Komplizierte Mutter-Tochter-Beziehung bewegend dargestellt
Worum geht es:
Valerie hat zu ihrer Mutter ein eher schwieriges Verhältnis. Nachdem ihre Mutter die Diagnose Krebs erhält, möchte sie einerseits mehr für sie da sein, andererseits laugt es sie emotional ...
Worum geht es:
Valerie hat zu ihrer Mutter ein eher schwieriges Verhältnis. Nachdem ihre Mutter die Diagnose Krebs erhält, möchte sie einerseits mehr für sie da sein, andererseits laugt es sie emotional aus. Gleichzeitig möchte ihr 16jähriger Sohn ein Jahr im Ausland verbringen, was ihr unwahrscheinlich schwerfällt. F. Prokopetz stellt die jeweiligen Beziehungen der Generationen zu ihren Eltern heraus und an markanten Situationen kann man herauslesen, welche Einflüsse aus den Elternhäusern jede Generation mit sich nimmt.
Meine Einschätzung:
Jedes Kind wird durch seine Eltern geprägt und gibt gleichzeitig Erfahrungen auch wieder an die nächste Generation weiter. Und jede Generation ist zusätzlich durch äußere Einflüsse geprägt. Die Grosselterngeneration insbesondere durch den Krieg. Im Buch lernt man daher 4 Generationen kennen - Tobi - Valerie - ihre Eltern - ihre Großeltern. Während Valeries Mutter einen liebenden Vater und eine eher kühle Mutter hat, war es bei Valeries Vater genau andersherum. Dabei wollte es jede Mutter in der nächsten Generation besser / anders machen. Und doch gehen die Erwartungen zwischen Kind und Mutter auseinander. Letztlich zeigt das Buch auch, dass Mütter in jeder Generation eine Schlüsselrolle in der Familie einnehmen. Auch sie sind nicht perfekt, aber „gefangen“ in eigenen Rollenbildern. Selbst wenn sie es anders machen wollen, als die eigene Mutter, fehlt ihnen ein Vorbild, was anders heißt. Der Spagat, sich einerseits selbst abzugrenzen und gleichzeitig bedingungslos for die Kinder dazu sein, kann einen innerlich zerreißen.
Selbst von der Mutter lieblos erzogen, ist Valeries Mutter doch anders zu ihrer Tochter, aber auch sie schafft es nicht, bedingungslose Liebe weiterzugeben. Valerie kann es ihr nicht recht machen, sie ist niemals gut genug. Dies hat mich zutiefst berührt und angesprochen. Und gleichzeitig öffnet es die Augen und lässt die vorausgegangenen Generationen besser verstehen.
Ein wunderbares Buch. Ich konnte es nicht weglegen, auch wenn es mich manchmal so emotional aufgewühlt hat, dass ich eine Lesepause einlegen wollte. Es spricht vielen sicher aus dem Herzen.
Lediglich in der ersten Hälfte hatte ich meine Probleme mit den vielen Perspektivwechseln. Aber nachdem ich mir einen kleinen Stammbaum aufgemalt habe, ging es prima.