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„Das Befinden auf dem Lande“ von Björn Vedder ist ein aufschlussreiches Sachbuch, das sich mit Rechtsextremismus und Wertekonservatismus in der deutschen Provinz auseinandersetzt und die Provinzialisierung ...
„Das Befinden auf dem Lande“ von Björn Vedder ist ein aufschlussreiches Sachbuch, das sich mit Rechtsextremismus und Wertekonservatismus in der deutschen Provinz auseinandersetzt und die Provinzialisierung auch der deutschen Städte diagnostiziert. Besonders im Licht der jüngsten Wahlen gewinnt das Buch an Aktualität und bietet eine erfrischend kritische Perspektive auf das Landleben.
Vedder geht in seinem Buch der Frage nach, warum das Landleben für viele Menschen so anziehend erscheint, während er gleichzeitig die oft unsichtbaren Schattenseiten dieser Idylle aufdeckt. Hinter den idyllischen Fassaden ländlicher Gemeinden verbirgt sich seiner Meinung nach eine bedenkliche Mischung aus Vermögens- und Familienwerten, Statuskonsum, Anpassungsdruck und sozialer Kontrolle. Diese Mischung führt dazu, dass schon kleine Abweichungen von der Norm zu sozialer Ächtung und Scham führen können.
Das Buch ist durchzogen von Vedders persönlichen Erfahrungen, was es trotz der Schwere der Themen unterhaltsam macht. Besonders gelungen sind die zahlreichen soziologischen und literarischen Bezüge, die Vedder herstellt, um seine Thesen zu untermauern. Diese Referenzen reichen von klassischen Werken der Literatur bis hin zu aktuellen soziologischen Studien, was das Buch sowohl für akademisch Interessierte als auch für den allgemeinen Leser bereichernd macht. Einige Passagen, insbesondere im letzten Drittel des Buches, ziehen sich jedoch etwas. Dennoch bot das Sachbuch mir insgesamt viele Diskussionsanregungen, auch wenn ich insbesondere die Positionen zur Pandemie nicht immer teilen konnte. Wer sich für die Dynamiken zwischen Stadt und Land sowie die gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland interessiert, wird in diesem Buch also eine anregende Lektüre finden.