Sehr gutes Thema, Umsetzung mangelhaft
Die InvesTiereAls Mutter von 3 Kindern, die Älteste hat letztes Jahr Abi gemacht, ist mir absolut bewusst, dass gerade Themen wie Finanzen leider in der Schule wenig bis gar nicht auf dem Lehrplan stehen. Deswegen war ...
Als Mutter von 3 Kindern, die Älteste hat letztes Jahr Abi gemacht, ist mir absolut bewusst, dass gerade Themen wie Finanzen leider in der Schule wenig bis gar nicht auf dem Lehrplan stehen. Deswegen war ich sehr begeistert vom Thema des Buches.
Auch, dass der Autor seine 14-jährige Tochter beim Schreiben mit eingebunden hat gemäß Umschlagtext, fand ich sehr charmant.
Von der Umsetzung bin ich leider nicht so begeistert, wie ich gehofft hatte. Das Cover und das Design der Kapitelanfänge - die Tierillustrationen - waren mir und meinen Töchtern (die Jüngste ist erst 12!) deutlich zu infantil. Die Idee, den Titel InvesTiere mit Tieren zu verbinden, ist zwar ganz süß, aber für die Zielgruppe klar zu kindisch. Ein Vorteil, abgesehen vom Wortspiel des Titels, ist natürlich, dass die vorgestellten handelnden "Personen" (also die Tiere) keine Personengruppen diskriminieren. So ist Rosi, die Hauptperson, ein Kaninchen, der reiche Quentin ein Frosch und der etwas nerdige Erik ein Hamster. Okay. Damit waren meine Kinder raus und ich habe es einfach versucht komplett auszublenden beim Lesen (was manchmal erschwert wurde durch Formulierungen wie "der Wind wehte durch ihr Fell"...).
Ab dem Moment, in dem Lev, ein Fuchs, seine Seminare gibt, wurde es etwas spannender für mich - hier würde jetzt der Teaching Moment kommen, so hoffte ich. Und so war es auch, allerdings nicht ganz gut wie erhofft. Also, unsere Töchter haben alle Zinsrechnung in der Schule gehabt und zwar mehrmals. Dass 16-jährige Schüler keine Vorstellung von Zinsen haben und wie man sie berechnet, ist meiner Erfahrung nach wirklich unrealistisch.
Die Tipps, die vom Fuchs kommen, sind alles in allem okay, aber hier spricht natürlich die Begeisterung für Startups aus dem Autor. Der Roman ist ja auch beuntertitelt mit "Ein Startup Roman", von daher in Ordnung und erwartbar.
Mir persönlich gefällt es nicht sooo gut, dass so viel über Gründungen gesprochen wird und am Ende des Romans auch als Lösung wirklich ALLER Probleme die Gründung einer Firma durch 3 16-jährige Schüler steht, die alle trotz Schule die Zeit dafür finden, sich noch um die Firma zu kümmern und sogar 2 Pitches zu machen, einen komplett ungeplant.
Mir fehlt hier (als Mutter) doch etwas mehr Betonung darauf, wie wichtig zunächst mal eine Ausbildung (Schule/Uni/Praktika) ist. Das wird zwar ab und an auch mal erwähnt, u.a. von Rosis arbeitslosem ungelernten Vater, geht aber dann im weiteren Verlauf komplett unter. Auch ihr Vater macht nicht etwa, wie ich hoffte, nochmal eine theoretische Weiterbildung, sondern kann sein im Job erworbenes praktisches Können nun doch einsetzen. Das ist für mich eine nicht so gute Message und die möchte ich meinen Kindern ungern vermitteln. Zudem wird nur ansatzweise auf Risiken eingegangen, die bei Unternehmensgründungen entstehen (der Fuchs hat mehrere Startups gegründet und "viel Geld verloren, aber mehr Geld verdient" - so ist es in der Realität nicht immer!).
Auch fragwürdig die sehr realistische Schilderung, wie die Jugendlichen nächtelang durcharbeiten, um ihre Präsentation und ihr Produkt fertigzustellen - ich habe mal in einem Startup gearbeitet und weiß, wie krass die Arbeitszeiten gedehnt wurden. Aber hier sträubt sich beim Lesen absolut alles bei mir - Arbeitsschutzgesetze? Jugendschutz???? Es wird vermittelt, dass es okay ist, sich vollkommen fertig zu machen und sogar nötig, um Erfolg zu haben. Eine mehr als fragwürdige Botschaft an Jugendliche!
Der Text ist recht lang und durch fehlende Visualisierungen oder Stilwechsel (warum werden keine Graphiken gezeigt oder Textnachrichten, so etwas lockert immer sehr auf und meine Kinder lesen das lieber so) geht der Stil des Buches für mich auch etwas an der Zielgruppe vorbei.
Ich kann das Buch nur sehr eingeschränkt weiter empfehlen.
Meine Töchter haben mir klar gesagt, dass es sie nicht interessiert und sie kein "Schule der Magischen Tiere"-artiges Buch lesen wollen, dass sich mit Finanzen beschäftigt. Meine mittlere Tochter interessiert sich eigentlich seit einem Praktikum in einer Bank sehr für Finanzthemen, aber auch sie hat abgewunken, weil es ihr zu infantil wirkte. Schade!