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FranziskaBo96

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.04.2023

Der Zauber des Miteinanders

Menschen, die wir noch nicht kennen
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Libby steht vor einem Scherbenhaufen. Eben hat sie noch förmlich auf den Heiratsantrag ihres Freundes gewartet, doch stattdessen hat er sie abserviert und aus der gemeinsamen Wohnung geworfen. Jetzt muss ...

Libby steht vor einem Scherbenhaufen. Eben hat sie noch förmlich auf den Heiratsantrag ihres Freundes gewartet, doch stattdessen hat er sie abserviert und aus der gemeinsamen Wohnung geworfen. Jetzt muss sie notgedrungen vorübergehend zu ihrer Schwester nach London ziehen, mit der sie auch nicht gerade das beste Verhältnis hat. Eines Tages trifft sie im 88er-Bus jedoch auf Frank, einen älteren, aufgeschlossenen Mann, der Libby eine Geschichte aus seiner Jugend erzählt. In den 60ern traf er in genau diesem Bus eine Frau, die ihm seitdem nicht mehr aus dem Kopf geht, nur leider verlor er damals einen Zettel mit ihrer Nummer. Libby ist so berührt von dieser Geschichte, dass sie beschließt, die Frau aus dem 88er-Bus ausfindig zu machen.

"Menschen, die wir noch nicht kennen" ist eine unheimlich herzerwärmende Geschichte. Sie zeigt, wie schön es sein kann, sich für andere zu öffnen und dass Freundschaften manchmal an Orten gefunden werden, von denen wir es nicht erwarten. Das Buch vermittelt einen optimistischen Ausblick auf das Leben, schreckt aber auch nicht davor zurück, hin und wieder auch mal ernste Themen anzusprechen. Ich war total von der Lektüre verzaubert. Auch wer London mag, wird bei diesem Buch auf seine Kosten kommen, hier wird das Flair der britischen Hauptstadt toll vermittelt.

Warum ich dem Buch aber vier statt fünf Sterne gebe, kann ich gar nicht so richtig beschreiben. Irgendwie hat mir am Ende das gewisse Etwas gefehlt, dass es mit anderen Fünf-Sterne-Büchern gleichsetzt. Wenn ich unbedingt eine Kritik finden müsste, dann, dass es mir gegen Ende doch ein bisschen zu viele Tropen auf einmal wurden, obwohl mich das bei anderen Büchern sonst auch nicht so stört.

"Menschen, die wir noch nicht kennen" ist auf jeden Fall ein toller Roman für zwischendurch, der gerade richtig zum Beginn der Urlaubszeit erscheint. Gerade London-Fans werden hier sicher auf ihre Kosten kommen.

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Veröffentlicht am 23.11.2022

Ein Thema, das viel zu selten diskutiert wird

Ware Mensch
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In "Ware Mensch" stellt uns Dietmar Roller, Experte für Entwicklungszusammenarbeit, verschiedene Menschen aus der ganzen Welt und ihre Schicksale im Zusammenhang mit moderner Sklaverei vor. Dabei gibt ...

In "Ware Mensch" stellt uns Dietmar Roller, Experte für Entwicklungszusammenarbeit, verschiedene Menschen aus der ganzen Welt und ihre Schicksale im Zusammenhang mit moderner Sklaverei vor. Dabei gibt er meist schockierende Erzählungen dieser Menschen wieder, untermauert diese mit Statistiken und stellt aber auch dar, wie sie es aus diesen furchtbaren Verhältnissen schaffen konnten.

Ich verzichte bei dieser Rezension bewusst auf die Triggerwarnungen, die ich mir seit einiger Zeit angewöhnt habe, weil ich denke, dass man sich sicherlich denken kann, dass in einem solchen Buch Themen wie Vergewaltigung, Missbrauch und Kinderarbeit sehr zentral sind. Trotzdem möchte ich nochmal darauf hinweisen, dass die besprochenen Thematiken schon echt harter Tobak sind und man manchmal auch wirklich das Bedürfnis hat, das Buch zur Seite zu legen, einfach, weil es so schlimm ist. Letztendlich finde ich diese harten, aber eindrücklichen Beschreibungen des Autors gut, denn nur so wird den Leser:innen klar, wie präsent und furchtbar das Thema Sklaverei auf unserer Welt immer noch ist.

Der Autor wählt vielfältige Beispiele aus der ganzen Welt, die deutlich machen, dass nicht nur Entwicklungsländer betroffen sind. Ich möchte außerdem positiv betonen, dass er sich nicht White Savourism bedient, was bei anderen Büchern dieses Genres leider viel zu häufig passiert. Immer wieder betont Roller, dass moderne Sklaverei häufig auf kolonialen Strukturen aufbaut bzw. nur überleben kann, weil der Konsum und die Politik westlicher Staaten sich (wenn auch manchmal indirekt und unbewusst) von ihm bedienen.

Gerade weil der Untertitel des Buches dies verspricht, hätte ich mir etwas mehr Informationen dazu gewünscht, wie ich als private Einzelperson den Kampf gegen Sklaverei unterstützen kann. Natürlich ist mir bewusst, dass dies vor allem Projekte vor Ort schaffen, die der Autor auch detailliert schildert. Trotzdem hätte ich mir vielleicht zum Abschluss ein Kapitel mit einfachen Handlungsaufforderungen gewünscht, z.B.: Wo kann ich spenden? Gibt es politische Initiativen, die ich durch Petitionen o.ä. unterstützen kann? Was kann ich konkret an meinem Konsumverhalten ändern, um Sklaverei zu behindern? Ich will nicht sagen, dass diese Fragen gar nicht beantwortet wurden, doch am Ende fühlte ich mich etwas nutzlos, obwohl gerade der Autor am Ende meinte, dass man etwas dagegen tun könnte.

Trotzdem möchte ich das Buch allen ans Herz legen. Es ist sicher kein einfaches Thema, aber Alltag in unserer modernen Welt, über die wir mehr wissen sollten.

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Veröffentlicht am 12.05.2024

Gelungenes Fake Dating

Funny Story
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Daphne befindet sich in einer misslichen Lage: Ihr Freund Peter hat sie für seine Kindheitsfreundin Petra verlassen und Daphne aus dem Haus geworden. Unterschlupf findet sie nun bei Miles - der wiederum ...

Daphne befindet sich in einer misslichen Lage: Ihr Freund Peter hat sie für seine Kindheitsfreundin Petra verlassen und Daphne aus dem Haus geworden. Unterschlupf findet sie nun bei Miles - der wiederum Petras Ex-Freund ist. Das ungleiche Duo versteht sich gut und schmiedet irgendwann den Plan, sich an den jeweiligen Ex-Partnern zu rächen, indem sie selbst so tun, als wären sie ein Paar. So beginnen eine Reihe von Fake-Dates und strategische Instagram-Posts - aber was, wenn doch plötzlich Gefühle ins Spiel kommen?

Bei Büchern von Emily Henry bin ich immer ein bisschen vor einem Dilemma: Ich finde, sie hat immer gute Prämissen und Settings, aber für mich sind die Protagonisten und ihre Liebesgeschichten irgendwie immer ein bisschen uninteressant. Aus diesem Grund gebe ich ihren Romanen meistens solide drei Sterne, greife aber doch gerne immer wieder zu, wenn etwas Neues von ihr rauskommt. Auch "Funny Story" leidet wieder ein wenig unter diesen Problemen, wenn auch weniger als die Vorgängerwerke.

Auch wenn ich mal wieder etwas länger brauchte, um mit Miles und Daphne warmzuwerden, konnte ich am Ende mit ihn mitfiebern (was mir bei Henrys anderen Büchern nicht gelungen war). Mir gefiel zudem auch sehr das Thema von Daphnes Selbstfindung, in der romantische Beziehungen nur ein Aspekt waren. Auch die Nebencharaktere konnten mich, wie so häufig in Henrys Romanen, wieder überzeugen, die auch für die richtige Portion Humor sorgten.

Da ich trotz der erwähnten Probleme mit diesem Buch deutlich mehr Spaß hatte als mit Emily Henrys Vorgängern, habe ich mich hier mit viel Augenzudrücken für 4 Sterne entschieden. Romance-Fans werden hiermit sicher wieder viel Spaß haben.

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Veröffentlicht am 31.03.2024

Wer will schon ewig leben?

Wir werden jung sein
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In "Wir werden jung sein" wird das Leben von fünf Menschen - und letztendlich auch der gesamten Menschheit - grundlegend. Professor Mosländer, Professor an der Berliner Charité, findet nämlich heraus, ...

In "Wir werden jung sein" wird das Leben von fünf Menschen - und letztendlich auch der gesamten Menschheit - grundlegend. Professor Mosländer, Professor an der Berliner Charité, findet nämlich heraus, dass das Herzmittel, das er gerade entwickelt und an fünf Menschen (einschließlich sich selbst) erproben lässt, die Nebenwirkung hat, dass es den Alterungsprozess des Körpers umkehrt. Was anfangs wie eine medizinische Revolution erscheint, entpuppt sich bald als Albtraum für die Probanden.

Maxim Leo schafft es, mit diesem kurzweiligen Roman die Grundlagen der Medizinethik auf verständliche Art und Weise zu vermitteln. Ziemlich früh kommen Fragen darüber auf, ob es überhaupt erstrebenswert ist, ewig leben zu wollen und wer sich das leisten könnte. Auch die Rolle der Probanden und ihr Leiden "zum Wohle der Gesellschaft" werfen viele Fragen auf. Sicher ist die medizinische Innovation in diesem Buch fiktiv, doch die grundlegende Problematik ist in der modernen Medizin allgegenwärtig. Umso mehr war ich davon begeistert, Maxim Leo es schafft, auch Laien in diese Fragestellungen einzubeziehen. Dieses Buch lädt zum Nachdenken ein und bleibt sicher länger im Gedächtnis.

Das Buch hat grundsätzlich einen eher nüchternen Schreibstil, was meiner Meinung nach aufgrund der wissenschaftlichen Thematik an den meisten Stellen sehr gut passte. Einzig und allein das Ende fand ich etwas holprig, vor allem weil auch hier die Erzählung etwas über den trockenen Stil stolperte. Auch die nicht ganz runden Abschlüsse einiger Handlungsbögen störten etwas.

Trotzdem ist "Wir werden jung sein" eine prägnant erzählte, spannende Geschichte, die sich schnell weglesen lässt, aber über die man trotzdem sicher noch lange nachdenken wird.

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Veröffentlicht am 18.03.2024

Das Haus und das Land

Kosakenberg
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Als Kathleen 1997 das Abi macht, will sie einfach nur raus aus ihrem brandenburgischen Heimatdorf Kosakenberg. Sie verlässt ihre Mutter und die Provinz und macht sich erst nach Berlin und dann später ins ...

Als Kathleen 1997 das Abi macht, will sie einfach nur raus aus ihrem brandenburgischen Heimatdorf Kosakenberg. Sie verlässt ihre Mutter und die Provinz und macht sich erst nach Berlin und dann später ins große London. Im Buch begleiten wir sie durch ihr Leben, in das Kosakenberg und vor allem ihr Elternhaus es jedoch immer wieder schaffen einzudringen.

Das Thema in "Kosakenberg" ist eines, das mich und sicher auch viele andere enorm beschäftigt: Was macht der Umzug in die "große Stadt" mit uns? Wie viel Heimat bleibt im Laufe der Jahre in uns drin? Können wir uns je vor ihr losreißen oder ist sie immer Teil von uns, auch wenn wir irgendwann keine familiären Bindungen mehr zu ihr haben? Diese Probleme werden auf 220 Seiten gerade unter dem besonderen ostdeutschen Aspekt extrem gut beleuchtet und das auf eine Art und Weise, die vor allem gegen Ende sehr berührend wird.

Auch der Humor kommt in diesem Buch nicht zu kurz, obwohl es hier manchmal auf etwas arrogante Art und Weise auf Kosten der vermeintlich zurückgebliebenen Landbevölkerung geschieht. Ob das bewusst gemacht wurde, um die Veränderung der Protagonistin betont wurde oder unbewusst die Meinung der Autorin wiedergibt, war für mich nicht immer deutlich, auf jeden Fall war es manchmal ein bisschen unangenehm.

Ein weiterer kleiner Kritikpunkt war, dass mir in den ersten zwei Dritteln der Geschichte ein bisschen der Tiefpunkt gefehlt hat und ich nicht so richtig wusste, wohin die Story gehen wollte. Bis zu einem einschneidenden Erlebnis später wirkt das ganze Buch nur wie eine zwar unterhaltsame, aber etwas ziellose Beschreibung von unwichtigen Ereignissen im Leben der Hauptfigur.

Trotzdem konnte mich vor allem das Ende des Buchs umhauen, womit es sich 4 Sterne definitiv verdient hat.

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