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Veröffentlicht am 15.03.2024

Ein Roman um Ehre, Stolz, Wut, Leidenschaft, Rache und Intrigen

Die Herren der Grünen Insel
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Mit sechs Jahren erfährt Ascall, wie grausam die Welt und das Leben sind. Er beschließt, sich von ihnen nicht kleinkriegen zu lassen. Um als junger Herrscher, nachdem er seinen Vater und seine Mutter getötet ...

Mit sechs Jahren erfährt Ascall, wie grausam die Welt und das Leben sind. Er beschließt, sich von ihnen nicht kleinkriegen zu lassen. Um als junger Herrscher, nachdem er seinen Vater und seine Mutter getötet hat, mehr Ansehen zu erlangen, bittet er um die Hand der Tochter Caitlín von Tadc O’Bjolan. Doch dieser Stammeskönig weist ihn zurück. Ascall schwört Rache. Das gelingt ihm schließlich im Alter von zwanzig Jahren. Er hat unzählige Kämpfe gefochten und Schlachten geführt. Ascall wird inzwischen von vielen Männern gefürchtet. Nach dem Tode Tadc O’Bjolans führt Riacán die O’Bjolan-Sippe an. Nun steht Ascall mit seinen Männern vor der Burg Riacáns, um sich dessen Schwester Caitlín zu holen und zu versklaven. Ascall ist ein brutaler, skrupelloser Herrscher geworden.
Die österreichische Autorin mit dem Pseudonym Keira Brennan hat ein Epos um die Macht auf der grünen Insel Irland geschrieben. Dabei erzählt sie auf nicht ganz tausend Seiten in verschiedenen Handlungsbögen die Machtkämpfe entlang der Schicksale verschiedener Hauptfiguren. Dazu gehören z. B. Riacán O’Bjolan, seine Schwester Caitlín, Ascall von Toora, der Waffenhändler Pól und einige mehr. Letzterer schmiedet so manche Ränke, nur um seine Waffen an den Mann bringen zu können. Außerdem erweist er sich als Lehrmeister in Sachen Intrigen. So wird die Geschichte von vier Familien während sechs langer Jahre voller Schlachten und Kriege erzählt. Der Leser lernt nicht nur die grüne Landschaft der Insel kennen, sondern auch, dass das Grün blutdurchtränkt ist. Brutal und brachial geht es zu im Irland des Mittelalters. Obwohl diese Zeit die Herrschaft der Männer bekräftigt, wird der Leser auch Frauen kennenlernen, die sich nicht unterdrücken lassen wollen.

Der Roman ist langer Lesestoff, in den der Leser sehr tief eintauchen kann, um das ganze Wochenende daraus nicht hervorzuschauen. Sowohl Landschaften, als auch Figuren sind facettenreich beschrieben. Kaum eine Beschreibung, die nicht mit passenden Metaphern oder Vergleichen die richtigen Bilder im Kopf erzeugt. Die Figuren lernen der Leser durch deren Worte und deren Handeln kennen. Er kann mit ihnen fühlen, er kann sie lieben oder hassen. Die Namen der Figuren entstammen dem irisch-gälischen Wortschatz, wie auch viele Bezeichnungen und Ortsangaben davon abstammen. Dadurch wirken sie leicht exotisch und erinnern an ein Fantasy-Epos. Die Autorin hat bei ihren Recherchen viele Mythen und Sagen zutage gefördert und auf interessante Weise in die Handlungen eingebunden. Als besonderes Stilmittel wurden die Gedanken der gerade agierenden Figuren besonders leserfreundlich in separaten Absätzen kursiv dargestellt. Die Gewalt des Mittelalters wird durch grobe und derbe Vergleiche und entsprechender Wortwahl überzeugend herübergebracht. Nahezu auf jeder Seite trieft es vor Dreck und Blut, Schwerter und Dolche kommen kaum zur Ruhe.

Ein großartiger Roman für alle, die George R. R. Martin, Diana Gabaldon oder Rebecca Gablé mögen. Ein Roman um Ehre, Stolz, Wut, Leidenschaft, Rache und Intrigen, ein Roman um Macht und Herrschaft, ein Spiel um den irischen Thron. Schade nur, dass Romane, die besonders gut gefallen, immer zu kurz sind. Selbst mit tausend Seiten.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016

Veröffentlicht am 05.03.2024

Gedanken zur Gesellschaft und dem Leben

Am Meer
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Erneut möchte ich eine fesselnde Geschichte von Elizabeth Strout, einer erfolgreichen Autorin, vorstellen, die uns mit ihrem Bestseller »Am Meer« in einen idyllischen Küstenort Crosby in Maine entführt. ...

Erneut möchte ich eine fesselnde Geschichte von Elizabeth Strout, einer erfolgreichen Autorin, vorstellen, die uns mit ihrem Bestseller »Am Meer« in einen idyllischen Küstenort Crosby in Maine entführt. In Zeiten der Corona-Pandemie und des Lockdowns sehnten sich viele nach einem Tapetenwechsel, nach neuen Eindrücken und nach der beruhigenden Wirkung des Meeres.Die Schriftstellerin Lucy war zwanzig Jahre mit William verheiratet. Mittlerweile sind sie schon zwanzig Jahre geschieden und waren anderweitig verheiratet. Als Lucys zweiter Mann vor fast einem Jahr verstorben war, fiel sie in ein tiefes Loch.

Dann kam der Virus. Vor lauter Trauer hat Lucy die Wirkung des Virus nicht wirklich wahrgenommen. Aber William war wieder näher an sie heran gerückt und hat sie davon überzeugt, mit ihm in ein kleines Häuschen an einem Ort am Meer zu reisen. Er wollte sie und sich vor dem Virus schützen und den Menschen im überfüllten New York den Rücken kehren.

Lucy dachte, es wäre nur für zwei Wochen, musste dann jedoch feststellen, dass sie in dem kleinen Küstenort in Maine wie in der Isolation lebten, die sie wegen des Lockdowns auch nicht verlassen konnte. Übrigens kennen die Leser der Romane von Elizabeth Strout den Küstenort Crosby bereits. Zumindest aus dem Roman »Die langen Abende« waren sie schon mal hier und müssen sich nicht wundern, dass alte Bekannte wieder die Wege kreuzen.

Hier lernte sie auch die Situation kennen, von den Nachbarn als arrogant als New Yorker angefeindet zu werden. Nun erlebt Lucy also den Blick auf ihre Freunde und ihre Familie aus der Isolation heraus, aus der Ferne. Sie hat Zeit, viel Zeit, über sehr viel nachzudenken.

Es verblüfft mich immer wieder, wie die Schriftstellerin den ganz normalen Alltag so interessant und spannend darzustellen vermag. Sie beobachtet akribisch ihre Umwelt und wahrscheinlich auch sich selbst. Aber das danach, vor allem die kleinsten Gefühle, so detailgetreu darzustellen, dass nahezu jeder Leser sagen kann „Ja, so geht es mir auch“ ist einfach umwerfend.

Die Pulitzer-Preisträgerin Elisabeth Strout hat nicht nur den Blick für das Detail, sie kann diesen auch hervorragend in Worte fassen. Wenn ich solch einen Roman wie diesen lese, stelle ich immer wieder fest, wie wenig sich der eine Mensch von anderen unterscheidet. Ob Amerikanerin oder Deutscher, die Gefühle im Inneren sind die gleichen. Oder andersherum: Wie kann eine amerikanische Schriftstellerin wissen, was ich in Deutschland fühle?

Bei solch einem Erzählstil fühle ich eine tiefe Verbundenheit mit diesem Roman. Ich erhalte wegen des sanften Plaudertons das Gefühl, als würde die Autorin neben mir auf dem Sofa sitzen und von sich erzählen. Sätze wie „Ich hatte noch nie ein Arbeitszimmer gehabt. Für mich allein, meine ich. Nie.“ kommen so schlicht daher, dass man sich einfach angesprochen fühlen muss.

Andererseits war dies mein erster Roman zur Corona-Pandemie. Der zeitliche Abstand dazu war wohl ausreichend, damit ich mich jetzt wieder mit dem Thema befassen konnte. Ich muss sagen, die Beschreibungen der Situationen, sind wohltuend. Nicht hysterisch und schrill, sondern einfach so, wie es wirklich war. Das hat mir sehr gefallen.

Schließlich hat Elisabeth Strout den natürlichen Mikrokosmos zu dieser Zeit genutzt, um die Beziehung der Menschen untereinander unter die Lupe zu nehmen. Denn es geht um Liebe, große Gefühle, Verluste, Ängste, Familie und so viel mehr als nur den Virus.

Besonders geschickt fand ich, dass die Autorin nur sehr, sehr wenig von Corona spricht. Für sie ist es einfach nur der Virus. Der Roman erhält damit so eine Allgemeingültigkeit, die mich beeindruckt. Sollte es in einigen Jahren erneut eine Pandemie geben, würde dieser Roman sicher seine Gültigkeit behalten, denn der Virus ist, wie oben gesagt, nicht der Mittelpunkt sondern nur die Schale.

Dieser Roman von Elizabeth Strout bietet eine wunderbare Flucht in eine ruhige und besinnliche Welt während des Lockdowns. Die vielen Geschichten und Gedanken, die darin enthalten sind, spiegeln auf beeindruckende Weise meine eigenen Gedanken und Gefühle wider, obwohl zwischen der Welt von Strout und mir sicherlich ein großer Unterschied besteht. Es ist erstaunlich, wie sehr wir uns in den Erfahrungen anderer Menschen wiederfinden können. Dieser Roman ist eine Empfehlung für jeden, der sich nicht scheut, den Lockdown anhand eines fiktiven Romans in Erinnerung zu rufen.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2024

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Veröffentlicht am 29.02.2024

Den Anwälten bleiben nur sieben Tage!

Seven Days
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Mit diesem Thriller von Steve Cavanagh habe ich zum ersten Mal diesen Autor kennengelernt. Ich bereue es nicht. Ich habe einen ungemein spannend und unterhaltsam schreibenden Schriftsteller kennengelernt, ...

Mit diesem Thriller von Steve Cavanagh habe ich zum ersten Mal diesen Autor kennengelernt. Ich bereue es nicht. Ich habe einen ungemein spannend und unterhaltsam schreibenden Schriftsteller kennengelernt, der all die Jahre bis jetzt an mir vorbeigegangen war. Es wurde höchste Zeit, einen Thriller vom Autor der Spiegelbestseller zu lesen.

In einem kleinen County agiert seit fünfzehn Jahren ein extrem gefährlicher Bezirksstaatsanwalt. Dieser Staatsanwalt Randal Korn ist für die meisten Todesstrafen in den Vereinigten Staaten bekannt. Die Leser erleben ihn gleich im ersten Kapitel, wie er einem Beschuldigten für einen extrem geringes Vergehen auf den elektrischen Stuhl bringt.

Dieser gefährliche Staatsanwalt lässt keinen aus seinen Fängen. Es werden Beweise so manipuliert, dass jeder Unschuldige dennoch die Todesstrafe erhalten wird. Randal Korn hat sich dafür eine Umgebung mit Polizei, Politikern und weißen Rassisten geschaffen, die ihm keinen Widerstand leisten.

Eddie Flynn, ehemals Trickbetrüger und jetzt erfolgreicher Anwalt in New York, hat ein kleines, aber feines Team um sich, mit dem er für Gerechtigkeit kämpft. Die vier Leute dieser Kanzlei sind ein spezielles Team. Jeder von ihnen hat besondere Fähigkeiten, aber zusammen scheinen sie unschlagbar zu sein. Wer die TV-Serie »Leverage« kennt, der kann sich Eddies Mannschaft etwa so vorstellen wie die Crew in »Leverage«. Mich haben sie zumindest daran erinnert.

Von einem hohen Sicherheitsbeamten in den Regierungskreisen erhält Eddie den Auftrag, einen unschuldig in U-Haft sitzenden Jungen vor der Todesstrafe zu bewahren. Der Auftrag kommt plötzlich und eilt, denn der eigentliche Anwalt des Jungen ist spurlos verschwunden. Eddie Flynn und sein Team haben noch nie einen solch aussichtslosen Fall übernommen wie diesen. Es beginnt schon damit, dass sie kein Hotelzimmer in dem kleinen Örtchen bekommen, in dem der Bezirksstaatsanwalt agiert.

Das Figurenensemble von Steve Cavanagh ist faszinierend und extrem. Die Leute im Team sind nicht nur Angestellte und Partner, sondern sie sind enge Freunde. Ihr Humor, teils abgrundtief schwarz, ist erfrischend und steckt die Leser an.

Auf der anderen Seite gibt es die Verbrecher, wobei ich sagen muss, ein so fiesen Verbrecher wie diesen Staatsanwalt, habe ich bislang noch in keinem Roman kennengelernt. Seine Skrupellosigkeit kennt keine Grenzen.

Steve Cavanagh schreibt also auf der einen Seite sehr humorvoll und man mag seinen Figuren gerne bei der Arbeit zuschauen, andererseits macht er mit seinem extremen und rassistischen Verbrechern auch auf die Probleme der aktuellen Gesellschaft aufmerksam. Auch wenn die Verbrechen im Detail fiktiv sind, offenbart Steve Cavanagh in den Anmerkungen, dass er bei Recherchen auf sie gestoßen ist und sie nur der Realität nachempfunden wurden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieser Thriller extrem spannend und unterhaltend ist. Die schnellen Szenenwechsel halten die Spannung konstant hoch, während der brutale Staatsanwalt für eine gehörige Portion Dramatik sorgt. Gleichzeitig fesselt die Geschichte des unschuldigen Jungen die Leser und lässt sie mitfiebern. Nicht zu vergessen sind die humorvollen Leute im Team von Eddie Flynn mit ihren speziellen Fähigkeiten.

»Seven Days« ist ein Pageturner erster Güte, der die Leser lachen und sich ekeln lässt. Beste Unterhaltung und für mich ein erfrischend neuer Autor in meiner Autorenliste.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2024

Veröffentlicht am 19.02.2024

Auftakt einer hinreißenden Familiensaga

Himmel über Langani
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Der Roman von Barbara und Stephanie Keating ist ein überwältigendes und riesengroßes Drama, welches von 1957 bis 1966 in Europa und Ostafrika spielt. Dabei ist der Roman so umfangreich, dass er verschiedene ...

Der Roman von Barbara und Stephanie Keating ist ein überwältigendes und riesengroßes Drama, welches von 1957 bis 1966 in Europa und Ostafrika spielt. Dabei ist der Roman so umfangreich, dass er verschiedene Genre gleichzeitig bedient. Verbrechen kommen genauso darin vor wie das Knistern von Romantik. Liebe, Eifersucht, Neid sind Zutaten aus dem menschlichen Dasein. Doch viele Zutaten entstammen auch den gesellschaftlichen Zwängen der damaligen Zeit.

Die zentralen Figuren sind weiße Afrikaner, die sogenannten Afrikaans, die dort geboren sind, aber in die Klasse der Kolonialisten gehören. Die europäischen Länder haben gerade ihre Kolonien aufgegeben und viele afrikanische Staaten in ihre Selbstständigkeit entlassen. In einigen Ländern (u. a. Rhodesien und Südafrika) wollen die ehemaligen Kolonialisten keine schwarze Herrschaft. Die Figuren des Romans sind den modernen Zeiten gegenüber mehr als aufgeschlossen, aber haben trotzdem noch viel Tradition in sich zu tragen. Genau so geht es der afrikanischen Bevölkerung. Anstatt Bauern zu werden lockt das schnelle Geld in Form von Elfenbein, obwohl dies dem Land gar nicht gut tun würde.

Die Hauptfiguren in »Himmel über Langani« sind die Freundinnen Sarah, Camilla und Hannah, die sich Treue und Freundschaft in guten und in schlechten Zeiten geschworen haben. Mit dabei sind ihre Brüder und deren Freunde. Während manche die Farm nach der Entkolonialisierung wieder aufbauen wollen, wollen andere die Tierwelt entdecken oder Karriere in der Modewelt machen. Die Ausbildung absolvieren die Freundinnen und an unterschiedlichen Orten und treffen sich doch wieder auf Langani in Kenia.

Nachdem die drei Freundinnen sich gegenseitig ihre Treue versprochen hatten, waren sie voller Hoffnung auf eine glänzende und glückliche Zukunft. Jedoch mussten sie bald erkennen, dass das heutige Afrika seine eigenen Regeln hat, denen sie nicht entkommen können. Und viele ihrer einstigen Glücksmomente enden letztendlich in einer traurigen Ruine.

Dieser Roman ist der Auftakt einer dreiteiligen Familiensaga (Band 2: »Land ihrer Sehnsucht«, Band 3: »Sterne über Langani«. Die Autorinnen haben den Roman mit vielen spannenden Geschichten über die Familien der drei Freundinnen ausgestattet. Detailreich beschreiben sie die exotische Welt des Lebens in Afrika genauso wie die Mode- und Glitzerwelt im Europa und der westlichen Welt.

Neben den Gefühlen der handelnden Figuren, werden ebenso umfangreich die Landschaft in Afrika und die Traditionen der Afrikaner dargestellt . Als Leser kann man viel kennenlernen über das Leben in Afrika nach der Entkolonialisierung. Sowohl die Korruption als auch das Wirken der schwarzen Bevölkerung gegenüber den weißen Afrikanern werden ausgiebig dargelegt.

Mich hat der erste Teil dieser Trilogie sehr beeindruckt und ich war sowohl von der Spannung als auch von der Exotik und dem Informationsgehalt sehr beeindruckt. Deshalb gebe ich ihm gern eine klare Empfehlung.

Insgesamt ist diese spannende und unterhaltsame Saga aus Afrika eine fesselnde Lektüre für alle, die exotische Bilder im Kopf lieben, auf der Suche nach unheimlichen Familiengeheimnissen sind und von spannenden Ereignissen in Afrika und Irland mitgerissen werden wollen. Taucht ein in diese faszinierende Geschichte und lasst euch von den Abenteuern unserer furchtlosen Protagonisten verzaubern!

© Detlef Knut, Düsseldorf 2024

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Veröffentlicht am 07.02.2024

Petra Durst-Benning - ihren erster Gegenwartsroman

Kräuter der Provinz
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Petra Durst-Benning hat mit dem vorliegenden Roman ihren ersten Gegenwartsroman veröffentlicht. Nach überragenden Erfolgen mit historischen Romanen hat sie sich in ein anderes Genre gewagt. Auch dies erfolgreich, ...

Petra Durst-Benning hat mit dem vorliegenden Roman ihren ersten Gegenwartsroman veröffentlicht. Nach überragenden Erfolgen mit historischen Romanen hat sie sich in ein anderes Genre gewagt. Auch dies erfolgreich, wie ich finde. Denn auch in dieser geschichte geht es um Frauen, Frauen, die ihr Leben auf den Kopf stellen wollen oder müssen, Frauen, die sich durchsetzen, und am Ende ihr Glück finden … oder auch nicht.

Therese hat in ihrem Heimatdorf Maierhofen im Allgäu einen Landgasthof zum Erfolg gebracht. Als Bürgermeisterin möchte sie solch einen Erfolg auch für das Dorf schaffen. Es gibt nur ein Hindernis: Eine Diagnose „Krebs“ liegt ihr im Nacken und lässt sie immer häufiger den Optimismus verlieren. Durch Zufall wird sie an ihre Cousine Greta erinnert, die sie seit ihrer Kindheit nie wieder getroffen hatte und die eine erfolgreiche Werbefachfrau geworden ist. Das bringt sie auf die Idee, Greta in das beschauliche Maierhofen zu holen und auf fachfrauliche Hilfe bezüglich des Dorfes zu hoffen. Greta, der gerade in der Agentur, in der sie arbeitet, eine viel jüngere neue Werbefrau an die Seite gestellt wurde, verliert die Lust an der Arbeit für diese Agentur. Aber ebenso wenig kann sie sich zunächst eine Kampagne für ein Dorf vorstellen. Sie ist ausgebrannt. Doch sie greift die Idee einer Auszeit und eines kleinen Checkups in dem Allgäu-Dorf ihrer Kindheit auf. Als ihre Ideen für eine Kampagne Gestalt annehmen, wird sie zusätzlich von Thereses Freundin Christine, der Frau des örtlichen Autohändlers und von Beruf Hausfrau, unterstützt.

Petra Durst-Benning zeigt mit diesem spannenden Roman Wege auf, um sich von persönlichen Tiefschlägen nicht in die Knie zwingen zu lassen. Sie will Mut machen und plädiert dafür, den Kopf nie in den Sand zu stecken, immer nach vorne zu schauen und gegebenenfalls neue Wege zu beschreiten. Das Buch trägt selbst in den Wintermonaten, in denn die Handlung teilweise spielt, so viel Sonne in sich, dass man glaubt, stets von dieser beim Lesen begleitet zu werden. Die Figuren, nicht nur die weiblichen, bringt uns die Schriftstellerin über ihr Handeln und Denken sehr nah. Es ist alles nachvollziehbar und plausibel. Es braucht nicht lange, um sie als Freunde ins Herz zu schließen.
Geschmückt wird der Aufbruch des Dorfes mit vielen Rezepten, die Leserin oder Leser gleich ausprobieren kann. Selbst Edy vegane Bratwurst ist dabei. Und wer beim Lesen Appetit auf ein dickes Butterbrot , bestreut mit Kräutersalzen, bekommt, muss sich keinen Zwang antun. Drei kleine Gläschen mit Kräutersalzen gehören ebenfalls zum Buch. Eine wunderschöne Idee für ein wunderschönes Buch, welches Lust auf die Zukunft macht.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015