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Veröffentlicht am 17.03.2024

»Wolfsspinne« und Chefermittler Vincent Ché Vei

Wolfsspinne
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In dem Thriller »Wolfsspinne« hat Melli Franck, die Wirtin des „Greens“ finanzielle Probleme. Irgendwer in ihrem Laden scheint sie zu betrügen. Es kann doch nicht sein, dass plötzlich die Kosten höher ...

In dem Thriller »Wolfsspinne« hat Melli Franck, die Wirtin des „Greens“ finanzielle Probleme. Irgendwer in ihrem Laden scheint sie zu betrügen. Es kann doch nicht sein, dass plötzlich die Kosten höher als die Einnahmen sind. Melli ahnt nicht, dass sie irgendwo auf der Abschussliste steht. Doch sie und ihr Restaurant werden beobachtet. Es freut sich jemand darauf, sie bald in die Finger zu bekommen und sich an ihrem Körper zu befriedigen.

Nachdem der Chefermittler Vincent Ché Veih bei einer Anti-Pegida-Demo von seinen eigenen Kollegen festgesetzt wurde, wird er über den Fund einer Leiche informiert. es handelt sich um die Leiche von Melli Franck. Später stellt sich heraus, dass die Wirtin wohl selbst noch die 110 auf ihrem Handy getippt hat, während sie im Sterben lag und dabei vergewaltigt wurde.

Das Können eines Schriftstellers besteht darin, eine fiktive Geschichte so zu erzählen, als hätte sie genau so und nicht anders in der Realität stattgefunden. Horst Eckert ist ein Meister darin und greift auch in diesem wie in seinen vorhergehenden Romanen auf ein probates Mittel zurück: die Aktualität. Als gelernter Journalist weiß er zu recherchieren, zu interpretieren und sich in ein Thema zu vertiefen. So hat er es auch im vorliegenden Roman geschafft, die brisante Geschichte mit so vielen aktuellen Details aus dem Geschehen der Bundesrepublik anzureichern bzw. diese als Grundlage zu wählen, dass den Leser das kalte Grauen kommen kann. Die Lücken, die in der Berichterstattung um NSU, Pegida und Flüchtlingsproblematik von den Medien hinterlassen wurden, weiß Eckert zu nutzen und mit einer erschreckend real wirkenden Was-wäre-wenn-Geschichte zu füllen.

Eckert zieht einen ungewöhnlich großen Bogen um die Verbrechen, die augenscheinlich ganz „banal“ mit einem Mord beginnen. Stränge und Verwirrungen führen in die entlegensten Ecken unserer heutigen Gesellschaft. Ränkespiele um Macht und Einfluss und nicht zuletzt Geld sorgen für durchweg anhaltende Spannung. Wer das heutige Geschehen in den Medien verfolgt, kommt nicht umhin, die Fiktion des Schriftstellers Horst Eckert für eine mögliche reale Option zu halten. Ein hochkarätiger Eckert wie nicht anders zu erwarten.

Zusammenfassend bietet der Thriller um die Neonazi-Szene spannende und aktuelle Unterhaltung mit verwirrenden Strängen. Von Anfang bis Ende wird der Leser in eine Welt voller Intrigen und Gefahren gezogen. Die Geschichte enthüllt die dunklen Machenschaften einer extremistischen Gruppierung und lässt den Leser mitfiebern, während die Protagonisten versuchen, die Wahrheit aufzudecken. Mit packenden Wendungen und überraschenden Enthüllungen ist dieser Thriller definitiv ein Muss für alle, die sich von fesselnder und mitreißender Unterhaltung begeistern lassen. Tauchen Sie ein in diesen spannenden Roman und lassen Sie sich von den mysteriösen Geschehnissen in der Neonazi-Szene mitreißen!

Veröffentlicht am 17.03.2024

hochkarätige Abenteuer mit Dirk Pitt

Die Kuba-Verschwörung
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Wo Cussler drauf steht muss auch Cussler drin sein. So auch bei »Die Kuba-Verschwörung«. Das trifft besonders dann zu, wenn der Co-Autor des Bestsellerautors Clive Cussler bei diesem Roman sein Sohn Dirk ...

Wo Cussler drauf steht muss auch Cussler drin sein. So auch bei »Die Kuba-Verschwörung«. Das trifft besonders dann zu, wenn der Co-Autor des Bestsellerautors Clive Cussler bei diesem Roman sein Sohn Dirk Cussler ist. Cussler steht für Abenteuer und die mit seinem Sohn geschriebene Dirk Pitt Reihe bietet hochkarätiges Abenteuer.

Im vorliegenden Roman geht es zunächst zurück ins 19. Jahrhundert, in die Zeit des spanisch-amerikanischen Krieges. Mit dem US-Kriegsschiff „Maine“ sind wertvolle Artefakte aus der Aztekenzeit untergegangen. Es wird sogar vermutet, dass an Bord ein Schatz oder zumindest Hinweise auf dessen Versteck waren. Im Sommer 2016, Fidel Castro ist bei einem ominösen Unfall ums Leben gekommen, entdecken amerikanische Forscher der NUMA-Meeresumweltorganisation eine drohende Umweltkatastophe in der Karibik. Es handelt sich um ein erhöhtes Quecksilberaufkommen. In vielen Taucheinsätzen wird der Meeresboden untersucht und analysiert. Doch damit treten die US-Forscher anderen Leuten auf diue Füße. Kubanische Politiker versuchen, das Land nach ihrem Willen, an dem amtierenden Präsidenten Roul Castro vorbei, in die Zukunft zu lenken.

Die Forscher Dirk Pitt senior, Dirk Pitt junior und dessen Schwester Summer Pitt müssen mehrere schwierige Situationen meistern. Vom Festsitzen in einem Tauchboot, über den Absturz eines Hubschraubers, dem Festklemmen in einer Höhle bis zum bewaffneten Kampf gegen Södnertruppen, hält die Handlung so einiges für die Protagonisten bereit.

Das Genre des Abenteuerromans ist in Deutschland selten vertreten, deshalb macht es umso mehr Spaß, ein solches Buch zu lesen. Fernab von Detektiv-, Polizei- und Liebesgeschichten, obwohl natürlich von jedem etwas in diesem Roman vorkommt. Eine moderne Indiana-Jones-Geschichte mit neuester Technik und bezugnehmend auf politisch aktuelle Ereignisse. So ist die politische Annäherung der USA an Kuba, wie sie in diesem Roman thematisiert wird, keine reine Fiktion.

Nachteilig empfand ich persönlich die Konstellation von Senior und Junior mit denselben Namen Dirk Pitt. An manchen Stellen führte dies zu Verwirrung. Denn das „Senior“ und Junior“ wird kaum genannt. Dennoch ein höchstspannender und unterhaltender Roman für volle Punktzahl.

Veröffentlicht am 17.03.2024

Einfach nur schön und lesenswert!

Die vier Jahreszeiten des Sommers
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Bei diesem neuen Roman des französischen Schriftstellers, der dafür bekannt ist, dass er sehr poetisch und sanft schreibt, handelt es sich um einen Episodenroman, dessen einzelne Episoden auf sehr angenehme ...

Bei diesem neuen Roman des französischen Schriftstellers, der dafür bekannt ist, dass er sehr poetisch und sanft schreibt, handelt es sich um einen Episodenroman, dessen einzelne Episoden auf sehr angenehme Weise miteinander verzahnt sind. Der Thitel deutet bereits an, worum es in dem Roman geht, wenn man dabei berücksichtigt, dass es sich bei den Jahreszeiten nicht um die des Kalenderjahres, sondern die des Lebens geht.

Im nordfranzösischen Bedaeort Le Touquet trifft der Leser auf vier verschiedene Gerationen von Pärchen. Es ist der französische Nationalfeiertag, der 14. Juli 1999. Laut den Medien steht mit dem bevorstehenden Jahrtausendwechsel auch der Untergang der Welt bevor. Im Radio wird Hors Saison von Francis Cabrel hoch und runter gespielt. Dies sind nur einige der Gemeinsamkeiten aller Episoden. In jeder der vier Lebens- und Liebesgeschichten spielt eine Blume eine ganz besondere Rolle, die der jeweiligen Geschichte ihren Namen leiht.

Da sich alle Protagonisten zur gleichen Zeit an demselben Ort befinden, bleibt es nicht aus, dass sie sich über den Weg laufen. Das wird jedoch nicht lauthalsd hinausgeschrien, sondern der Leser muss nach den dezenten Andeutungen suchen. Delacourt versteht es, sie gleichzeitig zu verstecken und doch preiszugeben. Nicht gleich im ersten Moment wird dem Leser bewusst, dass er dieselbe Situation gerade ein zweites Mal aus anderer Sicht gelesen hat. Dieser Aha-Effekt schafft ein wohliges Gefühl. Das Universum der Geschichten wird breiter.

In seiner Wortwahl sanft und poetisch, sicherlich auch dank der passenden Übersetzung, fesselt jede einzelne Geschichte und man möchte wissen, wie die Liebesgeschichte der jeweiligen Figuren bzw. des Erzählers, denn jede Geschichte wird von einem Teil des Paares erzählt, ausgeht. Wird der fünfzehnjährige Junge seine erste Liebe auf Dauer gewinnen? Wird die ledige Mutter endlich einen Mann finden, der sie nicht enttäuscht? Wird die Mittfünfzigerin ihren Seitensprung bereuen? Wird das Paar, welches vor Kurzem die goldene Hochzeit feierte, noch viele weitere Jahre miteinander verbringen?

Jede dieser vier Episoden ist zunächst nach dreißig bis vierzig Jahren beendet. Sie haben ein Ende, welches auch so stehen bleiben könnte, ohne dass die Geschichten an Faszination verlieren. Doch Delacourt hat am Ende der vierten Episode jeder Geschichte noch einen drei- bis vierseitigen Epilog hintenangestellt. Dort bekommt jede Geschichte noch ein weiteres Ende, zehn Jahre nach dem 14. Juli 1999. Einfach nur schön und lesenswert!

Veröffentlicht am 17.03.2024

»Neonregen« – verfilmt mit Tommy Lee Jones

Neonregen
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Dave Robicheaux, Lieutenant im Ersten Revier des New Orleans Police Departments, wird zu einem zum Tode Verurteilten ins Gefängnis gerufen. Johnny Massina will ihn warnen. Er schließt mit dem Leben ab, ...

Dave Robicheaux, Lieutenant im Ersten Revier des New Orleans Police Departments, wird zu einem zum Tode Verurteilten ins Gefängnis gerufen. Johnny Massina will ihn warnen. Er schließt mit dem Leben ab, ist sich klar darüber, dass er nun für seine Taten büßen muss und seine Stunde gekommen ist. Den Lieutenant hat er als anständigen Menschen kennengelernt, der ihn auch nie festgenommen hatte.

Noch im Knast war ihm zu Ohren gekommen, dass Dave Robicheaux umgebracht werden soll. Dave hält das zwar für Gerede und gibt nicht viel darauf, aber dennoch erhält er Informationen aus dem Milieu von New Orleans. Auch sein Bruder Jimmy, der ein gutgehendes Restaurant führt, scheint irgendwie in die Sache verwickelt zu sein. Er wäre nicht Dave, wenn er der Sache nicht nachgehen würde.

Nebenbei informiert er sich über den Fall eines toten Mädchens, die er vor zwei Wochen beim Angeln im Nachbarbezirk gefunden hatte. Dabei muss er feststellen, dass der dortige Sheriff deren Tod als Tod durch Ertrinken zu den Akten gelegt hat. Irgendetwas daran stinkt. Er weiß nur noch nicht was.

„Neonregen“ ist der erste Roman aus der Dave-Robicheaux-Reihe, den James Lee Burke geschaffen hat. Er wurde unter dem Namen „In The Electric Mist“ („Mord in Louisiana“) mit Tommy Lee Jones in der Hauptrolle verfilmt. Mittlerweile umfasst die Reihe zwanzig Romane und der inzwischen 80 Jahre alte Schriftsteller denkt noch nicht an das Aufhören.

Burke hat einen Protagonisten geschaffen, der das Leben ganz unten kennt, alkoholabhängig ist und einige gesellschaftliche Zwänge nicht hinnehmen will und kann. Dieser Protagonist ist einer der wenigen Polizisten, der aus der Ich-Perspektive erzählt, was ansonsten in der Kriminalliteratur häufig nur den Privatdetektiven vorbehalten ist.

Die Figur zieht den Leser in seinen Bann. Häufig und oberflächlich agiert sie nach dem Motto: Ein Mann muss tun, was ein Man tun muss. Doch Burke stattet sie mit so vielen Facetten aus, die den Leser hinter die raue Schale blicken lassen: hart, tödlich, verletzlich, angreifbar, zärtlich, sehnsüchtig nach Liebe, Harmonie und Geborgenheit.

Burke findet eine Mischung aus einerseits actionreichen und knallharten Szenen, andererseits aus entschleunigenden Alltagsszenen. Immer wieder kann sich der Protagonist an Landschaften und Sonnenuntergängen erfreuen.Auch findet er Ruhepausen auf einer Parkbank mit einem Kaffee und einem Taschenbuch in der Hand. Obwohl bereits vier Jahre trocken, bekämpft er mit Sport seinen erneuten alkoholischen Absturz. Sein Wille gibt ihm die Kraft.

Der Wechsel von ruhigen und energiegeladenen Szenen sorgt für einen angenehmen Ausgleich beim Lesen. Anders als bei Pageturnern muss der Leser nicht von Seite zu Seite rasen, sondern kann sich auf den Inhalt, die Situationen und Figuren einlassen, ohne dass es an Spannung mangelt.

Ein Roman absoluter Spitzenklasse!

Veröffentlicht am 15.03.2024

rundum lesenswerter Roman

Sommer in St. Ives
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„Her name was Lola, she was a showgirl.“ Diesen Spruch hat Lola, die Protagonistin dieses Romans, schön öfters gehört.. Aber aus dem Mund von Chase Bellamy klingt er doch etwas anders.

Sommer, Sonne, ...

„Her name was Lola, she was a showgirl.“ Diesen Spruch hat Lola, die Protagonistin dieses Romans, schön öfters gehört.. Aber aus dem Mund von Chase Bellamy klingt er doch etwas anders.

Sommer, Sonne, Strand und Meer, dazu Meeresrauschen, Möwengeschrei, kieloben liegende Boote und eine Bildergalerie neben der anderen. Wenn dies auch etwas nach Klischee klingen mag, so ist das vielleicht nur in dieser Rezension so, denn in dem Roman beschreibt die Münchner Autorin sehr fein und mit viel Liebe zum Detail die Straßenzüge von St. Ives, die Landschaft von Cornwall und das Leben in diesem Landstrich. Bei den Lesern passende Bilder im Kopf hervorzurufen (Ich muss rot sein wie ein italienischer Kleinwagen.), fällt ihr leicht. Einfach zurücklehnen und die Bilder genießen, sollte zumindest beim Hörbuch gut funktionieren. Beim Lesen schweift man schnell vom Text ab und verliert sich in der cornischen Region.

Worum geht es in diesem Roman? Vor einem Jahr ist Großvater verstorben. Großmutter Elvira hat die Tochter Samantha samt Schwiegersohn Ben und den Enkelkindern Lynda, Lola und Luca an den Ort eingeladen, der für ihr eigenes Leben so prägend war. Noch im Flugzeug gehen alle davon aus, dass es sich um ein kleines Cottage handeln wird, in dem sie sich die nächsten sechs Wochen vergnügen dürfen, obwohl manchen von ihnen die Arbeit im Nacken sitzt. Doch dann werden sie bei ihrer Ankunft von einem großen Herrenhaus auf den Höhen überrascht. Die Großmutter erwartet sie schon, denn sie war wegen irgendwelcher Vorbereitungen eine Woche früher nach Cornwall gereist.

Am ersten Tag wundert sich die Familie, dass sich Großmutter für den ganzen Tag über verabschiedet und erst am Abend wieder alle treffen werde. Noch dazu in einem Pub unten im Ort zu einem Konzert. Nun gut, alle wissen, dass Großmutter hin und wieder ein Klassikkonzert besucht. Um so überraschter sind sie, als sich herausstellt, dass es sich um ein Rockkonzert handelt. Die Familie versteht die Großmutter nicht mehr. Als nach dem Konzert der Gitarrist und Frontmann Sam Watson auf den Tisch der Familie zukommt, kommt es noch dicker …

Anne Sanders hat diesen Roman im Sprachspiel eines Tagebuches angelegt. Die sechsundzwanzigjährige Protagonistin Lola plaudert und plätschert ihre Erlebnisse so locker, als würde sie sie ihrem Tagebuch anvertrauen. Manchmal etwas zu locker, denn die Figuren sagen nichts, vielmehr quietschen, krächzen, schreien, quieken, quäken, brummeln und murmeln sie. Murmeln vor allem. Der Spannung und guten Laune beim Lesen kommt das aber nicht in die Quere. Auch der reichlich enthaltene Konfliktstoff, den die Familienmitglieder mit sich herumtragen, lässt keine wirklich düstere Stimmung aufkommen. Das gelegentlich schlechte Wetter in St. Ives sorgt ebenso wenig für Unbehagen, verbergen sich darin doch so manch spaßige Überraschungen.

Sander erzählt auf geschickte Weise gleich zwei Liebesgeschichten, die der Protagonistin Lola und die ihrer Großmutter Elvira. Sie erzählt von schwierigen Verhältnissen, welches die Frauen dieses Romans mit ihren Müttern hatten, und stellt dar, dass jede Generation mit ähnlichen Problemen zu tun hat und doch jeder seinen eigenen Weg gehen muss. Während die Hauptgeschichte von Lola selbst in der ersten Person erzählt wird, so erschließt sich die Geschichte der Großmutter über Rückblenden, die in der dritten Person erzählt werden. Stück für Stück setzt sich ein riesiges Familienpuzzle zusammen.

Ein rundum lesenswerter Roman für viel Sonne und Wärme im Herzen, der sich nach der letzten Seite nur schwer zuschlagen lässt.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016