Für Kenner und Liebhaber ein Genuss
Kunstdetektiv Johann Friedrich von Allmen muss mal wieder eine unterfinanzierte Phase überbrücken, denn seiner Firma »Allmen International Inquiries« fehlt es vor allem an Aufträgen. Doch als Lebemann ...
Kunstdetektiv Johann Friedrich von Allmen muss mal wieder eine unterfinanzierte Phase überbrücken, denn seiner Firma »Allmen International Inquiries« fehlt es vor allem an Aufträgen. Doch als Lebemann und Privatier ist es wichtig, in gewissen Kreisen gesehen zu werden, weshalb er seine Zeit gern in Bars verbringt. Das Millionenerbe des Vaters hat längst durchgebracht und hätte er nicht sein Faktotum Carlos, der ihm ab und zu Geld vorschießt, könnte Allmen sich seinen Lebensstil samt großzügigen Trinkgeldern bei seinen vertrösteten Gläubigern gar nicht leisten.
Im 7. Band trifft Allmen den Kunstexperten Adrian Weynfeldt, der Suter-Fans kein Unbekannter ist. Es entspinnt sich eine sehr eigenwillige Freundschaft zwischen den beiden. Als Weynfeldt kurz darauf feststellt, dass ihm eins seiner Lieblingsbilder gestohlen wurde, ist das Allmens Chance, wieder zu Geld zu kommen. Natürlich muss er bei seinen Ermittlungen äußerst diskret vorgehen, was man als Leser auch mal schnell als geschickt getarnte Ahnungslosigkeit entlarven kann. Aber wie findet man etwas, von dem niemand wissen darf, dass es vermisst wird?
Weynfelds Freunde, die selbstverständlich vollkommen integer sind, halten sich bedeckt. Lediglich die Kunstbuchhändlerin Karin scheint reden zu wollen. Doch Allmen kommt zu spät und findet sich unversehens in seinem ersten Mordfall wieder.
Ich liebe Suters Blick hinter die Fassade der Reichen und Schönen. Und damit sind jetzt nicht die gemeint, die das mit allzu bekannten Initialen auf Sonnenbrillen und Taschen öffentlich zur Schau stellen. Es sind die kleinen, subtilen Momente, die Suter aufdeckt, wenn zum Beispiel Weynfeldt in der Bar nur die Olive genießt, den Drink aber nicht anrührt. Dinge, die auch Allmen sich abschaut. Denn wie wir ja wissen, stammt er aus einer bäuerlichen Familie ab, auch wenn er lieber von den Ländereien seines Vaters spricht als von Feldern.
Was wäre Allmen nur ohne seine Entourage – Carlos und Maria sorgen im Hintergrund dafür, dass Allmens Fassade keine Kratzer bekommt und er seine Kreditwürdigkeit behält. Für alle, die den kultivierten, dauerbankrotten Hochstapler und Kunstkenner noch nicht kennen: es geht hier weder um Spannung, noch erwartet uns eine Detektivgeschichte. Allmen ist weder besonders clever noch besitzt er überhaupt ein detektivisches Gespür. Und Arbeit jeglicher Art lehnt er kategorisch ab. Ein Müßiggänger, der seine Marotten pflegt.
Es ist Suters geschärfter Blick in die Welt der Schweizer Oberschicht, den er auch in der »Business Class« unter Beweis gestellt hat. Vielleicht ist es genau dieser Voyeurismus gepaart mit Suters Tonart und der pointierten Kurzweiligkeit, was mich in der Allmen-Reihe immer wieder begeistert, mir ein Dauerschmunzeln entlockt. Und nicht zuletzt Suters dezenter Humor, den ich auch in seinen Romanen so mag. Wie Schweizer Schokolade – ein kurzer, delikater Genuss.