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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.09.2024

Fünf Attentäter

Five Broken Blades
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Der König von Yusan muss sterben. Das denken sich zumindest einige hochangesehene Persönlichkeiten des Reichs und so wird eine Truppe aus fünf Attentätern zusammengestellt: ein Leibwächter, eine Diebin, ...

Der König von Yusan muss sterben. Das denken sich zumindest einige hochangesehene Persönlichkeiten des Reichs und so wird eine Truppe aus fünf Attentätern zusammengestellt: ein Leibwächter, eine Diebin, eine Meuchelmörderin, ein Fürst ohne Königreich und der Geheimdienstchef des Königs selbst. Doch schnell wird klar, jeder hat seine eigenen Motive sich der Gruppe anzuschließen und den Tod des brutalen Gottkönigs zu wollen. Am Ende muss sich jeder von ihnen die Frage beantworten, ob sie einander vertrauen können und wie weit sie bereit sind zu gehen.

Die Meinungen zu diesem Buch gehen ja sehr auseinander, was wohl vor allem an der Vermarktung des Verlags liegt. Aus dem englischsprachigen Raum habe ich überwiegend gutes über das Buch gehört und so war ich neugierig auf die Geschichte, wenn auch etwas abgeschreckt von den zahlreichen Hinweisen auf stumpfe Romanzen und Liebesgeschichten. Ich muss allerdings sagen, dass ich das gar nicht so empfand. Ich kann verstehen, dass man enttäuscht ist, wenn man High Fantasy mit großen Schlachten und heroischen Helden erwartet, denn das ist "Five Broken Blades" sicherlich nicht. Allerdings ist es auch keine Romantasy, die Romanzen sind zwar präsent, doch der Plot wird nicht vergessen und die Sexszenen sind eher angedeutet. Gebraucht hätte ich sie dennoch nicht, sie haben mich aber auch nicht allzu sehr gestört. Das Problem der Liebesgeschichten ist vielleicht auch, dass sie sich eigentlich schon abseits des Buches entwickelt hatten und einem so alles wieder sehr plötzlich vorkommt. (Lediglich eine der Charaktere wirkt doch sehr klischeehaft jugendlich, wenn es um diese Dinge geht, was auf Dauer etwas anstrengend wurde.)

Viel mehr ist mir da die zu Anfang etwas inkonsistente Wortwahl bei der Übersetzung. Auch klang es hin und wieder etwas holprig, v.a. im direkten Vergleich zum Original. Zum Glück legte sich das aber irgendwann. Den Schreibstil empfand ich überwiegend als locker und leicht zu lesen und ich muss sagen, ich mochte die Charaktere und hatte wirklich Spaß an der Geschichte.

Erzählt wird das Ganze aus der Perspektive der sechs Hauptfiguren. Das kann schnell etwas unübersichtlich werden, doch hier hat es sehr gut gepasst finde ich und man konnte die Personen auch leicht auseinander halten. Zudem ist jedes Kapitel nochmal mit dem entsprechenden Namen versehen. Das Tempo ist durchgängig recht hoch, so dass nie wirklich Langeweile aufkommt, schon alleine, weil immer etwas passiert, dass unsere Gruppe vor Probleme stellt.

Den Plottwist am Ende habe ich tatsächlich nicht kommen sehen und daher bn ich jetzt sehr gespannt auf den nächsten Band und die Entwicklung der Story und der Charaktere. Five Broken Blades ist eine unterhaltsame und, wie ich fand, spannende Geschichte über ein Attentat, aber noch viel mehr über die zwischenmenschlichen Beziehungen der Attentäter. Ob man am Ende enttäuscht ist oder nicht, hängt vermutlich davon ab, was man erwartet.

Veröffentlicht am 15.08.2024

Kleine Monster

Kleine Monster
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Pia und Jakob werden in die Schule ihres 7-Jährigen Sohnes Luca bestellt. Etwas ist passiert. Ein Vorfall mit einem Mädchen. Doch kann das wirklich sein? Luca ist doch ein guter Junge, sensibel. Doch er ...

Pia und Jakob werden in die Schule ihres 7-Jährigen Sohnes Luca bestellt. Etwas ist passiert. Ein Vorfall mit einem Mädchen. Doch kann das wirklich sein? Luca ist doch ein guter Junge, sensibel. Doch er schweigt beharrlich. Durch diesen Vorfall werden traumatische Ereignisse aus Pias Kindheit wieder lebendig in ihren Gedanken, denn sie weiß, wozu Kinder fähig sind.

Ich muss zugeben, anfangs hatte ich etwas Schwierigkeiten mit Jessica Linds neuem Roman. Das liegt aber v.a. an meinen Erwartungen. Linds Debüt "Mama" zieht den Leser direkt in die Abgründe eines verlassenen Waldes und mitten hinein in die psychischen Abgründe rund um das Thema Mutterschaft. Auch "Kleine Monster" behandelt die Psyche einer Mutter, jedoch wusste ich lange Zeit nicht so ganz, wohin mich die Geschichte führt. Lind wechselt zwischen den Ereignissen der Gegenwart und Rückblenden in Pias Vergangenheit und es entfaltet sich nur langsam ein Gesamtbild für mich als Leserin.

Irgendwann wird klar, dass es im Grunde weniger um den Vorfall selbst geht, sondern viel mehr darum, was er ins Rollen bringt. Die Vergangenehit vermischt sich immer mehr mit Pias Handeln in der Gegenwart, die verdrängten Erinnerungen drohen sie zu überwältigen und ihre Zweifel werden immer stärker. Sie ist innerlich zerissen und weiß nicht mehr, was sie glauben soll. Kann sie ihren Sohn wirklich verdächtigen? Warum redet Luca nicht? Und was ist damals wirklich passiert, an dem Tag an dem ihre kleine Schwester im See ertrank? Waren meine Gefühle gegenüber Pia anfangs recht distanziert, stellte ich plötzlich fest, dass ich schon mitten drin war in ihren Emotionen und ihren Ängsten.

"Kleine Monster" hat mich am Ende sehr aufgewühlt, denn die Spannung und das bedrückende Gefühl steigt von Seite zu Seite, während man Pias Erinnerungen gemeinsam mit ihr zu entschlüsseln versucht. Pia hadert mit sich selbst und durch ihre Erlebnisse mit ihrer Familie auch mit ihrer Rolle als Mutter. Damit hat mich Jessica Lind dann doch wieder überzeugt und ich würde "Kleine Monster" auf jeden Fall empfehlen, man sollte aber am Anfang nicht zu sehr auf seinen eigenen Erwartungen beharren.

Veröffentlicht am 18.03.2024

Nachbarn

Nachbarn
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Diane Oliver ist eine mittlerweile fast vergessene aber zum Glück wiederentdeckte Schwarze Schriftstellerin. Sie ist 1943 in North Carolina geboren und wuchs in der Mittelschicht der Südstaaten auf. Nachdem ...

Diane Oliver ist eine mittlerweile fast vergessene aber zum Glück wiederentdeckte Schwarze Schriftstellerin. Sie ist 1943 in North Carolina geboren und wuchs in der Mittelschicht der Südstaaten auf. Nachdem sie als eine der wenigen Schwarzen an der University of Iowa eingeschrieben war und 4 Kurzgeschichten veröffentlicht hatte, starb sie mit nur 22 Jahren bei einem Verkehrsunfall.

Nun erscheint mit Nachbarn eine neue Sammlung mit teils unveröffentlichten Kurzgeschichten. Diane Oliver schreibt über das alltägliche Leben in den rassismus-geprägten Südstaaten der 60er-Jahre. Dabei steht stets eine Schwarze Frau im Mittelpunkt und bietet einen sehr persönlichen Blick auf den Rassismus und das familiäre Leben. Die Protagonisten schildern alltägliche Situationen, die geprägt sind von Rassismus, aber auch den Kampf für ihre Rechte in der Bürgerrechtsbewegung. Diane Oliver beschreibt eine Vielzahl an Erfahrungen und Erlebnissen und diese Vielfältigkeit der Geschichten macht die Sammlung "Nachbarn" so gut.

Immer wieder drehen sich die Geschichten auch um Schwarze, die trotz geänderter Gesetze dem Rassismus ausgesetzt sind oder die als Vorzeigebild der Weißen fungieren sollen, frei nach dem Motto "schaut her, auch wir haben jetzt einen Schwarzen/eine Schwarze hier". Da ist zum Beispiel der kleine Junge, der als erster und Einziger auf eine weiße Schule soll, doch furchtbare Angst davor hat. Oder eine junge Frau, die als erste Schwarze Studentin an ein fremdes College geht. Es sind auch Geschichten vom Scheitern, denn der Druck der oder die Erste zu sein, lastet schwer auf den Menschen.

Der Schreibstil ist unerwartet modern und zugänglich und man spürt das Einfühlungsvermögen der Autorin. Ihre Geschichten gehen unter die Haut und regen zum Nachdenken an, denn leider sind viele der Themen noch immer aktuell.

Nicht alle Geschichten haben mich gleich stark berührt, v.a. gegen Ende empfand ich einige Geschichten als etwas schwächer. Dennoch ist "Nachbarn" sehr lesenswert und Diane Oliver hat mich durchgängig mit ihrem Schreibstil und ihrem sehr persönlichen Erzählstil überzeugt. Hinzu kommt eine wirklich gelungene Übersetzung und Einordnung mancher Begriffe sowie ein tolles Nachwort von Tayari Jones.

Veröffentlicht am 15.02.2023

(Ohn)Macht

Macht
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Vor Jahren gab es einen Vorfall, der Livs Leben für immer verändert hat, ein Vorfall, den sie lange nicht beim Namen nenne kann: Vergewaltigung. Sie gibt sich dem Glauben hin, die Vergangenheit hinter ...

Vor Jahren gab es einen Vorfall, der Livs Leben für immer verändert hat, ein Vorfall, den sie lange nicht beim Namen nenne kann: Vergewaltigung. Sie gibt sich dem Glauben hin, die Vergangenheit hinter sich gelassen zu haben, lebt ihr Leben, sie ist glücklich mit ihren Kindern und ihrem Mann Terje. Doch immer wieder schleichen sich die Folgen in ihren Alltag ein, alltägliche Situationen machen ihr Angst und drohen sie zurück zu werfen in ein kleines Zimmer, das sie lieber verschlossen hielte. Liv ist Pflegerin und als eine neue Patientin eingeliefert wird, deren Bruder der Vergewaltigung beschuldigt war, kommt die Vergangenheit noch viel stärker zurück und Livs Leben droht auseinander zu fallen.

Mit "Macht" schildert Heidi Furre die Folgen einer Vergewaltigung ohne etwas zu beschönigen oder zu verschleiern. Die Auswirkungen auf Livs leben sind spürbar, erlebbar und doch wirkt durch Furres Schreibstil alles auch irgendwie distanziert. Liv steht mehr für ihre Geschichte, denn als eigenständige Person, sie ist eine von 10 Frauen, eine von 10 die einen Vorfall durchlebt haben, doch sie selbst ist wenig greifbar. Dadurch weckt Furre einerseits die Aufmerksamkeit, sie lenkt den Blick auf die anderen, auf alle Betroffenen, nicht nur auf einen Einzelfall. Überall könnte eine von diesen 10 Frauen stehen, vielleicht lebt sie direkt neben uns?

"Macht" ist ein wichtiges Buch, denn noch immer werden Vergewaltigungen zu oft unter dem Deckmantel des Schweigens begraben, die Scham ist zu groß, die Macht des Gegenübers zu niederschmetternd. In "Macht" geht es nicht um die Tat als solche, sondern um die Auswirkungen auf ein Leben, um die Macht, die sich alle Oper wieder zurückerobern müssen, um den Mut, die Vergewaltigung zu überleben, um den Weg, nicht mehr nur das Opfer zu sein, sondern ein(e) Überlebende(r).

Sprachlich und stilistisch hat mich Heidi Furre mit diesem Buch nicht ganz überzeugt, das Ende wirkt etwas abrupt, die Interpretation bleibt offen, doch ich sehe "Macht" als ein Buch, das für das Thema Vergewaltigung sensibilisiert und den Blick auf das Leben danach lenkt.

Veröffentlicht am 08.02.2023

In die Hölle und zurück

Wer die Hölle kennt
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Alex Stern ist zurück und vor ihr liegt ein Abstieg in die Hölle. Doch um dorthin zu gelangen, muss sie sterben.

Die Atmosphäre bleibt düster und voller Geheimnisse, es ist oft unklar, wem Alex trauen ...

Alex Stern ist zurück und vor ihr liegt ein Abstieg in die Hölle. Doch um dorthin zu gelangen, muss sie sterben.

Die Atmosphäre bleibt düster und voller Geheimnisse, es ist oft unklar, wem Alex trauen kann, wer auf ihrer Seite ist - und wer nicht. Der Schreibstil von Bardugo ist gewohnt flüssig, die Story strotzt immer wieder vor Spannung und schwarzem Humor. Sie erschafft in ihrer Geschichte rundum interessante Charaktere, sodass man ihnen gerne bis zum Schluss, in die Hölle und zurück folgt. Ich mochte auch das Setting in Yale wieder sehr, man sieht die einzelnen Gebäude förmlich vor sich und wünschte man könnte dort sein - zumindest bis wieder ein Dämon oder andere Monster auftauchen. ;)

Man könnte also sagen, "Wer die Hölle kennt" ist rundum gelungen, die Geschichte von Alex Stern ist wirklich gut erzählt, die Magie passt gut in die Welt aus Mythen und Geheimnissen hinein, versteckte Wege, rätselhafte Morde, das alles funktioniert gut und die einzelnen Personen harmonieren trotz einiger Reibereien wirklich gut. Dennoch hatte ich wie schon bei Band 1 ab und zu den Gedanken, dass es ein paar weniger Seiten auch getan hätten. Teilweise hat sich alles etwas in die Länge gezogen gefühlt. Nichtsdestotrotz hat Leigh Bardugo hier wieder ein tolles Szenario geschaffen, das ganz anders ist als ihr Grisha-Universum aber nicht weniger gut. Mit einigen kleinen Abstrichen hat mich Alex Stern sehr gut unterhalten.