Eine Fabel im modernen Gewand
Archy wird als eines von sechs Jungen in eine Marderfamilie geboren. Der Vater verstirbt früh, sodass die Mutter ihren Nachwuchs alleine durchbringen muss. Da Archy nach einem Unfall an der Vorderpfote ...
Archy wird als eines von sechs Jungen in eine Marderfamilie geboren. Der Vater verstirbt früh, sodass die Mutter ihren Nachwuchs alleine durchbringen muss. Da Archy nach einem Unfall an der Vorderpfote verletzt ist, verkauft sie ihn an einen alten Fuchs. Der lernt ihm Lesen und Schreiben und bringt dem jungen Steinmarder den menschlichen Glauben näher. Ausgestattet mit diesen besonderen Fähigkeiten und Kenntnissen bestreitet Archy sein Leben zwischen dem Bau und den angrenzenden Wäldern, zwischen Leseabenden und Ausflügen, zwischen Kämpfen, der großen Liebe und Abschiedsschmerz.
„Mein erstaunlicher Hang zu Fehltritten“ ist ein Bestseller aus Italien, der zahlreiche renommierte Preise gewonnen hat. Alle Figuren sind Tiere, die überwiegend mit menschlichen Wesenszügen agieren, sodass die Geschichte den Charakter einer Fabel erhält.
Inhaltlich zeigt der Roman in der Hauptfigur Archy den Kontrast zwischen (menschlicher) Moral und dem Drang danach, seinen (tierischen) Instinkten nachzugeben. So hat der Marder beispielsweise Mitleid mit den Hühnern, die er täglich füttern muss, während er andererseits beim Töten dieser in einen regelrechten Blutrausch verfällt.
Eine große Rolle spielt in dem Buch außerdem der Glaube an Gott sowie die Vergänglichkeit des Lebens. Dank seiner Bibelstudien ist Archy der Tod, der jedes Lebewesen ereilt, mehr als bewusst. Er kann sein Leben daher nicht mit der gleichen Leichtigkeit führen wie die anderen Tiere, die stets im Hier und Jetzt leben.
Zannonis Debütroman habe ich beim Lesen teils als hoffnungsvoll, oft jedoch als grausam empfunden. In seinem Werk beschönigt der Autor nichts, sondern bildet die mitunter harte Realität ab. Trotzdem bzw. gerade deshalb hat mich die Geschichte zu jeder Zeit gefesselt, sodass ich das Buch recht schnell gelesen hatte. Die für Fabeln typische Lehre erschließt sich mir jedoch auch jetzt, einige Tage nachdem ich das Buch beendet habe, leider nicht. So bleibe ich mit dem Gefühl zurück, die Kernaussage von „Mein erstaunlicher Hang zu Fehltritten“ nicht klar greifen zu können.