende zugeht. So wird es einfach Zeit, dass Henning Juul zu Ruhe kommt. Sei es durch einen lang ersehnten Ermittlungserfolg oder durch den zu Beginn des Buches angedeuteten unfreiwilligen Tod. Denn während die ersten vier Bände der Reihe von wendungsreichen und teilweise sehr dramatischen Mordermittlungen durchzogen sind und sich der erfolgreiche Journalist nach einem schweren Schicksalsschlag mit aller Kraft zurück ins Leben kämpft, ist er nun völlig ausgebrannt und nur noch auf seinen eigenen Fall fokussiert.

Fazit:
Der letzte Fall des schwedischen Enthüllungsjournalisten Henning Juul weiß nicht vollständig zu überzeugen. Zwar wird auch hier wieder mit voller Kraft ermittelt, doch wirkt die Story, genau wie seine Hauptfigur, ausgelaugt und erschöpft und pendelt zwischen dramatischen Ereignissen und tristen Wiederholungen hin und her.

Veröffentlicht am 11.07.2017

Ein verwirrender Thriller

Into the Water - Traue keinem. Auch nicht dir selbst.
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Als Julia einen verzweifelten Hilferuf von ihrer Schwester Nel erhält, reagiert sie nicht. Schließlich haben die beiden Schwestern seit einem verhängnisvollen Ereignis in ihrer Jugend keinen Kontakt. Doch ...

Als Julia einen verzweifelten Hilferuf von ihrer Schwester Nel erhält, reagiert sie nicht. Schließlich haben die beiden Schwestern seit einem verhängnisvollen Ereignis in ihrer Jugend keinen Kontakt. Doch kurz darauf ist Nel tot und Julia macht sich auf den Weg in ihr Heimatdorf, um ihrer Nichte Lena beizustehen. Dort angekommen, muss sie erfahren, dass sich Nel durch einen Sprung in den Fluss selbst getötet hat. So jedenfalls lautet die offizielle Version, die aber kaum jemand glauben mag. Denn in den letzten Jahren sind einfach zu viele Frauen dem Wasser zum Opfer gefallen und so besteht der Verdacht, dass mehr als nur die Sehnsucht nach dem Tod dahinter steckt.

„Into the Water – Traue keinem. Auch nicht dir selbst.“ ist nach „Girl on the Train – Du kennst sie nicht, aber sie kennt dich.“ der zweite Roman von Paula Hawkins, einer britischen Autorin, die es versteht, mit abgründiger Spannung zu fesseln. Gleich zu Beginn wird der Leser Zeuge, wie eine junge Frau von Unbekannten gequält, in einer Flussmündung stirbt. Eine bewegende Szene, die mit knappen Worten ein unvorstellbares Martyrium beschreibt. Deshalb ahnt der Leser gleich, dass eine perfide Verbrechensserie im Mittelpunkt der Handlung steht, die bisher noch nicht aufgeklärt worden ist. Danach allerdings braucht das Buch einige Zeit, bis es die gewünschte Wirkung entfalten kann. Denn viele Figuren, unzählige Rückblicke in die Vergangenheit und dramatische Vorfälle am Fluss werden wie Puzzleteile durcheinander gestreut und müssen erst geordnet werden.

Paula Hawkins hat einen bildhaften Schreibstil und nutzt die Fantasie des Lesers, um ihre ungeheuerliche Geschichte zu erzählen. Dazu verbindet sie das Schicksal verschiedener Personen, streut ausreichend Zwistigkeiten und Vermutungen in ihre Beziehungen ein
und kombiniert das Ganze mit einer Reihe an Todesfällen, die nach eingehender Untersuchung als Selbstmord zu den Akten gelegt worden sind. Doch obwohl die Idee, die hinter dem Roman steckt, ein packendes Lesevergnügen verspricht, vermag das Buch nicht zu fesseln. Zu schwerfällig kommt es in Fahrt, zu gemächlich ist dessen Handlungsverlauf, zu verworren sein Plot. Nur das Ende weiß zu überzeugen, wie auch die Atmosphäre, die wunderbar mysteriös in Erscheinung tritt.

Fazit:
In ihrem zweiten Roman hat Paula Hawkins einfach zu viel gewollt und damit die Spannung gekillt. Schade, denn sie hat schon einmal bewiesen, dass sie es besser kann. Deshalb bleibt die Hoffnung, dass der nächste Roman wieder an ihren erfolgreichen Erstling anknüpfen kann.

Veröffentlicht am 23.04.2017

Ein Thriller mit starken Figuren aber nur mäßiger Spannung

Schattenfänger
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Wenn es Nacht wird, schleicht er in ihr Haus, wühlt in ihrer Wäsche und ergötzt sich daran, ihr beim Schlafen zuzusehen. Ein Stalker, der es auf die alleinstehende Empfangsdame einer Immobilienfirma abgesehen ...

Wenn es Nacht wird, schleicht er in ihr Haus, wühlt in ihrer Wäsche und ergötzt sich daran, ihr beim Schlafen zuzusehen. Ein Stalker, der es auf die alleinstehende Empfangsdame einer Immobilienfirma abgesehen hat und der verängstigten Frau am Morgen eine frisch gekochte Tasse Tee und eine eingewickelte Rose auf den Küchentisch stellt. Doch sie ist nicht die Einzige, deren Haus nicht mehr sicher ist. Denn kurz nach ihr erscheint bei Detective Inspector Ellen Kelly eine weitere Frau, die von den heimlichen Besuchen eines Unbekannten und den von ihm hinterlassenen Aufmerksamkeiten erzählt. Ellen, die nach einer längeren Zwangspause in den Dienst zurückgekehrt ist, geht den seltsamen Vorkommnissen nach und hat schon bald einen schrecklichen Verdacht, der auch ihr Leben auf den Kopf stellen wird.

„Schattenfänger“ ist der zweite Fall für die Londoner Ermittlerin Ellen Kelly, die bei ihrem letzten Fall einen Verbrecher erschossen hat und sich seit dem in psychologischer Behandlung befindet. Aber nicht nur dieser Vorfall macht ihr zu schaffen. Auch der vor drei Jahren erlittene Unfalltod ihres Mannes setzt ihr ordentlich zu. Trotzdem ist sie endlich so weit, sich auf eine neue Beziehung einzulassen, obwohl sie für zwei Kinder zu sorgen hat. Eine sehr bodenständige Polizistin, die ganz normale alltägliche Probleme hat und somit wunderbar authentisch und glaubhaft erscheint. Wie auch der Rest der Figuren, die der Leser in dem Buch kennenlernt, obwohl nicht alle so sympathisch, wie DI Ellen Kelly sind.

Der Fall, mit dem sich Ellen Kelly und ihr Team beschäftigen, ist gut erdacht und präsentiert einige Wendungen, die so nicht vorherzusehen sind. Doch trotz der gelungenen Idee vermag es Sheila Burger nicht, das in ihm steckende Potenzial auszuschöpfen. Zu spannungsarm plätschert die Handlung vor sich hin, ohne nervenaufreibende Szenen, ohne eskalierende Dialoge und ohne ermittlerische Höhepunkte. Auch eine in Thrillern oft vorhandene psychologische Komponente und die von ihr ausgehende kaum auszuhaltende Anspannung ist nicht zu finden. Lediglich das Finale wurde wunderbar dramatisch in Szene gesetzt, was einfach zu wenig ist.

Fazit:
„Schattenfänger“ ist ein kurzweiliger Thriller mit starken Figuren und interessanten Wendungen, der allerdings die erwartete Spannung vermissen lässt.