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Pantoffeltier

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.03.2024

Guter Überblick

Freiheit, Rausch und schwarze Katzen
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Andreas Schwab widmet sich dem schillernden Personal und den Ideen der Boheme in Paris, Berlin, München und Wien. Diese künstlerische Subkultur zu der beispielsweise Edvard Munch, Franziska zu Reventlow, ...

Andreas Schwab widmet sich dem schillernden Personal und den Ideen der Boheme in Paris, Berlin, München und Wien. Diese künstlerische Subkultur zu der beispielsweise Edvard Munch, Franziska zu Reventlow, Oda Krogh und August Strindberg gehörten, entwickelte sich im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Ihre Protagonist:innen lehnen bürgerlichen Werte ab, sind ständig abgebrannt und dem Alkohol sehr zugeneigt. Sehr schön zeigt der Autor auf, dass sich die schöne Theorie nicht immer umsetzen lässt. So geht die freie Liebe gerade für Frauen oft nicht gut aus und es gibt so einige Eifersüchteleien und leicht zu kränkende Künstleregos.

Ich kannte mich kaum in der Epoche aus und habe einen guten Überblick bekommen. Gerade die vielen (schwarz-weißen) Abbildungen haben mir gefallen (auch wenn nicht immer klar war, warum manches abgebildet wurde und anderes gerade nicht, vielleicht gab es manchmal Probleme mit Bildrechten) und auch das Cover ist ein echter Hingucker.

An sich fand ich es ganz gut lesbar, ich hätte mir aber mehr von der übergreifenden Analyse der Gesellschaft gewünscht als Beschreibung berühmter Personen und Orte. Da kann man vielleicht doch mehr mit anfangen wenn man mehr der Künstler:innen kennt. Für mich hat es sich gerade im letzten Drittel ziemlich gezogen. Auch hätte ich mir am Ende noch einmal eine Zusammenfassung gewünscht und nicht bloß einen Überblick darüber, wie es im Leben der Boheme-Künstler:innen weiterging.

Insgesamt ein lesenswerter Blick auf die Boheme und das künstlerische Leben Ende des 19. Jahrhunderts mit Fokus auf Künstlerpersönlichkeiten.

Veröffentlicht am 12.02.2024

Ein ereignisloses Leben

Klarkommen
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"Ich wollte so gern meine Jugend verschwenden, aber doch nicht so"


Die Erzählerin wäre gern etwas Besonderes, hat aber nie zu einer coolen Clique dazugehört. Stattdessen wartet sie darauf, dass ihr ...

"Ich wollte so gern meine Jugend verschwenden, aber doch nicht so"


Die Erzählerin wäre gern etwas Besonderes, hat aber nie zu einer coolen Clique dazugehört. Stattdessen wartet sie darauf, dass ihr Leben endlich anfängt. Dieses Gefühl, dass alle anderen um uns herum (und besonders auf Social Media und in Filmen) das viel spannendere Leben führen, kennen wohl viele Menschen und dieses Buch dreht sich fast nur darum.

Es werden viele kurze Momentaufnahmen gezeigt, zusammengehalten durch die Suche nach etwas Bedeutungsvollem. Obwohl ich aus meinen 20ern raus bin, fand ich das Buch trotzdem lesenswert. Anfänglich war ich etwas irritiert von den kurzen, scheinbar zusammenhanglosen Abschnitten, habe mich jedoch schnell reingefunden. Mit der Zeit entdeckt man dann wiederkehrende Themen und Motive, auch wenn es nicht sonderlich tiefgehend wird.

Bedingt durch die kurzen Abschnitte liest sich das Buch schnell weg und ist gut geeignet für ein nostalgisches Wochenende. Zwar wird es mir vermutlich nicht länger in Erinnerung bleiben, doch als Darstellung eines banalen Leben, wie es wohl dann doch die meisten führen, fand ich es ganz ansprechend.

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Veröffentlicht am 15.12.2023

Solide Fantasy mit zu viel Fokus auf Liebeswirren

Die Tochter der Mondgöttin 1: Die Tochter der Mondgöttin
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Die Unsterbliche Xingyin lebt mit ihrer Mutter auf dem Mond. Xingyings Existenz muss geheim bleiben, denn ihre Mutter wurde vom himmlischen Kaiser verbannt. Als Xingyings magische Kräfte erwachen, muss ...

Die Unsterbliche Xingyin lebt mit ihrer Mutter auf dem Mond. Xingyings Existenz muss geheim bleiben, denn ihre Mutter wurde vom himmlischen Kaiser verbannt. Als Xingyings magische Kräfte erwachen, muss sie fliehen und beschließt, ihre Mutter zu befreien. Fortan lebt sie unter falscher Identität im himmlischen Königreich und entwickelt während ihrer Ausbildung zur Kriegerin Gefühle für den Kronprinzen.

Es fing sehr gut an und nahm mich gleich gefangen, jedoch flachte es zur Mitte hin ab. Ich würde dem Verlag widersprechen, dass es sich um epische High Fantasy handelt. Die Handlung ist einsträngig und wenig komplex, es geht kaum darum die erschaffene Fantasywelt zu entdecken und weder die Magie noch die Gesellschaftsstruktur werden groß erklärt. Das fand ich sehr schade, denn ich hätte wahnsinnig gerne mehr über die Welt erfahren, in der die Handlung spielt und die Szenen, in denen wir mehr über die Welt erfahren fand ich wirklich interessant. Stattdessen geht es viel um eine Dreiecksliebesgeschichte und gerade im Mittelteil werden viele pathetische Reden geschwungen und Xingying denkt über ihre Gefühle nach. Zur Auflockerung gibt es dann einige durchaus spannende und brutale Actionszenen. Hier hat es mich etwas geärgert, dass viel dem Zufall zu verdanken ist. Wer hält denn bitte wichtige geheime Taktikübungen und Besprechungen direkt in Sicht und Hörweite einer Gefängniszelle ab???

Insofern wurde meine Erwartung an eine komplexe Geschichte, die mich in ein fantastisches Reich abtauchen lässt, etwas enttäuscht und das trübte das eigentlich gute Hörerlebnis. Ich hätte hier wahnsinnig gerne halbe Sterne, denn für mich ist es genau zwischen 3 und 4 Sternen.

An sich ist das Hörbuch aber solide gemacht und auch gut vorgelesen. Eine sehr stringente Geschichte mit nicht zu vielen Personen, die man sich merken muss, einer gerade am Anfang herzerwärmenden Liebesgeschichte, guter Charakterentwicklung, einigen Actionszenen und ein paar unerwarteten Twists und Intrigen. Es trifft meinen Geschmack einfach nicht so ganz, ich kann mir aber gut verstellen, dass es eine große Fangemeinde findet.

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Veröffentlicht am 03.11.2023

Was ist eine "starke Frau"?

Vom Himmel die Sterne
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Sallie Kincaid ist die Tochter des Dukes, eines der mächtigsten Männer in Virgina. Nach dem Tod ihrer Mutter und einem Zerwürfnis mit der neuen Frau des Dukes wird Sallie verstoßen. 10 Jahre später, nachdem ...

Sallie Kincaid ist die Tochter des Dukes, eines der mächtigsten Männer in Virgina. Nach dem Tod ihrer Mutter und einem Zerwürfnis mit der neuen Frau des Dukes wird Sallie verstoßen. 10 Jahre später, nachdem seine neue Frau gestorben ist und der Duke sich anschickt wieder zu heiraten, kehrt Sallie ins Haus ihres Vaters zurück. Sie weigert sich zu heiraten und sich in die traditionelle Frauenrolle zu fügen, stattdessen steigt sie in die Geschäfte des Dukes ein.

Die Bewertung fällt mir ziemlich schwer. Die Handlung entwickelt sich nach einem gemütlichen Anfang rasant. Es gibt eine große Anzahl von Todesfällen und Tragödien und so ziemlich jede Ehe ist unglücklich. Die Prohibition und die mit Alkoholschmuggel verbundenen Bandenkriege verschärfen die Situation noch.
Auf der Strecke blieb die Personenentwicklung. Gerade die Nebenfiguren bleiben sehr vage beschrieben und auch das mafiöse System des Duke wird nicht ausreichend durchleuchtet. Sallie versucht ein guter Mensch zu sein und den Armen zu helfen, ist aber qua Geburt Teil eines mafiösen Systems. Ich hätte es wahnsinnig spannend gefunden hier, außerhalb der schwierigen nahezu rechtslosen Stellung der Frauen in der Ehe, mehr zu erfahren. Gerade das Auflösen des unreflektieren Hochlebens von "starken Frauen" fände ich spannend. Heißt es "eine starke Frau zu sein" sich wie ein Mann zu verhalten und heißt das, dass alle Frauen an sich erst einmal schwach sind? Ist ein weiblicher Mafiaboss besser als ein männlicher? Kann Sallie nur eine starke Frau sein, so lange sie nicht verheiratet ist und bedeutet eine Ehe (zu dieser Zeit?) automatisch die Unterwerfung unter den Mann? Diese (und andere) Fragen werden für meinen Geschmack zu oberflächlich behandelt und das Potential der eigentlich spannenden Geschichte nicht komplett ausgeschöpft.
3,5 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 29.08.2023

Solide

Die Übersetzerin
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Jersey, 1940. Aus Not nimmt die Jüdin Hedy ausgerechnet bei den deutschen Besatzern eine Stelle als Übersetzerin an. Sie ist ständig in Gefahr entdeckt zu werden und ihre Liebe zu einem Wehrmachtsoldaten ...

Jersey, 1940. Aus Not nimmt die Jüdin Hedy ausgerechnet bei den deutschen Besatzern eine Stelle als Übersetzerin an. Sie ist ständig in Gefahr entdeckt zu werden und ihre Liebe zu einem Wehrmachtsoldaten macht es noch gefährlicher. Können sie gemeinsam die Zeit bis zur Befreiung überstehen?

Die Hintergrundgeschichte ist wahr und viele kleine Details, die wohl durch die Recherche eingeflochten wurden, haben mir gut gefallen. Man bekommt einen Eindruck davon, wie sich die Besatzung auf die Bevölkerung auswirkt, wie man zum Beispiel mit ständigem Hunger umgehen musste. Dafür ist die Handlung auch eher unspektakulät. Hedy leistet nur in sehr kleinem Rahmen Widerstand, sehr lange wird einfach nur ihr Alltag beschrieben. Ich hätte mir eine etwas sorgfältigere Charakterisierung der Personen gewünscht. So hat man eher der äußeren Umstände der Handlung wegen, als aus Sympathie mitgefiebert.
Insgesamt ein solides Hörbuch, das ich gern gehört habe und Einblick in das Alltagsleben in Jersey zur Zeit der Besatzung gibt.

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