Das Streben nach Glück
Die Halbwertszeit von GlückErgreifende Geschichte über drei Frauenschicksale, die miteinander verknüpft sind. «Die Halbwertszeit von Glück» erzählt abwechselnd von drei Frauen, die zu ganz verschiedenen Zeiten an ganz unterschiedlichen ...
Ergreifende Geschichte über drei Frauenschicksale, die miteinander verknüpft sind. «Die Halbwertszeit von Glück» erzählt abwechselnd von drei Frauen, die zu ganz verschiedenen Zeiten an ganz unterschiedlichen Orten leben. Johanna lebt im Dezember 1987 im DDR-Grenzgebiet in einer abgelegenen Hütte im Wald, als eine junge Frau mit einer Schussverletzung ihren Frieden stört und unverhofftes Glück mitbringt. Dann geht die Reise nach Los Angels ins Jahr 2003 und wir lernen Holly kennen. Sie arbeitet ambitioniert an ihren Träumen im Filmgeschäft, als ein Unglück sie in bodenlose Schuldgefühle stürzt, der schließlich in Selbsthass gipfelt. Sechszehn Jahre später geht es nach Paris, zu Mylène. Sie wird bald heiraten und ist überglücklich, als ein Brief die Frage aufwirft, wer sie eigentlich ist.
Der eingängig leichte Schreibstil ist kraftvoll, schnörkelos und voller Einfühlungsvermögen und Liebe für die Charaktere. Es wird erzählt, wie die Geschichten dieser drei Frauen zusammenhängen, was sie bewegt, was sie erlebt haben. Dabei ist nicht nur das verbindende Element ein großer Anreiz weiterzulesen, sondern auch die Entwicklung, wie sie mit ihren Schicksalsschlägen umgehen. Hier gab es für mich die ein oder andere Konstruktion, um die Geschichte spannender zu machen, zu leiden der Glaubwürdigkeit. Johanna beweist viel Mut, Aufopferung und Hingabe und Holly zeigt ein großes Herz, voller Mitgefühl und Liebe - nur nicht für sich selbst, während Mylène ihr Glück völlig aus den Augen zu verlieren scheint. Insgesamt wird so aber eine Entwicklung deutlich, die menschlich und emotional ist. Jede der Geschichten ist bewegend, und zum Ende so schmerzlich ergreifend, auch wenn sich mit der Zeit der Weg erahnen lässt, trifft es einen doch mitten ins Herz. Über konstruierte Dialoge, konnte ich gut hinwegsehen. Mir hat die Geschichte von Johanna am besten gefallen, wobei sich hier ein paar Schwächen in der geschichtlichen Auseinandersetzung zeigen, die aber nicht das gesamte Leseerlebnis schmälern. Es geht im Kern darum, „dass auch das Glück eine Halbwertszeit hat.“ Wir haben es alle verdient, Glück und Freude zu empfinden. Es ist flüchtig, aber wenn „ein Glück geht, kommt ein neues - nicht sofort vielleicht, aber irgendwann.“ Gut und lesenswert! 3,5 Sterne