Dieses Buch ist für mich schwer zu rezensieren, weil ich ganz klar eine falsche Vorstellung und somit falsche Erwartungen hatte. Ich dachte, es ginge um Burgls Zeit bei Dr. Mengele, und doch geht es hauptsächlich um ihr Leben nach dem Krieg. Um ihre Rückkehr aus dem Lager nach Hause, die beiden Zwillinge, die sie bei sich hatte, und ihren Eid nichts zu sagen.
Walburga ist 17 Jahre al als sie 1944 von der Zwillingsstation unverhofft nach Hause geschickt wird. Weil sie das eine Zwillingspärchen lieb gewonnen hat, erzählt sie es Dr. Mengele, der die nötigen Papiere zusammenstellt, damit Walburga die Zwillinge mitnehmen kann. Sie weiß nicht, welche Beweggründe er dafür hat, oder dass die Russen quasi schon vor der Tür stehen, sondern macht sich frohen Mutes auf nach Hause.
Walburga ist mit der Ideologie des Dritten Reichs aufgewachsen, war auch bei den BDM und hat anschließen die Ausbildung zur braunen Schwester gemacht. Stolz und Ehre sind ihr anerzogen, genau so wie keine Gefühle zeigen und keine Fragen stellen. Sie ist sehr jung und naiv, und folgt dem Führer blind. Sie bewundert auch Dr.Mengele, weil er ein Gelehrter ist, führend in der Genetik und Zwillingsforschung, ohne dass sie weiß, was das eigentlich bedeutet oder für die Zwillinge heißt, denn sie kümmert sich nur um die Kinder.
Als der Krieg dann vorbei ist, erfährt Burgl mit der Zeit, was eigentlich wirklich alles im Dritten Reich passiert ist, und obwohl sie eigentlich nichts gemacht hat, ist sie Mitwisser und fürchtet die Verurteilung.
Jahre Später, Burgl ist eine alte einsame Frau, will sie endlich Absolution von ihren Sünden, aber auch den Zwillingen, die sie damals gerettet hat, näher kommen. Also bucht sie die selbe Pilgerfahrt, wie die Zwillinge, und ahnt nicht, dass sie einen ganz anderen Blick auf ihr Leben wirft, bevor es zu spät ist.
Ich sag ja, es ist schwer. Auf der Pilgerreise mit dem Bus durchlebt Walburga nicht nur nochmal den Heimweg vom Lager Auschwitz nach Hause und die ersten Tage danach, sondern auch, unter welchen Umständen ihre Mutter gestorben ist, dass selbst ihr Vater ins Gefägnis musste als Mitwisser, ihre Angst, ihr Wissen, die gesamte Vergangenheit quält sie.
In dem Buch erzählt sie in ihren letzten Tagen alles ihrem alten und wieder neu gefundenen Freund Vinzenz, weil er der einzige ist, dem sie sich anvertrauen kann. Sie ist eigentlich total vergrämt, hat niemanden an sich ran gelassen aus Angst, sie könnte sich verraten, und stirbt vermutlich als alte einsame Frau. Zu spät erkennt sie, dass sie sich ihr Leben selbst zur Hölle gemacht hat.
Zum Abschluss muss ich noch sagen, dass der Anfang vom Buch sehr schleppend war, weil die alte Walburga erzählt, warum sie ihre Geschichte nun endlich erzählt, und es ist, als wenn eine alte, senile Frau einem nicht vorhandenen Freund ihr Leben erzählt. Später wurde die Erzählweise fließender, aber der Anfang war sehr schleppend. Was mir sehr gefällt, ist dass Vinzenz Walburgas Geschichte zu Ende erzählt.