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Veröffentlicht am 01.05.2024

Serienauftakt aus Schweden

Sturmrot
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Tove Alsterdal hat das schwedische Krimi-Rad nicht neu erfunden, im Gegenteil, sie verwendet bewährte Elemente: Polizistin Eira kehrt aus der Großstadt zurück in ihre Heimat auf dem Land. Dort geschieht ...

Tove Alsterdal hat das schwedische Krimi-Rad nicht neu erfunden, im Gegenteil, sie verwendet bewährte Elemente: Polizistin Eira kehrt aus der Großstadt zurück in ihre Heimat auf dem Land. Dort geschieht ein Mord, der mit einem alten Fall zusammenhängt, an den sie sich aus ihrer Kindheit noch gut erinnern kann. Damals wurde ein 14-Jähriger für den Mord an der hübschen Lina verurteilt. Im Verlauf der Handlung gibt es noch einige Zutaten, die man schon öfter gelesen hat.

Der Krimi liest sich dennoch gut, die Handlung bietet gelegentlich Überraschungen, allerdings auch einiges, was man sich schon denken konnte. Letztlich werden drei Fälle aus unterschiedlichen Zeiträumen mit einander verwoben, was die Geschichte etwas komplexer macht, als viele andere. Eira ist ein interessanter Charakter, die neben dem aktuellen Mordfall noch mit ihrer an Demenz erkrankten Mutter und zwei attraktiven männlichen Kollegen jonglieren muss.

Das Ende des Buches hat mich, sagen wir mal, nicht verblüfft. Insgesamt ein solider schwedischer Krimi, der sich gut lesen läßt, aber nicht sehr viel Neues bietet und dem ein dramatischer Höhepunkt fehlt.

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Veröffentlicht am 15.03.2024

Geheimnisse und Schweigen im Übermaß

Kranichland
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Kranichland ist ein Sehnsuchtsland; dorthin ziehen die Kraniche im Herbst und Marlene beneidet sie um diese Freiheit. Sie hat 1968 in Ost-Berlin nicht die Möglichkeit zu reisen, wohin sie möchte. Gemeinsam ...

Kranichland ist ein Sehnsuchtsland; dorthin ziehen die Kraniche im Herbst und Marlene beneidet sie um diese Freiheit. Sie hat 1968 in Ost-Berlin nicht die Möglichkeit zu reisen, wohin sie möchte. Gemeinsam mit ihrem Freund Wieland plant sie die Flucht über Prag, dort werden sie jedoch von der Stasi abgefangen.

Die Autorin öffnet ein Nähkästchen voller Geheimnisse und Schweigen in einer Familie, die an den sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaat glauben möchte, jedoch letztlich daran zerbricht. Erst mit der Enkelgeneration wird das Schweigen gebrochen und nun müssen alle mit den Scherben leben. Dem Genre wird der Roman gerecht, er unterhält und hat durchaus spannende Momente. Leider hatte er für mich aber auch einige Schwächen. Die Charaktere sind recht platt und klischeehaft. Ich konnte mit keiner Figur richtig mitfiebern, sie blieben mir fremd. Es passiert viel, was ohne Bezug zur Handlung bleibt und dann einfach im Sande verläuft. Außerdem waren einige Szenen und Charaktere einfach nicht glaubhaft, da wird der gute Wille schon sehr strapaziert.

Interessant sind die Bezüge zur Geschichte der DDR, Fluchtversuch, Austausch politischer Gefangener etc. Das wird gut vermittelt. Von einer Bekannten habe ich mir sagen lassen, dass auch die häufig erwähnten Einrichtungsgegenstände absolut typisch gewesen seien, die hätten ihre Eltern auch gehabt, u. a. das Pastellgemälde des Wiener Schokoladenmädchens oder eine Vase aus Meißner Porzellan. Diese Objekte spielen im Roman eine wichtige Rolle und gerade die Symbolik der Vase ist wirklich gut gemacht.

Alles in allem ein Unterhaltungsroman, der mir etwas zu "leicht" in der Sprache war, stellenweise einfach unglaubwürdig und mit Geheimnissen und Verschwiegenheit überfrachtet. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden und dieser Roman hat eine große Fangemeinde. Mir hat "Die Erfindung der Sprache" von der Autorin wesentlich besser gefallen, das Buch kann ich sehr empfehlen, es ist völlig anders geschrieben.

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Veröffentlicht am 29.10.2023

Hier wird auch nur mit Wasser gekocht

Into the Water - Traue keinem. Auch nicht dir selbst.
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Beckford ist bekannt für seinen Fluss und eine besondere Stelle in ihm, die der Drowning Pool genannt wird. Dort wurden schon vor Jahrhunderten Frauen mittels der Hexenprobe ertränkt. Jetzt ist dort Danielle ...

Beckford ist bekannt für seinen Fluss und eine besondere Stelle in ihm, die der Drowning Pool genannt wird. Dort wurden schon vor Jahrhunderten Frauen mittels der Hexenprobe ertränkt. Jetzt ist dort Danielle Abbott - angeblich - in den Tod gesprungen. Sie hat sich intensiv mit den Geschichten der toten Frauen, die im Pool ihren Tod fanden, beschäftigt. Nach 15 Jahren kehrt Nels Schwester Julia nun zurück zu ihrer Nichte Lena, die sie noch nie gesehen hat. Julia kommt nicht gerne nach Beckford, denn sie wäre als Jugendliche fast selbst im Fluss ertrunken.

Das klang so gut und hatte so viel Potential. Eine Dorfgemeinschaft, die irgendwelche Geheimnisse hütet. Eine Frau, die nach langer Zeit wieder in ihr Elternhaus zurückkehrt, mit ganz viel Jugendtraumata im Gepäck und ein undurchsichtiger Todesfall.

Leider, leider hat mich das Buch überhaupt nicht gepackt. Ich habe ewig gebraucht, um es durchzulesen und war zwischendrin kurz davor, es abzubrechen. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektive von - Moment, ich muss kurz nachzählen - vierzehn (!) Personen erzählt. Ich mag ja multiperspektivische Geschichten, aber bis ich hier alle Personen sortiert hatte, musste ich erst das halbe Buch lesen. Das war einfach zu viel des Guten. Auch der Spannungsbogen war für mich gar nicht vorhanden, das plätscherte so vor sich hin, ich weiß auch nicht. Aber es steht ja auch Roman auf dem Umschlag, nicht Krimi oder Thriller. Da bin ich wahrscheinlich dem Cover-Bild auf dem Leim gegangen. Mir hatte schon "Girl on the train" nicht hundertprozentig gefallen, aber von diesem Buch war ich enttäuscht. Da passte es dann auch, dass das Ende ehe farblos war. Schade.

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Veröffentlicht am 12.09.2023

Beziehungschaos an der Atlantikküste

Unsere glücklichen Tage
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Vier Freundinnen, die sich jeden Sommer in einem Ferienhaus an der französischen Atlantikküste treffen, verbringen dort Wochen voller Glück, Zukunftspläne und Unbeschwertheit. Bis Lenica eines Tages ihren ...

Vier Freundinnen, die sich jeden Sommer in einem Ferienhaus an der französischen Atlantikküste treffen, verbringen dort Wochen voller Glück, Zukunftspläne und Unbeschwertheit. Bis Lenica eines Tages ihren Jugendfreund Sean mitbringt. Er scheint sich mit Leichtigkeit in das Gefüge der vier einzufinden, setzt aber eine Entwicklung in Gang, die diesen Sommer zum letzten gemeinsamen der Freundinnen machen wird.

Christine Westermann, auf deren Meinung ich viel gebe, hat das Buch sehr gelobt und auch das Cover und der Klappentext haben mich angesprochen. Leider hat mich die Geschichte der vier Freundinnen, Lenica, Marie, Fanny und Ich-Erzählerin Elsa nicht so gepackt. Es war für mich klar, wo die Reise hingeht und der Roman bot wenig Überraschung. Muss er ja auch nicht, aber insgesamt war es mir dann zu wenig. Die Beziehung, die im Mittelpunkt steht, dreht sich lange im Kreis und eigentlich weiß man gar nicht warum. Das Verhalten der Protagonisten war für mich nicht immer vollständig nachvollziehbar. Es passiert auch nicht so viel, denn es werden immer wieder die lauschigen Sommerabende im Garten, die Schwimmausflüge und gleichen Beteuerungen untereinander wiederholt. Das Buch stimmt melancholisch, da sehr häufig die Unbeschwertheit der Jugend dem Ist-Zustand der Protagonisten gegenübergestellt wird. Alle stehen zwar gut im Leben, haben "etwas erreicht", trauern aber der Vergangenheit sehr hinterher. Das ist teilweise auf den Punkt beschrieben, z.B. stellt sich die Frage, wann eigentlich die Zeitlosigkeit, die scheinbare Unendlichkeit des Lebens, die die Jugend auszeichnet, verschwindet? (S. 29) Ja, wann? Man sieht die Zeit nicht vergehen und auf einmal sieht man in den Spiegel und ist alt. Dieses Thema beschäftigt die Freundinnen sehr und ganz ehrlich, das zieht einen ein bisschen runter. Am Ende siegt zwar die Zuversicht, aber etwas bitter ist es trotzdem.

Wer einen fluffigen Wohlfühlroman zum Einkuscheln sucht, ist hier falsch. Es ist eine Freundschafts- und eine Liebesgeschichte, die nachdenklich stimmt.

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Veröffentlicht am 12.09.2023

Wie Bücher ein Leben verändern können

Frau Komachi empfiehlt ein Buch
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Fünf Geschichten von fünf Menschen, die unzufrieden mit ihrer aktuellen Lebenssituation sind, aber es irgendwie nicht schaffen, aus diese "Krise" auszubrechen. Erst der Besuch in der kleinen Bibliothek ...

Fünf Geschichten von fünf Menschen, die unzufrieden mit ihrer aktuellen Lebenssituation sind, aber es irgendwie nicht schaffen, aus diese "Krise" auszubrechen. Erst der Besuch in der kleinen Bibliothek im Gemeindehaus bringt sie auf den richtigen Weg, denn hier empfiehlt Frau Komachi genau das passende Buch für jede und jeden.

Das hört sich zunächst einmal nach einem ziemlich schönen Buch an. Nach der zweiten Geschichte fing der Roman jedoch langsam an, mich eher zu langweilen, denn die Probleme, die die Personen mitbringen, drehen sich sämtlich um ihr Arbeitsleben. Oft agieren die Figuren sehr naiv und unselbständig, da musste ich schon mal mit den Augen rollen. Da standen studierte Leute, die nicht in der Lage waren, auf die Beschwerde einer Kundin zu reagieren oder die von anderen erst darauf hingewiesen werden mussten, dass man einen Laden vielleicht doch besser mit der Lebensgefährtin als Unterstützung aufziehen sollte. Frau Komachi selbst steht auch gar nicht so sehr im Mittelpunkt, denn jede Geschichte wird aus der Sicht der Person geschildert, die letztlich in die Bibliothek kommt. Da alle Personen unzufrieden sind, werden wir fünfmal unmittelbar Zeuge ihrer diversen inneren Monologe. Diese Fokussierung auf die Arbeit ist vielleicht ein kulturelles Phänomen, denn sobald diese Hürde genommen war, waren alle zufrieden. Das empfand ich als sehr einseitig. Eine gewisse Gleichförmigkeit im Aufbau der Geschichten lässt sich ebenso wenig vermeiden, wie Wiederholungen einzelner Abläufe, Gespräche und Erkenntnisse, mit der Zeit wirkt das ermüdend. Auch der Schreibstil war nicht ganz mein Ding. Er ist ebenfalls gleichförmig, unkompliziert, plätschert dahin und kommt ohne große emotionale Sprünge aus. Das Buch lässt sich dadurch sehr schnell lesen.

Gut gefallen haben mir einzelne Sätze, die zum Nachdenken über das eigene Leben anregen. Über Dinge, die wir immer wieder aufschieben, auf ein unbestimmtes Irgendwann in der Zukunft, anstatt sie einfach jetzt anzupacken. Über die Zeit, die wir schon gelebt haben und die Zeit, die uns noch bleibt. Auch die zarten Verknüpfungen der einzelnen Geschichten sind gelungen.

Insgesamt hat mich das Buch nach ca. der Hälfte verloren. Diese leichte Lektüre dürfte aber für viele andere einige schöne Lesestunden bereithalten.

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