Zauberhaftes Band zwischen Hase und Mensch
Hase und ichMitten im Lockdown entdeckt Chloe Dalton ein kleines Hasenbaby mitten auf einem Feldweg. Es ist schutzlos und auch nach mehreren Stunden hat es sich nicht in Sicherheit gebracht. Nach langem Zögern beschließt ...
Mitten im Lockdown entdeckt Chloe Dalton ein kleines Hasenbaby mitten auf einem Feldweg. Es ist schutzlos und auch nach mehreren Stunden hat es sich nicht in Sicherheit gebracht. Nach langem Zögern beschließt sie, es aufzuziehen. Niemand glaubt, dass das kleine Häschen überleben wird und Informationen über Hasen sind rar gesät. Daraufhin stürzt die Autorin sich in zahlreiche Bücher und Studien und ihr gelingt das Unglaubliche. Nicht nur, dass das kleine Wesen überlebt. Es lebt in der Wildnis, aber kehrt immer wieder in das Haus zurück und kommt angelaufen, wenn es gerufen wird. Bei Chloe Dalton fühlt es sich sicher und zwischen ihnen entsteht ein einzigartiges Band.
Am Anfang hat Chloe Dalton noch keinerlei Erfahrung mit Hasen, geschweige denn mit der Natur im Allgemeinen. Vor der Pandemie verreiste sie wegen ihres Berufes ständig in weit entfernte Länder und nahm sich sogar für ihre Familie wenig Zeit. Doch als sie beginnt, sich um das kleine Hasenbaby zu kümmern und zu sorgen, verändert es auch sie schrittweise. Sie wird ruhiger, geduldiger und lernt mehr, die kleinen Dinge im Leben zu schätzen. Ihre Karriere ist ihr nicht mehr so wichtig, wie es einmal war. Sie informiert sich immer mehr über Hasen, aber auch Kräuter und Landwirtschaft. Diese Informationen teilt sie auch mit uns Lesenden, ohne das dies langweilen würde. Besonders haben mich die kurzen geschichtlichen und kulturwissenschaftlichen Einschübe interessiert, die aber nicht Überhand nehmen.
Das wichtigste in diesem Buch sind aber immer noch das Findelkind und weitere Vertreter dieser schönen Tiere. Dalton beschreibt sehr anschaulich das Äußere, wie auch die einzelnen Wesenszüge der Hasen. Man kann sich sehr gut den Garten und das Umland mit den Tieren vorstellen und viele würden bestimmt gerne nach dem Lesen der Geschichte dort ein paar Tage verbringen.
Der Schreibstil hat etwas poetisches an sich und passt hervorragend zu den Geschehnissen.
Überrascht hat mich, wie wenig über Hasen in der Gesell- und Wissenschaft wirklich bekannt ist. Sie leben in ganz Europa und darüber hinaus und dennoch gibt es zu ihnen nicht so viele Infos, wie man es erwarten würde, bzw. manche "Fakten" stellen sich als falsch raus.
Zum Ende gibt es eine Auflistung von Büchern und Studien. Dadurch kann man sich sicherlich noch weitere über bestimmte Themen informieren.
Besonders schön sind die Hasenzeichnungen zu Beginn jedes Kapitels sowie passende Zitate aus Büchern. Schon allein deswegen lohnt es sich immer wieder, das Buch in die Hand zu nehmen.
Eine Karte der Scheune, des Gartens sowie der Landschaft ringsum ist ebenfalls im Buch abgedruckt. Dies ist sehr hilfreich, dennoch war ich mir ab und zu im Unklaren, wo genau sich eine Szene abspielte, was vielleicht aber auch an mir liegen könnte.
Bei einem Kapitelnamen ist ein Fehler. Es müsste vier Monate und nicht Wochen heißen. Bei der Kapitelübersicht zu Beginn ist dies noch korrekt. Auch ein, zwei weitere kleine Fehler im Text (fehlendes "zu") sind mir aufgefallen, aber sicherlich wird dies bei der nächsten Auflage berichtigt.
Diese wahre Geschichte hat mich mit jedem weiteren Kapitel mehr in seinen Bann gezogen, wie auch die Faszination Daltons mit Hasen und der Natur sich immer mehr steigert und verfestigt. Man geht mit auf eine wunderbare Reise, die auch emotionale Aspekte beinhaltet. Zum Schluss wird deutlich, dass der Mensch wieder viel mehr Acht auf die Natur und deren Bewohner geben muss. Wir Menschen haben uns von von alldem abgekapselt und distanziert und haben uns dadurch von uns selbst entfernt. Dabei ist es möglich, dass Tiere und Menschen koexistieren, wenn man es nur will. Wir können so viel mehr über das Leben erfahren, wenn man im Einklang mit der Natur lebt.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für dieses zauberhafte Buch und ich bin mir sicher, dass alle viel daraus mitnehmen können. Auch nach dem Beenden der Geschichte lässt sie mich immer noch nicht los und ich möchte erfahren, wie es den Hasen dort weiterhin ergeht.