Mein Lesehighlight des Jahres
NachtflugDieses Buch stellt bisher mein Lesehighlight des Jahres dar!
Es kommt ganz unscheinbar daher - ich hatte ehrlicherweise keine großen Erwartungen an das Buch und dann hat es mich mitgenommen auf eine ...
Dieses Buch stellt bisher mein Lesehighlight des Jahres dar!
Es kommt ganz unscheinbar daher - ich hatte ehrlicherweise keine großen Erwartungen an das Buch und dann hat es mich mitgenommen auf eine Flugreise von Berlin nach New York - eine Flugreise von nur wenigen Stunden, die mich aber von der Geschichte her berührt hat. Es war auch eine Flugreise durch verschiedene Gefühlswelten, von Lachen über Weinen, von Angst bis Fremdschämen war so ziemlich alles dabei. Und nicht zuletzt die beiden grundverschiedenen, liebenswerten Charaktere -dieses Buch ist wirklich absolut empfehlenswert.
Aber von vorne: Ingrid Meier eine unscheinbare Dame mittleren Alters macht sich auf zu ihrer ersten Flugreise - und das gleich nach New York - um ihre erste und (bislang) einzige große Liebe wieder zu treffen. Nichtsahnend landet sie in der Business Class neben Jakob, einem smarten Anwalt der zwischen Berlin und New York pendelt und den Flug, genauso wie seine restliche Zeit des Tages, in der Regel mit Arbeiten verbringt. Die beiden Hauptfiguren könnten nicht unterschiedlicher sein. Aber zwischen ihnen entspinnt sich eine Unterhaltung die von belanglosem Tratsch (ohne großes Interesse von Jakob) zu Geheimnissen und persönlichen Geständnissen führt und letztendlich das Leben der Beiden völlig durcheinander bringt.
Dieses Buch hat mich wirklich sehr berührt. Woran das liegt -ich denke zunächst an der Vielfältigkeit der Themen die in dem Buch behandelt wird. Ingrids Geschichte, als junge schwangere Frau in der DDR fand ich unglaublich bewegend, sei es die Erzählung über ihre Tätigkeit in der Fabrik oder die Scheidung. Die Liebesgeschichte, wegen der Ingrid überhaupt erst nach New York reist. Die schreckliche Zeit ihrer Ehe. Jakobs stressigen Job als Anwalt - unter der Woche in New York, am Wochenende als Familienvater in Berlin. Und natürlich das Geheimnis das Jakob hat. Diese Themenvielfalt hat mich wirklich überrascht - damit hatte ich nicht gerechnet. Das Buch wirkt aber zu keiner Zeit überfrachtet - alle Teile haben die nötige Tiefe um den Leser ernsthaft abzuholen und zu berühren, aber ohne die Geschichte zu überfrachten. Dieses "Verweben" der einzelnen Themen ist den Autorinnen wirklich sehr gut gelungen.
Was mich aber ebenso - wenn nicht sogar mehr begeistert hat waren die beiden Hauptcharaktere. So unterschiedlich sie sind, so sympathisch fand ich sie beide. Ingrid, die den Klatsch und Tratsch liebt, aber aufgrund der Geschehnisse der Vergangenheit so unsicher ist und, so wirkt es zumindest auf den ersten Blick kaum Selbstwertgefühl hat. Wie sie von ihrer Weiterbildung zur Sekretärin erzählt - an dieser Stelle hätte ich ihr gerne zugerufen "jetzt trau dich doch mal". Dann ist sie aber auch so wunderbar direkt das ich beim Lesen direkt in Lachen ausbrechen musste - an einzelnen Stellen konnte man aber auch förmlich fühlen, wie Jakob am liebsten in ein tiefes Loch versunken wäre.
Demgegenüber Jakob, smart und darauf bedacht immer die Fassade zu wahren. Aber auch er hat mich charakterlich von Anfang an begeistert, einfach weil er reflektiert ist und sich, auch wenn er auf den ersten Blick nicht so wirkt, Gedanken macht und nicht locker lässt, bis er erreicht was er möchte.
Wie gesagt, für mich bisher mein Lesehighlight des Jahres. Das Buch hat mich zum Lachen und zum Weinen gebracht und ich denke, wenn ich das nächste mal Fliege werde ich auch mal etwas mehr darauf achten, wer so neben mir sitzt.