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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.04.2024

Unfassbar traurig und bewegend

Und Großvater atmete mit den Wellen
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Ich finde nicht, dass dieses Buch den Vorgänger übertrifft. Der großartige Roman «Als Großmutter im Regen tanzte» kann man gar nicht richtig damit vergleichen. Der Roman war geheimnisvoller und erzählte ...

Ich finde nicht, dass dieses Buch den Vorgänger übertrifft. Der großartige Roman «Als Großmutter im Regen tanzte» kann man gar nicht richtig damit vergleichen. Der Roman war geheimnisvoller und erzählte auf verschiedenen Zeitebenen. Es war aber ebenso toll geschrieben und sehr berührend. «Und Großvater atmete mit den Wellen» erzählt im Gegensatz dazu geradlinig von den Kriegsjahren in Konrad Bjerke´s Leben, der 1943 von den Japanern gefangen genommen wurde. Konrad verliebt sich in die Krankenschwester Sigrid und wird von seinem Bruder Sverre getrennt. Es werden dramatische Geschehnisse geschildert und man durchlebt mit den Protagonisten die Qual der Gefangenschaft, das körperliche und seelische Leid und die Hoffnung, dass ihr „Leben danach von neuem beginnt.“ Manchmal ist es schwer zu ertragen, was in den Lagern passiert, zu welchen Mitteln gegriffen werden, um Macht zu demonstrieren. Besonders der Moment als Sigrid sich nach langer Zeit im Spiegel sieht und sich nicht wieder erkennt. Unvorstellbar, und deshalb finde ich das Buch so wertvoll. Es lässt nachvollziehen, warum die Großeltern nicht über die Kriegsjahre sprechen wollten und erzählt trotzdem ihre Geschichte. „Das alles ist so ungerecht, so unfassbar traurig. All diese Toten, ich kann bald nicht mehr.“ Sehr lesenswert, aber ganz anders, als der Vorgänger-Roman.

Veröffentlicht am 14.04.2024

Vom gefühlten Mangel zur erlebten Fülle

Lebensfreude
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Im Stil einer Selbsthilfegruppe treffen sich jeden Monat fünf Protagonisten zum sogenannten „Freundekreis“ in der Natur mit dem Ziel, mehr Lebensfreude zu entwickelt. Für alle der Teilnehmer ist es unangenehm, ...

Im Stil einer Selbsthilfegruppe treffen sich jeden Monat fünf Protagonisten zum sogenannten „Freundekreis“ in der Natur mit dem Ziel, mehr Lebensfreude zu entwickelt. Für alle der Teilnehmer ist es unangenehm, mit Fremden über Persönliches zu reden, aber alle eint, dass sie das Leben mehr genießen und öfter in die Freude kommen wollen. Für die sechs Termine gibt es Regel, die besonders der über fünfzigjährigen Britta schwerfallen. In ihrem Umfeld gehört es dazu, sich über das Leben zu beklagen und schnell ein Urteil über andere zu fällen. Die Taxifahrerin Gerda bricht das Eis in der Gruppe, hält jedoch ihren Schutzschild aufrecht. Klaus ist in trüber Stimmung und nicht ganz freiwillig da. Er ist verschlossen und wortkarg. Sebastian hat einen stressigen Job und wenig Zeit für seine Familie, bringt aber Zuversicht und Engagement mit. Anna ist die Jüngste, studiert Jura, träumt von Italien und entdeckt ganz neue Seiten an sich.

Alle der fünf Charaktere dienen als beispielhafte Identifikationsfiguren, habe unterschiedliche Hintergründe, Erfahrungen und profitieren gerade deshalb voneinander. Es ist spannend, mitzuerleben, wie sie sich entwickelt, denn es gibt auch nach den Treffen private Einblicke in die Gedanken und Handlungen der Protagonisten. Diese Mischung aus beispielhafter Fiktion und ratgebenden Ergänzungen fand ich nachvollziehbar und ansprechend umgesetzt. So halten die Teilnehmer beispielsweise Kontakt zu Autor Jens Corssen und erfahren den Unterschied zwischen Glück und Freude. Außerdem gibt es sachinhaltliche Einschübe und Erklärungen, die informieren und vertiefen. Ein spannenden Modell also, was die üblichen Herangehensweisen umkehrt und die Beispiele in den Fokus rückt. Deren Erfolge sind ermutigend und bleiben lebendig im Gedächtnis. Es sind simple Details, die im Leben viel mehr möglich machen. Sie lernen ihr Denken zu verändern, ihre Worte zu wählen und erhöhen ihre Lebensqualität. Insgesamt ein spannendes Experiment, das anschaulich beweist, Lebensfreude lässt sich trainieren, weil sie nicht von äußeren Umständen abhängt. Ob, wann und wie oft wir uns freuen, ist nämlich zum großen Teil von uns selbst abhängig.

Fazit: Lebensbejahend, inspirierend und ein guter Kompromiss für alle, die lieber Geschichten statt Sachbücher lesen.

Veröffentlicht am 14.04.2024

Auf der Suche nach Worten

Die Verletzlichen
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In die «Die Verletzlichen» philosophiert die namenlose Erzählerin über schön klingende Blumennamen, Erfahrungen oder erinnerungswürdige (berühmte) Zitate, die das Erzählen lohnt, von einer Welt ohne männliche ...

In die «Die Verletzlichen» philosophiert die namenlose Erzählerin über schön klingende Blumennamen, Erfahrungen oder erinnerungswürdige (berühmte) Zitate, die das Erzählen lohnt, von einer Welt ohne männliche Stärke, Freundschaft, Pandemie-Marotten, dem Dasein als Schriftstellerin und die verlorenen Tage der Jugend. Ich mochte es sehr, ihren schweifenden Gedankengängen zu folgen und den ein oder anderen nachdenklichen Satz länger verweilen zu lassen. Es ist ein ruhiger Text, der vielfältige Abzweigungen nimmt und neue Perspektiven eröffnet. Wenn man sich darauf einlässt, ohne die Erwartung auf eine spannende Handlung, ist vor allem der begnadete Schreibstil eine Freude und ich habe viele Textstellen markiert.

Der Klappentext greift die späteren Umstände auf, denn die Erzählerin befindet sich mitten der der Pandemie und hütet schließlich den Papagei ihrer Freundin Iris, die im Ausland festsitzt. Diese Aufgabe tut ihr gut, denn sie steckt in einer Schreibblockade und ist, ebenso wie alle anderen, in dem seltsamen Strukturen der Pandemie gefangen. „Einem Tier zu begegnen ist wie eine Frischzellenkur. Es öffnet eine Tür zur anderen Seite. Den nicht Mitteilbaren.“ Dann kehrt der ursprüngliche Betreuer (sie nennt ihn Giersch) zurück und die Erzählerin fühlt sich in ihrer einsamen Routine gestört.

Perfekt für alle, die Entschleunigung brauchen und mit Textmarker lesen.

Veröffentlicht am 23.03.2024

Wer zuerst lügt, gewinnt

Wer zuerst lügt
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«Wer zuerst lügt» von Ashley Elston ist ein clever verstricktes Katz- und Maus-Spiel, das mit einer talentierten Hochstaplerin und überraschenden Wendungen überzeugt.

Die 26-jährige Lucca Marino arbeitet ...

«Wer zuerst lügt» von Ashley Elston ist ein clever verstricktes Katz- und Maus-Spiel, das mit einer talentierten Hochstaplerin und überraschenden Wendungen überzeugt.

Die 26-jährige Lucca Marino arbeitet als Trickbetrügerin für den mysteriösen Mr. Smith, der seine Identität exzellent verbirgt. Der neue Auftrag ist der Geschäftsmann Ryan Sumner, auf den sie mit ihrem Alias Evie Porter angesetzt wird. Die ausgeklügelte Maskerade und aufwendige Vorbereitung funktioniert, denn Ryan bietet sie, nach einigen Monaten, bei sich einzuziehen. Schwieriger ist es, vor seinen Freunden zu überzeugen, denn die Anwältin Rachel ist mehr als skeptisch. Eigentlich möchte Lucca aussteigen, ein sinnerfülltes Leben führen, aber ihr bleibt nichts anderes übrig, als weiterzumachen, wenn sie nicht für immer auf der Flucht vor ihrem übermächtigen Boss sein will.

Die Rückblenden führen zu den betrügerischen Anfängen von Lucca zurück, und zeigen, wie es dazu kam, dass sie Aufträge für Mr. Smith ausführte und welche das waren. Dabei gefiel mir der misstrauische Devon, ein unverzichtbarer Partner für Lucca, der sie wissend L. (Elle) nennt und mit dem sie über Instagram kommuniziert. Lucca wird als äußerst klug und misstrauisch dargestellt, wirkt aber trotzdem verletzlich und authentisch. Die Pläne des Kontrahenten sind schwer zu durchschauen und es offenbart sich ein breites Feld aus Lügen und Verrat.
Die beiden Erzählstränge laufen zielstrebig ineinander und zeigen die Wahrheit, denn nichts ist, wie es scheint. Insgesamt nicht überragend, aber eine absolut gute Unterhaltung, mit einer cleveren Heldin und undurchschaubaren Motiven, die Spannung versprechen, ohne zu nervenauftreibend oder gewalttätig zu sein.

Veröffentlicht am 19.03.2024

Scheinwelt Social Media

Die Influencerin
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Lifestyle-Influencerin Sarah Rode beendet ihre Online-Karriere und löscht ihren Instagram-Account, als Folge einer Tragödie, für die sie verantwortlich gemacht wird. Doch damit ist es nicht ausgestanden, ...

Lifestyle-Influencerin Sarah Rode beendet ihre Online-Karriere und löscht ihren Instagram-Account, als Folge einer Tragödie, für die sie verantwortlich gemacht wird. Doch damit ist es nicht ausgestanden, denn Sarah fühlt sich zunehmend bedroht und verfolgt. Eine Fake-Account in ihrem Namen gibt persönliche Geheimnisse preis und Sarah fühlt sich zunehmend im Stich gelassen.
Erzählt wird aus der Ich-Perspektive von Sarah und dieser einfachen Erzählweise kann man gut folgen. Spannend, taucht man in die Abgründe der Social Media-Welt und die Scheinwelt der Influencer ab. Jedoch geht es auch um persönliche Details von Sarahs Leben, die sie verfolgen und schließlich spitzt sich die Lage zu. Das Ende hat mir gut gefallen und insgesamt war es eine solide, spannende Unterhaltung, die hält, was der Klappentext verspricht.