dicht, düster, spannend
Eigentlich ist es der letzte Einsatz von Claire Kovalik und ihrem Team auf der Lina. Gemeinsam sind sie für die Wartung von Funkbojen zuständig, doch dies sollen künftig Roboter übernehmen. Als die Crew ...
Eigentlich ist es der letzte Einsatz von Claire Kovalik und ihrem Team auf der Lina. Gemeinsam sind sie für die Wartung von Funkbojen zuständig, doch dies sollen künftig Roboter übernehmen. Als die Crew plötzlich einen Hilferuf erhält und kurz darauf das Luxusschiff Aurora im All treiben sieht, das seit mehr als zwanzig Jahren als verschollen gilt, wähnen sie sich als Finder in Reichtum. Doch mit Betreten der Aurora hält der Wahnsinn Einzug in die Crew. Ein Wahnsinn, der mehr als ein Menschenleben fordert.
Das Cover zeigt den im Nichts treibenden Luxusliner Aurora. Gestrandet im All wirkt sie tot und trostlos. Aber dem Schiff entströmt auch etwas Bösartiges, was ich nicht recht greifen kann. Zusammen mit dem Klapptext war es ausschlaggebend, dass ich mich zu diesem Buch hingezogen fühlte.
S.A. Barnes hat einen packenden, mitreißenden und an den Nerven zerrenden Schreibstil, der mich von der ersten Seite an begeisterte. Die Schilderungen der Unendlichkeit des Weltalls faszinierten mich ebenso, wie die Beschreibung der Charaktere. Was für Menschen sind das, die Monate, ja Jahre lang im Weltall leben und arbeiten können, fernab der Zivilisation, fernab von Menschen, isoliert in einer kleinen Gruppe? Unweigerlich überlegte ich, ob ich mir ein solches Leben vorstellen könnte? Immer mit der Gefahr im Nacken, das der kleinste Fehler nicht nur tödlich ist, sondern in einer Katastrophe enden kann.
Die Autorin schildert die Dunkelheit mal behütende wie eine Decke, mal als Rückzugspunkt für das Unheimlich. Gerade diese Gegensätze nagten an mir und ließen mich das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen. Gemeinsam mit Claires Crew wollte ich unbedingt das Geheimnis der Aurora ergründen.
Beim Betreten des Luxusschiffes vollzieht sich ein Wandel. Doch welcher, wird nicht richtig klar. Wie die Besatzung der Lina, rätselte auch ich, was hier geschehen sein könnte. Warum sind alle Menschen auf der Aurora tot? Mord? Selbstmord? Die Atmosphäre ist mehr als unheimlich! S.A. Barnes spielt mit den Urängsten ihrer Leser und das gekonnt. Mal war für mich klar, dass eindeutig Geister ihr Unwesen treiben! Die Stimmen, und die Erscheinungen waren ein eindeutiges Motiv dafür! Und dann knickte ich wieder ein und war mir zu hundert Prozent sicher, dass sich eine Seuche an Bord befindet, die das Bewusstsein verändert! Ganz klarer Fall! Oder doch ein Angriff von Außerirdischen? Genau wie die Besatzung der Lina zweifelte ich an allem, was ich sah und hörte; was ist real, was nicht? Ich stand gemeinsam mit meinen Protagonisten schier Todesangst aus. Vor allem, weil schon in den ersten Seiten des Buches deutlich wurde, dass nur Claire der Rückweg zur Erde gelungen war. Und doch hörte ich nicht auf zu hoffen!
Ich musste unweigerlich an den Ausspruch von Nietzsche denken: "Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein." Ist es so mit dem Weltall und der schieren Unendlichkeit der Dunkelheit? Zumindest bei Claire scheint es so, die bereits als Kind Tragisches erleben musste und seitdem ein Mal mit sich herumträgt. Menschen machen ihr zu schaffen, sie ist lieber für sich, denn andere Menschen bedeuten unweigerlich Enttäuschung, Verlust und Trauer. Dabei ist Claire nicht unsympathisch; ganz im Gegenteil konnte sie mein Herz als Protagonistin sofort erobern. Auch wenn in meinen Augen mehr Abgrund aus ihr spricht, als Menschlichkeit aus dem Abgrund. Und doch wandelt sich ihre Einstellung im Verlaufe der Geschehnisse merklich und ich beobachtete voller Staunen, wie sich ihr Herz langsam öffnete, auch wenn sie wieder mit Schmerz rechnen musste.
Die Crew an Claires Seite ist ebenso einmalig wie spleenig. Ich glaube, um so lange im Weltall zu sein, in so einem begrenzten Raum, muss man auch diverse Eigenarten haben. Und doch funktionieren alle als Team besonders gut und können ihre Wünsche für das Wohl der Gruppe in den Hintergrund stellen. Jeder einzelne ist mir ans Herz gewachsen und es wird mehr als deutlich, dass die Autorin in jedem der Mitglieder ein Stückchen Herzblut verewigt hat!
Mein Fazit
Ein Thriller der Extraklasse! S.A. Barnes gelingt es, mit den Urängsten ihrer Leser zu spielen und zieht sie in einen Strudel aus purer Panik!