Profilbild von DetlefKnut

DetlefKnut

Lesejury Star
offline

DetlefKnut ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit DetlefKnut über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.03.2024

Für Liebhaber von Jane Austen und den Brontë-Schwestern

Das Geheimnis von Digmore Park
0

Elizabeth Porter ist jung, jedoch für das England des 19. Jahrhunderts möglicherweise schon zu alt, um noch einen Freier zu finden, der mit ihr die Ehe eingehen möchte. Ihre Mutter, ganz und gar Dame „von ...

Elizabeth Porter ist jung, jedoch für das England des 19. Jahrhunderts möglicherweise schon zu alt, um noch einen Freier zu finden, der mit ihr die Ehe eingehen möchte. Ihre Mutter, ganz und gar Dame „von Welt“, kümmert sich seit dem Tod des Ehemannes kaum um das Anwesen. Das macht Elizabeth. Unterstützung hatte sie von dem langjährigen Verwalter. Doch der kommt langsam in ein Alter, welches ihn nicht mehr so agil handeln lässt. Deshalb bleibt alles an Elizabeths Schultern hängen. Sie befürchtet, sich zu wenig um die jungen Männer der Gegend gekümmert zu haben, um noch einen abzubekommen.

Major Frederick Michael Dewary kämpft als Seeoffizier für die Krone. Doch dann erreicht ihn eine schreckliche Nachricht. Er wird in der Heimat des Mordes bezichtigt und höchstrichterlich gesucht. Es muss sich hierbei um ein Missverständnis handeln. Doch so einfach kann es dieses Missverständnis nicht aufklären, denn er wird gesucht. Deshalb reist er unter dem Namen Freddy Michaels in die Nähe seines Anwesens Digmore Park. Ihm zur Seite immer sein getreuer Adjutant. Ein zuverlässiger Freund verschafft ihm den Posten des Gutsverwalters auf Portland. Doch dort gerät er mit der jungen Elizabeth zunächst aneinander.

Sophia Farago hat hervorragend das Ambiente des südlichen Englands der 19. Jahrhunderts wiedergegeben. Als eine Hommage an die Romane von Jane Austen herausgebracht, greift sie die Landschaften, Gepflogenheiten und Personen dieser Zeit auf. Die Not der jungen Mädchen, und noch mehr die ihrer Eltern, finanziell abgesichert unter die Haube zu kommen, unbedingt einmal in London eingeführt zu werden, scheinen zwar etwas historisch angehaucht, haben aber auch in der heutigen Zeit kaum von Attraktivität eingebüßt. Die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen Elizabeth und Frederick wurde mit dem Kampf und dem Geheimnis um Digmore Park zu einem spannenden und sehr unterhaltendem Roman versponnen. Intrigen und Betrügereien scheinen in manchen englischen Kreisen auf der Tagesordnung zu stehen, so mancher Jüngling lässt sich blenden und fällt darauf herein.

Für Liebhaber von Jane Austen und den Brontë-Schwestern wird dieser Roman eine faszinierende Ergänzung sein.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016

Veröffentlicht am 15.03.2024

eine Familiensaga, die begeistert

Die Australierin
0

Der Roman ist der Auftakt einer Reihe von Romanen, die sich um die Auswanderung der Emily Bregartner und ihrer Familie drehen. Es geht ins Hamburg des 19. Jahrhunderts. Hamburg erlebt gerade den größten ...

Der Roman ist der Auftakt einer Reihe von Romanen, die sich um die Auswanderung der Emily Bregartner und ihrer Familie drehen. Es geht ins Hamburg des 19. Jahrhunderts. Hamburg erlebt gerade den größten Brand seines Bestehens. Die Häuser vieler Stadtteile sind bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Die Familie Martin Bregartners, Emilias Vater, wohnt außerhalb in Othmarschen. Das Haus seines Bruders in der Stadt ist vom Feuer getilgt worden, weshalb Hinrich mit seiner Frau bei den Verwandten in Othmarschen aufgenommen wird. Was eigentlich für kurze Zeit gedacht war, entwickelt sich wegen der Schwierigkeiten beim Aufbau der Stadt zu einem Dauerzustand. Hinrichs Frau übernimmt das Haus in Othmarschen in ihrer Selbstgefälligkeit. Darunter leidet nicht nur Emilia, sondern auch alle Bediensteten.

Ulrike Renk hat das Bild einer bürgerlichen Familie in der Mitte des 19. Jahrhunderts gezeichnet. So entgeht ihm nicht eine gewisse Ähnlichkeit mit Thomas Manns „Die Buddenbrooks“, was nicht zuletzt auch an der norddeutschen Regionalität liegen mag. Die Figuren sind umfangreich charakterisiert. Nicht nur Emilia als Protagonistin und tragende Figur, auch alle ihre Verwandten und Freunde werden umfassend dargestellt, so dass sich der Leser eine entsprechende Meinung zu ihnen bilden kann. Schnell ist die Unterscheidung zwischen „gut“ und „böse“ möglich, um letztendlich doch noch überrascht zu werden. Einzelne Figuren werden sehr sympathisch gezeichnet, wozu die Autorin auch die Macht der Dialoge nutzt. Da mit den Bediensteten nicht nur die Oberschicht dargestellt wird, werden auch Dialekte wie das Hamburger Platt eingesetzt.

Fesselnd ist die Schiffsreise um das Kap Horn beschrieben. Mit sehr viel Akribie hat Renk auf den Einsatz der seemännischen Sprache wertgelegt. Diesen Passagen sind weitgehend stimmig und erinnern an dem im Buch oft genannten Roman „Moby Dick“ oder andere Seefahrergeschichten.

Seite für Seite gibt es für den Leser immer wieder Neues zu entdecken. So erschließt sich ihm schließlich ein Gesamtbild der damaligen Zeit, wie sie tatsächlich hätte sein können. Zwar wird heute nicht mehr in einem solchen Umfang von Hamburger „Pfeffersäcken“ gesprochen, aber so, wie im Roman geschildert, kann der Leser sie sich gut vorstellen.

Hass und Freude liegen für den Leser nah beieinander. Rührend so manche Episode. Für Liebhaber einer Familiensaga, die er nicht verpassen sollte. Allein deshalb ist der Roman schon empfehlenswert.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016

Veröffentlicht am 15.03.2024

Liebe, Sehnsucht, Verlassensein und Erwachsenwerden

Das Traumbuch
0

Mit dem Roman „Das Lavendelzimmer“ hat Nina George internationale Beststellergeschichte geschrieben. „Das Traumbuch“ soll nun nachziehen.

Dabei geht es zunächst um die drei Personen Henri, Eddie und Sam. ...

Mit dem Roman „Das Lavendelzimmer“ hat Nina George internationale Beststellergeschichte geschrieben. „Das Traumbuch“ soll nun nachziehen.

Dabei geht es zunächst um die drei Personen Henri, Eddie und Sam. Henri rettet einem jungen Mädchen das Leben, wird unmittelbar danach aber von einem Auto erfasst und liegt jetzt im Koma. Eigentlich war er gerade auf dem Weg zu Sam, seinem Sohn. Beide waren sich noch nie begegnet. Sams Mutter hatte etwas dagegen, dass er Kontakt zu seinem Vater hat. Doch nun setzte sich Sam darüber hinweg und hatte seinen Vater zu einem Treffen eingeladen. Doch dann passiert dem dieser Unfall. Schließlich ist da noch Eddie, eigentlich Edwina. Sie ist die Ex-Freundin von Henri. Vor zwei Jahren hatte Henri ihr gesagt, dass er sie nicht liebe. Doch sie wurde nun von der Klinik informiert, weil sie noch in Henris Patientenverfügung als wichtige Kontaktperson eingetragen ist. Gerade in dem Moment, als sie mit ihrer Liebe zu Henri abgeschlossen und einen neuen Lebensgefährten hat.
In dieser Konstellation entwickelte Nina George eine gefühlvolle, nicht immer schmerzfreie, Beziehungsgeschichte. In von ihr gewohnter Weise findet sie bildreichte und treffende Worete, Metaphern und Vergleiche, um die Gefühle aller Protagonisten den Leser mitspüren zu lassen.

Die Kapitel sind immer aus der Sicht eines der Protagonisten jeweils in der ersten Person erzählt. Das animiert den Leser, das Geschehen und vor allem die Gefühle der jeweiligen Person mitzuerleben und zu fühlen. Leser mit ähnlichen Erfahrungen werden in der einen oder anderen Situation Empathie empfinden können. In von den Figuren gemeinsam erlebten Situationen bekommt der Leser winzige Überschneidungen aus unterschiedlicher Perspektive dargeboten, um den jeweils neuen Standpunkt einnehmen zu können. Ich fühlte mich sehr wohl damit.

Womit ich mich zunächst, Betonung liegt auf „zunächst“, nicht so wohl fühlte, war das Thema Krankheit und Tod. Krankenhaus, Schläuche, Apparate und Kanülen, nichts für mich. Aber vielleicht war die authentische Gestaltung der Gefühle daran schuld. Doch die Geschichte der drei Personen wird dann so packend, dass man sich ihnen nicht verschließen kann und sie einfach mögen muss. Der Gegenspieler, der zwar in jeder Zeile des Romans mitschwingt, gibt so viel Raum, dass sich Sympathie für die Figuren, sowohl Haupt- als auch Nebenfiguren, zwangsläufig einstellt. Es braucht halt eine gewisse Zeit der Annäherung, des Kennenlernens, damit sich eine intensive Beziehung zwischen Leser und Protagonisten aufbauen kann. Bis es schließlich zu erster Gänsehaut kommt, wenn der junge Sam zwei Menschen ein Versprechen gibt. Spätestens ab hier lässt der Sog den Leser nicht mehr los.

Auf diese Weise, gefesselt in einer Klinik, erzählt Nina George die Lebensgeschichte dreier Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnte. Ob es sich dabei um die Storys des Kriegsberichterstatters Henri handelt, der auch in Afghanistan unterwegs war, die Überlegungen der Verlegerin Eddie, um guten Geschichten eine Chance zu geben, oder das Erwachsenwerden des pubertierenden Teenagers Sam.

Ein großartiger Roman um Liebe, Sehnsucht, Verlassensein und Erwachsenwerden.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016

Veröffentlicht am 15.03.2024

nie ist immer alles schwarz-weiß

In Deinem schönen Leibe
0

Der vorliegende Roman ist ein sogenannter historischer Kriminalroman. Die Handlung spielt im Deutschland des Jahres 1936 in der Hansestadt Hamburg. Die kleine Anna Altmann ist zusammen mit ihrem Schulranzen ...

Der vorliegende Roman ist ein sogenannter historischer Kriminalroman. Die Handlung spielt im Deutschland des Jahres 1936 in der Hansestadt Hamburg. Die kleine Anna Altmann ist zusammen mit ihrem Schulranzen verschwunden. Wird deren Verschwinden zunächst noch mit einem „Die wird schon wieder auftauchen.“ abgetan, so sind die Polizisten bald der Meinung, dass es sich um eine ernsthafte Entführung handeln könnte. Doch schließlich wird auch mangels handfester Spuren eine Verbindung zu anderen vermissten Kindern hergestellt. Einige der zuvor Vermissten waren getötet worden. An diese drastische Option wollen die Polizisten im Falle Annas gar nicht denken.

Ehlers hat einen packenden Krimi rund um einen tatsächlich geschehenen Kriminalfall konstruiert. Die Verlagerung ins Jahr 1938 sowie die Überspitzung und Änderung einiger realer Fakten zugunsten der Dramaturgie sind durchaus legitim und fördern die Spannung beim Lesen.

Dieser Kriminalfall ist allerdings nicht der einzige spannende Strang in diesem Roman. Schließlich spielt der Nationalsozialismus eine wichtige Rolle. Denn die adoptierte Tochter des Polizisten Berger ist zu 3/4 jüdischer Herkunft nach damaliger Definition und wird von der Verfolgung bedroht. Berger selbst ist Mitglied der NSDAP, ein Zugeständnis seinerseits, um weiterarbeiten und somit die Familie schützen zu können. Und auch sein Kollege Richter, Mitglied der SS, sorgt für Überraschungen.

In der Konstellation der Figuren zeigt der Autor, dass nie immer alles schwarz-weiß ist, sondern stets Grautöne existieren. Dennoch stellt sich der Leser ständig die Frage, ob Bergers Tochter vor den Nazis gerettet werden kann oder nicht. Ehlers hat nicht nur die kriminalistischen Fakten penibel recherchiert und fantastisch in eine fiktive Handlung umgewandelt, sondern er hat auch den Geist der damaligen Zeit genau aufgenommen und so wiedergegeben, wie es hätte sein können.

Spannende Unterhaltung mit einer gehörigen Portion Geschichte aus einer Zeit, in der es in Deutschland sehr düster war.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016

Veröffentlicht am 15.03.2024

wunderbarer Auftakt zum Lesen der gesamten Reihe

Outlander – Feuer und Stein
0

Diana Gabaldon hat zwei große Sagas geschrieben, wobei der vorliegende Roman der erste Teil der Highland-Saga ist. Ihre Romane bieten gute Unterhaltung und machen Spaß zu lesen, nicht zuletzt, weil sie ...

Diana Gabaldon hat zwei große Sagas geschrieben, wobei der vorliegende Roman der erste Teil der Highland-Saga ist. Ihre Romane bieten gute Unterhaltung und machen Spaß zu lesen, nicht zuletzt, weil sie eine Möglichkeit geschaffen hat, die Gegenwart mit der Vergangenheit zu verknüpfen.

Der Roman beginnt im Jahr 1945. Claire Beauchamp Randall, die während des Krieges als Krankenschwester an der Front gearbeitet hat, verbringt die zweiten Flitterwochen mit ihrem Mann Frank in Schottland. Schon bald zieht ein alter magischer Steinkreis in der Nähe ihrer Pension Claire in seinen Bann. Dies ist für die rational eingestellte junge Frau eigentlich ganz untypisch. Eines Tages, als sie mal wieder in dem Steinkreis herumspaziert, berührt sie nichts ahnend einen Stein. Daraufhin verliert sie ihr Bewusstsein. Als sie erwacht, hört sie ein berauschendes Schlachtgetümmel um sich herum. Und entgeht knapp einer Vergewaltigung. Sie muss feststellen, dass hier schottische Rebellen gegen die Engländer kämpfen und sie sich im Jahre 1743 befindet.

Zu dieser Zeit ist das Leben in den Highlands geprägt von Rebellion und Verrat, von beginnender Aufklärung und finsterem Aberglauben. Ihr seltsames Auftreten, nicht zuletzt ihre seltsame Kleidung sowie ihre beeindruckenden Kenntnisse sorgen dafür, dass die unfreiwillige Gesandte aus der Zukunft bald in den Ruf gelangt, eine Hexe zu sein. Glücklicherweise aber findet sich unter den Schotten ein Beschützer: James Fraser, der aufständische Clanführer, ein prächtiger Bursche mit breiten Schultern, vollem, feuerrotem Haar und einer Leidenschaft, vor der Claire nur gern kapituliert. Doch schließlich kommt nach vielen Mühsalen der Tag, an dem sie sich entscheiden muss, ob sie zu ihrem Mann Frank in die Zukunft zurückkehrt, oder ob sie bei Jamie Fraser in der Vergangenheit bleiben möchte.

Die aus Arizona stammende Diana Gabaldon hat mit ihrem Debütroman einen Kunstgriff geschaffen bzw. genutzt, der das Ziel des Protagonisten permanent im Hintergrund hält. Als Leser wird man von der Frage, ob sie es wieder schafft, in die Zukunft zurückzukehren, gehalten. Auf diese Frage basiert die gesamte Spannung des Romans. Aber wie in großen historischen Romanen üblich, bleibt es für Claire nicht bei einem einzigen Abenteuer. Das Leben der Protagonistin gestaltet sich in der Vergangenheit höchst abwechslungsreich. Schöne Momente wechseln sich mit grausamen Erlebnissen ab.

Widersacher gibt es sowohl bei den Engländern, als auch bei schottischen Neidern. Claire Randall und Jamie Fraser müssen stets auf der Hut sein. Dabei haben sie selber gelegentlich immer wieder Konflikte untereinander auszutragen, denn für den im 18. Jahrhundert geborenen Fraser ist die Geschichte von Claire nicht unbedingt glaubwürdig. Die einzelnen Abenteuer der beiden machen den Roman extrem unterhaltsam. Zu einem anderen Urteil kann ich nicht kommen, auch wenn die Autorin zugegebenermaßen streckenweise eine Labertasche ist. Einzelne Szenen haben durchaus ihre Längen, denen ein strengerer Lektor gut getan hätte. Die Schriftstellerin ist wahrscheinlich in manchen Landschaftsbeschreibungen einfach der Faszination der schottischen Highlands unterlegen.

Alles im allen ist es dennoch ein empfehlenswertes Buch, und ein wunderbarer Auftakt zum Lesen der gesamten Reihe, die mittlerweile aus acht Bänden besteht und unter dem Originaltitel „Outlander“ verfilmt wurde.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016