urkomisch - wortgewaltig - schrullig - verschroben - skurril - liebenswert - positiv - besonders
Willkommen bei den Grauses 1: Wer ist schon normal?Für Sammlerin und Bücherwurm Ottilie ändert sich alles, als im Nachbarhaus neue Bewohner einziehen. In einer Nacht- und Nebelaktion sind Eltern mit drei Kindern samt Opa und Haustier plötzlich da. Etwas ...
Für Sammlerin und Bücherwurm Ottilie ändert sich alles, als im Nachbarhaus neue Bewohner einziehen. In einer Nacht- und Nebelaktion sind Eltern mit drei Kindern samt Opa und Haustier plötzlich da. Etwas sonderbar erscheinen sie ihr schon, aber mit jedem weiterenTag schließt Ottilie sie mehr und mehr ins Herz.
Tja, ich habe bei diesem Buch ein Problem, ein Luxusproblem, ich kann mich nicht entscheiden, was mir am besten gefallen hat. Denn ich habe viel gelacht, ich fand es sprachlich sehr interessant und alle angesprochenen Themen wurden sehr gut vermittelt - es enthält eine besondere, bemerkenswerte und gehaltvolle Geschichte.
Die Autorin hat sich herrlich verschrobene, liebenswerte Charaktere mit besonderen Vorlieben oder skurrilen Angewohnheiten ausgedacht, die den Leser schmunzeln lassen. In verrückten Situationen lässt sie sie urkomisch agieren. Außerdem ist die Namens- und Wortwahl der Protagonisten an vielen Stellen gewollt unpassend und deshalb witzig.
Der Text macht Lust auf Sprache. Geschickt und wortgewaltig spielt die Autorin mit Buchstaben, Worten und Sätzen. So ersetzt sie in der wörtlichen Rede eines Koffers alle Vokale gegen ein „ö“. Einige Wörter sind grundsätzlich nur von hinten nach vorne zu lesen, z.B. tsgnA. Den Junglesern werden schwierige oder außergewöhnliche Ausdrücke vorgestellt und erklärt. Auch Synonyme werden an vielen Stellen hintereinander benutzt. Spielerisch erweitert sich der Wortschatz des Lesers. Einige Charaktere sprechen Dialekt oder benutzen unsere Grammatik falsch. Andere Personen berichtigen dies, sodass ein Lerneffekt garantiert ist. Die Liebe zur Sprache gipfelt in informativen Haupt- und Nebensätzen, die Spaß machen. Zusätzlich wird erklärt, dass sich Sprache durch Morsezeichen übermitteln lässt. Insgesamt werden also die Leserinnen und Leser aufgefordert, sich intensiv mit Sprache zu beschäftigen.
Die aktuelle Themenwahl, die zielgruppengerechte Umsetzung und die durchweg positiven Botschaften der Autorin haben mich überzeugt. Sie beleuchtet Freundschaft und Familie aus verschiedenen Blickwinkeln, hält ein Plädoyer für Akzeptanz, kämpft gegen Vorurteile und thematisiert Emotionen wie Freude, Liebe und Angst ohne den Humor aus den Augen zu verlieren. Sehr gut gefällt mir die Vorstellung von vielen positiven Verhaltensweisen für das menschliche Miteinander. Hervorzuheben ist die Aussage „sei wie du bist - du bist richtig“, die laut Autorin besonders innerhalb des Freundeskreises und der Familie zum Tragen kommen sollte. Interessant finde ich hierbei die Tatsache, dass es sich bei den Grauses um eine Wahlfamilie handelt. Hat also jeder die Möglichkeit, sich aus engen Freunden eine neue Familie zu formen, falls die Blutsverwandten denjenigen nicht akzeptieren?
Allen Schülerinnen und Schülern am Ende der Grundschule oder später wärmstens empfohlen. Die eingestreuten Zeichnungen veranschaulichen das Gelesene. Spätestens am Ende des Buches sind die Leserinnen und Leser Sprachexperten und sehen die Welt mit anderen Augen.