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Veröffentlicht am 18.05.2024

Die Reise zu sich selbst

Bonjour Agneta
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Agneta ist 49 und bezeichnet sich selbst als farblos. Die Kinder sind aus dem Haus und melden sich nur, wenn sie Geld brauchen, bei den Kollegen ist sie sowieso unsichtbar und ihr Mann ist etwas zu ambitioniert ...

Agneta ist 49 und bezeichnet sich selbst als farblos. Die Kinder sind aus dem Haus und melden sich nur, wenn sie Geld brauchen, bei den Kollegen ist sie sowieso unsichtbar und ihr Mann ist etwas zu ambitioniert was Sport und gesunde Ernährung angeht. Ihr wäre Käse einfach lieber als kalter Haferbrei. Agneta liebt Frankreich und als sie eine Annonce sieht, dass in Frankreich ein schwedisch sprechendes Au Pair gesucht wird, fährt sie hin und wird überrascht. Nicht nur damit, dass sie sich nicht um einen Jungen, sondern um einen 80jährigen kümmern wird, sondern auch mit vielen neuen Erkenntnissen über sich selbst.

Ich liebe Frankreich und jeder Besuch in diesem wunderschönen Land erdet mich aufs Neue. Deswegen habe ich mich auch sehr über dieses Buch gefreut. Agneta ist eine sehr sympathische, auf liebevolle Art verschrobene Person, die sich sehr schnell in mein Herz geschlichen hat. Es macht unglaublich viel Spaß, sie auf ihrem oft holprigen und manchmal seltsamen Weg zu sich selbst zu begleiten. Einar, der Herr, den sie betreuen soll, hat ein interessantes Leben gelebt und einige Hindernisse zu bewältigen gehabt. So helfen seine Weisheiten eher Agneta als Agneta ihm hilft. Sie brauchen sich beide und dies zeigt wieder so schön, wie wichtig es ist, dass Generationen zusammenarbeiten sollen, weil jeder von den anderen profitiert.

Es ist ein wunderschönes Buch über den Weg zu sich selbst. Ein Buch, welches zeigt, dass es nie zu spät ist, sich selbst zu finden und auch darüber, dass der Weg zu sich selbst oft voller Steine und Fallgruben ist, es sich aber lohnt, durchzuhalten.

Ich kann dieses Buch nur wärmstens empfehlen.

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Veröffentlicht am 10.05.2024

Eine schrullige Tierpräparatorin auf dem Weg zu sich selbst

Der Hamster mit der Löwenmähne
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Tierpräparatorin Eva kann nicht so gut mit Menschen umgehen. Ihre ausgestopften Tiere sind ihr wesentlich lieber. Mit ihnen kann sie auch richtig gute Gespräche führen. Gerade mit denen, die nicht so gut ...

Tierpräparatorin Eva kann nicht so gut mit Menschen umgehen. Ihre ausgestopften Tiere sind ihr wesentlich lieber. Mit ihnen kann sie auch richtig gute Gespräche führen. Gerade mit denen, die nicht so gut gelungen sind und deswegen bei ihr bleiben. Das sind die wahren Freunde. Doch natürlich gibt es auch in Evas Leben Menschen: ihren Vater, der plötzlich verschwindet, ihren Nachbarn, der irgendwie besonders ist und nicht zu vergessen auch die seltsame Kundin, die für ihren Sohn einen Hamster mit Löwenmähne präpariert haben will. Plötzlich sieht Eva sich gezwungen, aus ihrem normalen Leben auszubrechen und ihren Panzer abzulegen und das ändert mehr, als ihr lieb ist.

Eva ist eine herrlich verschrobene Person, die mir gut gefallen hat. Sie ist die Art von Protagonistin, bei der man während des Lesens mit den Augen rollt und die man ab und zu einfach nur schütteln möchte. Sie ist besonders und erinnert uns immer wieder daran, eben nicht mit den Augen zu rollen, sondern einfach mal genauer hinzuschauen. Wie es auch ihr Nachbar schafft, der aber immer nur „der Nachbar“ bleibt.

Es ist eine nette Geschichte über eine Frau, die so nah an ihrem Weg ist und es doch irgendwie nicht schafft, vom Geröllhaufen auf die Piste zu wechseln. Es ist ein Buch, bei dem man ein wenig zwischen den Zeilen lesen muss, um es wirklich zu verstehen, denn nur oberflächlich betrachtet ist dieses Buch ein wenig farblos. Doch wer sich darauf einlässt, wird es nicht bereuen.

Kann man es, wie das Buch verspricht, mit Amelie vergleichen? Ich weiß es nicht, Amelie war für mich ganz anders. Es ist wie Äpfel und Birnen, man kann beides mögen, muss aber nicht.

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Veröffentlicht am 10.05.2024

Kleine Therapieimpulse für Zwischendurch

Your Pocket Therapist
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Annie Zimmerman ist eine Therapeutin, die einst selbst große Probleme hatte und deswegen in Therapie musste. Sie versteht also wirklich, was in Menschen vorgeht, die Hilfe suchen und wie schwer es ist, ...

Annie Zimmerman ist eine Therapeutin, die einst selbst große Probleme hatte und deswegen in Therapie musste. Sie versteht also wirklich, was in Menschen vorgeht, die Hilfe suchen und wie schwer es ist, diese anzunehmen. Ihre Erfahrungen, sowohl die eigenen als auch die ihrer Patientinnen, erzählt sie hier unglaublich einfühlsam und wertschätzend und gibt dem Leser anhand praktischer Beispiele kleine Impulse und Übungen an die Hand, wie man mit den gängigsten Problemen umgehen kann. Natürlich ersetzt dieses Buch keine Therapie, aber das ist auch nicht der Anspruch.

Zuerst blicken wir auf uns selbst und unseren Umgang mit uns: Depressionen, Angst, Stress, Sucht, Selbstkritik. Wo müssen wir ansetzen, was kann man ändern? Schon in diesen ersten Kapiteln habe ich einige wichtige Impulse erhalten. Dann gehen wir zum Hauptfokus des Buches: Beziehungen. Hier behandelt die Autorin Aspekte des Single seins, des Datings, Bindungsmuster, Konflikte und auch Trennungen.
Ich habe das ganze Buch gelesen und wirklich einiges mitnehmen können, auch wenn es natürlich nur an der Oberfläche kratzt. Es wird klar, dass unser Verhalten fast immer eine Reaktion auf Erlebnisse in Kindheit und Jugend ist und wir viel tiefer ansetzen müssen. Beim Erarbeiten der Übungen sind auch einige Tränen geflossen.

Was mir nicht so gut gefallen hat war, wenn die Autorin erzählt hat, wie sehr sie sich für ihre Patienten freut, mitleidet und reagiert. Ja, sie zeigt damit ihre Menschlichkeit, ihr Mitgefühl, aber es gibt doch genug Menschen, die dann Angst haben, die eigenen Probleme könnten die Therapeutin belasten. Ich war mal selbst so ein Mensch und hätte nach dem Buch wahrscheinlich gezögert, eine Therapie zu beginnen.

Alles in allem ein wirklich schönes Buch mit guten Impulsen, gerade im Beziehungsbereich. Interessant für alle, die über eine Therapie nachdenken und auch als Therapiebegleitung sehr wertvoll.

Veröffentlicht am 02.04.2024

Leiser Krimi mit viel Charme

Im Schatten des Thronfolgers
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Romane aus der k.u.k Zeit sind meist ja wunderschön, ein wenig opulent und recht gesittet. Doch keine Zeit ohne Verbrechen, Mord und Gewalt. Dieser Krimi von Christine Neumeyer zeigt uns die düsteren Seiten. ...

Romane aus der k.u.k Zeit sind meist ja wunderschön, ein wenig opulent und recht gesittet. Doch keine Zeit ohne Verbrechen, Mord und Gewalt. Dieser Krimi von Christine Neumeyer zeigt uns die düsteren Seiten. Ein Säugling wurde ermordet und heimlich bestattet. Nur durch Zufall wurde seine Leiche gefunden. So eine Leiche auf dem Grund des Thronfolgers Franz Ferdinand bedarf natürlich besonders sorgfältiger und bedachter Ermittlungen und da sind Polizeiagent Pospischil und sein Assistent Frisch aus Wien genau die richtigen.

Mir hat dieser Krimi wirklich gut gefallen, obwohl, oder vielleicht auch gerade weil er eher ein ruhiger Krimi war. Es dauerte nicht lang und ich war völlig in die Geschichte abgetaucht und rätselte fleißig mit. Die Charaktere waren wundervoll herausgearbeitet, egal, wie wichtig sie waren. Leider kenne ich die beiden Vorgängerbände noch nicht, doch dies hat meine Lesefreude nicht getrübt und ich hatte nicht das Gefühl, deswegen keinen Zugang zu den Ermittlern zu haben. Beide Ermittler passen hervorragend zusammen, weil sie unterschiedlicher kaum sein können und doch durch die gleiche Geisteshaltung verbunden sind.

Mir gefällt der ruhige, leise Ton des Krimis. Trotz Ermittlungen bleibt noch Zeit für Zwischenmenschliches und dem ein oder anderen Blick auf die damalige Zeit. Die Autorin hat wahrlich ein Händchen dafür, auch schwierige Themen wie Inzucht und Gewalt einfühlsam darzustellen.

Ich weiß nicht, wie es die Österreicher schaffen, sogar einen Krimi charmant zu erzählen, aber hier ist es wirklich gelungen und ich empfehle dieses Buch gern allen Freunden der leiseren Krimis weiter.

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Veröffentlicht am 19.03.2024

Interessante Gespräche

Vom Leben und anderen Zumutungen
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Wer Giovanni die Lorenzos Interviews aus der Zeit kennt, der weiß, was ihn erwartet: Interessante Gespräche, die unter die Oberfläche blicken. Gespräche, die mit so viel Ruhe geführt werden, dass immer ...

Wer Giovanni die Lorenzos Interviews aus der Zeit kennt, der weiß, was ihn erwartet: Interessante Gespräche, die unter die Oberfläche blicken. Gespräche, die mit so viel Ruhe geführt werden, dass immer wieder überraschende Antworten kommen.

Ich gebe zu, ich kannte nicht jeden Interviewpartner, habe aber alle Gespräche gelesen und war fasziniert von den passenden Fragen, aber auch den Gesprächspartnern. Hier findet sich eine große Bandbreite von einem jungen Mädchen, das erwachsenere Antworten gibt als so manch Erwachsener, über Udo Jürgens, Bully Herbig, Bülent Ceylan, Angela Merkel bis zum Papst. Auch bei Recep Tayyip Erdogan fand die Lorenzo die richtigen Worte. Auch wenn dieses Gespräch alles andere als angenehm war.

Ein wirklich schönes Buch voller guter Gespräche. Ich kann mir vorstellen, dass es einigen Lesern zu sachlich, zu wenig emotional war, aber genau so müssen Fragen gestellt werden.