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Veröffentlicht am 07.04.2024

Sufragetten

Die Rebellinnen von Oxford - Unbeugsam
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Catriona ist die letzte der vier Freundinnen in Oxford die noch ledig ist. Sie wurde bereits mehrmals enttäuscht und will daher keinen Mann mehr vertrauen. Da kommt Elias aus dem Nahen Osten nach Schottland ...

Catriona ist die letzte der vier Freundinnen in Oxford die noch ledig ist. Sie wurde bereits mehrmals enttäuscht und will daher keinen Mann mehr vertrauen. Da kommt Elias aus dem Nahen Osten nach Schottland um ihren Vater zu besuchen, die beiden haben gemeinsame archäologische Interessen. Ein Mann der auch einer Frau zuhört und sich vorstellen kann das sie genau so gut wie ein Mann und manchmal auch bessere Erkenntnisse zu vielen Themen haben kann. Aber auch Elias hat erstmal nur vordergründig Interesse an Catrionas Ansichten eigentlich will er etwas ganz anderes.
Die beiden Charaktere sind sich ebenbürtig, in ihrer geheimnisvollen Ausdrucksweise und in dem hinein interpretieren in den Aussagen und Handlungen des jeweils anderen. Gleichzeitig fehlen die Streitgespräche und der Wortwitz aus den vorher gegangenen Bänden.
Auch die anderen Freundinnen kommen immer wieder zu Wort und ihr Kampf um die Rechte der Frauen. Das fand ich wieder rum ein spannendes Thema. Ich hatte den Eindruck in den damaligen Gesetzen ging es nicht um das Wohl der Frauen oder dem Glauben das sie Männern unterlegen seien, sondern vielmehr darum die Überlegenheit der Männer zu sichern, wenn nötig mit Gewalt und dann mit Hilfe der entsprechenden Gesetze. Das Recht über die Frau ging von dem Vater an den Ehemann oder wenn, es den Vater nicht mehr gab an den Bruder oder Onkel. Wurde sie Witwe dann gingen ihre Rechte an den Sohn oder anderen nahen Verwandten über. Die Frauen waren bessere Sklaven, kein Wunder das sie teilweise Angst vor der Ehe hatten, denn in den meisten Fällen wurden sie von den Vätern geliebt und durften auch ihren Interessen in einem gewissen Rahmen folgen.
Am Ende wurde genau die Änderungen die die Sufragetten erreicht hatten noch einmal erwähnt. Das Frauenwahlrecht wurde eingeführt, als einer der ersten Staaten hatte England es 1914 geschafft, eine gewisse Gleichberechtigung zu schaffen.

Veröffentlicht am 03.04.2024

Laufen ist tödlich

Nur der Tod ist schneller
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Per Pedes ist Marathon Läufer und hat auch schon den Berlin Lauf gewonnen, mit Bestzeit. Aber eigentlich ist er Polizist bei der Mordkommission. Auf der Strecke und im Beruf hat er einen Widersacher:: ...

Per Pedes ist Marathon Läufer und hat auch schon den Berlin Lauf gewonnen, mit Bestzeit. Aber eigentlich ist er Polizist bei der Mordkommission. Auf der Strecke und im Beruf hat er einen Widersacher:: Koslowski. Der läuft einen neuen Rekord und versucht ihm die besten Fälle, vor allem die Aufmerksamkeit der Presse weg zu nehmen. Mit mäßigen Erfolg. Denn Per hat so manches Ass im Ärmel, in Gedanken wird er immer noch von seiner Mutter trainiert, Im Beruf hat er eine diverse Kollegin mit der er sich wider erwarten nach einiger Zeit gut versteht und die ihn ergänzt.
Am besten an diesem Buch ist aber nicht der Krimi, sondern der schräge Humor. Der ist wirklich heftig. Über wirklich alles wird der Spott ausgegossen. Nicht böse sondern voller Humor werden alle Klischees und dumme Sprüche die irgendwann irgendjemand vom Stapel gelassen hat durch den Kakao gezogen. Dabei wirkt Per Pedes etwas unbedarft, geradlinig und dann wieder schlitzohrig. wenn er seinen Kollegen austrickst.
Er ist kein hübscher aber ein liebenswerter Charakter. Vor allem seine Selbstkritik in Bezug auf altrosafarbene, zu enge Lauftrikots gefällt mir gut.
Der Fall ist kompliziert, warum werden Läufer getötet, alle Opfer haben nur eins gemeinsam, sie gehören der Laufcommunitie an. Per eigentlich auch, aber er nimmt das Laufen ernst die anderen machen es eher für Instagram und andere Social Medias. Wieder ein Feld über das man sich herrlich äußern kann.

Veröffentlicht am 28.03.2024

Fälschungen

Der falsche Vermeer
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Die Niederlande nach dem Krieg. Wer hat mit den Deutschen kollabiert, wer war unschuldig und wer entscheidet wer zu den Falschen gehört hat oder nicht. Manchmal trifft diese Anschuldigung die Unschuldigen. ...

Die Niederlande nach dem Krieg. Wer hat mit den Deutschen kollabiert, wer war unschuldig und wer entscheidet wer zu den Falschen gehört hat oder nicht. Manchmal trifft diese Anschuldigung die Unschuldigen. Manchmal sind die Geschichten komplizierter. Meg eine Reporterin die schon für den Widerstand geschrieben hat, will ernst genommen werden. Nicht nur Frauengeschichten schreiben sondern auch politische Artikel. Ihr werden eine Menge Steine in den Weg gelegt.
Da stößt sie auf den Maler Jan van Aelst, er ist der Kollaboration angeklagt, weil er Bilder von Verfolgten verkauft hat. Der Maler ist eine gebrochene Persönlichkeit, drogensüchtig, alkoholabhängig und verzweifelt weil niemand seine Fähigkeiten würdigt.
Meg hört von ihm eine ungeheure Geschichte. Er sei ein sehr guter Fälscher alter holländischer Meister und ein Bild ist für sehr viel Geld an Göring verkauft worden. Geld das Verfolgten zugute kam.
Es ist die Geschichte einer realen Persönlichkeit. Es gab diesen Prozess und auch die Geschichte beruht auf Tatsachen.
Der Autor hat sie spannend erzählt, Auch die Lebensumstände zu der Zeit sind plastisch in Szene gesetzt. Hier und dort hat er etwas übertrieben in der Beschreibung von Lebensmitteln auch die in flüssiger Form. Klar waren diese Dinge außerordentlich interessant zu der Zeit und dadurch wirkt es wieder authentisch. Aus heutiger Sicht ist es etwas zu viel.
Die Beschreibung wie ein Fälscher arbeitet und mit welchen Methoden man damals die Echtheit der Bilder vermutet hat und eine kurze Erwähnung von modernen Methoden hat die Geschichte abgerundet.

Veröffentlicht am 24.03.2024

Das grausame Schicksal eines Volkes am Beispiel einer Familie

Wären wir Vögel am Himmel
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Erst Stalins Schergen dann die Nazis. Die Ukrainer haben gerade den Holodomor überstanden, weiterhin werden sie von den Sowjets verfolgt, gefoltert und ermordet. All ihre Hoffnung setzen sie auf die Deutschen, ...

Erst Stalins Schergen dann die Nazis. Die Ukrainer haben gerade den Holodomor überstanden, weiterhin werden sie von den Sowjets verfolgt, gefoltert und ermordet. All ihre Hoffnung setzen sie auf die Deutschen, als Befreier von Stalin, das Versprechen einer freien Ukraine wird bereitwillig geglaubt. Alles Lüge sie haben nur einen Peiniger gegen den anderen ausgetauscht. Auch die Nazis sehen sie als Untermenschen an, wollen ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse und ihre Arbeitskraft. Mit der gleichen Brutalität und Grausamkeit wird gegen die Menschen vorgegangen. Morde, Verschleppung in ein fremdes Land um dort als Zwangsarbeiter zu leben.
Die Autorin beschreibt anhand von Erinnerungen ihrer Familie und anderen Zeitzeugenberichten die Geschichte der Ukrainer im zweiten Weltkrieg. Die Mischung aus Fiktion ( die handelnden Personen ) und den historischen Tatsachen ist gelungen. Denn nur wenn man sich beim Lesen oder Hören auf ein Einzelschicksal konzentrieren kann, bekommt es die nötige Intensität. Die große Menge an Opfern ist schwer greifbar und verliert daher die Details. Als ob sich der Schmerz oder der Verlust des Einzelnen durch viele geteilt wird, statt sich zu Vervielfachen. Denn es ist nur eine begrenzte Menge an Schmerz auszuhalten, auch wenn man nur darüber liest, irgendwann ist eine Grenze erreicht und der Geist schaltet sich aus.
Durch die Erzählweise der Autorin wird dies verhindert, man nimmt Anteil, trauert und muss immer wieder aufhören zu lesen um das Erfahrene zu verkraften. ein eindringliches Buch das vor allem durch die aktuellen Ereignisse an Bedeutung gewinnt.

Veröffentlicht am 20.03.2024

Dresden und drei Frauen

Schicksalsjahre. Die Frauen vom Neumarkt
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Lotte, Marlene und Hannah, drei Frauen drei Generationen und eine Stadt. Dresden und die Liebfrauenkirche stehen im Mittelpunkt der Geschichte. Erzählt wird sie überwiegend von Lotte und Hannah ...

Lotte, Marlene und Hannah, drei Frauen drei Generationen und eine Stadt. Dresden und die Liebfrauenkirche stehen im Mittelpunkt der Geschichte. Erzählt wird sie überwiegend von Lotte und Hannah während Marlene das Bindeglied zwischen den beiden ist. Denn Lotte ist Marlenes Mutter und Marlene ist Hannahs Mutter.
Lotte erlebt den Krieg in Dresden, in der Nachkriegszeit lernt sie Jacob kennen, einen überlebenden Juden. Gemeinsam versuchen sie das Trauma der vergangenen Jahre zu überwinden.
Hannah ist Historikerin und an dem Wiederaufbau der Frauenkirche beteiligt. Jedes Detail wird dokumentiert und viele Fotos sortiert. Auf einem dieser Bilder ist eine Frau die ihrer Mutter sehr ähnlich ist. Bei den Nachforschungen wächst Hannah an ihren Aufgaben. Aus der etwas unsicheren jungen Frau wird eine selbstbewusste zielstrebige Person die jetzt für sich einstehen kann.
Die Autorin erzählt anhand der Geschichte von Dresden, die Entstehung der DDR und die Folgen für die gebeutelten Menschen in der zerstörten Stadt.
Mit Lotte hat sie eine Figur geschaffen die mutig nach vorn schaut und den Optimismus auch auf andere übertragen kann. Marlene dagegen trägt an den Trauma des Unausgesprochenen. Da ihre Mutter nie etwas erzählt hat, fehlen ihr wichtige Teile ihrer Vergangenheit, ihrer Wurzeln. Nun ist es an Hannah beide zusammen zubringen und die Wunden der Vergangenheit zu heilen.
Die Autorin bringt uns die Stadt näher, die Arbeit der Historiker und das finde ich wichtig auch das Trauma der Nachkriegsgeneration.