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Veröffentlicht am 20.03.2024

Nach tollem Start hat es bei mir einen Nerv getroffen

Mörderisches La Rochelle
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Buchmeinung zu Jean-Claude Vinet – »Mörderisches La Rochelle«

»Mörderisches La Rochelle« ist ein Kriminalroman von Jean-Claude Vinet, der 2024 bei Bastei Entertainment erschienen ist. Dies ist der zweite ...

Buchmeinung zu Jean-Claude Vinet – »Mörderisches La Rochelle«

»Mörderisches La Rochelle« ist ein Kriminalroman von Jean-Claude Vinet, der 2024 bei Bastei Entertainment erschienen ist. Dies ist der zweite Fall für das Ermittlerteam um Commissaire Chevalier.

Zum Autor:
Jean-Claude Vinet ist das Pseudonym eines deutschen Autors von Kriminalromanen, den seine Liebe zu der wundervollen Region um La Rochelle am Atlantik dazu inspiriert hat, diese zum Schauplatz seiner neue Krimi-Reihe zu machen. Der Autor, der von sich behauptet, kein Land besser zu kennen als Frankreich, lebt mit seiner Familie in Trier.

Zum Inhalt:
Commissaire Chevalier muss seinen Urlaub abbrechen, da auf einem Parkplatz an der Küste drei Leichen gefunden werden, die jeweils mit zwei Kopfschüssen getötet wurden. Was hat das ermordete Urlauberpaar mit einem einheimischen Fahrradfahrer zu tun?

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich am Anfang sehr gut unterhalten. Ein spannender Kriminalfall, atmosphärische Beschreibungen von Land und Leuten, auflockernde Nebenhandlungen aus dem privaten Umfeld der Ermittler, ein angenehmer Schreibstil und schließlich ein paar lukullische Tipps. Insbesondere Commissaire Chevalier war mir mit seiner zurückhaltenden Art sehr sympathisch und seine Kompetenz war spürbar. Er versuchte jederzeit Fall und Familie gerecht zu werden und hatte ein offenes Ohr für seine Mitarbeiter und deren Probleme. Dann gab es aber einige Ungereimtheiten, die mich sehr störten. Ein Mitarbeiter aus dem Team wurde gegenüber einem Zeugen handgreiflich und konnte trotzdem einfach so weiterarbeiten. Auch wurde aus meiner Sicht zu sehr in Richtung des ermordeten Beifahrers ermittelt, während die Ermittlungen um das ermordete Ehepaar in den Hintergrund traten. Dann kam es zu einem gefährlichen Einsatz mit Schusswaffengebrauch und einem schwer verletzten Polizisten. Auch Chevalier wurde erheblich verletzt, nahm jedoch alsbald wieder den Dienst auf. Keine Schutzsperre und keine psychologische Betreuung. Wieder ein Polizeieinsatz und mit mehr Glück als Verstand kam Commissaire Chevalier, der harte Hund, mit dem Leben davon. Zweifelsohne waren die zugehörigen Sequenzen sehr spannend, aber realistische Polizeiarbeit sieht anders aus. Übrigens wurde der Fall nach einem weiteren Twist vollständig und nachvollziehbar aufgelöst, aber das habe ich nur am Rande wahrgenommen.

Fazit:
Ein Kriminalroman mit allen Zutaten, die eine gute Geschichte auszeichnen. Dann geht aber die „Bodenhaftung“ verloren und grundlegende Polizeiarbeit wird ignoriert, als ob sich die Figuren in einem Freiraum bewegen. So kann ich den Titel nur noch mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten) bewerten und nehme von einer Leseempfehlung Abstand.

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  • Spannung
Veröffentlicht am 21.02.2024

Ein großartiger Plot mit seltsam leblosen Figuren

Mayfair House
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Buchmeinung zu Alex Hay – »Mayfair House«

»Mayfair House« ist ein Roman von Alex Hay, der 2024 im Insel Verlag in der Übersetzung von Regina Rawlinson erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe ...

Buchmeinung zu Alex Hay – »Mayfair House«

»Mayfair House« ist ein Roman von Alex Hay, der 2024 im Insel Verlag in der Übersetzung von Regina Rawlinson erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet »The Housekeepers« und ist 2023 erschienen.

Zum Autor:
Alex Hay ist in Cambridge und Cardiff aufgewachsen, studierte Geschichte an der Universität von York und schrieb seine Dissertation über weibliche Macht an den königlichen Höfen. Er hat für britische Zeitschriften und im Wohltätigkeitssektor gearbeitet und lebt mit seinem Mann im Südosten Londons.

Zum Inhalt:
Während eines riesigen Kostümballs will Mrs. King mit ihren Komplizen die Villa ausrauben, in der gefeiert wird. Wird das kühne Unterfangen gelingen?

Meine Meinung:
In diesem Buch sind nahezu alle Zutaten für eine große Geschichte enthalten. Der Plot ist ausgeklügelt und lässt kaum Wünsche offen, viktorianisches Flair ist reichlich vorhanden und ein wenig Sozialkritik ist auch enthalten. Die Hauptfiguren sind fast durch die Bank starke Frauen, die wissen, was sie tun. Mrs. King ist ein Organisationsgenie und ihr Plan ist einfach großartig. Natürlich gibt es auch überraschende Störungen, aber die Damen haben alles im Griff. Die Geschichte wird chronologisch erzählt mit dem Showdown zum Tage des Raubs. Danach gibt es noch eine kurze Nachbetrachtung. Und doch fehlte mir eine wesentliche Zutat – die lebendigen Figuren. Meine Lieblingsfiguren waren die artistischen Zwillinge, mit den ich mitfiebern konnte. Fast alle anderen Figuren blieben mir fremd und wirkten auf mich eher leblos. Sie konnten mich nicht mitnehmen.

Fazit:
Ein großartiger Plot, aber fast alle Figuren blieben mir fremd. Deshalb bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten).

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Veröffentlicht am 25.11.2023

Über das Leben in der Nachkriegszeit

Die Postbotin
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Buchmeinung zu Elke Schneefuß – Die Postbotin

Die Postbotin ist ein historischer Roman von Elke Schneefuß, der 2023 bei Heyne erschienen ist.

Zum Autor:
Elke Schneefuß wurde 1960 in Lüneburg geboren. ...

Buchmeinung zu Elke Schneefuß – Die Postbotin

Die Postbotin ist ein historischer Roman von Elke Schneefuß, der 2023 bei Heyne erschienen ist.

Zum Autor:
Elke Schneefuß wurde 1960 in Lüneburg geboren. Sie hat Rechtswissenschaft studiert und schreibt für regionale und überregionale Tageszeitungen. Sie lebt mit ihrer Familie in Lüneburg und begeistert sich seit Jahren für die spannenden historischen Umbrüche in der Zeit der Weimarer Republik, besonders in Berlin und Umgebung.

Zum Inhalt:
Berlin 1919: Regine ist Postbotin im Brunnenviertel. Sie hat den Job als Aushilfe während des Krieges übernommen. Nun sollen die rückkehrenden Soldaten die Arbeitsplätze der Aushilfen übernehmen und die Aushilfen gekündigt werden. Dagegen will sich Regine mit Hilfe des Gewerkschaftlers Kurt wehren. Regines beste Freundin Evi versucht das Schicksal ihres verschollenen Bruders zu klären.

Meine Meinung:
Der Klappentext des Buches klingt interessant und die Nachkriegszeit ist eine spannende Periode. Die Hauptfiguren Regine und Evi wirken sympathisch, denn sie versuchen in schweren Zeiten ihren Weg zu gehen. Die Aushilfen bei der Post sollen ohne Ausgleich gekündigt werden. Dagegen will sich Regine wehren und lernt den Gewerkschaftler Kurt kennen, der sie unterstützt und zudem attraktiv ist. Überhaupt sind mehr oder weniger glücklich verlaufende Liebesbeziehungen ein wesentlicher Bestandteil des Buches. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Schilderung der Probleme, denen sich die vorwiegend weiblichen Menschen stellen müssen und die Wege, dies zu tun. Dieser Bereich hat mir gut gefallen, während mich die Liebesgeschichten nicht überzeugen konnten. Der Schreibstil ist angenehm ruhig und verzichtet auf spektakuläre Effekte. Enttäuscht hat mich die Entwicklung des Widerstandes der Aushilfen. Ein kurzer Zeitungsausschnitt berichtet über den Ausgang. Das war mir eindeutig zu wenig.

Fazit:
Ein Buch mit Stärken und Schwächen. Der angenehme Schreibstil kann die Schwächen der Handlung nur zu Teilen ausgleichen. Einige interessante Ansätze lassen mich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten) bewerten.

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Veröffentlicht am 22.11.2023

Kraftvoll, aber auch schwerverdaulich

Die Regeln des Spiels
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Buchmeinung zu Colson Whitehead – Die Regeln des Spiels

Die Regeln des Spiels ist ein Roman von Colson Whitehead, der 2023 im Carl Hanser Verlag in der Übersetzung von Nikolaus Stingel erschienen ist. ...

Buchmeinung zu Colson Whitehead – Die Regeln des Spiels

Die Regeln des Spiels ist ein Roman von Colson Whitehead, der 2023 im Carl Hanser Verlag in der Übersetzung von Nikolaus Stingel erschienen ist. Der Titel der amerikanischen Originalausgabe lautet Crook Manifesto und ist 2023 erschienen.

Zum Autor:
Colson Whitehead, 1969 in New York geboren, studierte an der Harvard University und arbeitete für die New York Times, Harper's und Granta. Whitehead erhielt den Whiting Writers Award (2000) und den Young Lion's Fiction Award (2002) und war Stipendiat des MacArthur "Genius" Fellowship. Für seinen Roman Underground Railraod wurde er mit dem National Book Award 2016 und dem Pulitzer-Preis 2017 ausgezeichnet. Für seinen Roman Die Nickel Boys erhielt er 2020 erneut den Pulitzer-Preis.

Zum Inhalt:
Der Roman erzählt drei Geschichten aus dem schwarzen New York in den 70-er Jahren. Beteiligt ist jeweils der Möbelhändler und (Ex-)Hehler Ray Carney. 1971 versucht er alles, um seiner Tochter Karten für ein Konzert der Jackson Five zu besorgen. 1973 wird unter anderem in seinem Geschäft ein Film gedreht und die Hauptdarstellerin ist verschwunden. 1976 versucht Ray etwas gegen Feuerteufel und die dafür Verantwortlichen zu unternehmen.

Meine Meinung:
Dieses Buch erfährt durch die Dreiteilung ziemliche Risse und es ist aufwändig, den Geschichten zu folgen. Sie bieten nur den roten Faden für die vielen Episoden. Die Erzählung ist humorvoll und auch voller Gewalt. Es gibt viele Querverweise auf politische Geschehnisse, denen ich nur bedingt folgen konnte. Ray Carney ist eine sympathische Figur mit einer kriminellen Vergangenheit als Hehler, der sich als Familienvater eigentlich zurückgezogen hat. Im ersten Teil wird der Konflikt zwischen weißen Polizisten und schwarzen Bewohnern beleuchtet, der im Zeichen eines labilen Gleichgewichts steht. Fast alle Figuren haben die Auswirkungen massiver Gewalt erfahren oder gar ausgeübt. Und doch haben sie einen Weg in dieser gefährlichen Umgebung gefunden. Der Autor schildert aber, dass man ungewollt in eine Gewaltspirale geraten kann.
Korruption ist allgegenwärtig und Politiker und Polizisten nutzen es zu ihrem Vorteil. Die Geschichten machen den Leser betroffen und schaffen Verständnis für die Aktionen der Figuren. So erscheint zum Beispiel der Gewaltkriminelle Pepper als unverzichtbarer Helfer sympathisch, weil er einen Kodex für seine gewalttätigen Aktionen befolgt. Es wird das Bild einer Stadt im Wandel und auch am Rande des Chaos gezeichnet. Obwohl die Erzählung lebendig und kraftvoll ist, habe ich mich mit dem Lesen schwer getan, weil es keine fortlaufende Handlung gab und sich bei mir kein Lesefluss einstellen wollte. Immer wieder habe ich meine Lektüre unterbrochen und konnte das Buch kaum genießen. Für mich reicht es bei weitem nicht an die Nickel Boys heran, die ich begeistert verschlungen habe.

Fazit:
Dieses Buch erwies sich leider als schwerverdaulich trotz einer spürbaren erzählerischen Kraft. Deshalb bewerte ich es nur mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten).

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Veröffentlicht am 13.10.2023

Mir fehlte es in weiten Teilen an Handlung

Die Magd des Medicus
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Buchmeinung zu Astrid Fritz – Die Magd des Medicus

Die Magd des Medicus ist ein Historischer Roman von Astrid Fritz, der 2023 bei Rowohlt Taschenbuch erschienen ist.

Zum Autor:
Astrid Fritz studierte ...

Buchmeinung zu Astrid Fritz – Die Magd des Medicus

Die Magd des Medicus ist ein Historischer Roman von Astrid Fritz, der 2023 bei Rowohlt Taschenbuch erschienen ist.

Zum Autor:
Astrid Fritz studierte Germanistik und Romanistik in München, Avignon und Freiburg. Als Fachredakteurin arbeitete sie anschließend in Darmstadt und Freiburg und verbrachte mit ihrer Familie drei Jahre in Santiago de Chile. Heute lebt Astrid Fritz in der Nähe von Stuttgart.

Zum Inhalt:
Barbara, die Tochter eines Abdeckers, tritt ihren Dienst beim buckligen Stadtarzt Theophrastus an. Sie erlebt sein Aufgehen in der Sache der Medizin, aber auch seine Sturheit im Umgang mit der Obrigkeit. Gemeinsam ziehen sie von Stadt zu Stadt, ohne irgendwo wirklich sesshaft zu werden.

Meine Meinung:
Den Erzählstil der Autorin mag ich sehr, denn sie kann unauffällig viele Informationen im Text unterbringen. Ihre Stärken werden aber erst gegen Ende so richtig deutlich, als Barbara ihre eigenen Interessen verfolgt. Das gesamte Buch wird aus der Sicht der Magd Barbara erzählt. So hatte ich nicht das Gefühl, dem Arzt wirklich nahe zu kommen. Anfänglich erfährt man eine ‚Menge über ihn, aber bei jedem Ortswechsel wiederholt sich die Geschichte. Irgendwann sorgt Paracelsus, wie er sich in seinen Büchern nennt, für Ärger und die Reise geht weiter. Diese Wiederholungen empfand ich eher als ermüdend als fesselnd. Daran ändern auch eingestreute Episoden um Barbara kaum etwas, denn der nächste Ortswechsel kommt bald. Erst als sich Barbara von Paracelsus trennt und eigene Interessen verfolgt, wird die Geschichte deutlich interessanter.
Der Leser merkt, dass die Autorin umfassend und gründlich recherchiert hat, aber durch die Erzählperspektive geht viel verloren. Hängen geblieben ist, dass Paracelsus einen neuen Ansatz verfolgt hat und althergebrachtes Wissen in Frage gestellt hat. Durch seine aufbrausende und störrische Art ist ihm aber zu Lebzeiten kaum Anerkennung zu teil geworden.

Fazit:
Obwohl die Autorin eine begnadete Erzählerin sein kann, hat mir das Buch nur mäßig gefallen, weil es schlicht an frischer Handlung fehlt. Deshalb bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten). Leider kann ich keine Leseempfehlung geben.

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