Solide Kost
Beelitz HeilstättenDie Heilsätten ein Beelitz sind bekannt, daher habe ich mich in das Genre des historischen Romans gewagt.
Rezi enthält Spoiler!
Worum geht es?
Der Text schildert das Leben der Biologiestudentin Antonia ...
Die Heilsätten ein Beelitz sind bekannt, daher habe ich mich in das Genre des historischen Romans gewagt.
Rezi enthält Spoiler!
Worum geht es?
Der Text schildert das Leben der Biologiestudentin Antonia Marquardt, die 1938 mit einem Tuberkulose-Verdacht in die Heilstätten geschickt wird und dort eine Leidenschaft für Medizin entdeckt. 1942 kehrt sie zurück und erlebt, wie sich die Lage verschärft und sterbenskranke Patientinnen in Sondereinrichtungen geschickt werden. Außerdem gibt es noch eine Flucht-Geschichte. Die letzten Seiten beschäftigen sich mit der Nachkriegszeit 1945 und dem Fortgang der Figuren.
Wie hat mir das Buch gefallen?
Für jemanden, der zum ersten Mal ein solches Buch liest oder das Genre mag, ist es eine gute Wahl. Grundsätzlich aber solide Kost, bei der die Autorin die Regeln des Genres beherrscht.
Für mich war es eine klischeehafte Liebesgeschichte - bis das Nazi-Thema aufkommt. Erst dann wurde es interessant.
Die Autorin schafft gut einen Kontrast zwischen der behüteten Stimmung in Beelitz und der Realität. Die sich immer weiter verschärft.
Die Heilstätten selbst werden dabei am Anfang und Ende ausführlich beschrieben, auch wenn Worte das Flair der Einrichtung nur schwer beschreiben können.
Neben der Fluchtgeschichte gibt es verschiedene Nebenfiguren, die für Typen innerhalb der Gesellschaft stehen: Antonias Vater, der den Veränderungen betroffen gegenüber steht, aber sich für seine Gesundheit entscheidet. Einen Arzt, der für die Patienten da ist und einen Opportunisten inklusive frustrierter Geliebte. Einen Klinikchef, der seine Karriere riskiert. Eine Teeager, den das System im Griff hat und der unter den Soldaten die Kameradschaft findet, die er vermisst. Das zu lesen, das tat weh. Sein Bruder, der körperlich schwächer ist und den Krieg nicht mag. Der Vater, ehemaliger Sozialist, der deswegen mit dem Sohn aneinandergerät. Es ist ein wundervolles Kollektiv, das gut zusammengefügt ist!
Daher ist der Roman flott zu lesen.
Emotional hat es mich nur manchmal gepackt und manches war ein bisschen zu klischeehaft. Wirklich dramatisch wird es selten. Die Gefahr, der Antonia als Frau und Mitwisserin ausgesetzt ist, wird nie so groß, dass es wehtut. Und der einzige Tod, der im Buch vorkommt, war nicht schön. Aber die Autorin breitet das Leid nicht stärker aus als notwenig.
Fazit
Der Text ist ein schönes Buch für eine Zugfahrt und als historischer Roman wirklich gut. Ich hätte mich über weniger Klischees gefreut, aber so sind die Grenzen des Genres.