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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.03.2024

Berührend

Der Markisenmann
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Wir wissen oft weniger über unsere Eltern, als wir glauben, und manchmal sogar gar nichts. Die fünfzehnjährige Kim hat noch nie ihren Vater getroffen, aber während der Sommerferien wird sie von ihrer Mutter ...

Wir wissen oft weniger über unsere Eltern, als wir glauben, und manchmal sogar gar nichts. Die fünfzehnjährige Kim hat noch nie ihren Vater getroffen, aber während der Sommerferien wird sie von ihrer Mutter zu ihm geschickt. Zuerst erscheint er ihr als ein fremder und seltsamer Mann, der zudem als der erfolgloseste Vertreter der Welt gilt. Doch als Kim ihm hilft, seine schlechten Markisen zu verkaufen, beginnt sich das Leben von Vater und Tochter für immer zu verändern.

Jan Weiler zeigt in „Der Markisenmann“, wie wenig wir oft über unsere Eltern wissen und wie stark sich das Leben durch unerwartete Begegnungen verändern kann. Die Geschichte folgt der fünfzehnjährigen Kim, die von ihrer Mutter zu ihrem unbekannten Vater geschickt wird. Was zunächst als seltsame Begegnung erscheint, entwickelt sich zu einer tiefgründigen Reise durch das Erwachsenwerden, ein gegenseitiges Kennenlernen und die Geheimnisse der Familie.

Der Autor fängt die Dynamik zwischen Vater und Tochter auf fesselnde Weise ein und zeigt ihre Entwicklung durch die Erfahrungen im Haustürgeschäft mit Markisen. Dabei werden Themen wie Schuld, Verantwortung und das Altern auf einfühlsame und humorvolle Weise behandelt. Die Atmosphäre des Sommers, eingefangen in dem orange-gelben Flimmern der Abende, verleiht der Geschichte eine zusätzliche Tiefe.
Ich hab sehr schnell eine Bindung zu Kim aufbauen können und fand es unfassbar faszinierend, wie sie ihrem Vater entgegen getreten ist, obwohl er ein bislang Fremder für sie gewesen ist, dessen Fortbleiben viel Frust, Schmerz und Ungewissheit mit sich brachte.

Mit seinem einfühlsamen Schreibstil und den authentischen Charakteren gelingt es dem Autoren, die Leser:innen von der ersten Seite an zu fesseln und auf eine emotionale Reise mitzunehmen. „Der Markisenmann“ ist nicht nur ein Buch über das Erwachsenwerden, sondern auch über die Kraft von Beziehungen und die Bedeutung von Familiengeheimnissen. Ein Roman, der lange nachhallt und definitiv eine 5-Sterne-Bewertung verdient.

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Veröffentlicht am 12.03.2024

Beeindruckend

Alte Sorten
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Sally und Liss sind zwei Frauen, die sich in ihrer Art und Lebensweise stark voneinander unterscheiden. Sally, kurz vor dem Abitur, wünscht sich nichts mehr als Ruhe und Abstand von allem. Sie verabscheut ...

Sally und Liss sind zwei Frauen, die sich in ihrer Art und Lebensweise stark voneinander unterscheiden. Sally, kurz vor dem Abitur, wünscht sich nichts mehr als Ruhe und Abstand von allem. Sie verabscheut fast alles: Anforderungen, Vorschriften, Regeln und vor allem Erwachsene. Besonders unangenehm sind ihr Fragen, besonders solche nach ihrem Aussehen.

Auf der anderen Seite steht Liss, eine starke und zurückhaltende Frau, die scheinbar mühelos alle Aufgaben auf dem Hof bewältigt. Bereits beim ersten Treffen mit Sally erkennt diese, dass Liss anders ist als die meisten Erwachsenen. Es gibt kein heimliches Begutachten, kein vorschnelles Urteilen und keine misstrauischen Fragen. Liss bietet Sally an, auf dem Hof zu übernachten, und aus einer Nacht werden schließlich Wochen.

Für Sally ist Liss ein Rätsel. Wer ist diese Frau, die nie über sich selbst spricht und allein in einem Haus lebt, in dem die Anwesenheit anderer noch spürbar ist? Während sie gemeinsam Bäume markieren, Kartoffeln ernten und Liss die alten Birnensorten in ihrem Obstgarten beschreiben hört, kommen sich die beiden Frauen näher. Dabei erfahren sie nach und nach von den Verletzungen, die ihnen im Leben zugefügt wurden.

„Alte Sorten“ von Ewald Arenz ist ein einfühlsamer Roman über zwei unterschiedliche Frauen, Sally und Liss, die durch unerwartete Umstände zusammenkommen und eine ungewöhnliche Freundschaft entwickeln. Während Sally kurz vor dem Abitur steht und sich nach Ruhe und Abstand sehnt, verkörpert Liss eine starke und zurückhaltende Persönlichkeit, die alle Aufgaben auf dem Hof meistert. Der Autor fängt gekonnt die Dynamik zwischen den beiden Protagonistinnen ein, die sich gegenseitig ergänzen und unterstützen, obwohl sie aus verschiedenen Welten stammen.

Die Handlung des Romans ist reich an subtilen Emotionen und tiefgründigen Begegnungen, während Sally und Liss sich durch die Arbeit auf dem Hof näherkommen und langsam Vertrauen zueinander aufbauen. Arenz schafft es, die Komplexität menschlicher Beziehungen und die Schönheit von Freundschaft und Empathie auf berührende Weise darzustellen.

Besonders beeindruckend ist die Art und Weise, wie der Autor die Charakterentwicklung der beiden Frauen zeichnet und ihre inneren Konflikte und Verletzungen einfühlsam beleuchtet. Durch die authentischen Dialoge und die lebendige Beschreibung der Umgebung wird der Leser in die Welt von Sally und Liss hineingezogen und fühlt sich unmittelbar mit den Figuren verbunden.

„Alte Sorten“ ist ein berührender Roman über Freundschaft, Vertrauen und die Suche nach Identität, der den Leser mit seiner tiefgründigen Handlung und den facettenreichen Charakteren fesselt. Arenz beweist erneut sein Talent für einfühlsame Geschichten, die lange nach dem Lesen im Gedächtnis bleiben.

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Veröffentlicht am 12.03.2024

Cozy Read, der einfach Spaß macht

Love And Other Words – Nichts als Liebe
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Macy führt ein zurückhaltendes Leben, in dem sie es vermeidet, große Gefühle zuzulassen. Sie plant, einen netten Mann zu heiraten, und konzentriert sich voll und ganz auf ihre Arbeit als Kinderärztin. ...

Macy führt ein zurückhaltendes Leben, in dem sie es vermeidet, große Gefühle zuzulassen. Sie plant, einen netten Mann zu heiraten, und konzentriert sich voll und ganz auf ihre Arbeit als Kinderärztin. Doch dann taucht Elliot auf – ihre erste große Liebe. Plötzlich beginnt die sorgfältig errichtete Fassade von Macy zu bröckeln. Denn einst war Elliot ihr alles – bis er ihr Herz für immer gebrochen hat. Nun, elf Jahre später, fühlen sie sich einander fremd. Oder gibt es immer noch etwas zwischen ihnen, das die Barrieren der Vergangenheit überwinden kann?

Die Geschichte von Macy und Elliot ist voller Emotionen, Spannung und unerwarteter Wendungen. Ein echter Cozy Read, in den ich sehr gut reingekommen bin.
Die Story wird auf zwei verschiedenen Zeitachsen erzählt: Einerseits erfahren wie die Anfänge ihrer Freundschaft und nähern uns von der Vergangenheit langsam an die Zukunft bzw. das Zerwürfnis der beiden an. Andererseits begleiten wir Macy bei ihrem Leben in der Gegenwart.

Die Charaktere sind authentisch und vielschichtig gezeichnet, und ihre Entwicklung im Laufe der Handlung ist fesselnd zu verfolgen. Macy ist eine starke und einfühlsame Protagonistin, die sich im Verlauf der Geschichte weiterentwickelt und ihre eigenen Ängste und Zweifel überwindet. Auch Elliot hat mir gut gefallen, auch wenn wir über ihn nur aus zweiter Hand erfahren.

Die Beziehung zwischen Macy und Elliot wird einfühlsam und glaubwürdig dargestellt. Ich mochte die Freundschaft, die sich direkt zwischen ihnen aufgebaut hat, die nach und nach in ein zartes Band der Liebe überging. Der Umgang der beiden miteinander war einfach richtig schön, wenn auch sehr romantisiert, aber es hat mir einfach Spaß gemacht, die beiden zu begleiten. Ihre Vergangenheit und die ungelösten Konflikte zwischen ihnen verleihen der Handlung eine zusätzliche Tiefe und machen das Buch zu einem echten Pageturner.

Die Autorin versteht es, die Emotionen ihrer Leser:innen zu berühren und sie auf eine emotionale Achterbahnfahrt mitzunehmen. Ihr Schreibstil ist packend und mitreißend, und die Geschichte bleibt noch lange nach dem Lesen im Gedächtnis.

Eine herzerwärmende Geschichte über Liebe, Verlust, Vergebung und die Kraft, sich selbst neu zu entdecken.

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Veröffentlicht am 12.03.2024

Unfassbar beeindruckend – Jahreshighlight!

Liebe ist gewaltig
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Juli wächst in einer scheinbar perfekten Familie auf: Beide Eltern sind Anwälte und sie selbst ist eine ausgezeichnete Schülerin. Doch hinter den gepflegten Fassaden ihres Elternhauses verbirgt sich ein ...

Juli wächst in einer scheinbar perfekten Familie auf: Beide Eltern sind Anwälte und sie selbst ist eine ausgezeichnete Schülerin. Doch hinter den gepflegten Fassaden ihres Elternhauses verbirgt sich ein grausames Geheimnis. Der Vater drängt die Kinder zum Höchstleistung und wendet körperliche Gewalt an, sowohl gegen sie als auch gegen ihre Mutter. Während Juli älter wird, kämpft sie gegen diese Gewalt und versucht, ihre Mutter davon zu überzeugen, dass es so nicht weitergehen kann. Doch die Mutter weigert sich, die Realität anzuerkennen. Nur ihre Geschwister und eine Maus sind Juli eine Stütze in dieser schwierigen Zeit. Wie kann man sich aus einer solchen Situation befreien, wenn man weder seinen Eltern noch seinen eigenen Erinnerungen trauen kann? Juli beginnt einen langen Kampf, um die Kontrolle über ihr Leben zurückzugewinnen und die Wahrheit über ihre Vergangenheit ans Licht zu bringen. Über drei Jahrzehnte begleiten wir Juli auf dieser Reise, auf der sie versucht, sich selbst zu heilen und ihre inneren Wunden zu überwinden.

Ich war von der ersten bis zur letzten Seite in den Bann der Geschichte gezogen und auch im Nachhinein lässt mich das Gelesene einfach nicht los. Das zentrale Thema der häuslichen Gewalt, die Art der Protagonistin mit der Tyrannei und Brutalität ihres Vaters umzugehen ist schockierend, faszinierend und hinterlässt einen starken Eindruck.

Ich konnte sofort eine Bindung zu Juli aufbauen und mich komplett in sie hineinfühlen, auch wenn ich ihre Erfahrungen zum Glück nicht teile. Sie war jedoch so authentisch und rund gezeichnet, dass ich keine Sekunde an ihrer Echtheit zweifelte. Ihre Emotionen waren so unfassbar greifbar, drastisch und spürbar – der Wahnsinn. Besonders beeindruckend ist die Art und Weise, wie die Autorin die psychologischen Aspekte der Charaktere und ihre inneren Konflikte einfühlsam und tiefgründig darstellt. Die Reise von Juli, auf der sie um Selbstbestimmung und Heilung kämpft, ist mitreißend und faszinierend zugleich.

Der Schreibsti ist sehr poetisch, kraftvoll, unfassbar klug und obwohl der Schwere des Themas, doch humorvoll und einfach sehr klar. Man fühlt Julis Schmerz, ihre Ängste und ihren unermüdlichen Willen, sich von den Ketten der Vergangenheit zu befreien.

Ich bin nachhaltig stark beeindruckt und werde sicherlich noch eine Weile mit den Gedanken bei Juli und ihrer Geschichte sein. Eine absolute Empfehlung für alle, die nach einer tiefgründigen und berührenden Lektüre suchen.

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Veröffentlicht am 29.02.2024

Einnehmend, fesselnd & einfach grandios!

Yellowface
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June Hayward und Athena Liu haben beide das Potenzial, aufstrebende Literaturstars zu sein. Während die chinesisch-amerikanische Autorin Athena für ihre Romane gefeiert wird, fühlt sich June von der Literaturszene ...

June Hayward und Athena Liu haben beide das Potenzial, aufstrebende Literaturstars zu sein. Während die chinesisch-amerikanische Autorin Athena für ihre Romane gefeiert wird, fühlt sich June von der Literaturszene vernachlässigt. Sie glaubt, dass niemand Interesse an Geschichten von „ganz normalen“ weißen Mädchen hat.

Als June zufällig mit ansieht, wie Athena bei einem Unfall ums Leben kommt, ergreift sie im Affekt Athenas neuestes, gerade vollendetes Manuskript – einen Roman über die Heldentaten chinesischer Arbeiter während des Ersten Weltkriegs. June überarbeitet das Werk und veröffentlicht es unter ihrem neuen Pseudonym Juniper Song. Sie ist überzeugt, dass diese Geschichte erzählt werden muss, unabhängig von ihrem Urheber. Doch nun muss June ihr Geheimnis bewahren und sich fragen, wie weit sie dafür gehen will.

Eine unfassbar kurzweilige Geschichte mit absoluter Soggefahr! Schon die ersten Seiten haben mich komplett in ihren Bann gezogen, weswegen ich das Buch auch in einem Rutsch weggelesen habe.
Der Schreibstil ist der Geschichte angemessen flüssig, humorvoll, sarkastisch und einfach brillant! Ich hab zu jeder Sekunde mitgefühlt, bekam Angst, Herzklopfen und erlebte Junes Achterbahn der Gefühle hautnah mit.

Auch wenn June sich die Wahrheit auf ihre ganz eigene Weise hindrehte und ich sie teilweise am liebsten hätte schütteln wollen, weil meine Emotionen mit mir durchzugehen schienen, mochte ich genau das. Die Geschichte hat mich emotional so stark abgeholt, dass kein Blatt zwischen June und mich passte. Auch wenn ich sie wirklich oft nicht verstehen oder nachvollziehen konnte, mich viele Dinge verwirrten (zum Beispiel ihre ständige Auseinandersetzung mit der Irrelevanz ihres Seins), aber dennoch war sie in sich so rund gezeichnet, dass sie mich komplett einnahm.
Auch die Wut und Enttäuschung auf die angrenzende Bubble, die sich eigentlich nur der Wahrheit annahm, war bei mir verstärkt zu spüren. Auch hier werte ich es wieder als Zeichen der Authentizität und kann einfach nicht genug loben.
Am meisten berührt hat mich Athenas Mutter bzw. die einzelnen Szenen mit ihr. Sie war so eine distanzierte, aber freundliche Person, die mich als Außenstehenden zumindest in die Gefühlslage versetzt, die asiatische Kultur zu spüren.

Eine ganz starke Empfehlung für das Buch, da es jetzt schon mein Jahreshighlight ist!

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