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Veröffentlicht am 13.10.2017

Willkommen in der Firma

In der Liebe ist die Hölle los
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Eigentlich wollte Catalea Morgenstern nichts mit der Firma ihres Vaters zu tun haben, denn die Firma handelt mit Seelen und ist nichts weiter als die Hölle und Cataleas Vater ist der Teufel daselbst. Sie ...

Eigentlich wollte Catalea Morgenstern nichts mit der Firma ihres Vaters zu tun haben, denn die Firma handelt mit Seelen und ist nichts weiter als die Hölle und Cataleas Vater ist der Teufel daselbst. Sie selber ist eigentlich nur ein Halbblut, doch insgeheim wird ihr, spätestens nachdem ihr Freund Jan mit ihr Schluss gemacht hat, klar, dass sie ihre Herkunft nicht verleugnen kann. Sie beginnt für ihren Vater zu arbeiten, doch schon ihr erster Auftrag geht schief und das so sehr, dass sie sogar von der Polizei verhaftet wird und nicht nur das, auch ein paar Häuser der Hölle sind hinter ihr her. Zum Glück hilft ihr der mehr als gut aussehende Gehilfe und Anwalt ihres Vaters, Timur, bei ihrer Flucht.
Meine Meinung:
An Hand des Autorennamens ist hier ja gleich klar, dass dieses Buch von einem Mann geschrieben wurde, aber nach dem Klappentext war ich schon sehr gespannt darauf, wie er das umgesetzt hat und ich muss sagen: der Herr Schröder kann das und das sogar sehr gut. Der Schreibstil ist sehr locker und flüssig zu lesen, dabei bringt er so einige Dialoge und Begebenheiten zur Hölle (oder wie es im Buch so schön heißt: zur Firma) aufs Tapet, die mich mehr als einmal laut loslachen ließen. Der Autor hat ein äußerst gelungenes Debüt geschrieben, das mit sehr viel Wortwitz ausgestattet ist, allein die Auszüge aus dem "Ratgeber für die Toten" den man als Begleiter gereicht bekommt, wenn man in das dunkle Reich eintritt, sind äußerst unterhaltsam und ich habe mehr als einmal gedacht: oh nee, das sind ja schlimmere Bedingungen als jetzt.
Das Buch ist im Großen und Ganzen sehr unterhaltsam, aber es gibt auch hier und da kleinere Längen, bei denen man sich einfach durch die Erläuterung zum Setting und den Kreaturen der Hölle lesen muss. Doch dies ist hier durchaus notwendig, um all die Zusammenhänge zu verstehen, trotzdem ist es ein wenig anstrengender, da am Ball zu bleiben. Hat man da jedoch einmal den Durchblick und kann alle Personen recht gut zuordnen, wird es auch deutlich spannender zu lesen.
Eines muss ich dem Autor lassen, die gesamte Grundidee strotzt nur so vor Ideenreichtum und so manch einer der Charaktere brachte mich allein nur beim Lesen des Namens schon zum Schmunzeln. Ich bin schon sehr gespannt, wie sich das alles weiterentwickeln wird, denn ich denke, dass wir da noch sehr interessantes lesen werden.
Die Geschichte erzählt uns Catalea direkt in der Ich-Form, so dass man sie recht gut kennenlernen kann. Allerdings blieb sie mir recht lange eher undurchschaubar, was allerdings wohl auch ein wenig daran liegt, dass sie am liebsten selbst ihre Herkunft vergessen würde und so gar nicht scharf darauf ist, ihren Vater näher kennenzulernen oder ihm gar bei der Arbeit in seiner Firma zu helfen. Man kann auf jeden Fall gut verfolgen, wie sie beginnt, sich selbst und ihre Herkunft immer mehr zu akzeptieren. Letzten Endes hilft ihr dabei auch ganz gut ihr männlicher Gegenpart Timur. Höllisch heiß und höllisch sexy, aber auch sehr geheimnisvoll kommt dieser daher und erst nachdem man so langsam hinter seine Geheimnisse kommt, wird auch Timur sympathischer.
Richtig gut gefallen haben mir die sehr kreativ dargestellten Nebenfiguren, allein der Teufel, der immer plötzlich und in völlig unterschiedlichen Gestalten daherkommt, brachte mich immer wieder zum Lachen, auch wenn er ja eigentlich ganz schön böse ist. Auch weitere Charaktere wie Kitty oder der Apostel sind sehr gut gelungen und runden das skurrile Geschehen perfekt ab. Gerade durch diese Nebencharaktere bekommt die Geschichte ihren Schwung und ihre Lebendigkeit.
Mein Fazit:
Skurril, witzig, anders und dabei recht unterhaltsam kommt das Debüt aus der Feder von Benne Schröder daher. Mit sehr viel Situationskomik und großem Ideenreichtum ist dem Autor ein Start in eine neue Reihe gelungen, auf deren Fortsetzung ich schon gespannt bin. Der Schreibstil ist fließend und modern und die Charaktere interessant und ungewöhnlich, so dass ich über die kleinen Längen gut hinwegsehen konnte. Ich bin jetzt schon auf Band 2 gespannt, der im November erscheinen soll. Schaut einmal herein, wenn ihr die Firma und deren Mitarbeiter kennenlernen wollt, aber passt gut auf, dass ihr nicht von diesen geholt werdet, denn euer neuer Job bei der Firma und eure neue Wohnsituation könnte höllisch werden.

Veröffentlicht am 13.10.2017

Knallhart, schonungslos, schockierend

Tränenbringer
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Berlin, am hellichten Tag läuft ein Mann wie benommen über die Fahrbahn, in seiner Hand einen Karton. Nur knapp entgeht er der Kollision mit einem LKW, der in eine Wand eines Restaurants fährt beim Ausweichen. ...

Berlin, am hellichten Tag läuft ein Mann wie benommen über die Fahrbahn, in seiner Hand einen Karton. Nur knapp entgeht er der Kollision mit einem LKW, der in eine Wand eines Restaurants fährt beim Ausweichen. Als die Polizei vor Ort ist, machen diese eine grauenhafte Entdeckung, denn der Karton hat einen schockierenden Inhalt: Füße. Clara Vidalis und ihre Kollegen beginnen zu ermitteln, doch bevor sie antworten von dem offensichtlich drogensüchtigen Mann erhalten, verliert dieser das Bewusstsein. Kurze Zeit später erhält ein Familienvater ebenfalls einen Karton und auch dessen Inhalt lässt den Mann beinahe verzweifeln.
Meine Meinung:
Mit Tränenbringer erscheint der bereits fünfte Band rund um die Ermittlerin Clara Vidalis. Die Fälle in den einzelnen Bänden sind jeweils abgeschlossen, lediglich das private Leben der Ermittler baut innerhalb der Reihe aufeinander auf. Trotzdem kann man dieses Buch durchaus lesen, ohne die Vorgänger zu kennen.
Der Schreibstil ist sehr flüssig, sehr geradlinig und dadurch auch gut verständlich. Allerdings möchte ich von Beginn an klar stellen, dass es rein inhaltlich tatsächlich sehr detailliert beschriebene Szene gibt. Der Autor nimmt hier keinerlei Blatt vor den Mund und weiß mit der Darstellung der grausamen Taten nicht nur zu erschrecken, sondern auch zu schockieren. Ich bin ein durchaus hartgesottener Thrillerleser, aber tatsächlich gab es hin und wieder so klar beschriebene Details z. B. bei einer Leiche, das ich auch mal schlucken musste. Also ein stabiler Magen und ein gutes Nervenkostüm sind hier absolut von Vorteil.
Schon beim Einstieg beginnt der Autor mit einer sehr spannenden Sequenz und auch während der Geschichte gibt es immer wieder Momente, bei denen der Autor die Spannungsschraube anzieht. Das sorgt zum einen dazu, dass man hier nur so durch die Geschichte fliegt, zum anderen dazu, dass es zu keiner Zeit Langeweile gibt. Am Ende erhält der Leser sogar noch einen regelrechten Showdown, der einen an den Fingernägeln kauen lässt. Spannung ist also absolut garantiert.
In erster Linie verfolgen wir den Fall in der Gegenwart gemeinsam mit der Ermittlerin Vidalis. Doch es gibt hier auch immer wieder Rückblenden bzw. auch Sequenzen aus der Gegenwart, die aus der Sicht des Antagonisten erzählt werden. Mir gefällt das immer, da ich dabei nicht nur einen guten Überblick erhalte, sondern auch ein wenig den Täter und dessen teilweise wirklich verstörende Gedanken kennenlernen kann. Auch hier sorgt diese Abwechslung für Spannung.
Die Charaktere sind teilweise bekannt aus den vorherigen Bänden, sprich Vidalis und ihren Partner McDeath und auch die anderen Ermittler kennt man, wenn man Bücher aus der Reihe gelesen hat. In diesem Buch konnte ich sehr mit Carla Vidalis mitfühlen und das, was ihr hier passiert, machte sie für mich noch ein wenig mehr greifbar und ja, man lernt sie auch ein wenig verletzlich kennen. Wobei sie durch ein bestimmtes Ereignis sehr authentisch wirkt. Ich will gar nicht viel verraten, aber ich konnte in diesem Band mich sehr gut in die Protagonistin hineinversetzen. McDeath beeindruckt mich ja immer wieder mit seinem unglaublichen Wissen, dabei wirft Etzold auch immer wieder Kleinigkeiten ein, die wirklich real sind und die Story und deren Charaktere glaubwürdiger machen.
Mein kleiner Kritikpunkt ist hier eher der Gegenspieler unserer Ermittler, der mir einfach zu klischeehaft war und dessen Entwicklung mir sozusagen vom ersten Kennenlernen an schon klar war. Ich glaube, da geht noch mehr, denn Etzold versteht es ausgezeichnet, Charaktere zu zeichnen und lebendig werden zu lassen.
Mein Fazit:
Spannung, Ekel, Tempo, alles kann man in dem neuen Thriller des Autors finden. Dabei weiß Etzold hier durchaus immer wieder zu schockieren. Er zeigt hier deutlich darauf, wie es überhaupt soweit kommen konnte, wie solch ein Mörder sozusagen gezeugt wird. Das war mir zwar etwas zu klischeehaft, aber durchaus plausibel und nachvollziehbar. Wer viel Blut lesen kann und auch bei detailreichen, bildhaften Beschreibungen von Opfern nicht zurückschreckt, der sollte hier unbedingt zugreifen. Zartbesaitete Leser sollten aber hier lieber Abstand nehmen, wobei ich finde, dass allein schon das Cover zeigt, wie blutig es wird.

Veröffentlicht am 09.10.2017

Political Science Fiction

Kollaps - Das Imperium der Ströme 1
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In einer fernen Zukunft lebt die Menschheit nicht mehr auf der Erde, sondern ist auf viele kleinere Planeten im Weltraum verteilt. Diese einzelnen Planeten sind durch Ströme miteinander verbunden, die ...

In einer fernen Zukunft lebt die Menschheit nicht mehr auf der Erde, sondern ist auf viele kleinere Planeten im Weltraum verteilt. Diese einzelnen Planeten sind durch Ströme miteinander verbunden, die es schon immer gegeben hat und die sich die Menschheit zu nutzen machte. Denn eigentlich sind diese einzelnen Planeten Lichtjahre voneinander entfernt und nur die Ströme ermöglichen die Reise und den Handel untereinander, alleine könnte niemand überleben. Doch plötzlich scheint etwas mit den Strömen nicht in Ordnung zu sein und wie sich herausstellt, passiert dies alles nicht zum ersten Mal. Unterdessen stirbt der Imperatox, der Herrscher, der Galaxie und seine Tochter Cardenia tritt das Erbe an. Allerdings trifft das nicht überall auf positive Stimmen. Immer mehr geschieht in der Interdependenz und die Ereignisse beginnen sich zu überschlagen.
Meine Meinung:
Das war mein erster Science Fiction Roman des Autors John Scalzi, der wohl gerade auch für seinen recht schrägen Humor bekannt ist. Diesen bemerkt man auch durchaus immer wieder innerhalb diesen Buches und auch sonst schreibt Scalzi sehr fesselnd und flüssig. Zugegeben, mit den Namen, wie z. B. der Interdependenz, tat ich mich ein wenig schwer, da das nicht immer ganz so leicht im Lesewahn zu verfolgen ist, aber es ist hier wirklich absolut durchdacht. Dabei gefallen mir vor allem die Dialoge in dieser Geschichte, z. B. zwischen der Händlerin Kiva und ihrem Erzfeind Ghreni, die mich, trotz allen Ernstes, immer wieder schmunzeln ließen.
Die Spannung steigert Scalzi hier sehr bedacht und langsam, dabei aber stetig. Allerdings merkt man der Geschichte durchaus an, dass es sich hier um den Einstieg in eine Reihe handelt. Scalzi beginnt hier ganz langsam, aber dafür sehr genau, sowohl seine Charaktere vorzustellen, als auch die politische Situation. Denn die Welt, die er hier konstruiert hat, ist von vorne bis hinten absolut durchdacht. Das könnte vielleicht auf den ein oder anderen etwas langatmig wirken, doch um überhaupt all die komplexen Zusammenhänge hier verstehen zu können, sind all diese Ereignisse und die damit einhergehenden Erklärungen absolut von Nöten.
Denn die Welt, die Scalzi hier erschaffen hat, ist eine, die schon seit über tausend Jahren so im Weltraum existiert. Dabei sind die einzelnen Sterne/Planeten absolut abhängig voneinander und es gibt nur einen Planeten, der alle anderen miteinander verbindet, nämlich Nabe, auf dem der Imperatox zu Hause ist. Kontakt zur Erde gibt es schon seit vielen Jahren nicht mehr, denn der Strom dorthin riss schon sehr früh ab. Nun beginnen die Ströme untereinander sich aber auch zu verändern und das kann mehr als fatal für die Menschen dort werden. Allein überleben kann hier nämlich niemand und das wird vielen durchaus bewusst. Mich konnte der Autor hier durchaus beeindrucken, denn er hat hier wirklich an alles gedacht.
Um hier den Überblick zu wahren, wählt Scalzi einen personellen Erzähler in der dritten Person, der dem Leser einen wirklich guten Einblick, aber auch Rundumblick gewährt. Man kann sich hier also sehr genau vorstellen, wie die Welten und deren Verbindungen untereinander aufgebaut sind und wie diese funktionieren.
Protagonisten gibt es hier gleich drei, da wäre Cardenia Wu-Patrick, die Tochter des Imperatox und seine Nachfolgerin. Sie scheint mir, trotz ihrer Herkunft, sehr sympathisch und nicht abgehoben. Tatsächlich wird sie hier fast völlig unvorbereitet mit Aufgaben konfrontiert, die es ganz schön in sich haben. Denn sie ist die Verantwortliche für all die Menschen auf den Planeten und steht plötzlich davor, Entscheidungen zu treffen, die mit den Veränderungen der Ströme zusammenhängen.
Dann wäre da Kiva, die Händlerin, die mit ihrem Schiff zwischen den einzelnen Planeten wandert und die, na ja, ziemlich frei Schnauze redet und nur selten ein Blatt vor den Mund nimmt. Dabei ist sie durchaus ein ausgekochtes Schlitzohr, die es ganz schön in sich hat.
Zu guter Letzt ist dann noch der Wissenschaftler Marce Claremont, der mir noch ein bisschen blass war, aber im Großen und Ganzen hier wunderbar ins Geschehen passt.
Neben diesen Charakteren gibt es auch noch einige Nebencharaktere, von denen der Gegenspieler, Ghreni, hier noch durchaus sehr interessant ist.
Mein Fazit:
Mit Kollaps geht eine neue Reihe des Autors John Scalzi an den Start, der ein recht ernstes und auch politisches Grundthema beinhaltet. Scalzi baut seine Geschichte durchdacht auf und lässt dadurch die weit entfernten Welten lebendig erscheinen. Doch man merkt hier durchaus, dass es ein erster Band ist, denn als Leser erhält man sehr viele Erläuterungen zum Aufbau der Welt und der Gesamtsituation, was aber wiederum absolut notwendig ist, um den Überblick zu behalten. Ein gelungener Einstieg für alle Science Fiction Fans, die gerne komplexe Welten erleben.

Veröffentlicht am 07.10.2017

Sehr erschütternd

Ich soll nicht lügen
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Als Mags von Amerika aus zurück in ihre Heimat kehren muss, weil ihr Bruder einen Unfall hatte, beginnt sie diese Reise noch mit sehr gemischten Gefühlen. Schon lange hat sie sich von ihrer Familie abgewandt ...

Als Mags von Amerika aus zurück in ihre Heimat kehren muss, weil ihr Bruder einen Unfall hatte, beginnt sie diese Reise noch mit sehr gemischten Gefühlen. Schon lange hat sie sich von ihrer Familie abgewandt und sie weiß so gut wie nichts, über ihren Bruder. Doch Abe hat sie zu seinem gesetzlichen Vertreter ernannt, wenn ihm einmal irgendetwas geschehen sollte. Im Krankenhaus lernt Mags Jodie, Abes Verlobte, kennen. Doch das, was sie Mags erzählt, klingt zum großen Teil unglaubwürdig. Abe solle Depressionen gehabt haben und gesprungen sein, doch Mags kann das nicht glauben. Sie beginnt, auf eigene Faust dem Geheimnis rund um Abes Sturz auf den Grund zu gehen und das, was sie zu Tage fördert, ist wirklich unglaublich.
Meine Meinung:
Der Klappentext dieses Buches klang sehr ungewöhnlich und da ich immer wieder auf der Suche nach Büchern bin, die etwas anders oder besonders sind, war ich gleich Feuer und Flamme.
Allerdings war der Einstieg in diese Geschichte zunächst doch sehr verwirrend und ich sah keine wirklichen Zusammenhänge, doch hier hat Naughton eigentlich nur einen Kreis zu einem großen Gesamtbild geöffnet, welches sie mit einem Ende mit Knalleffekt wieder schließt.
Der Schreibstil ist allein durch die Zeitform, der Gegenwart, schon ein wenig anders, lässt sich aber trotz allem vom reinen Inhalt her gut verstehen. Zusammenhänge werden erst nach und nach klarer und doch zieht die Geschichte den Leser immer weiter und tiefer in das Geschehen. Durch diesen Schreibstil fühlt man sich nicht nur wie ein Beobachter der Geschichte, sondern auch teilweise als könnte man durch die Augen der Charaktere mit- und nachverfolgen. Man ist hier durchaus sehr nah am Geschehen und muss einiges an Eindrücken und Ungereimtheiten verarbeite.
Durch den zusammenhanglos wirkenden Beginn ist man als Leser doch sehr neugierig, womit man es hier zu tun hat und auf der Suche nach Antworten wird man durch die Seiten getrieben. Spannend bleibt es in dem Sinne, dass man sich gemeinsam mit Mags auf die Suche nach Antworten macht und dabei genau wie sie immer wieder aufs Neue völlig überrascht wird. Hat man in einem Moment noch das Gefühl, dass man weiß, worauf es hinausläuft, merkt man schnell, man ist auf dem Holzweg.
Da dies nirgendwo auf dem Klappentext steht, sag ich mal - Achtung der folgende Abschnitt könnte auf den ein oder anderen wie ein Spoiler wirken. Es war mir aber sehr wichtig, dies zu erwähnen.
"Gerade das Thema, auf dass das Schrecken hier basiert, ist ein wirklich grausames, denn Naughton beschreibt hier durch Rückblicke zwar nicht detailliert, aber doch durch kleine Bemerkungen sehr lebhaft, was Kinder durchmachen, die missbraucht, misshandelt und "verkauft" werden. Damit hatte ich so gar nicht gerechnet und war teilweise doch sehr schockiert, denn verschönigt wird hier nichts, zumal es bei diesem Thema auch nichts zu verschönigen gibt. Die daraus resultierende psychischen Probleme klangen für mich sehr plausibel und grausam."
Durch wechselnde Perspektiven zwischen Mags, Abes Schwester und Jodie, Abes Verlobten, erlebt man die Geschichte. Zwischendurch erlebt man die zuvor genannten Rückblicke einer Person, bei der man zwar ahnt, um wen es sich handelt, es aber nicht explizit erwähnt wird. Gerade durch die Ich-Perspektive, die die beiden Protagonistinnen bieten, sollte man glauben, dass man sie näher kennenlernt. Doch auch das muss man sich nach und nach erarbeiten, denn hier ist eigentlich nichts richtig klar. Zwischendurch bekommt man dann auch noch kleinere Momente die eine Nachbarin von Abe und Jodie erzählt und diese sorgen noch einmal mehr für Wendungen und Drehungen.
Die Charaktere bleiben hier recht überschaubar. Zum einen gibt es hier Mags, die mir gerade am Anfang durch ihre kalte, distanzierte und fast schon rücksichtslos wirkende Art alles andere als sympathisch war. Zum anderen gibt es Jodie, die aber allein in ihren Gedanken, die man kennenlernt, schon sehr merkwürdig erscheint. Dank des Titels stellt man sich hier immer wieder die Frage, wer der- oder diejenige ist, der/die hier nicht lügen soll. Doch ich muss sagen, dass mir die Entwicklung der Beiden gut gefallen hat und plausibel erscheint.
Wenige Nebencharaktere sorgen dafür, dass man immer wieder auf falsche Spuren gerät, bleiben aber neben Mags und auch Jodie blass und nebensächlich. Letzten Endes dienen sie nur zur Weiterentwicklung der Geschichte.
Mein Fazit:
Alles in allem ein sehr hartes Buch, bei dem ich noch ein bisschen mit dem Genre Psycho"thriller" hadere. Wobei es hier auch eindeutig ganz viel um die Psyche der Charaktere geht, ob das allerdings dann gleich ein Thriller ist, sie mal dahingestellt. Trotzdem hat mir das Buch so spannende Lesestunden beschert, dass ich es an nur einem Abend gelesen habe. Die Autorin fängt auf jeden Fall mit ihrem Schreibstil sehr gut die Stimmung des Buches ein und konnte mich fesseln. Wer sich nicht sicher ist, ob diese Geschichte etwas für ihn ist, sollte einfach mal in eine Leseprobe schnuppern.

Veröffentlicht am 04.10.2017

Macht Gänsehaut

Sag kein Wort
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Téo Avelar ist Medizinstudent und im Seziersaal fühlt er sich richtig wohl. Unter anderen Menschen fühlt er sich eher unwohl, doch als er von seiner Mutter überredet wird, mit zu einer Gartenparty zu kommen, ...

Téo Avelar ist Medizinstudent und im Seziersaal fühlt er sich richtig wohl. Unter anderen Menschen fühlt er sich eher unwohl, doch als er von seiner Mutter überredet wird, mit zu einer Gartenparty zu kommen, kann er nicht schon wieder nein sagen. Hier lernt er die junge Clarice Manhães kennen, die mit ihrer ungezwungenen Art und auch mit ihrem Aussehen Eindruck auf den jungen Mann macht. Mit einer List gelangt er an ihre Anschrift und findet auch heraus, wo sie studiert. Heimlich folgt er ihr und hilft ihr sogar aus einer unglücklichen Situation zu kommen. Doch Clarice findet schnell heraus, dass es kein Zufall war, dass er ihr geholfen hat und um dieser Konfrontation zu entgehen, wird Téo handgreiflich, schlägt sie nieder und entführt sie letzten Endes.
Meine Meinung:
Bei diesem Buch ging mir das Cover einfach nicht aus dem Kopf, dieser Blick ist so eindringlich, dass er immer wieder die eigenen Blicke auf sich zieht und so wurde ich auch sehr neugierig auf den Inhalt. Dank des sehr leichten und flüssigen Schreibstils fiel mir auch der Einstieg in die Geschichte nicht allzu schwer. Montes beschreibt allerdings vieles sehr bildlich und da sei gleich gesagt: man sollte nicht allzu zart besaitet sein, bei mancher Szenebeschreibung. Trotzdem ist die Sprache sehr gut verständlich und das Buch lässt sich dadurch auch sehr gut lesen.
Die Spannung allerdings ist hier leider nicht immer gegeben. Mir war es zwischendurch zu langatmig und ich hätte mir an mancher Stelle etwas mehr Tempo gewünscht. Zwar gibt es immer wieder Augenblicke, bei denen ich mitgerissen wurde, aber auch immer wieder Abschnitte, in denen ich aufpassen musste, um nicht den Faden zu verlieren. Einen etwas konstanteren Spannungsbogen hätte ich mir hier gewünscht, allerdings gibt es dann wieder das große Aber, denn durch die eher ruhigen Passagen hat man einen sehr guten Blick auf den Protagonisten Téo und seinen sehr speziellen Charakter. Ich würde dieses Buch auch schon eher in Richtung Psychothriller einordnen, denn es geht hier auch sehr viel um Téos Psyche.
Ein Erzähler gibt die Geschichte in der dritten Person wieder, dabei ist er aber auf Téo konzentriert und erzählt alles aus dieser Perspektive. Man bekommt hier ein sehr klares und deutliches Bild des Mannes und das lässt hier durchaus immer wieder eine Gänsehaut entstehen.
Das Hauptaugenmerk liegt hier absolut auf die Charakterisierung des Medizinstudenten Téo und diese Umsetzung ist auf jeden Fall komplett gelungen. Der Autor zeigt sowohl, wie der junge Mann auf seine Umwelt wirkt, aber auch wie er wirklich ist. Téo scheint eigentlich nur ein sehr intelligenter, aber auch stiller Mann zu sein, doch in Wirklichkeit ist er jemand, dem jegliche Empathie fehlt. Gleich vom ersten Moment an stellt man fest, dass hier etwas ganz arg im Bösen liegt. Doch wie schlimm es um Téo steht, erfährt man dann nach und nach und ich muss sagen, dass mir selten ein Charakter so grausig vorkam. Er ist weder ein reiner Psychopath noch ein reiner Soziopath, doch eines ist ihm gewiss: er kann sich nicht in sein Gegenüber versetzen. Das, was in ihm vorgeht, wird hier so gut beschrieben, dass ich tatsächlich hoffe, niemals solch einer Person zu begegnen.
Neben Téo erfährt man hier noch recht viel über die Frau, die er entführt: Clarice. Doch so richtig konnte ich bei ihr nicht nachempfinden, wie sie sich fühlt. Alles in allem wurde sie mir in keinster Weise richtig sympathisch und ihre Handlungen waren nicht immer nachvollziehbar. Aber ich denke, dass auch genau das hier so gewollt war, denn der Fokus liegt auf Téo.
Im Prinzip sind diese beiden Personen auch die wichtigsten Charaktere, alle anderen sind und bleiben hier Nebensache und das passt auch so.
Mein Fazit:
Mit einigen Überraschungsmomenten und der wirklich großartigen Darstellung des Téo konnte dieses Buch hier punkten. Allerdings fehlte mir an manch einer Stelle die Spannung, so dass ich nicht permanent gefesselt wurde, trotzdem gibt es hier einige Szenen, die eine Gänsehaut hervorrufen und die mich schaudern ließen. Jedes Mal, wenn man glaubt zu wissen, wie es läuft, kommt etwas, dass man einfach nicht vorausahnen konnte und das Ende, das hat es dann noch einmal in sich. Ich könnte mir vorstellen, dass dieses Buch sehr kontroverse Meinungen hervorrufen wird. Von mir gibt es hier eine Leseempfehlung.