Anthony Ryan – Der Herr des Turmes, Band 2
Reva will Vaelin al Sorna, besser bekannt als die Dunkelklinge oder Hoffnungstöter, um das Schwert ihres Vaters erleichtern und ihn töten. Doch Vaelin hat das junge Mädchen schon früh bemerkt und bietet ihr an, mit ihm zu reisen. Vaelin will seine Schwester finden und wird auf seiner Reise von König Janus zum Herr des Turmes der Nordlande ernannt.
Bruder Frentis wird aus seiner Gefangenschaft von einer unheimlichen Frau frei gekauft, nur um in die nächste Gefangenschaft zu geraten, die grausamer nicht sein könnte. Er wird zu Dingen gezwungen, denen er sich nicht verweigern kann, und die unsichtbaren Fesseln sitzen strammer und tiefer, als es normale Fesseln je sein könnten.
Prinzessin Lyrna, begleitet von Bruder Solis, Davoka und weiteren Gefährten, ist auf den Weg zu Verhandlungen, und muss auf ihrer Reise nicht nur einmal um ihr Leben fürchten.
Der Roman ist flüssig, komplex, teilweise sehr beklemmend und düster, trotzdem temporeich, packend, wortgewaltig, kreativ und fesselnd geschrieben und hat mich von Anfang an gefangen genommen. Ich kenne den ersten Teil der Trilogie noch nicht, werde das aber im Anschluss nachholen, da ich „Der Herr des Turmes“ zum rezensieren geschenkt bekommen habe.
Das Buch weist eine enorme Komplexität auf, wie ich sie selten gelesen habe.
Hier wird eine vollkommen ausgearbeitete Welt mit glaubhaften Charakteren und Handlungen präsentiert, die mich einfach beeindruckt haben.
Ich konnte mich schnell und gut in die Geschichte einlesen und hatte das Gefühl direkt im Geschehen zu stehen, auch wenn ich den Vorgänger noch nicht kenne.
Der Spannungsbogen wurde im gesamten Buch aufrecht erhalten. Schon nach den ersten Seiten konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Ich konnte mich sehr gut in die Welt der Hauptpersonen rein versetzen, die mir sofort größtenteils sympathisch, teilweise undurchsichtig, manche davon distanziert, aber allesamt gut ausgearbeitet erschienen.
Vaelin erscheint mir distanziert, doch auch sympathisch, auf seiner Mission hilft ihm „Das Lied des Blutes". Als er vom König zum Herr des Turmes der Nordlande ernennt, ist das ganze Ausmaß der Bedrohung noch nicht zu erkennen.
Reva macht manchmal den Eindruck eines zurückgezogenen, sehr wütenden Mädchen, die eigentlich nur Rache für ihren Vater und sein Schwert will. Im Verlaufe des Buches macht sie eine Wandlung durch, die sie sympathischer macht.
Bruder Frentis, mit ihm leide ich persönlich am meisten mit, seine Gefangenschaft und zu den Dingen wozu er gezwungen wird, machen ihn zu einem der sympathischsten Charaktere in diesem Buch. Die Emotionen, die er in diesem Buch zum Leser transportiert, sind so glaubhaft und größtenteils niederschmetternd, das man ihn einfach schnell ins Herz schließt.
Genauso habe ich Prinzessin Lyrna ins Herz geschlossen, die ihren eigenen Weg gehen will, mutig und entschlossen wirkt. Ebenfalls ein sehr sympathischer Charakter.
Auch die vielen weiteren Neben-/Charaktere waren mir je nach Rollenverteilung sympathisch/unsympathisch, gut ausgearbeitet und haben die Geschichte gut abgerundet.
Die Örtlichkeiten und das Geschehen rundherum sind sehr gut beschrieben, was mich noch besser in die Geschichte hinein finden ließ. Auch die Karte im Buch ist wunderbar, um einen kleinen Überblick über die Weite der Ländereien zu bekommen.
Dieses Buch hat mich berührt, war mitreißend, kreativ und bereitete mir Freude beim Lesen.
Leider ist das Buch mit über 800 Seiten keine „leichte Kost“. Hier muss man konzentriert lesen, um den Faden nicht zu verlieren, denn die beeindruckende Komplexität dieses Werkes ist meiner Meinung nach, nicht für „zwischendurch“ gemacht.
Die vielen Perspektivwechsel machten das Buch spannender, aber auch komplexer und teilweise anstrengender zu lesen, trotzdem konnte ich mich nach kurz Zeit in die Geschichte fallen lassen.
Ich bin auf den Vorgänger, sowie den Nachfolger der Geschichte gespannt, die mich in ihren Bann gezogen hat. Auch wenn ich mir bei dieser hohen Seitenzahl einen abgeschlossenen Roman gewünscht hätte, kann ich nicht behaupten, dass es langatmig oder gar langweilig gewesen wäre.
Ein Roman, der die Langeweile vertreibt und interessante Lesestunden garantiert.
Das Cover ist ansprechend und aufwendig gestaltet. Die Farben geben dem Cover einen besonderen Charme. Das Cover und auch der Titel stehen im Einklang mit dem Buch.
Von mir gibt es eine Leseempfehlung und 4 Sterne.