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Veröffentlicht am 01.10.2017

Gute Ansätze, (zu) einfache Lösungen

Die Magie der Lüge
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Anderta Passario kann Wahrheit von Lüge unterschieden. Ihre Namensmagie ist die des Wahrheitsfindens. Umso entsetzter ist sie als sie eines Morgens erwacht und nichts mehr so ist, wie es einst war. Und ...

Anderta Passario kann Wahrheit von Lüge unterschieden. Ihre Namensmagie ist die des Wahrheitsfindens. Umso entsetzter ist sie als sie eines Morgens erwacht und nichts mehr so ist, wie es einst war. Und noch schlimmer - kein Mensch außer ihr scheint sich an die andere, verlorene Wirklichkeit erinnern zu können. Ihr einziger Anhaltspunkt ist der andere Wahrheitsfinder, den es auf der Welt noch gibt. Von ihm wird sie ihre gestohlene Wirklichkeit zurückfordern.

Die Magie der Lüge bildet den zweiten Band zu zur Magie der Namen. Ich muss ein paar Dinge vorn weg schicken: Als ich Magie der Namen las, war ich zunächst beeindruckt vom Ideenreichtum der Autorin. Die Magie, die Stellung in der Gesellschaft und das eigene Leben war an den wahren Namen gebunden, den ein Kind im Jugendalter mit der Namensweihe erhält und sich dementsprechend wandelt. Enttäuschter war ich jedoch vom Ende, das meiner Ansicht nach viel zu abrupt und abgeschnitten erfolgte und mich ein bisschen fassungslos zurückließ. Das Ende - selbst wenn man es als Cliffhanger betrachtet - hat mich nicht glücklich gemacht und ich legte das Buch mit einem faden Beigeschmack zur Seite. Was geschieht nun mit Tir und Rus? Und bleibt die Veränderung der Wirklichkeit ohne Folgen?

Genau diese Fragen bewegten mich, doch nach dem 2. Band zu greifen.
Die Bauchschmerzen, die ich vor der Lektüre des Buches hatte, legten sich nach den ersten Seiten. Eine neue Protagonistin wurde vorgestellt, durch deren Augen wir in diesem Buch die Welt (und auch ein oder zwei Wirklichkeiten) erleben werden. Um ehrlich zu sein - ich war erleichtert, ich mochte die Protagonisten aus dem ersten Band sehr, aber unbelastet in den zweiten einsteigen zu können, tat meiner Leserseele eigentlich ganz gut. Ich lernte An kennen, ihre Diebereien und begleitete sie und ihren Partner auf ihrer Reise durchs Land. Sie ist eine Wahrheitsfinderin und vollkommen schockiert, als sie eines Morgens in einer vollkommen fremden Wirklichkeit aufwacht. Ich musste oft schmunzeln, als sie vor den alltäglichsten Dingen erschrak oder versuchte, die gestohlene Wirklichkeit zu erklären und von ihrem Umfeld nur Unglauben erntete als wäre sie verrückt geworden. Ich kann mir vorstellen, dass es für sie ein hartes Stück Arbeit war, den anderen die andere Wirklichkeit begreiflich zu machen. An dieser Stelle konnte ich richtig mit An mit fühlen, auch als sie beschließt, den einzig anderen Wahrheitsfinder zur Rede zu stellen - Tirasan Polliander, mit dem auch ich noch ein Hühnchen (oder zwei) zu rupfen hatte. Ab Mitte des Buches gehörten Tir und Rustan mit zur bunten und größeren Crew, um das Abenteuer ihres Lebens zu erleben.
Spannend, aufregend, und die alten Helden sind auch wieder mit von der Partie, auf dem Weg die Fragen zu klären, die mir unter den Nägeln brennen! Was kann ich mir mehr wünschen? Und trotzdem fällt mir die Beurteilung sehr sehr schwer.
Keine Frage - Ich mochte es. Ich mochte es wirklich! Der Schreibstil und Nicoles flüssige, farbenfrohe Sprache hat mich mitgenommen auf das Abenteuer. Ich habe es in Rekordzeit gelesen - da mich die Charaktere gezogen haben. Ich wollte unbedingt wissen, wie sich ihre Geschichten verweben. Diese Frage hat mich durchs Buch geleitet.
Was hat mich denn nun gestört?
Mit der Wirklichkeit zu spielen erfordert eine wirklich stimmiges, bis ins kleinste Detail durchdachtes Worldbuilding. Und daran habe ich mich gestoßen. Die Welt war fantastisch, keine Frage. Aber ich habe mich an Details gestoßen. Ist Tir wirklich mächtig genug, um die Erinnerungen aller Menschen zu verändern? Müsste es da nicht auch eine ganz andere gesellschaftliche Struktur geben, um Kinder plötzlich in die Gesellschaft zu integrieren? Keine Frage, das war im Hintergrund alles irgendwo vorhanden, aber wirklich in den Vordergrund transportiert wurde diese Tatsache nicht. Und das soll nur ein Beispiel sein.
Außerdem fand ich die ein oder andere Plotwendung etwas unglücklich verständlich gemacht - da taten sich Löcher auf, mal klein, mal schon ein bisschen größer, die mich beim Lauf durchs Buch stolpern und inne halten ließen. Für mich war der Plot einfach nicht rund. Durch die Seitenzahl bedingt, ist mir vieles auch nicht ausführlich genug beleuchtet worden. Nicole wollte auch Tirs Gefühlswelt deutlich machen, was aber nur mäßig gelungen ist, da das Buch ja aus Ans Perspektive erzählt wird.

„Die Magie der Lügen“ empfand ich als deutlich besser als „Die Magie der Namen“ (das Vorgängerbuch war wirklich mit der heißen Nadel gestrickt!). Nicole Gozdek hat mich mitgenommen auf eine farbenfrohe Reise, mit einigen Löchern, in die ich nur gar zu gerne getappt bin. Deshalb vergebe ich 3,5 Sterne für dieses Buch.

Veröffentlicht am 19.07.2017

Tolle Ansätze!

Die Verräterin - Das Imperium der Masken
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Die junge Baru wächst glücklich mit ihrer Mutter und ihren beiden Vätern auf der abgelegenen Insel auf, bis sie miterleben muss, wie das Imperium ihre Heimat erobert, ohne einen Tropfen Blut zu vergießen ...


Die junge Baru wächst glücklich mit ihrer Mutter und ihren beiden Vätern auf der abgelegenen Insel auf, bis sie miterleben muss, wie das Imperium ihre Heimat erobert, ohne einen Tropfen Blut zu vergießen und sich ihr Leben schlagartig ändert. Einer ihrer Väter verschwindet und sie wird auf der Akademie, nachdem sie angeworben wurde, zu einer Führungskraft ausgebildet. Als Buchhalterin wird sie in die Kolonie Aurdwynn versetzt, die kurz vor einer Rebellion steht und muss sich plötzlich fragen, auf welcher Seite sie steht.

Seth Dickinson war ein neuer, frischer Autor, von dem ich zuvor noch nie etwas gehört hatte. Sein Stil wurde als provozierend und anders, ein neuer Wind in der Phantastik, angepriesen. Die Beschreibung erweckte die Neugier in mir. Schon lange vor dem Erscheinungstermin stand für mich fest, dass ich „Die Verräterin“ würde lesen müssen, um mir meine eigene Meinung zu bilden.
Vorn weg kann ich schicken, dass es wirklich ein besonderes Buch war, das provozierende Themen behandelte.
Die ersten Kapitel handeln von Barus Kindheit und erläutern die Verhältnisse auf Taranoke, die nicht immer konform mit denen des Imperiums sind. Aus diesem Grund war ich recht schnell drin in der Materie, mit der sich das Buch zu Beginn befasst, und mit der sich Baru befassen muss. Mit der Eroberung der abgelegenen Insel halten Worte wie Sodomie oder unhygienisches Verhalten in ihren Wortschatz Einzug. Sie lernt Verlust und Schmerz und Trauer kennen, und geht damit auf die einzige Art und Weise um, die sie für sinnvoll hält. Sie lässt sich anwerben und will zu Macht gelangen, um etwas im Imperium zu verändern. Mit den getroffenen Entscheidungen im Buch konnte ich vollauf mitgehen. Auch die neugierige und sehr schlaue Baru war mir auf Anhieb sympathisch, genauso wie mir die strickten Regeln des Imperiums zu wieder waren. Vergeblich wartete ich jedoch, dass sich in mir irgendeine stärkere Emotion regte, wie es sonst bei guten Büchern der Fall ist.
Das Buch ist sehr klug geschrieben. Seth Dickinson hat einen fesselnden Stil, den er bis zum Ende hin durchhält und der zu faszinieren weis. Er webt die Intrigen in die Worte mit hinein, sodass ich manchmal erst im Nachhinein den tieferen Sinn des Satzes verstand. Der Stil sucht auf jeden Fall seines gleichen!
„Die Verräterin“ lebt von Intrigen, von dem Machtgefüge und dem verwobenen Geflecht von Versprechen und Betrug. Trotzdem habe ich lange nach dem Grund gesucht, aus dem mich das Buch nicht wirklich fesseln konnte. Ich denke, es hängt mit der Erzählebene zusammen, die Dickinson verwendet. Er erzählt und erklärt sehr viel, lässt Baru gedankliche Verrenkungen vollführen, sodass ihre Gedanken genau an den kritischen Punkt gesteuert werden, den der Autor treffen will. Es sind ernste, politisch und sozial gesehen erschreckend reale Probleme, die er anspricht, doch ich für meinen Teil konnte emotional nur manchmal wirklich mit Baru mitfühlen. Es waren kleine Inseln in einem Text aus sozialkritischen und rechtlichen Ausführungen, die mich faszinierten. Zum Beispiel die Gespräche mit Muire Lo, ihrem Sekretär, oder den abendlichen Ausflug mit Aminata, beides Charaktere, die ich sehr zu schätzen wusste, da sie für mich ein wenig Farbe in die Geschichte brachten.

Letztendlich bin ich zwie gespalten, was mein Urteil betrifft. „Die Verräterin“ hatte wahnsinnig gute Ansätze, die ich auch durchaus problematisch in der Realität nachvollziehen kann. Andererseits konnte mich persönlich das Buch kaum fesseln und emotional berühren, trotz der Grausamkeiten, die darin passierten.
Trotzdem empfehle ich es für jeden, der eine komplexe Story und politische Intrigen liebt.

Veröffentlicht am 13.06.2017

Besser als der erste Band

Das Herz des Verräters
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Lia und Rafe sind von den Vedanern gefangen genommen worden und müssen sich in der neuen Umgebung zurecht finden. Der Vendanische Herrscher, der Komizar, hat ganz eigene Pläne mit Lia. Umgeben von unbekannten ...

Lia und Rafe sind von den Vedanern gefangen genommen worden und müssen sich in der neuen Umgebung zurecht finden. Der Vendanische Herrscher, der Komizar, hat ganz eigene Pläne mit Lia. Umgeben von unbekannten Menschen und einer neuen, für sie fremden Kultur, setzt Lia alles daran, einen Ausweg aus Venda zu finden.

Der erste Band, Kuss der Lüge, hat mir persönlich einiges Stirnrunzeln und Kopfzerbrechen, sowie Haareraufen eingebracht. Trotzdem fesselte mich das Ende so, dass ich wissen wollte, wie denn der Fortgang der Geschichte ist. Um es vornweg zu nehmen: Das Herz des Verräters fand ich um einiges besser als den ersten Band. Weniger Haareraufen, mehr Charakterentwicklung und ein Versprechen auf einen (im englischen) bzw. zwei (im deutschen) spannenden finalen Band.
Doch beginnen wir am Anfang. Der zweite Band beginnt genau dort, wo der erste endete. Da die Lektüre des ersten bei mir noch nicht allzu lange zurück liegt, fiel es mir nicht schwer, in das Buch hinein zu finden.
Lia, mein Problem- und Aufregcharakter im letzten Buch, begleiten wir diesmal auf ihrem Weg ins Sanctum, wir begleiten sie in ihrem neuen gefahrvollen Leben - und ich war überrascht, dass sie mich dieses Mal nicht halb so sehr aufgeregt hat, wie im letzten Buch. Sie hatte dazu gelernt. Wahrscheinlich lag es auch daran, dass sie sich nicht allzu viele Gedanken um Kaden oder Rafe machen konnte, da sie viel zu sehr damit beschäftigt war, am Leben zu bleiben und nicht im Kerker landet. Das machte sie zumindest für mich wesentlich sympathischer! Zusammen mit Lia erkundet der geneigte Leser ein fremdes Reich, eine fremde Kultur. Und das, finde ich zumindest hat die Autorin sehr gut gemacht. Aus dem feindlichen Land werden ganz langsam Menschen mit einer Vergangenheit, mit einer Geschichte und mit Einflüssen, die sie prägen. Mary E. Pearson bringt die Vedaner so nahe, dass aus der grauen Masse freundliche, bösartige oder stolze Menschen werden, die Lia entweder zur Seite stehen oder gegen sie aufbegehren. Diese Schritte von ihr haben mir persönlich sehr gut gefallen.
Auch eine sich wiederholende Handlung, an der Lia immer wieder beteiligt ist, empfand ich als eine wirklich starke bildhafte Szene, die ich immer sehr genossen habe. Zudem kommt auch etwas Licht in Gaudrels Vermächtnis. Die Linien werden klarer, die Überlieferung ein wenig verständlicher.
Einen Charakter, den ich ziemlich spannend fand, wurde im zweiten Band neu eingeführt. Der Komizar agiert als Antagonist in diesem Buch, aber als ein charismatischer mit Zielen, Wünschen und Träumen, die verständlich sind. Er bringt noch etwas Würze in die Geschichte.
War denn Würze notwendig?
Ja, leider. Dadurch, dass sich die Autorin für die minutiöse Schilderung der Kultur und der Menschen entschieden hat, blieben die Spannung und die Handlung leider in weiten Teilen des Buches auf der Strecke. Lia lernt Land und Leute kennen, aber dabei bleibt die Spannungskurve leider (für mich) recht flach. Erst der Showdown am Ende verspricht noch einmal Nervenkitzel.

Trotzdem lässt sich das Buch gut lesen. Den guten Stil, den ich auch schon im ersten Band hervorgehoben, hat sie wirklich beibehalten.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass mir dieser Band besser gefallen hat als der erste, mich aber auch nicht wirklich packen und mitreißen konnte. Über die exzellente Schilderung der Kultur war ich jedoch ziemlich überrascht. Aus diesem Grund vergebe ich knappe vier Sterne und bin gespannt auf den nächsten Band.

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  • Atmosphäre
  • Erzählstil
  • Gefühl
Veröffentlicht am 05.05.2024

Tee, Blut und Freundschaft

A Tempest of Tea
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„Warum die Welt retten, wenn man auch einfach Tee trinken kann?“

Das war ein rasanter Auftakt, der mir a) Lust auf guten Tee gemacht hat (und das sage ich als überzeugter Kaffeejunkie) und der b) coole ...

„Warum die Welt retten, wenn man auch einfach Tee trinken kann?“

Das war ein rasanter Auftakt, der mir a) Lust auf guten Tee gemacht hat (und das sage ich als überzeugter Kaffeejunkie) und der b) coole Diebes- und Six of Crows Vibes enthielt. Konnte er mich gänzlich überzeugen - nein, nicht wirklich. Ich bin Arthie und Jin trotzdem gern durch die Gassen von White Roaring gefolgt und habe mit ihnen in ihrem Teehaus Tee und Kokoswasser geschlürft (Blut überlasse ich den Vampiren) - denn genau darin verwandelt sich Arthies luxuriöses Teehaus bei Nacht - in ein Bluthaus für Vampire. Als ihr Etablissement bedroht wird, lässt sie sich auf einen gefährlichen Handel ein. Sie soll ein Buch aus der verführerischen Unterwelt Ettenias stehlen - dafür ist natürlich eine Crew vonnöten.

Der Mischung konnte ich einfach nicht widerstehen, wirklich. Es hörte sich so sehr nach dem „Genau meins“ Stempel an, dass ich ihn schon mal vorgekramt habe. Einige Elemente haben mir wirklich gut gefallen. Nehmen wir uns zuerst mal Arthies Teehaus vor. Das hat mich fasziniert und ich hätte so gern noch viel mehr Zeit dort verbracht. Ich kann Arthie und Jin verstehen, wenn sie das Etablissement als zuhause bezeichnen - immer wieder.
Arthie selbst ist die unnahbare eiskalte Eigentümerin des Teehauses. Das wird auch über weite Bereiche des Buches so bleiben. Verletzlich und offen zeigt sie sich nur in den Rückblenden oder hin und wieder Jin gegenüber. Die Beziehung zwischen den beiden war für mich auch die stärkste Beziehung im Buch, wenngleich durchtränkt von Geheimnissen. Wenn auch nicht im Blute, verbindet die beiden ein so starkes geschwisterliches Band, dessen Charakter sich erst im Verlauf des Buches offenbart. Die Dialoge und die Stagetime der beiden habe ich wirklich gern gelesen. Ganz anders waren die Szenen von Jin und der Fälscherin Flick, einem Mädchen aus guten Hause, das sich auf die Dokumentenfälschung spezialisiert hat. Die Autorin wollte hier die starke Anziehung zwischen den beiden darstellen. Aber diese Teetasse hätte man genauso gut im Schrank lassen können, denn ich habe die Anziehung in der ersten Hälfte des Buches so gar nicht gespürt. Allenfalls war Flick in manchen Absätzen wirklich naiv Jin gegenüber. Die beiden haben mich ganz schön viel Nerven gekostet - in der zweiten Hälfte des Romans zog dann das Tempo an und sie fanden einfach nicht mehr die Zeit zum Flirten.

Der Diebesplot war spannend und blutig, der hat mir wirklich gut gefallen, selbst wenn er an schon bekannte Geschichten des selben Genres erinnert. Die Vampire fügten sich ebenso gut in die Stadt mit ein - ich mochte die Spitzzähne eigentlich echt gerne, vor allen Dingen, da sie nicht nur gefürchtet, sondern auch verachtet werden. Spannende Mischung.

Im Hintergrund spielt auch der Kolonialismus eine tragende Rolle. Ich bin gespannt, ob er im nächsten und abschließenden Band noch eine größere Rolle spielen wird.

Warum konnte mich das Buch nun nicht gänzlich für mich einnehmen? Es hat an manchen Ecken und Enden etwas gefehlt, um ehrlich zu sein. Manche Passagen musste ich zwei Mal lesen, weil sie mich verloren haben. Hinzukommt die Liebesgeschichte, die mich einiges an Leselaune gekostet hat.

Ich vergebe 3,5 Sterne - kann es aber für jeden empfehlen, der Ganovengeschichten mit einem Foundfamily Trope und spitzen Eckzähnen mag.

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Veröffentlicht am 14.03.2024

Schauer konnte es bei mir nicht erzeugen

Der Tod der Jane Lawrence
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Es klang so gut! Wann hat euch zuletzt ein Klappentext dazu verleitet ein Buch zu kaufen, das euch letztendlich enttäuscht hat?

In einem alternativen London rechnet sich Jane, die ein großes Faible für ...

Es klang so gut! Wann hat euch zuletzt ein Klappentext dazu verleitet ein Buch zu kaufen, das euch letztendlich enttäuscht hat?

In einem alternativen London rechnet sich Jane, die ein großes Faible für Mathematik hat, mehr Chancen auf Unabhängigkeit aus, wenn sie verheiratet ist. Dieser ist auch schnell gefunden - Augustin Lawrence, ein eigenbrötlerischer Arzt, der keinerlei romantisches Interesse an Jane zu haben scheint. Er verbietet ihr aber auch nur einen Fuß in sein Anwesen zu setzen, in dem er aber jede Nacht verbringt. Was für Geheimnisse birgt das Anwesen wohl?

Und der Anfang war auch noch richtig interessant. Jane wird eingeführt als eine junge Frau, die nach Unabhängigkeit strebt und dafür den Weg einer Heirat wählt, wie es wohl in diesem alternativen London in der Nachkriegszeit üblich war. Ich empfand ihre Art als erfrischend, hatte sie die große Liebe doch schon at acta gelegt, da sie der felsenfesten Überzeugung war, mit ihrer Liebe zur Mathematik verheiratet zu sein. Die Ehe zu Augustine Lawrence sollte nur Mittel zum Zweck sein, und er willigt nach halbgarer Diskussion ein, ihr Ehemann zu werden, wenn sie ihm in seiner Praxis zur Hand geht.
Das war leider schon mein erster Stolperstein. Der Mann sträubt sich im ersten Moment mit allem, was ihm zur Verfügung steht, im nächsten Moment willigt er in die Ehe mit ein paar Bedingungen ein. Da dreht sich ein Fähnchen nach dem Plotwind, so war mein Gefühl - so offensichtlich finde ich es aber etwas gewollt.

Habe ich am Anfang erwähnt, dass Jane niemals auf seinem Anwesen übernachten soll? Natürlich findet sie einen Weg über ein paar Unfälle in den Sitz des Arztes und bemerkt gleich, dass hier vieles nicht mit rechten Dingen zu geht. Allein dieses Haus bietet viel Potential für schaurige Momente - die jedoch bei mir überhaupt nicht ankamen. Jane stolpert von einer konstruierten Situation in die nächste und hat unheimliche Träume. Und sie verliebt sich natürlich unsterblich in Augustin - doch diese Beziehung kam mir zu plötzlich, für mich war sie zu unzureichend eingeführt, um den Plot wirklich zu tragen. Im einen Moment ist sie mit ihrem Faible für Mathematik verheiratet, im anderen wirft sie sich ihm praktisch an den Hals - nur um den Abgrund noch tiefer zu graben, in den sie danach fällt. Für mich stand das gesamte Konstrukt nach einem Fünftel des Buches auf ziemlich wackligen Beinen - und konnte mich wenig fesseln. Es gab einige nette Abschnitte - insbesondere das Setting in der Praxis fand ich eigentlich interessant. Aber sobald es wieder auf Augustins Herrensitz ging, entwich die Luft wie aus einem durchlöcherten Luftballon. Geister, verschlossene Türen, mysteriöse Rituale - die ohne einen großen Plan aneinander gereiht wurden, ergeben leider für mich keinen guten Roman. Er hat mich dann auch irgendwann verloren, zwischen blutigen Messern und vorhersehbaren Wendungen, die auf bei mir nicht die gruselige Dramatik entfaltet haben, die sie eigentlich entfalten sollten. Die Magie, die alsbald auftaucht, ist düster und dramatisch, wird Jane aber irgendwie gezwungen erklärt, sodass es nicht wirklich glaubwürdig wirkt …

Ab der zweiten Hälfte würde es düsterer und blutiger, beinahe las es sich wie im Fieberwahn. Dagegen bin ich nicht abgeneigt, wenn die Figuren stimmen. Aber Jane und Augustin haben mich schnöde sitzen lassen und mich nicht auf ihre wilde Party mit Skalpell und Geistern eingeladen. Unglaublich schade.

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