Berührende Liebesgeschichte, die aber nicht in die Tiefe geht
Ava liebt nochMutter werden und sich selbst nicht verlieren. Darüber kann Ava nur lachen. Als Mutter von drei Kindern stellt sie ihre eigenen Bedürfnisse schon seit Jahren hinten an und funktioniert wie auf Autopilot.
Als ...
Mutter werden und sich selbst nicht verlieren. Darüber kann Ava nur lachen. Als Mutter von drei Kindern stellt sie ihre eigenen Bedürfnisse schon seit Jahren hinten an und funktioniert wie auf Autopilot.
Als der 19 Jahre jüngere Kieran auftaucht, verliebt sie sich und findet nach und nach zu sich selbst zurück.
“Ava liebt noch” ist ein Roman, dessen Klappentext so viel mehr verspricht als eine schnöde Liebesgeschichte; Mutterschaft, gesellschaftliche Erwartungen an diese, Mental Load, Gender-Care-Gap und weitere aktuelle feministische Themen scheinen im Mittelpunkt zu stehen.
An dem Punkt wurde ich etwas enttäuscht, denn stattdessen dreht es sich doch hauptsächlich um die Liebesgeschichte zwischen Ava und Kieran. Das ganze Thema Mutterschaft gehört zwar zu Ava, kommt meiner Meinung nach aber etwas zu kurz.
Die Geschichte zwischen den beiden ist definitiv bewegend, schön fand ich, dass wir sie über mehrere Jahre begleiten und ihre persönlichen Entwicklungen beobachten können.
Dies hätte auch gerne etwas ausführlicher geschehen können, in der zweiten Hälfte werden Schlag auf Schlag Episoden abgearbeitet und man fragt sich, ob diese für die Geschichte wirklich alle wichtig sind. Alles verläuft sehr glatt. Außerdem verliert man an diesen Stellen schnell den Überblick über das aktuelle Alter der beiden, weil nur so durch die Jahre gesprungen wird. Hier hätte ich mir vielleicht weniger, dafür intensiver beschriebene Ereignisse gewünscht, denn die Autorin schafft es wunderbar, Gefühle zu transportieren und braucht dieses übertriebene Tempo überhaupt nicht, um ihre Leserinnen am Ball bleiben zu lassen.
Etwas schade ist die Tatsache, dass gerade in den ersten Jahren zwischen Kieran und Ava hauptsächlich von ihren körperlichen Begierden berichtet wird und man sich als Leserin lange fragt, ob Kieran für Ava nur zur Lustbefriedigung dient oder doch mehr dahintersteckt.
Auch Ralf, Avas Ehemann, wurde mir zu einseitig und ignorant dargestellt. Er ist der Buhmann in einer Geschichte, die keinen gebraucht hätte und dem man nicht uneingeschränkt die ganze Schuld zuschieben sollte.
Gut herauszulesen war jedoch der innere Konflikt Avas, die stets irgendwo zwischen Muttersein und ihren eigenen Bedürfnissen gefangen ist. In der letzten Szene fasst sie es sehr gut in Worte.
Insgesamt ist es eine doch eher seichtere Liebesgeschichte mit wichtigen Themen, die leider nicht genug besprochen werden, um in die Tiefe zu gehen. Dennoch hat es mich gut unterhalten und die Autorin hat einen leichten, gut zu folgenden Schreibstil. ⭐️3/5⭐️