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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.10.2017

Versunken in den eisigen Fluten des Meeres ...

Fluch über Rungholt
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Nicht viele Autoren schaffen es, den Leser Sturm und Kälte spüren zu lassen. Wenige schaffen es, die Sinnesorgane des Lesers zu kitzeln. Franziska Steinhauer ist jedoch genau das meisterhaft gelungen. ...

Nicht viele Autoren schaffen es, den Leser Sturm und Kälte spüren zu lassen. Wenige schaffen es, die Sinnesorgane des Lesers zu kitzeln. Franziska Steinhauer ist jedoch genau das meisterhaft gelungen. Ich fühlte mich im wahrsten Sinne des Wortes zurück in die Vergangenheit versetzt und dem Zeitreisenden erstaunlich nah. Ob sie sich so abgespielt haben, die letzten Tage von Rungholt? Damals waren die Menschen noch vom Aberglauben geprägt und glaubten z. B. dass Katzen ein großes Unglück über die Menschen bringen würden. Damals, in der Zeit lange vor dem elektrischen Licht, als es draußen stockfinster war, wenn die Sonne unterging und es an trüben Tagen im hohen Norden sogar nie richtig hell wurde. So ist es kein Wunder, dass den Menschen in Rungholt angst und bange wurde als die Mordserie begann. Man vermutete böse Kräfte an der Macht und machte sich auf die Jagd auf den Schuldigen …
Während ich normalerweise kein großer Fan von eingebauten fantastischen Elementen bin, hat sich Shahid doch gut in die Geschichte eingefügt. Der Schreibstil ist flüssig und macht das Buch trotz seiner düsteren Art zum Lesevergnügen. Die Autorin führt uns direkt bin zur verheerenden Sturmflut und dem anschließenden Untergang des Ortes, es muss einfach unvorstellbar gewesen sein! Am Ende des Buchs belohnte Frau Steinhauer mich noch mit einigen geschichtlichen Erklärungen zu Rungholt, das fand ich klasse. Ich bin da immer sehr neugierig, wenn ein Roman tatsächlich auf einem wahren Hintergrund basiert.

Veröffentlicht am 10.10.2017

Immer auf der Suche nach ein bisschen Glück ...

Durch alle Zeiten
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Puh, was für ein Leben. Das war wirklich harter Tobak! Wir erfahren vom Leben einer Frau namens Elisabeth, das bestimmt kein Einzelschicksal ist. Dennoch muss ich hier anmerken, dass sie aber auch wirklich ...

Puh, was für ein Leben. Das war wirklich harter Tobak! Wir erfahren vom Leben einer Frau namens Elisabeth, das bestimmt kein Einzelschicksal ist. Dennoch muss ich hier anmerken, dass sie aber auch wirklich bei jedem Schicksalsschlag ganz laut „Hier!“ gerufen zu haben scheint. Eigentlich fing doch alles ganz gut an. Ihr wird die Chance gegeben aus dem Trott des Nachkriegsösterreichs auszubrechen, in dem ihre Eltern und Geschwister gefangen sind. Sie ist ein ausgesprochen hübsches Mädchen, doch durch ihr recht abgeschiedenes Leben in der kargen Bergwelt fehlt es ihr leider so total an Weitsicht und Erfahrung. Auf ihrer ewigen Suche nach dem scheinbar perfekten Glück tappt sie – um es mal ganz milde auszudrücken – von einem Fettnäpfchen in das nächste. Blauäugig stürzt sie sich in Affären um am Schluss einen sehr hohen Preis für ihren Quest bezahlen zu müssen. Manchmal wollte ich ihr zurufen „Hör auf, mach nicht wieder alles kaputt!“ doch sie konnte mich ja nicht hören und so kämpfte sie weiter verzweifelt um ihre Erfüllung.
Die Autorin schmeißt den Leser mit der intensiven Beschreibung zur Geburt von Elisabeths dritten Kindes sofort ins kalte Wasser und löste in mir Kopfkino vom Feinsten aus. Sie erzählt ihre Geschichte in dem sie zwischen Vergangenheit und Gegenwart wechselt und mir so ein recht anschauliches Bild über Elisabeths Leben präsentiert. Manchmal wunderte ich mich allerdings, dass sich die Geschichte in den 50er/60er Jahre abspielte. Eine Zeit, in der die Leute bereits in den Urlaub fuhren, sich wieder was leisten konnten und eigentlich doch recht zuversichtlich und voller Schwung in die Zukunft blickten. War zu diesen Zeiten das Leben in den österreichischen Alpen wirklich noch so rückständig? Gut gefallen hat mir auch der kurze Einblick in das Leben von Elisabeths später Freundin, die in ihrem Leben trotz Geld und Glamour auch nicht glücklicher ist.
Einer meiner Lieblingssätze im Buch stammt aus deren Mund: „Wenn Du geliebt wirst, denkst Du, Liebe sei leicht zu finden. Das stimmt aber nicht, Liebe ist selten.“

Veröffentlicht am 03.10.2017

Spannung garantiert ....

Die purpurnen Flüsse
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Wer spannende Thriller sucht, ist bei Jean-Christophe Grangé bestens bedient. „Die purpurnen Flüsse“ sind für mich bereits das zweite Hörbuch aus der Feder dieses Autors. Er denkt sich skurrile Geschichten ...

Wer spannende Thriller sucht, ist bei Jean-Christophe Grangé bestens bedient. „Die purpurnen Flüsse“ sind für mich bereits das zweite Hörbuch aus der Feder dieses Autors. Er denkt sich skurrile Geschichten aus, deren Aufklärung den Hörer in die entlegensten Ecken führen und deren Aufklärung Spannung bis zum letzten Track garantieren. Jeder Abschnitt hat zudem eine kleine musikalische Untermalung, die die Fälle noch gruseliger wirken lassen. Auch in diesem Buch lässt er wieder Ideen einfließen, auf die man normalerweise gar nicht kommen würde. Mir gefällt dieser Mann und ich freue mich schon jetzt auf seinen nächsten Fall. Für allzu Zartbesaitete würde ich diese Kriminalfälle jedoch nicht empfehlen, Jean-Christophe nimmt nämlich selten ein Blatt vor den Mund …

Veröffentlicht am 30.09.2017

Einblicke in eine dunkle Zeit ...

Underground Railroad
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Nun bin ich auch fertig mit diesem allseits hochgelobten Buch und lasse es noch ein bisschen nachwirken. Zum Thema an sich gibt es nicht viel zu sagen. Es dürfte hinlänglich bekannt sein, dass noch bis ...

Nun bin ich auch fertig mit diesem allseits hochgelobten Buch und lasse es noch ein bisschen nachwirken. Zum Thema an sich gibt es nicht viel zu sagen. Es dürfte hinlänglich bekannt sein, dass noch bis zum heutigen Tage das Thema Rassismus eine gewichtige Rolle in den Vereinigten Staaten spielt. Jedoch möchte ich vorsichtig hinzufügen, dass dies ein zweischneidiges Schwert ist. Hiermit meine ich, dass nicht nur weiß gegen schwarz sondern auch umgekehrt diskriminiert wird, wenn auch nicht im gleichen Ausmaß.
Colson Whitehead hat nun in seinem neuesten Roman genau diese Thematik aufgegriffen, wobei er von Anfang an sagt, dass viele Vorkommnisse so hätten vorkommen können, jedoch im Buch seiner freien Fantasie entsprungen sind. Und genau deshalb bekommt das Buch für mich leider nicht die Bestnote. Zuviel Freiheit hat er hier meiner Ansicht nach walten lassen. Die „Underground Railroad“ als echter Zug, stellvertretend für viele Beispiele, war mir persönlich zu „exotisch“.
Dennoch schafft der Autor es, den Leser zum Nachdenken zu animieren. Man kann gar nicht anders als Vergleiche zu ziehen, neben der immer noch in unseren Köpfen sehr präsenten Naziherrschaft bis hin zur Gegenwart. Ich denke, Colson Whitehead wollte aufrütteln und das ist ihm fabelhaft gelungen. Mit einem schlüssigen Ende hat er mich als Leserin durchaus befriedigt zurückgelassen. Ich wünsche mir, dass das Buch gerade in der heutigen Zeit von vielen Menschen gelesen wird, denn ich spüre, dass wir uns im Moment in eine
Richtung bewegen, die nicht erstrebenswert sein kann.

Veröffentlicht am 28.09.2017

Immer wenn man denkt, nun hat man wirkliche alle Geschichten gehört ...

Marlenes Geheimnis
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Ein Generationenroman, der auf verschiedenen Zeitebenen spielt … „hatten wir schon öfter“, dachte ich, aber diesmal war es anders …
Geschickt weckte die bekannte Autorin, Brigitte Riebe – sie sich sonst ...

Ein Generationenroman, der auf verschiedenen Zeitebenen spielt … „hatten wir schon öfter“, dachte ich, aber diesmal war es anders …
Geschickt weckte die bekannte Autorin, Brigitte Riebe – sie sich sonst in ihren Büchern eher früheren Zeitperioden widmet - gleich zu Anfang meine Neugier. Drei Frauen treffen sich zur Beerdigung der Mutter und Großmutter, geliebt und gehasst zugleich. Übrig geblieben nach ihrem Tod sind die beiden Schwestern Marlene und Vicky sowie Vickys Tochter Nane. Schnell kommt es bei dem Treffen auch gleich wieder einmal zum scheinbar unvermeidbaren Streit zwischen den beiden Schwestern. Sie scheinen wie Feuer und Wasser. Was ist hier schief gelaufen? Warum kann keiner dem anderen verzeihen? Und vor allem, was gibt es zu verzeihen?
Die Autorin nahm mich mit in die Vergangenheit, die ich durch Nanes Augen und die Aufzeichnungen der Großmutter erleben durfte. Eine Vergangenheit, von der Nane Stück für Stück die Lagen lüftet, die zur Verschleierung eben dieser aufeinander geschichtet wurden. Wer waren Eva und Marlene, wo kamen sie her und was hatte sie damals an den Bodensee verschlagen? Die Bewohner des kleinen Ortes waren mehr als skeptisch was die Beiden anging doch mit großem Kampfgeist schaffen sie sich über die Jahre ein Plätzchen. Ungeheuerliche Dinge kommen durch die Aufzeichnungen zu Tage, Gräueltaten, die während des Zweiten Weltkriegs verübt wurden und ihresgleichen an vergleichbarer Grausamkeit suchen. Ich musste manchmal direkt absetzen beim Lesen, so sehr nahmen mich die geschehenen Ereignisse mit. Vieles klärt sich im Lauf der Geschichte und ein glückliches Ende scheint sich abzuzeichnen …
Mit diesem Buch durfte ich mal wieder einen wunderbaren Roman lesen, der einige Geschichtslücken schließen konnte. Mir hat er gut gefallen. Ich kann ihn ohne Bedenken weiterempfehlen.