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Veröffentlicht am 23.11.2017

Mit den Augen einer Mörderin (?)

Im Traum kannst du nicht lügen
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Zum Inhalt:
Eigentlich war Maja eine brave Schülerin. Aber dann wird sie festgenommen - mit der Waffe in der Hand, umgeben von toten Mitschülern. Aus Majas Sicht schildert das Buch, wie es zu dem Blutbad ...

Zum Inhalt:
Eigentlich war Maja eine brave Schülerin. Aber dann wird sie festgenommen - mit der Waffe in der Hand, umgeben von toten Mitschülern. Aus Majas Sicht schildert das Buch, wie es zu dem Blutbad kommen konnte und warum die Frage von Schuld oder Unschuld doch nicht so klar ist, wie es am Anfang scheint.

Mein Eindruck:
Malin Persson Giolito zeigt, dass sie sich als Anwältin mit den Vorgängen vor Gericht bestens auskennt. Doch nicht nur dort spielt sie dermaßen gekonnt mit den Worten, dass die Leser auf dem Glatteis der Spitzfindigkeiten ein ums andere Mal ausrutschen und zurückblättern müssen. Aber obwohl Maja als Ich-Erzählerin ihre Sicht der Dinge schildert, tut sie dieses so abgeklärt und distanziert, dass es schwer fällt, eine Verbindung zu ihr aufzubauen. Dass sie sich oft gehässig über alle Personen in ihrem Umfeld äußert – ihre kleine Schwester ausgenommen – macht sie sehr unsympathisch; ebenso der Umstand, dass sie keinerlei Trauer für die Opfer des Amoklaufes aufzubringen scheint, und das, obwohl ihr Freund und ihre beste Freundin unter den Toten sind. Und so gelingt es kaum, diese Geschichte – gut aufgebaut, interessante Charaktere, schöner Stil – zu mögen, da die Fassungslosigkeit über Plot und Hauptperson überwiegen. Aber genau diese Fassungslosigkeit über asoziales Verhalten in vielen Formen führt dazu, dass man diesen Roman verschlingt.

Mein Fazit:
Nordisch by nature - eiskalt

Veröffentlicht am 20.07.2017

Der Tod muss nicht das Ende sein

Die Seelen von London
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Zum Inhalt:
Maria, durch Augenbinde und Blindenhund mit dem Etikett "blind" versehen, bekommt einen Antrag eines Stalkers in Braille-Schrift. Da dieser schon mindestens eine Frau getötet hat, versucht ...

Zum Inhalt:
Maria, durch Augenbinde und Blindenhund mit dem Etikett "blind" versehen, bekommt einen Antrag eines Stalkers in Braille-Schrift. Da dieser schon mindestens eine Frau getötet hat, versucht der eben von seiner Frau verlassene Inspektor Dark die Identität des Stalkers zu entdecken und Maria zu beschützen. Unterstützt wird er dabei nicht nur von seinen lebenden Kollegen, sondern auch von Geistern, die vor allem bei einem Parallelfall um Seilschaften in der Londoner High Society sehr hilfreich tätig werden. Denn wenn man stirbt, ist man nur bedingt tot - starke Persönlichkeiten können sich weiterhin äußerst lebendig verhalten.

Mein Eindruck:
Der Kriminalroman mit übersinnlichem Touch hat sehr viele schöne Einfälle zu bieten wie zum Beispiel eine Taxifahrerin, die so real auf ihre Mitmenschen wirkt, dass sie vom Geld der lebenden Taxigäste ein Geschenk machen kann. So fliegt man förmlich durch die Seiten voller liebenswerter Figuren und auch gruseliger Gespenster. Leider wird der Fliegende jedoch öfter einmal von Turbulenzen geschüttelt, wenn die Autorin von einer Zeile auf die andere einen Perspektivwechsel (und von diesen gibt es viele) durchführt. Einige Male kontrollierte ich tatsächlich die Seitenzahlen, um zu sehen, ob Blätter zusammenklebten, so abrupt änderte sich der Schauplatz oder die betrachtete Personengruppe. Diese Sprunghaftigkeit der Autorin zieht sich leider auch inhaltlich durch das Buch. Sie reißt sehr Vieles an, ohne in die Tiefe zu gehen. Das Privatleben Darks (er kann Geister sehen, hat eine wankelmütige Noch-Ehefrau, die jetzt ausgerechnet mit einem Kollegen verbandelt ist, er ist Transvestit, - ein Aspekt hätte gereicht), die Fälle (der Stalker mit sehr guten technischen Möglichkeiten, ein Verbrecherbund in den höchsten Kreisen Londons, böse Geister, die sich von Gefühlen nähren) und dazu ein blindes Opfer, das nicht mehr blind ist, jedoch auch nicht sehen möchte und deshalb lieber Augenbinde trägt, - irgendwann schwirrt der Kopf eines nur normal und nicht paranormal begabten Lesers.
Insgesamt kann man sich nicht des Eindrucks erwehren, dass mit den „Seelen von London“ eine Reihe begonnen wird, da sehr viele substanzielle Fragen nicht beantwortet werden und zu viele Figuren eingeführt, aber nicht mit Hintergrund unterfüttert sind.

Fazit:
Als erster Band einer Reihe gut (dann sollte aber schnell eine Fortsetzung kommen), als alleinstehender Krimi mit zu vielen losen Enden

Veröffentlicht am 20.05.2024

Geheimnisse

Don Cavelli und der tote Kardinal
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Zum Inhalt:
Fontani trägt sein Kardinalsgewand, als er verdurstet in der Wüste aufgefunden wird. Mord, Selbstmord, Unfall? Auf jeden Fall eine mysteriöse Sache, der sein Freund Don Cavelli auf den Grund ...

Zum Inhalt:
Fontani trägt sein Kardinalsgewand, als er verdurstet in der Wüste aufgefunden wird. Mord, Selbstmord, Unfall? Auf jeden Fall eine mysteriöse Sache, der sein Freund Don Cavelli auf den Grund gehen möchte. Angeleitet von einer Nachricht und gemeinsam mit Fontanis Nichte sticht Don in ein Wespennest.

Mein Eindruck:
Dieses Buch ist der Auftakt einer Reihe und hoffentlich erklären die folgenden Bände die Person Don Cavelli besser. Denn noch ist diese Figur nicht greifbar und seine ganze Existenz scheint irgendwie vom Himmel gefallen zu sein: Keine Geldsorgen, keine Familie, kein Liebesleben, kein Beruf, - dafür durch Geburt lebenslanges Wohnrecht im Vatikan, fast absoluten Bekanntheitsgrad bei den Bediensteten und sämtliche Schlüssel zu allen Räumen dort. Spooky....

Die Geschichte ist dafür gut durchdacht, spannend, behandelt eine große Legende der modernen Welt und bedient wunderbar eine Verschwörungstheorie. Außerdem lernt man einige nicht ganz so bekannte Orte im Vatikan näher kennen und erfährt Einiges über die katholische Kirche und ihre Päpste. Das gemeinsam mit den Charakteren zu erfahren, hat richtig Spaß gemacht. Leider vermag der Sprecher nicht, diesen Spaß zu übertragen - zu emotionslos liest er mehr vor sich hin, als die Geschichte anschaulich vorzutragen.

Mein Fazit:
Die Geschichte wirklich gut, der Protagonist ausbaufähig und der Sprecher miserabel

Veröffentlicht am 07.04.2024

Zeitreise

Die Kriminalistinnen. Acht Schüsse im Schnee
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Zum Inhalt:
Ein Geschäftsmann wird erschossen und die einzige Zeugin - seine Stieftochter - möchte nur mit der ihr bekannten Polizistin Lucia reden. Diese ist eine der ersten weiblichen Mitglieder der ...

Zum Inhalt:
Ein Geschäftsmann wird erschossen und die einzige Zeugin - seine Stieftochter - möchte nur mit der ihr bekannten Polizistin Lucia reden. Diese ist eine der ersten weiblichen Mitglieder der Kriminalpolizei und hat ihre ganz eigenen Gründe, sich in diesem Beruf zu engagieren.

Mein Eindruck:
Aus der Sicht Lucias wird der Kriminalfall aufgerollt und Mathias Berg zeigt einiges an Einfühlvermögen in die weibliche Psyche. Dazu vermischt er viel Zeitkolorit wie zum Beispiel die Strafbarkeit männlicher Homosexualität, Diskriminierung der Beamtinnen durch ihre männlichen Kollegen und die Möglichkeit eines Ehemannes, seiner Frau den Beruf zu verbieten. Auch die sexuelle Freizügigkeit inklusive mannigfaltiger außerehelicher Beschäftigung wird fast schon zu sehr thematisiert, der Kriminalfall tritt in den Hintergrund. Zusätzlich dem Fakt geschuldet, dass die Protagonistin mit der Aufklärung des Mordes an ihrer Mutter beschäftig ist - inzwischen ein in den Hintergrund des polizeilichen Fokus getretener Cold Case. Das schmerzt, denn hier hätte sich viel mehr Fläche für echte Polizeiarbeit abseits des Klüngels und Scherereien mit Kollegen geboten.

Mein Fazit:
Viel Geschichte, zu wenig Ermittlung

Veröffentlicht am 24.03.2024

Vorne hui, hinten ganz okay

Der heimliche Beobachter
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Zum Inhalt:
Auf Einladung von Mako, eines erfolgreichen IT-Chefs, verbringen er, seine Frau, seine Schwester Heather mit Mann und eine Jugendfreundin mit Lebensgefährten ein Wochenende in einer abgelegenen ...

Zum Inhalt:
Auf Einladung von Mako, eines erfolgreichen IT-Chefs, verbringen er, seine Frau, seine Schwester Heather mit Mann und eine Jugendfreundin mit Lebensgefährten ein Wochenende in einer abgelegenen Hütte. Trotz des Komforts und der grandiosen Bewirtung fühlt sich insbesondere Heather bald unwohl. Liegt es am aufkommenden Unwetter? Spätestens mit dem Verschwinden eines Mitglieds der Gesellschaft stellt sich heraus, dass der Sturm nicht das einzige Ungemach ist, was in der wilden Natur auf sie wartet.

Mein Eindruck:
Aus verschiedenen Sichten erhalten wir Einblicke in das Gefühlsleben einiger Personen, bei denen sich der Zusammenhang untereinander erst Stück für Stück und zum Teil sehr spät erschließt. Dass die Autorin Lisa Unger einige mysteriöse Andeutungen und Vorkommnisse aus der Vergangenheit einstreut, sorgt für zusätzliche Spannung. Man rätselt mit - über die Verhältnisse der Personen zueinander, ihre Wünsche und die Geheimnisse, die sie voreinander haben. Dieser Anfang ist wirklich fast perfekt. Leider gelingt Unger dafür der Action-Part nicht ganz so gut. Viele Personen handeln gelinde gesagt unorthodox, einige gekonnt zusammengesponnene Fäden finden überhaupt keine Auflösung. Dass die Charaktere eher eindimensional gestrickt sind, ist ebenfalls nicht unbedingt ein Zeichen von literarischer Stärke. So überzeugt auch das Ende nur in Ansätzen.

Mein Fazit:
Toller Beginn, der sich in blutiger Langeweile auflöst

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