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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.03.2024

Eine außergewöhnliche und interessante Geschichte!

Das andere Tal
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Klappentext:

„Dieses Tal ist ein besonderer Ort. Geht man nach Osten oder Westen, stößt man auf die gleichen Häuser, Hügel, Straßen – doch alles ist zwanzig Jahre zeitversetzt. Nur in Trauerfällen dürfen ...

Klappentext:

„Dieses Tal ist ein besonderer Ort. Geht man nach Osten oder Westen, stößt man auf die gleichen Häuser, Hügel, Straßen – doch alles ist zwanzig Jahre zeitversetzt. Nur in Trauerfällen dürfen die Grenzen passiert werden. Als die junge Odile in Besuchern aus der Zukunft die Eltern ihres Freundes Edme erkennt, weiß sie, dass er bald sterben wird. Was wäre, wenn Odile das ihr auferlegte Schweigen bricht? Ein bewegendes und außergewöhnliches Debüt über Freiheit und die Macht des Schicksals.“



Des öfteren hört man den Spruch „Nur gut, dass ich nicht weiß wann ich gehen muss“ oder „Ich will nicht wissen wann ich sterbe“ aber was ist denn wenn man es weiß? Autor Scott Alexander Howard hat sein Buch-Debüt genau dieser Thematik gewidmet und eine Geschichte drumherum verwoben. Howard spielt hier aber mit den Zeiten und mit den Lesern. Warum? Er lässt seine Figuren in einer Art Zeitschleife um zwanzig Jahre zeitversetzt leben. Nur bei dem Verlust eines geliebten Menschen bzw. bei ganz schwerer Trauer darf man diese Blase verlassen. Ist das gerecht? Ist das menschlich? Selbstredend ist es nur eine Geschichte aber ich muss zugeben, Howard hat das Hauptthema mit dem wissenden Sterbezeitpunkt recht gekonnt in seine Erzählung einfließen lassen. Wir dürfen nämlich durch Odile erfahren, dass ihr Freund Edme bald sterben wird. Wie geht man mit diesem Wissen um? Spricht man darüber? Schweigt man und genießt die Zeit miteinander? Sieht man darüber hinweg weil wir alle irgendwann gehen müssen? Wie also damit umgehen? Genau da gibt Howard seinen Lesern genügend Raum. Was auch gut so ist. Man muss sich auf die gesamte Thematik einlassen können, wer dies nicht tut, wird Schwierigkeiten haben mit dieser Geschichte. Wir dürfen mit Odile eine gewisse Zeit verbringen und ihr Leben in diesem Tal erleben. Howard springt ab und an recht unkontrolliert zwischen den Zeiten was große Aufmerksamkeit beim Leser erfordert aber dennoch hat die Geschichte ihren Reiz, eine besondere Spannung und ja, sie löst eine Neugier aus weil man gern wissen möchte wie Odile damit umgeht. Howard regt, wie bereits gesagt, aber auch den Leser-Geist an. Die Geschichte hat recht philosophische Züge, die dennoch ohne Zwang daher kommen. Dadurch spricht die Story eine breite Leserschaft an. 4 sehr gute Sterne hierfür.

Veröffentlicht am 19.03.2024

Eine außergewöhnliche Geschichte aber nichts für zartbesaitete Leser!

Tiere
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Klappentext:

„Am Rand eines abgelegenen Dorfes im Achterhoek liegt der Bauernhof der Familie Keller, vom Dorf gleichermaßen gefürchtet wie verachtet. Landwirtschaft wird hier schon lange nicht mehr betrieben, ...

Klappentext:

„Am Rand eines abgelegenen Dorfes im Achterhoek liegt der Bauernhof der Familie Keller, vom Dorf gleichermaßen gefürchtet wie verachtet. Landwirtschaft wird hier schon lange nicht mehr betrieben, Tiere gibt es trotzdem: die illegale Nerzzucht des Großonkels. Auch als Isa längst den Hof verlassen hat und zum Studieren in die Stadt gegangen ist, verfolgt sie das Fiepen der Tiere noch bis in den Schlaf. Dann holt sie ein Anruf zurück ins Dorf: Ihr Vater ist verschwunden. Die Suche nach ihm wird zu einer Suche nach ihrer eigenen Identität. Und nach der Wahrheit über ihre Familie.“



Wie der Buchtitel es nicht nur vermuten lässt sondern auch das Bild deutlich zeigt und der Klappentext es unterstützt, geht es ab und an sehr detailliert um Tierquälerei. Deshalb sei gleich zu Beginn gesagt - für zartbesaitete Menschen ist dieses Buch rein gar nichts. Ja, ich hatte auch meine Schwierigkeiten damit, das gebe ich zu. Einiges war schon schwer hier zu ertragen ABER die Geschichte nimmt einen ganz anderen Lauf an als gedacht. Autor Gijs Wilbrink beschreibt sehr realistisch und punktgenau das Leben auf dem Land. Seine Beschreibungen wie Höfe sterben und mit ihnen seine Besitzer in andere Welten abtauchen weil eben die Landwirtschaft nichts mehr abwirft war äußerst stark. In unserer Geschichte lernen wir Familie Keller kennen. Alle recht verpeilt aber das Leben hat sie nunmal so geformt. Und ja, in jedem Dorf gibt es so eine Familie die ihren ganz besonderen Ruf weg hat. Isabella ist unsere Hauptperson im Buch und sie hat sich entschieden ihren eigenen Wege komplett ohne Landleben zu gehen. War es Flucht? Ganz klar ja. Als plötzlich ihr Vater spurlos verschwand musste sie wieder in ihre alte Heimat und wird mit Dingen konfrontiert, mit denen sie nicht gerechnet hätte. Diese Reise wird für sie zur Offenbarung. Als Leser gerät man unweigerlich in den Familienstammbaum und wird zum Ahnenforscher. Alles zu Beginn scheint recht mühselig wie ein zu großes Puzzle aber es nimmt von Seite zu Seite mehr Gestalt an. Als Leser ist man neugierig genug und will nicht nur wissen was denn nun mit dem Vater ist, sondern auch was für Wendungen diese Geschichte noch annehmen könnte. Wilbrinks Schreibstil ist jedenfalls recht gelungen. Er ist an den passenden Stellen mehr als schonungslos ehrlich, weiß aber auch wann gut ist. Zudem wird auch nicht immer alles beim Namen genannt oder auseinander gepflückt - der Leser soll hier schon mitdenken und selbst seine Schlüsse ziehen. Wir Leser kommen uns hier vor wie Dorfbewohner selbst, die immer nur Brocken an Neuigkeiten hingeschmissen bekommen und damit eben Gerede betreiben können. Ob dann die eigene Gedankenwelt auch mit Wilbrinks Geschichte übereinstimmt, müssen Sie schon selbst erlesen! Ja, sie ist spannend und lesenswert und hätte auch 5 Sterne von mir erhalten wenn eben das mit den Tieren nicht ganz so heftig erzählt worden wäre. Aber…schlussendlich geht es uns wie den Dorfbewohnern wenn wir so denken. Warum? Wenn keiner etwas dagegen unternimmt und den Mund aufmacht, wird dieses Elend immer weitergehen…dieser Tenor ist für diese Geschichte sehr treffend finde ich und in sehr viele Bereiche umsetzbar.

Veröffentlicht am 17.03.2024

Eine starke Geschichte und somit ein starkes Debüt

Das unsichtbare Band
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Klappentext:

„In den Bergen des Libanon wächst die junge Amal in der strengen, patriarchalischen Religionsgemeinschaft der Drusen auf. Sie will nur eines: die Schule besuchen und studieren, doch Mädchen ...

Klappentext:

„In den Bergen des Libanon wächst die junge Amal in der strengen, patriarchalischen Religionsgemeinschaft der Drusen auf. Sie will nur eines: die Schule besuchen und studieren, doch Mädchen haben dort keine Rechte. Der Großvater lässt zwischen sich und seiner Frau eine Mauer errichten, aber die Mutter darf immerhin Brot backen, und damit bezahlt sie das Schulgeld ihrer Töchter.



Als Amal, die jüngste, mit fünfzehn verheiratet wird und das Elternhaus verlässt, schweigt die Mutter. Unbeirrt, wenn auch gegen viele Widerstände, geht die junge Frau ihren Weg und beginnt zu begreifen, was es heißt, selbstbestimmt zu leben und wahrhaftig zu lieben.



Ein poetischer, anrührender Text über Freiheit, Tradition, die Ambivalenz der Gefühle und das Band, das die Frauen der arabischen Welt verbindet und für eine gerechtere Gesellschaft kämpfen lässt.



In ihrem Debütroman beschreibt Haneen Al-Sayegheine Kindheit und Jugend in der

ultrastrengen Religionsgemeinschaft der Drusen in den Bergen des Libanon. Eine Frau begehrt auf und geht ihren eigenen Weg.“



Haneen Al-Sayegheines Debüt ist besonders. Warum? Ihre biografische Geschichte wird von Protagonistin Amal erzählt. Der Buchtitel zeigt es bereits an und genau so auch das rote Tuch: der rote Faden der Geschichte ist die Selbstbestimmung einer Frau, die nur eines will, ihr Leben leben. Man könnte jetzt meinen diese Geschichte ist eine unter vielen aber das stimmt nicht. Durch Amal lernt der Leser regelrecht das wahrlich extrem harte Leben der Frauen in den tiefen Bergen des Libanon kennen. Es ist grausam, fast menschenverachtend, menschenunwürdig, zumindest wenn man weiblichen Geschlechts ist. Die Männer bauen eine besondere Wand zwischen ihren eigenen Ehefrauen auf und zwischen allen anderen weiblichen Familienmitgliedern. Diese Abschirmung ist fast unerträglich zu lesen und es kommt immer und immer wieder die Frage auf nach dem warum. Warum tun sich diese Menschen das an? Wo steckt darin der Sinn? Es ist eine völlig andere Kultur als die die wir kennen. Liebe und Ehe haben bei uns andere Stellenwerte und gehören zusammen. In Amals Welt ist das komplett anders. Die Drusen sind eine ultrastrenge Religionsgemeinschaft. Ihre Lehre ist im Vergleich zu anderen Glaubensrichtungen noch recht jung. Amals Erzählungen sind äußerst emotional und trotz allem sieht man als Leser dieses unsichtbare Band was sie trotz allen Widerständen mit ihrer Familie an sie bindet. Ist das verwerflich? Ich sage klar nein. Blut ist dicker als Wasser und diese Bande bestand auch zwischen Amals Großeltern wenn man genau hinsieht. Amal entwickelt sich als eine starke Frau. Ihr Weg dahin war äußerst beschwerlich aber sie hatte gute Lehrer. Durch diese extreme Strenge und die Abschirmung hat sie gelernt sich selbst zu sehen und man könnte meinen, je stärker und schlimmer alles wurde, umso stärker wurde Amal. Die arrangierte Ehe ist der Wendepunkt in Amals Leben aber das müssen Sie schon selbst erlesen. Die Geschichte geht jedenfalls unter die Haut und der Schreibstil Al-Sayegheines ist beeindruckend und durchdringend. Sie schreibt klar und ohne Schnörkel, sie schreibt realistisch ohne abzuschweifen. Sie nimmt den Leser dennoch sanft an die Hand und wir dürfen ihrer Geschichte ruhig lauschen. Die zarten Zeilen zwischen all den anderen Zeilen sind bezeichnend und regen selbst das eigene Kopfkino an. Wie würde man selbst agieren in so einer Familie? Schließlich ist man doch Familie! Aber ist es das alles wert? Sie merken schon, dass ist kein leichtes Buch aber ein eindringliches welches ich gern mit 4 sehr guten Sternen bewerte.

Veröffentlicht am 12.03.2024

"Nun will der Lenz uns grüßen..." (K. Ströse)

Frühlingstraum
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Klappentext:

„FRÜHLINGSGEFÜHLE WERDEN GEWECKT: In diesem Callwey Buch präsentieren wir die zauberhafte Welt des Frühlings mit den schönsten Ideen und besten Rezepten, die das gesamte Frühjahr verschönern. ...

Klappentext:

„FRÜHLINGSGEFÜHLE WERDEN GEWECKT: In diesem Callwey Buch präsentieren wir die zauberhafte Welt des Frühlings mit den schönsten Ideen und besten Rezepten, die das gesamte Frühjahr verschönern. Gezeigt wird eine ideale Mischung aus Dekorationsideen für drinnen und draußen, verlockenden süßen Leckereien und perfekten Menüs, um die ersten Sonnenstrahlen und familiäre Anlässe gebührend zu feiern. So kann jedes Zuhause in eine frühlingshafte Oase verwandelt werden und die Gaumen werden mit Köstlichkeiten verwöhnt, die die Herzen höher schlagen lassen. Frühlingstraum ist die Quelle für unvergessliche Frühlingsmomente und ein strahlendes Osterfest, das in Erinnerung bleiben wird.“



Die Spatzen pfeifen es bereits von den Dächern - der Frühling ist da und endlich darf sich auch unser Körper und unsere Seele darauf freuen. Dieses Buch aus dm Hause Callwey besticht bereits durch das traumhafte Cover. Man kann den Flieder fast durch den Buchdeckel riechen! Im Buch geht es um Back- und Dekoideen die im Frühling bestens passen. Die Mischung ist hier für meine Begriffe etwas wirr: wir dürfen erlesen wie wir unsere Gartenmöbel wieder hübsch machen können, welche Frühblüher uns beglücken, welche Vase man warum nutzt, wie heiß der Backofen bei den Muffins sein sollte, wie man Ostern hübsch feiert und wie man Spargel richtig zubereitet. Sie merken schon, das Buch ist ein Tausendsassa. Nur ist es auch gut gemacht? Optisch und haptisch anstandslos aber ich muss zugeben, ist mir die Mischung hier etwas zu wild. Garten und Backen hätten mir völlig genügt aber gut.

Alle Intentionen im Buch, egal welcher Art, stehen im Fokus Frühling. Es geht um Farben, Licht, die ersten zarten Blumen, aktuelle Deko-Tipps und eben Genuss. Die Backrezepte sind eine Mischung aus traditionellen und neuen Ideen. Da wird jeder fündig genau wie bei der Deko. Das Buch ist eine Inspirationsquelle für irgendwie alle Gelegenheiten. Auch die Bastelideen sind hübsch und für Groß und Klein eine nette Beschäftigung wenn das Wetter im Frühling sich doch mal von seiner trüben Seite zeigt.

Alles in allem vermittelt dieses Buch jede Menge Inspirationen für den Frühling und dafür gibt es 4 sehr gute Sterne.

Veröffentlicht am 06.03.2024

Ein lesenswertes Appetithäppchen!

Gruß aus der Küche
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Klappentext:

„Irma, 40, hat aus dem Gasthaus »Zum Hirschen« die beliebte vegetarische »Aubergine« gemacht. Die kreative Inhaberin beschäftigt eine bunte Truppe: eine 17-jährige Schulverweigerin als Mädchen ...

Klappentext:

„Irma, 40, hat aus dem Gasthaus »Zum Hirschen« die beliebte vegetarische »Aubergine« gemacht. Die kreative Inhaberin beschäftigt eine bunte Truppe: eine 17-jährige Schulverweigerin als Mädchen für alles; eine tratschfreudige Hilfsköchin; einen Ex-Weltenbummler als Kellner und Manager. Und den 80-jährigen »Gemüsemann«, der beim Gemüseschnippeln hilft und angeblich fast taub ist. Und wie in jeder engen Gemeinschaft herrschen nicht nur positive Vibes, sondern gibt es einige Turbulenzen.“



Ein Jeder kennt bei einem Restaurantbesuch den „Gruß aus der Küche“. Mal Brot mit etwas Butter, mal ausgefallener. Was das mit dem Buch zu tun hat? Tja, das ist eben typisch Ingrid Noll! In ihrem aktuellen Buch „Gruß aus der Küche“ zeigt sie dem Leser wieder ihre ganze Auffassungsgabe aber auch die Gabe diese brillant in Spitzzüngigkeit und ein wenig teuflisch-sarkastisch ausleben zu lassen. Noll ist eine Meisterin darin, mit spitzer Zunge aber auch feinem Blick ihre Figuren laufen zu lassen. Hier im Buch dürfen wir die Gasthaus-Wirtin Irma kennenlernen mit all ihren Angestellten. Typisch Noll weiht sie uns Leser schonungslos in das Netzwerk Belegschaft ein und wir werden so zum Mitwisser vieler kleiner und großer Geheimnisse. Sie zeichnet ihre Figuren wieder offen und ehrlich und total realistisch. Den Charme und eine gewisse Herzenswärme vergisst sie dabei nicht. Dennoch merkt man an Nolls Schreibstil wen sie selber mag und wen nicht. Aber das hat wohl nicht nur jeder Leser so sondern auch jeder Autor. In diesem Falle ist unser Gemüsemann mit seinen 80 Jahren bei Noll ein wenig die Zielscheibe. Für meine Begriffe völlig zu Unrecht aber ich denke, genau das wollte die Autorin damit provozieren. Da das Alter gern einen Schutzmantel um Personen legt, so bringt ihm sein Gegenüber viel Verständnis und so manches mehr mit. Sie fragen sich immer noch was es mit dem Buchtitel auf sich hat? Nun, Noll will damit aufzeigen, dass der Gruß aus der Küche extrem vielseitig aussehen kann. Mal liebevoll, mal üppig, mal spärlich oder manches Mal kommt erst gar keiner beim Gast an.

Alles in allem wieder eine herrliche Geschichte aus der Feder von Ingrid Noll, die ein kurzes und flüssiges Lesevergnügen bietet! 4 sehr gute Sterne dafür!