Jeder Mensch kennt Ängste. Doch bei manchen nimmt die Angst einen so großen Stellenwert im Leben ein, dass sie eingeschränkt sind und Dinge vermeiden, die sie eigentlich tun wollen. Der Autor Andreas Hillert erklärt zunächst, dass die Angst genau wie andere Emotionen wichtig im Leben ist, vermutlich sogar die wichtigste Emotion überhaupt ist. Doch wir Menschen wollen nichts mit ihr zu tun haben und verdrängen sie. Kurzfristig scheint dies sinnvoll zu sein, dadurch taucht sie jedoch immer wieder auf, ohne dass sich die Situation, die einem Probleme macht, ändert.
Herr Hillert beschreibt relativ zu Beginn, wie die Angst im Körper entsteht, welche physiologischen Abläufe im Körper stattfinden. Dadurch versteht man besser, was genau im eigenen Körper bei einer Angstreaktion abläuft. Immer wieder gibt es im Buch Seiten, bei den man eintragen oder ankreuzen kann, wie man selber Angst erlebt, wie die letzte Angsterfahrung war oder welche körperlichen Symptome man bei verschiedenen Angstsituationen hat. Dies ist hilfreich, um die eigenen Gedanken zu sortieren. Zudem wird bspw. die Hyperventilationsübung vorgestellt, damit man dieser sich selber und den eigenen Körper verstehen kann.
Ein zentrales Thema ist die Exposition. Dabei begibt man sich direkt in eine Situation, bei der man (erhebliche) Ängste erleidet. Hierbei ist es wichtig, dass man sich nicht ablenkt, bewusst oder unbewusst. Man muss die Angst "aushalten", was natürlich sehr schwierig und beängstigend ist. Für mich ist es jedoch sehr verständlich, dass dies eine wirksame Strategie ist. Wenn das Maximum der Angst erreicht ist, kann es nur noch besser werden. Angst kann sich nicht ins unermessliche steigern, sondern sie flacht (bei wirklich maximaler Angst) nach ca. 1 Minute ab, da der Körper dann Adrenalin und Noradrenalin komplett ausgeschüttet hat und diese Stoffe erst neu bilden muss. Wenn man sich bei einer Exposition jedoch ablenkt und die Angst erst einmal etwas sinkt, hat der Körper Zeit, dieses bisschen Adrenalin und Noradrenalin ziemlich schnell zu bilden und die Angst steigt wieder. Dadurch befindet man sich in einem Teufelskreislauf und der Stress nimmt nie wirklich ab. Wenn man eine Exposition "richtig macht" bzw. sie einem gelingt, dann entsteht Erleichterung, dass man die Situation gemeistert hat und bei weiteren Expositionen flacht die Angstkurve immer schneller ab. In dem Buch gibt es Tipps, wie man am besten eine Exposition angeht, wie z.B. dass man die jeweiligen Angstsituationen von schwach bis extrem bewertet, damit man weiß, wo man genau steht und womit man anfangen könnte.
Zum Schluss geht der Autor noch auf Entspannungs- und Atemübungen, Therapien, Apps wie auch moderne Techniken ein. Stress zu reduzieren kann natürlich immer hilfreich sein und gegen Ängste helfen. Ausdrücklich warnt er selbstverständlich vor Alkohol und anderen Drogen. Diese helfen natürlich nicht gegen Angststörungen und sollten daher auf keinen als "Selbstmedikation" dienen. Auch bei verschriebenen Medikamenten sollte man aufpassen, da keine langfristig Angststörungen "heilen". Sobald man sie wieder absetzt, sind die Ängste wieder da. Daher sollte man sich lieber Expositionen aussetzen, in Therapie gehen und/oder auf anderen Wegen versuchen, besser mit Ängsten zu leben.
Denn eins ist klar: Ängste gehören zu uns Menschen und beschützen uns vor gefährlichen Situationen. Doch manchmal nehmen sie Überhand und versuchen uns zu schützen, obwohl dafür gar kein Grund besteht. Die Angst ist nicht unser Feind, sondern unser Freund, der manchmal zu fürsorglich ist und über reagiert.