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Veröffentlicht am 08.04.2024

Die Meerjungfrau

Was das Meer verspricht
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Wir befinden uns hoch im Norden auf einer Insel, die im Roman nur N genannt wird.

Unsere Protagonistin Vida ist hier geboren und will hier auch nicht weg. Im Gegensatz zu ihrem Bruder Zander, der die ...

Wir befinden uns hoch im Norden auf einer Insel, die im Roman nur N genannt wird.

Unsere Protagonistin Vida ist hier geboren und will hier auch nicht weg. Im Gegensatz zu ihrem Bruder Zander, der die Insel Richtung Festland verlassen hat, wird Vida die im kleinen Laden der Eltern mithilft, diesen irgendwann übernehmen. Jannis, den sie von Kindesbeinen an kennt, wird sie bald heiraten und dann wird sie auf den Hof seiner Eltern ziehen. So ist es geplant und Vida ist zufrieden mit der Vorstellung von ihrer Zukunft.

Doch dann zieht Marie ins Nachbarhaus ein, eine quirlige junge Frau, die so gar nicht in die Inselgemeinschaft zu passen scheint, wirbelt Vida‘s Leben komplett durcheinander. Die Inselbewohner sind mehr als irritiert, dass die junge Frau bei jedem Wetter schwimmen geht. Das würde einem Insulaner niemals einfallen. Und dann hat sie dieses Meerjungfrauenkostüm, in das sie schlüpft, bevor sie durch die Wellen gleitet. Ihren Lebensunterhalt verdient Marie mit ihrem Online Shop, wo sie genau diese Kostüme auf Bestellung per Handarbeit anfertigt .

Marie ist so eigensinnig und freiheitsliebend. Vida ist fasziniert von ihr und gibt sich große Mühe,, sich mit ihr anzufreunden. Die Frauen verbringen immer mehr Zeit miteinander und aus Freundschaft wird sogar noch mehr.

Plötzlich stellt Vida ihr tief verwurzeltes Pflichtbewusstsein und auch ihre gesamte Zukunftsplanung inklusive der Hochzeit mit Jannis in Frage.

Der Roman, der gefühlt schon frühzeitig auf ein Drama zusteuert, wird aus der Ich-Perspektive von Vida erzählt. Nicht nur die Geschichte ist sehr besonders, auch die bildhafte Sprache mochte ich sehr. In den kurzen Kapiteln kommen wir Vida sehr nah und können ihre widersprüchlichen Gefühle gegenüber Marie und auch gegenüber ihrem Bruder, der plötzlich zurück auf die Insel zieht und der Nachbarin schöne Augen macht, sehr gut nachfühlen.

Auch das Ende war einfach nur gelungen, ein wirklich toller Roman, den ich wärmstens empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 23.03.2024

Clarisse und Ève

Die Definition von Glück
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Den Romantitel „Die Definition von Glück“ hätte die Autorin Catherine Cusset für ihr Buch nicht passender wählen können, finde ich.

Es geht in diesem Buch nämlich um zwei sehr unterschiedliche Frauen, ...

Den Romantitel „Die Definition von Glück“ hätte die Autorin Catherine Cusset für ihr Buch nicht passender wählen können, finde ich.

Es geht in diesem Buch nämlich um zwei sehr unterschiedliche Frauen, deren Leben rückwirkend beginnend in den 60er Jahren bis in die Jetztzeit erzählt werden und deren Vorstellungen von einem glücklichen Leben sehr variieren.

Wir begleiten die Frauen Clarisse und Ève abwechselnd auf ihrem Lebensweg, teilen sowohl ihre Sehnsüchte und Glücksmomente als auch ihre schweren Stunden und erleben ihre Entwicklung vom Heranwachsen zum Erwachsensein, erfahren von ihren Partnerschaften und ihren eigenen Erfahrungen mit der Mutterschaft und mit dem Älterwerden.

Es ist ein Buch über das Leben, wie unterschiedlich man es anpacken kann, aber auch wie nachhaltig Erlebtes die weitere Entwicklung beeinflusst.

Clarisse ist ein Freigeist. Sie reist in der Welt umher, sucht das Abenteuer, ist ständig neu verliebt. Wenn sie nicht gerade wieder im Flugzeug auf dem Weg nach Asien sitzt, lebt sie in Paris.

Ganz anders ist Ève. Sie hat sich mit ihrer Leidenschaft fürs Kochen eine Existenz mit einer eigenen Cateringfirma aufgebaut, ein Job der allein die Familie schon gut ernähren kann. Sie lebt mit ihrem Mann und der kleinen Tochter im quirligen New York.

Die Verbindung, die es zwischen den beiden Frauen gibt, wird erst im Laufe der Geschichte aufgedeckt. Man sollte den Prolog , der viel vorweg nimmt allerdings erst nach Beenden des Buches lesen, finde ich.

Mir hat das Buch richtig gut gefallen. Die Figuren wirkten äußerst lebendig und der Sprachstil der Autorin konnte mich durchweg fesseln.

Toll fand ich auch, dass geschichtliche Eckdaten wie z,B das Attentat am 11.September, die Wahl von Trump zum Präsidenten oder die Corona Pandemie klug in die Geschichte verwoben wurden.

Nicht immer waren mir die Protagonistinnen sympathisch. Manch getroffene Entscheidung war sicher auch fragwürdig, aber das machte die Figuren nur umso lebensechter.

Ich habe den Roman wirklich gerne gelesen und empfehle ihn wärmstens weiter.

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Veröffentlicht am 20.03.2024

Hilfe, Hormone außer Kontrolle

Morden in der Menopause
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Zum Inhalt:

Die 48jährige Liv Steinhammer ist Ehefrau und Mutter von drei pubertierenden Kindern, muß sich neben ihrem Job als Küchenplanerin auch noch um ihre Schwiegereltern kümmern und ist schlicht ...

Zum Inhalt:

Die 48jährige Liv Steinhammer ist Ehefrau und Mutter von drei pubertierenden Kindern, muß sich neben ihrem Job als Küchenplanerin auch noch um ihre Schwiegereltern kümmern und ist schlicht weg überfordert. Ausgerechnet jetzt gerät ihr eigener Hormonhaushalt aus den Fugen. Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen ,Vergesslichkeit und Schlafstörungen sind die Vorboten der Wechseljahre, die sie mit voller Wucht ereilen. Als sie ihren Sohn beim Drogenkauf erwischt, eskaliert die Situation und sie hat plötzlich ganz andere Probleme. Wie entsorgt man eine Leiche? Natürlich findet sich da eine kreative Lösung. Nur leider kommt da ein Rattenschwanz an Problemen gleich hinterher.



Mit „Morden in der Menopause“ hat Tine Dreyer genau meinen Nerv getroffen. Ich teile ihren schwarzen Humor und hatte wirklich großen Spaß mit diesem Buch. Die Autorin hat diesen Tabu behafteten Lebensabschnitt wunderbar beschrieben.



„ Progesteron sorgt dafür, dass wir gelassen sind und gut schlafen können. Progesteronmangel hält uns dagegen nächtelang wach und macht uns dünnhäutig, nervös und verursacht Kopfschmerzen. Und plötzlich wird Mama zur Furie.“



Neben einer wirklich lustigen, ja natürlich auch überspitzten Kriminalgeschichte erfährt man vor jedem Kapitel ein bisschen Grundwissen zur Menopause. Das ist klug gemacht und hat mir gut gefallen. Gerade wenn man sich in einer ähnlichen Lebenssituation wie Liv befindet, wird man sich hier oft z.b in den Dialogen mit den Kindern, die in der Pubertät auch nicht gerade feinfühlig sind, wiederfinden, auch wenn man nicht direkt einen Mord begeht.



Alle Fans der „Achtsam Morden“ Reihe werden auch an „Morden in der Menopause“ ihre Freude haben. Ich habe so gelacht, und der sympathischen Liv konnte man ihr tödlichen Ausraster nicht übel nehmen. Es gab immer gute Gründe. Zum Glück sind die Wechseljahre ja irgendwann überstanden.

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Veröffentlicht am 14.03.2024

Hat mich begeistert

Porträt einer Ehe
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Maggie O‘Farrell erzählt in diesem Roman vom Lebensweg der Lucrezia de Medici , die im 16. Jahrhundert blutjung verheiratet wurde, um die Geschäftsbeziehungen ihres Vaters mit dem Hof von Ferrara zu festigen.

Die ...

Maggie O‘Farrell erzählt in diesem Roman vom Lebensweg der Lucrezia de Medici , die im 16. Jahrhundert blutjung verheiratet wurde, um die Geschäftsbeziehungen ihres Vaters mit dem Hof von Ferrara zu festigen.

Die Autorin hangelt sich in ihrem Roman an den wenigen historischen Überlieferungen entlang und füllt die Lücken mit ihren eigenen Ideen.

Daraus ist ein für meinen Geschmack sehr gelungenes Sittenbild dieser Zeit entstanden, dass sich sehr kurzweilig lesen lässt.

Am Hof ihrer Familie in Florenz führt die kleine, fantasievolle und freiheitsliebende Lucrezia als 5. Kind ihrer Eltern zunächst ein sorgenfreies Leben. Erst als ihre Schwester Maria kurz vor ihrer Hochzeit überraschend verstirbt, ändert sich für das junge Mädchen alles. Sie soll den Platz ihrer Schwester einnehmen und an ihrer Stelle den mehr als doppelt so alten Alfonso, Herzog von Ferrara heiraten. Lucrezia ist gerade einmal 12 Jahre alt , noch ein Kind, und nicht nur ihre Zofe ist entsetzt. Durch eine List dieser Zofe kann die Hochzeit mit dem Herzog zwar nicht verhindert aber zumindest noch ein wenig hinausgezögert werden. Doch mit 15 Jahren muss Lucrezia Florenz endgültig verlassen, um zu ihrem Mann nach Ferrara zu ziehen. Zunächst wirkt Alfonso wie ein liebender Ehemann, doch schnell lernt Lucrezia auch sein 2.Gesicht, seine grausame Seite kennen, und Alfonso‘s engster Vertrauter lässt gegenüber der jungen Braut keinen Zweifel offen, das diese Ehe nur einem einzigen Zweck dient, nämlich einen Nachkommen zu zeugen.

Ich bin sehr gerne in diese spannende Geschichte eingetaucht, habe mit Lucrezia mitgefühlt, der hochwohlgeboren jeder Wunsch von den Augen abgelesen wurde, die aber weniger Freiheiten hatte als ihre Bediensteten und die als Frau ihrem Mann auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war.

Ich kann dieses wunderbare Buch, dass so einfühlsam und atmosphärisch geschrieben ist und auf einen Umgang mit Frauen aufmerksam macht, den es ja bis heute auf unserer Welt leider immer noch gibt, nur wärmstens empfehlen. Dieser Roman war ein wirkliches Highlight für mich und ist auch besonders empfehlenswert als Hörbuch, dass ganz wunderbar eingesprochen wurde von Heike Warmuth.

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Veröffentlicht am 22.02.2024

Wunderbares Buch

Die verschwindende Hälfte
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„Die verschwindende Hälfte“ von Britt Bennett ist ein sehr außergewöhnliches Buch, dass sich mit den Themen Rassismus und Colorism, Homophobie und Transphobie beschäftigt.



Die Zwillinge Stella und Desiree ...

„Die verschwindende Hälfte“ von Britt Bennett ist ein sehr außergewöhnliches Buch, dass sich mit den Themen Rassismus und Colorism, Homophobie und Transphobie beschäftigt.



Die Zwillinge Stella und Desiree Vignes wachsen in Louisiana im kleinstädtischen Mallard auf. Der Ort ist so klein, dass er auf keiner Landkarte namentlich zu finden ist. Trotzdem ist es ein besonderer Ort, in dem ausschließlich hellhäutige Schwarze leben. Die Einwohner sind stolz darauf, dass sie mit ihrer Hellhäutigkeit sogar als Weiße durchgehen könnten.

Genau das versucht eine der Zwillingsschwestern (Stella) auch mit Erfolg. Sie verlässt ihre Heimat und ihre Familie, bricht jeglichen Kontakt ab und heiratet einen nichts-ahnenden Weißen. Der andere Zwilling Desiree hingegen sucht sich als junge Erwachsene den dunkelsten Schwarzen, den sie finden kann und gründet mit ihm eine Familie.

Als Leser*innen verfolgen wir die Lebenswege der in den 60erJahren geborenen Mädchen, die in ihrer Kindheit so eng verbunden waren und dann von einem Tag auf den anderen keinen Kontakt mehr zueinander haben. Beide leiden unter der Trennung, doch es braucht eine weitere Generation bis ein Wiedersehen möglich wird. Stella zieht ihre Lebenslüge konsequent durch, doch der Preis, den sie zahlt ist hoch. Auch Desiree‘s Lebensweg nimmt eine andere Richtung als geplant, als ihr Mann gewalttätig wird. Sehr spannend fand ich auch die Entwicklung von Stella‘s hellhäutiger Tochter Kennedy, die sich selbstverständlich für eine Weiße hält und ihrer dunkelhäutigen Cousine Jude, die im Heimatdorf ihrer Mutter Diskriminierung erlebt.

Trotz der schweren Themen ist diese Familiengeschichte sehr sensibel und warm erzählt. Ich hatte das Hörbuch vorliegen, wunderbar gelesen von Tessa Mittelstaedt, dass ich nur empfehlen kann. Mir hat die Geschichte wirklich gut gefallen. Die Charaktere waren gut ausgearbeitet und der Roman ist sehr vielschichtig erzählt. Wer anspruchsvolle Familiengeschichten mag, dem kann ich diesen Roman wirklich wärmstens empfehlen.

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